Hollande: „Habe Papst sicher für nichts um Verzeihung gebeten“ – Abtreibung kein Thema


Die Abtreibung war bei Treffen von Frankreichs Präsident Hollande und Papst Franziskus kein Thema(Vatikan/​Paris) Den diplo­ma­ti­schen Gepflo­gen­hei­ten ent­spre­chend wur­de von offi­zi­el­ler Sei­te wenig über den Inhalt des Tref­fens von Frank­reichs Staats­prä­si­dent Fran­cois Hol­lan­de und Papst Fran­zis­kus bekannt. Nähe­res berich­te­te inzwi­schen Domi­ni­que Qui­nio, die Chef­re­dak­teu­rin der katho­li­schen Tages­zei­tung La Croix. Qui­nio gehör­te der fran­zö­si­schen Dele­ga­ti­on an, die Prä­si­dent Hol­lan­de in den Vati­kan beglei­te­te. Die Dele­ga­ti­on nahm nicht am eigent­li­chen Gespräch von Hol­lan­de mit dem Papst teil. „Hol­lan­de leg­te im Anschluß gegen­über uns von der Dele­ga­ti­on Wert dar­auf, daß er den Papst sicher für nichts um Ver­zei­hung gebe­ten hat“, so die La Croix-Schrift­lei­te­rin. Qui­nio wider­sprach auch Mut­ma­ßun­gen, die Tötung unge­bo­re­ner Kin­der sei The­ma des Gesprächs gewesen. 

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Laut Domi­ni­que Qui­nio war es eine Begeg­nung in „herz­li­cher Atmo­sphä­re, wenn man berück­sich­tig, daß zu grund­sätz­li­chen The­men wie Ehe und Adop­ti­ons­recht für Homo­se­xu­el­le, Abtrei­bung und Lebens­en­de die Posi­tio­nen unver­ein­bar sind“. Qui­nio war eine von zehn Per­so­nen, die zum Emp­fang von Hol­lan­de als des­sen Gefol­ge in den Vati­kan durf­ten. In einem Inter­view mit dem Cor­rie­re del­la Sera nann­te sie eini­ge Details zum Tref­fen, über das inhalt­lich bis­her kaum etwas bekannt wurde.

War die Tötung ungeborener Kinder ein Thema?

Das Tref­fen war mit Span­nung erwar­tet wor­den, weil die Gegen­sät­ze zwi­schen Staat und Kir­che der­zeit kaum irgend­wo radi­ka­ler sicht­bar wer­den als in Frank­reich seit dem sozia­li­sti­schen Wahl­sieg im Mai 2012. Mit Span­nung blick­ten vor allem Frank­reichs Katho­li­ken nach Rom. Mehr als 110.000 hat­ten sich im Vor­feld in einem Appell an Papst Fran­zis­kus gewandt und ihn um kla­re Wor­te ersucht. Im ver­gan­ge­nen Jahr waren Mil­lio­nen Fran­zo­sen gegen die von der Regie­rung gewoll­te Lega­li­sie­rung der „Homo-Ehe“ auf die Stra­ßen gegan­gen. Sie erhoff­ten sich ein Signal der Unter­stüt­zung aus Rom.

Das The­ma Abtrei­bung soll Gegen­stand des Gesprächs gewe­sen sein. In der offi­zi­el­len Note des Vati­kans wur­de dies ange­deu­tet. Der Cor­rie­re del­la Sera berich­te­te dazu: „Auch laut dem Prä­si­den­ten nahe­ste­hen­den Krei­sen scheint es, daß die bei­den Franz das The­ma Abtrei­bung ange­spro­chen haben“.

Minimale Erwartungen

Doch Domi­ni­que Qui­nio winkt ab: „Hol­lan­de und Papst Fran­zis­kus haben am Ende des Gesprächs nur all­ge­mein und vage die ‚Wür­de des mensch­li­chen Lebens‘ ange­deu­tet. The­ma war die Abtrei­bung nicht. „Im übri­gen habe kei­ner sich erwar­tet den ande­ren über­zeu­gen zu kön­nen“, so Qui­nio. „Ich den­ke nicht, daß die Begeg­nung mit dem Papst genügt, um die Schei­dung zu über­win­den, die sich in Frank­reich zwi­schen der katho­li­schen Mei­nung und Hol­lan­de voll­zo­gen hat. Es herrscht der Ein­druck vor, daß die Regie­rung regel­mä­ßig und inner­halb kur­zer Zeit Posi­tio­nen bezo­gen hat, die unse­ren Wer­ten und Sicht­wei­sen wider­spre­chen. Die Homo-Ehe, eine wei­te­re Libe­ra­li­sie­rung der Abtrei­bung, die Lega­li­sie­rung der Eutha­na­sie, die man vor­be­rei­tet, ent­fernt Hol­lan­de von der katho­li­schen Wäh­ler­schaft, die ihn zum Teil gewählt hat und die davon über­rascht wurde“.

Der Haus­herr im Ely­sée-Palast habe eine Geste der „Auf­merk­sam­keit“ und des „Respekts“ gegen­über den Katho­li­ken set­zen wol­len „mit Blick auf die kom­men­den Regional‑, Kom­mu­nal- und Euro­pa­wah­len“, so Qui­nio. „Sofort nach dem Gespräch mit dem Papst, leg­te Hol­lan­de an uns von der Dele­ga­ti­on gewandt, Wert dar­auf, fest­zu­hal­ten, daß er den Papst sicher für nichts um Ver­zei­hung gebe­ten hat. Wört­lich füg­te er hin­zu: ‚Ich bin als Staats­ober­haupt gekom­men, das ein ande­res Staats­ober­haupt trifft‘.“

Text: Giu­sep­pe Nardi
Bild: Wikicommons/​Tempi (Mon­ta­ge)

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Katho­li­sches war die erste katho­li­sche Publi­ka­ti­on, die das Pon­ti­fi­kat von Papst Fran­zis­kus kri­tisch beleuch­te­te, als ande­re noch mit Schön­re­den die Qua­dra­tur des Krei­ses versuchten.

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6 Kommentare

  1. M.Hollande bleibt die irdi­sche Zeit zur Umkehr. Der hei­li­ge Augustinus:
    -
    „Die Läste­rung des Gei­stes, die weder in die­sem Leben noch im zukünf­ti­gen ver­zie­hen wird,  ist die UNBUSSFERTIGKEIT“

    „Irren ist menschlich, 
    aber aus Lei­den­schaft im Irr­tum zu ver­har­ren ist teuflisch“.

    -
    M. Hol­lan­de redet auch ger­ne vom ang. „Frie­den“. Mar­tin Hoh­mann hält den „auf­ge­klär­ten Huma­ni­sten“ den Spie­gel vor:
    -
    „Das Vor­bild der Abtrei­bung favo­ri­siert einen ver­werf­li­chen Lösungsansatz:
    Wenn etwas im Wege ist, dann weg damit, Hin­der­nis­se radi­kal aus­schal­ten, eliminieren. 
    Neben­bei gefragt: 
    Wie soll man Befür­wor­tern der Abtrei­bungs­ge­walt ihre stets erho­be­ne For­de­rung nach sensiblem,
    gewalt­frei­em Umgang mit Mensch und Umwelt glauben? 
    Das ist dop­pel­ter Stan­dard und rein­ste Heuchelei.
    Fazit: 
    Die Abtrei­bung hat eine 
    staatlich 
    geförderte, 
    institutionalisierte
    B R U T A L I T Ä T
    erzeugt.“

  2. Ich fra­ge mich: Wie bringt es ein Papst über­haupt zustan­de, die­sen Abtrei­bungs-Wider­ling zu emp­fan­gen und ihm die Hän­de zu schütteln?

  3. Iro­nie Anfang: Viel­leicht hat ja Fran­zis­kus, Hol­lan­de um Ver­zei­hung dafür gebe­ten, das eini­ge katho­li­sche Bischö­fe in Frank­reich, gegen die Abtrei­bung und die Homo­ehe Stel­lung bezo­gen haben. Iro­nie Ende. 

    Got­tes und Mari­ens Segen auf allen Wegen

  4. Ein Staats­ober­haupt wie Papst Fran­zis­kus muss zwar schon einem ande­ren Stats­ober­haupt die Hand schüt­teln, aber als mora­li­sche Auto­ri­tät, die er ja auch ist ‑oder sein soll­te- wären durch­aus wahr­nehm­ba­re Nuan­cen des Umgangs mit Hol­lan­de ange­bracht gewesen.
    Die diplo­ma­ti­sche Spra­che und Gestik ist doch reich an Mög­lich­kei­ten, sei­ne Miss­bil­li­gung zu äussern, wenn sie schon nicht ver­bal aus­ge­drückt wer­den kann – oder soll.

  5. Der Unfug fängt schon da an, wo Katho­li­ken ande­ren eine Regie­rung auf den Hals wäh­len. Da ist es zweit­ran­gig, ob die nun Hol­lan­de oder ein ande­rer anführt.

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