Im Zuge der Veröffentlichung von Dominus est“, seinem Buch über die heilige Kommunion, ist Weihbischof Athanasius Schneider zu trauriger Berühmtheit gelangt. Traurig deshalb, weil die Ehrfurcht gegenüber Jesus Christus im allerheiligsten Sakrament des Altares eigentlich eine Selbstverständlichkeit für jeden Katholiken sein sollte. Mit der Einführung der Handkommunion nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil kann von einer solchen Ehrfurcht indes häufig nur noch dann die Rede sein, wenn man die Definition dieses Begriffs in ihr Gegenteil verkehrt. In seinem erschienenen Büchlein Corpus Christi geht Schneider erneut mit der Handkommunion ins Gericht, fokussiert seine Gedanken diesmal aber auf das Thema „Erneuerung der Kirche“. So müsse eine echte Reform des kirchlichen Lebens „bei der Erneuerung der Liturgie beginnen“.
Durch die Einführung der Handkommunion, die, wie der Weihbischof wiederholt betont, in ihrer heutigen Form trotz anderslautender Propaganda eben kein Vorbild in der frühen Kirche hat, sei dem mystischen Leib Christi – der Kirche – eine tiefe Wunde zugefügt worden. Diese manifestiere sich in vier Punkten. Zunächst sei ein erstaunlicher „Minimalismus bei den Gesten der Anbetung und Ehrfurcht“ festzustellen. Damit verbunden kritisiert Schneider zweitens den Akt des Kommunionempfangs, der sich in seinen Gebärden nicht von der Aufnahme gewöhnlicher Nahrung unterscheidet. Zudem besteht immer die Gefahr, dass kleine Partikel des konsekrierten Brotes zu Boden fallen und zertreten werden. Schließlich spricht Schneider noch die Vereinfachung des Hostienraubes als Folge der Handkommunion an.
In zwei Kapiteln beschäftigt sich der Weihbischof mit theologischen und liturgischen sowie pastoralen Gründen für die Mundkommunion. So räumt Schneider etwa mit der weit verbreiteten Legende auf, wonach nur die innere Haltung beim Kommunionempfang zähle. „Ausschließlich oder vorrangig innerliche Anbetung bei der Kommunion, die den äußeren Aspekt ausschließt, entspricht nicht der Menschwerdung Gottes.“ Und weiter: „Der Mensch ist wesentlich auch sichtbar und leiblich. Also muß die Verehrung des eucharistischen Leibes Christi notwendigerweise auch äußerlich und leiblich sein.“ Nur eine Verehrung, die sich innerlich wie auch äußerlich ausdrückt, entspreche der Würde des Menschen.
Einem weiteren, vielfach gehörten Argument für die Handkommunion zufolge berufen sich die Gläubigen auf ihre „Rechte“ als „mündige Christen“, die aber laut Weihbischof Schneider dort aufhören, wo die „Rechte“ Jesu Christi anfangen. „Auch wenn alle möglichen pastoralen Gründe dafür sprechen sollten, die Praxis der Handkommunion im Stehen fortzusetzen, wie beispielsweise die Entscheidungsrechte der Gläubigen, so verletzen diese Rechte doch das Recht Christi, des Allerheiligsten, des Königs der Könige: nämlich sein Recht, soviel göttliche Ehre wie möglich sogar in der kleinen Hostie zu empfangen.“
In seinem Schlußkapitel geht Athanasius Schneider besonders auf den heiligen Franz von Assisi und die Bedeutung der Armut ein. Durch gewisse Geschehnisse auf der weltkirchlichen Bühne seit März des vergangenen Jahres ist eine mitunter gründlich mißverstande Armut im Geiste des großen italienischen Heiligen in aller Munde. Ob Schneider möglicherweise dadurch zu diesem Kapitel angeregt wurde, bleibt natürlich Spekulation. Zwar sei der Schutz der Rechte der Armen „zweifellos von vorrangiger Bedeutung“, heißt es bei dem kasachischen Bischof. „Allerdings würde dieser Schutz noch glaubwürdiger und in Gottes Augen verdienstvoller, wenn er einherginge mit einer mutigen und liebenden Verteidigung des eucharistischen Herrn, denn Er ist in unseren Tagen im Augenblick der Kommunionspendung wirklich der ganz Arme, der Schwächste, der Wehrloseste.“ Ob künstlich auf Armut getrimmte Messen wie jene des Heiligen Vaters auf Lampedusa wenige Monate nach seiner Wahl zum Stellvertreter Christi auf Erden vor diesem Hintergrund zielführend sind, kann zumindest diskutiert werden. Wie sollen die Armen die Kirche ernst nehmen, wenn das, was ihr heiligstes Gut ist, so vernachlässigt wird?
Einige persönliche Anekdoten des deutschstämmigen Weihbischofs sowie eine kleine Sammlung von Gebeten runden das vom Dominus-Verlag publizierte Buch ab [1]Die Erstausgabe in italienischer Sprache ist 2013 im Vatikan-Verlag erschienen. Erfreulich sind Verweise auf die Heilige Schrift, um die Gott angemessene Verehrung auch biblisch zu begründen. Es handelt sich nämlich bei der eucharistischen Frömmigkeit, wie sie sich noch vor einem halben Jahrhundert darstellte, nicht um simple Erfindungen der einfältigen Gläubigen des Mittelalters. Darüber hinaus hat Athanasius Schneider zahlreiche Zitate von großen Heiligen und mehrere Auszüge aus lehramtlichen Texten in „Corpus Christi“ eingearbeitet. Bei dem recht günstigen Preis eignet sich das Büchlein übrigens auch prima zum Verschenken!
Text: M. Benedikt Buerger
Bild: Santa Misa
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↑1 | Die Erstausgabe in italienischer Sprache ist 2013 im Vatikan-Verlag erschienen. |
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