(Vatikan/Köln) Kurienerzbischof Georg Gänswein, der persönliche Sekretär von Papst Benedikt XVI. bezeichnet den Amtsverzicht des deutschen Papstes als „Schmerz“. Dies sagte er in einem am Donnerstag erschienenen Interview mit der Hamburger Wochenzeitung Die Zeit. Der Amtsverzicht Benedikts XVI. habe er als „Amputation“ erlebt. Die Jahre als persönlicher Sekretär des amtierenden Papstes seien sehr intensiv gewesen: „Ich habe acht Jahre Blut gelassen und auch Blut geleckt, manchmal“.
Kurienerzbischof Gänswein spreche Benedikt XVI. weiterhin als „Heiliger Vater“ an. Das ändere nichts an einer grundsätzliche Tatsache: „Es gibt nur einen Papst.“
Er fühle sich heute durch seine zwei Aufgaben wie zwischen zwei Welten hin und her gerissen zu sein. Seit einem Jahr ist Erzbischof Gänswein Präfekt des Päpstlichen Hauses und dient damit dem neuen Papst. Gleichzeitig ist er aber weiterhin Sekretär von Benedikt XVI., der zurückgezogen im Kloster Mater Ecclesiae lebt. „Ich habe den Eindruck, in zwei Welten zu leben“, zitiert ihn Die Zeit. Und mit Blick auf die Reformaktivitäten von Papst Franziskus: „Ich warte jeden Tag von neuem, was heute anders sein wird.“
Die Entscheidung von Papst Franziskus, nicht in den päpstlichen Gemächern im Apostolischen Palast, sondern im Gästehaus Santa Marta des Vatikans zu wohnen, habe Gänswein als „Affront“ gegen Benedikt XVI. aufgefaßt. Vor allem weil der Papst aus Argentinien sagte, die Wohnung, in der die Päpste vor ihm wohnten, mache ihn „trübsinnig“, und überhaupt wolle er „unter Leuten“ leben. Zwischenzeitlich könnten der neue Papst und sein Präfekt des Päpstlichen Hauses über diesen Punkt sogar miteinander scherzen, wie Gänswein dem Wochenblatt anvertraute.
Text: Giuseppe Nardi
Bild: Papa Ratzinger