Christ saß acht Jahre im Gefängnis weil er sich weigerte „wie ein Moslem zu beten“


Christ saß acht Jahre im Gefängnism, weil er sich geweigert hatte, "wie ein Moslem zu beten"(Islam­abad) Der Christ Younis Masih ist wie­der frei. Acht Jah­re saß er in Paki­stan im Gefäng­nis, weil er sich gewei­gert hat­te „wie ein Mos­lem zu beten“.

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Seit dem 10. Okto­ber 2005 saß Younis Masih im Gefäng­nis, nach­dem ihn Mos­lems wegen Blas­phe­mie ange­zeigt hat­ten. Nun ist er frei und lebt den­noch in Angst: „Um ehr­lich zu sein, habe ich in Frei­heit mehr Angst kalt­blü­tig ermor­det zu werden.“

Der Paki­sta­ner Younis Masih ist heu­te 35 Jah­re alt. Gestern wur­de er aus dem Gefäng­nis ent­las­sen, in das er im Alter von 27 Jah­ren gesteckt wor­den war. Die Ent­haf­tung wur­de vom Ober­lan­des­ge­richt von Laho­re beschlos­sen, wie die christ­li­che Ver­ei­ni­gung Legal Evan­ge­li­cal Asso­cia­ti­on Deve­lo­p­ment (LEAD) berichtet.

Todesstrafe

Am 30 Mai 2007 war Masih nach andert­halb Jah­ren Unter­su­chungs­haft von einem paki­sta­ni­schen Gericht zum Tode ver­ur­teilt wor­den und zur Zah­lung von 100.000 Rupi­en Straf­geld. Nach sechs Jah­ren in der Todes­zel­le wur­de er am ver­gan­ge­nen 3. April von einem Beru­fungs­ge­richt frei­ge­spro­chen. Gestern erfolg­te end­lich sei­ne Frei­las­sung. Masih hält sich mit sei­ner Fami­lie an einem unbe­kann­ten Ort auf. Aus Angst vor einem Atten­tat von Isla­mi­sten hat­ten christ­li­chen Ver­ei­ni­gung die nöti­gen Vor­keh­run­gen getrof­fen. Auch wenn das Gericht von Laho­re sei­ne Unschuld fest­stell­te und aner­kann­te, daß Younis Masih acht Jah­re zu Unrecht im Gefäng­nis saß, beein­druckt das Isla­mi­sten nicht. In Paki­stan wur­den Chri­sten, die der Belei­di­gung des Islams beschul­digt waren, von auf­ge­hetz­ten Mos­lems noch vor einem Gerichts­ur­teil ermordet.

Masih war am 10. Okto­ber 2005 ver­haf­tet wor­den, nach­dem ihn Mos­lems beschul­digt hat­ten, Moham­med und den Koran belei­digt zu haben. „Die Ver­ur­tei­lung beruh­te auf dem rei­nen Nichts“, so Masihs Anwalt. „Lei­der genügt die Zeu­gen­aus­sa­ge von Mos­lems als Beweis einer Straf­tat. Die Aus­sa­ge eines Mos­lems genügt, um einen ande­ren Men­schen zum Tode zu verurteilen“.

Laut Anwalt „hat­te sich eine Grup­pe von Chri­sten am 8. Sep­tem­ber 2006 in Chun­gi Ammar­sid­uh, einem Stadt­teil von Laho­re ver­sam­melt. Ein benach­bar­ter Mos­lem fühl­te sich belä­stigt und for­der­te sie auf, zu gehen. Abdul Aziz, einer der Klä­ger, for­der­te Masih auf, die Chri­sten soll­ten wie die Mos­lems beten, dar­aus ent­wickel­te sich ein län­ge­rer Wort­wech­sel. Zwei Tage spä­ter wur­de Masih von der Poli­zei ver­haf­tet. Die Ankla­ge lau­te­te auf Belei­di­gung des Islam.“

Todesdrohungen

Masih sag­te gestern bei einer Begeg­nung mit den Ver­tre­tern von LEAD: „Ich habe vier Kin­der, war acht Jah­re unschul­dig in Haft und bin nun ohne Arbeit. Vor allem aber lebe ich in der Angst, jeden Augen­blick kalt­blü­tig ermor­det zu wer­den.“ Die Angst ist berech­tigt, wie ande­re Fäl­le zei­gen. Auch Masih erhielt im Lau­fe der ver­gan­ge­nen Jah­re meh­re­re Mord­dro­hun­gen, wie der Anwalt bestätigt.

Blaphemiegesetz

Seit Mili­tär­dik­ta­tor Zia ul-Haq 1986 das berüch­tig­te Anti-Blas­phe­mie­ge­setz gegen die Belei­di­gung des Islam in Kraft setz­te, sind in Paki­stan min­de­stens 50 von 130 nach die­sem Gesetz ver­ur­teil­ten Chri­sten hin­ge­rich­tet wor­den. Das Gesetz sieht lebens­lan­ge Haft oder die Todes­stra­fe vor für die Belei­di­gung Allah, des Islams, des Korans oder Mohammeds.

Das Gesetz wird häu­fig von Mos­lems miß­braucht, um sich an Chri­sten, ande­ren Nicht-Mos­lems oder auch Mos­lems unter­ein­an­der zu rächen oder weil sie sich in den Besitz von deren Haus oder Land brin­gen wol­len. Bis 2009 stell­ten sich von 994 Ankla­gen gegen Chri­sten 90 Pro­zent als offen­sicht­lich halt­los her­aus. Seit mehr als 1.600 Tagen oder vier­ein­halb Jah­ren befin­det sich auch die Chri­stin Asia Bibi im Gefäng­nis. Seit dem 8. Novem­ber 2010 sitzt sie in der Todes­zel­le, weil ein Gericht sie der Belei­di­gung des Islams schul­dig gespro­chen hat. Weil sie sich für die Frei­las­sung von Asia Bibi und eine Geset­zes­än­de­rung ein­setz­ten, wur­den 2011 bei zwei Atten­ta­ten der katho­li­sche Mini­ster Shah­baz Bhat­ti und der mos­le­mi­sche Gou­ver­neur Sal­man Taseer von fana­ti­schen Mos­lems ermordet.

Text: Giu­sep­pe Nardi
Bild: Tempi

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3 Kommentare

  1. Hut ab, in Rom wür­de man ihm jedoch sagen, dass sei über­flüs­sig gewe­sen und ihn auf die Öku­me­ne und Inter­re­li­gio­si­täts­do­ku­men­te des KONZILS verweisen.

    • Lei­der. Unter Fran­zis­kus wird sich das nicht bes­sern. Er ist dem rela­ti­vis­mus erge­ben und ist um bedroh­te Chri­sten nicht bemüht, das könn­te ja den „Dia­log“ stören.

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