Maria als Holzbalken – Die Sinnlosigkeit eines modernen „sakralen Kunstwerks“


Preisfrage: Was bedeuten die Holzbalken?(Leip­zig) Die Lieb­frau­en­kir­che Leip­zig-Lin­den­au ziert seit dem 13. Mai 2013 eine neue Mari­en­skulp­tur. Als ulti­ma­ti­ve Ent­lee­rung der Kunst wird die Jung­frau und Got­tes­mut­ter Maria als Holz­bal­ken dargestellt.

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„Ver­ge­hend schön, ver­wit­ternd und tem­po­rär ist unser Leben“ und die­ser „Leit­ge­dan­ke“ habe auch die „Arbeit an der Madon­nen­skulp­tur“ der Künst­le­rin Kata Ada­mek gelei­tet, so Pater Tho­mas Boh­ne CO, der Pfar­rer der Lieb­frau­en­kir­che von Leip­zig-Lin­den­au. Die Kir­che wird vom Ora­to­ri­um des Hei­li­gen Phil­ipp Neri in der säch­si­schen Stadt betreut. Kate Ada­mek, Jahr­gang 1978, stammt aus dem ober­schle­si­schen Oppeln. Nach dem Diplom an der Aka­de­mie der Schö­nen Kün­ste in Bres­lau, stu­dier­te sie an der Hoch­schu­le für Gra­fik und Buch­kunst in Leip­zig, wo sie seit 2004 lebt. Ein­wei­hung und Seg­nung der „Mari­en­skulp­tur“ fand am ver­gan­ge­nen Pfingst­sonn­tag nach dem „Pfingst­got­tes­dienst“ statt.

Die „Madon­nen­skulp­tur“ besteht aus drei ver­wit­ter­ten Holz­bal­ken aus einem alten Haus in den pol­ni­schen Vor­kar­pa­ten. In den drei Holz­bal­ken will die Künst­le­rin „Ver­tie­fun­gen in der Form des Buch­sta­ben ‚S‘“ erken­nen, die „der Kör­per­li­nie goti­scher Madon­nen­skulp­tu­ren glei­chen“. Der „hell­blaue Farb­ak­zent“ sym­bo­li­sie­re „die Hei­li­ge Frau“. Was genau mit der unge­wöhn­li­chen For­mu­lie­rung „hei­li­ge Frau“ gemeint ist, ob die Aller­se­lig­ste Jung­frau Maria oder ein chri­sten­tums­frem­der Femi­nis­mus läßt sich nicht mit Sicher­heit sagen. Denn die drei Holz­bal­ken sym­bo­li­sie­ren nicht etwa die Hei­li­ge Fami­lie, son­dern die „Hei­li­ge Maria, Jesus und die Hei­li­ge Anna“, was die Künst­le­rin, laut eige­ner Beschrei­bung der Skulp­tur, als Ver­weis „auf die Drei­fal­tig­keit“ sieht.

Die Ort­o­ria­ner­pfar­rei schreibt zur neu­en „Mari­en­sta­tue“:

Die Lieb­frau­en­ge­mein­de in Leip­zig-Lin­den­au will mit die­ser moder­nen Arbeit am Ein­gang ihres Pfarr­hau­ses auch ein moder­nes Zei­chen für die tra­di­tio­nel­le Ver­bin­dung von Kunst und Kir­che set­zen. Seit der Errich­tung der Lieb­frau­en­kir­che im Jahr 1908 war eine Skulp­tur für die­se Nische im Por­tal des Pfarr­hau­ses geplant. Nach mehr als hun­dert Jah­ren wer­den die­se Plä­ne nun in sehr moder­ner Form Wirklichkeit.

Laut katho­li­schem Ver­ständ­nis, soll sakra­le Kunst der Wahr­heit in einer „ver­ständ­li­chen Spra­che“ Gestalt ver­lei­hen, so daß die­se Kunst zum Gebet und zur Ver­eh­rung ein­lädt oder selbst Glau­bens­zeu­ge und Glau­bens­ver­kün­di­gung ist. Beim Anblick der Holz­bal­ken der Leip­zi­ger Ora­to­ria­ner wird weder ein Christ noch ein Nicht-Christ Hei­li­ges erken­nen. Damit ist die „Skulp­tur“ von Leip­zig-Lin­den­au letzt­lich völ­lig sinnlos,weil sie dem Betrach­ter aus sich her­aus nichts zu sagen weiß, von dem was sie vor­gibt darzustellen.

Der Kate­chis­mus der Katho­li­schen Kir­che sagt über die sakra­le Kunst:

KKK 2501 Weil der Mensch nach dem Bil­de Got­tes geschaf­fen [vgl. Gen 1,26] ist, bringt er die Wahr­heit sei­ner Bezie­hung zu Gott, dem Schöp­fer, auch durch die Schön­heit sei­ner Kunst­wer­ke zum Aus­druck. Die Kunst ist eine dem Men­schen eigen­tüm­li­che Aus­drucks­form. […] In ihr ver­ei­nen sich Erkennt­nis und Kön­nen [Vgl. Weish 7,17], um der Wahr­heit einer Wirk­lich­keit in einer dem Sehen oder dem Hören ver­ständ­li­chen Spra­che Gestalt zu verleihen.

KKK 2502 Die sakra­le Kunst ist wahr und schön, wenn sie durch die Form ihrer Beru­fung ent­spricht: im Glau­ben und in der Anbe­tung das tran­szen­den­te Myste­ri­um Got­tes erah­nen zu las­sen und zu ver­herr­li­chen – die unsicht­ba­re, über alles erha­be­ne Schön­heit der Wahr­heit und Lie­be, die in Chri­stus erschie­nen ist, der „Abglanz“ von Got­tes „Herr­lich­keit und … Abbild sei­nes Wesens“ (Hebr 1,3) ist, und in dem „die gan­ze Fül­le der Gott­heit leib­haf­tig“ wohnt (Kol 2,9). Die­se gei­sti­ge Schön­heit spie­gelt sich in der seli­gen Jung­frau und Got­tes­mut­ter, den Engeln und den Hei­li­gen wider. Die wah­re sakra­le Kunst ver­setzt den Men­schen in Anbe­tung, in Gebet und Lie­be zu Gott dem Schöp­fer und Ret­ter, dem Hei­li­gen und Hei­lig machen den.

KKK 2503 Des­we­gen sol­len die Bischö­fe ent­we­der selbst oder durch Beauf­trag­te dafür sor­gen, daß die alte und die neue sakra­le Kunst in allen ihren For­men geför­dert wer­den. Mit der glei­chen reli­giö­sen Sorg­falt sol­len sie von der Lit­ur­gie und den Kult­ge­bäu­den alles fern­zu­hal­ten suchen, was der Glau­bens­wahr­heit und der ech­ten Schön­heit der sakra­len Kunst nicht entspricht

Der Orden der Ora­to­ria­ner besteht aus einem Zusam­men­schluß unab­hän­gi­ger Ora­to­ri­en. Ent­spre­chend stark unter­schei­den sich die ein­zel­nen Ora­to­ri­en von­ein­an­der. Wäh­rend es eini­ge Ora­to­ri­en gibt, die im Sin­ne von Papst Bene­dikt XVI. den Alten Ritus pfle­gen, gibt es Ora­to­ri­en, die wür­dig im Neu­en Ritus zele­brie­ren und die Ordens­re­gel getreu beach­ten, bis hin zu sol­chen, die das Ordens­kleid ver­wor­fen haben und einen recht welt­li­chen Lebens­stil pfle­gen. Die gesam­te Band­brei­te fin­det sich auch im deut­schen Sprach­raum, in dem es ins­ge­samt acht Ora­to­ri­en gibt. Ein Ver­gleich des Ora­to­ri­ums von Leip­zig mit jenem von Auf­hau­sen und Wien ver­deut­licht dies.

Text: Giu­sep­pe Nardi
Bild: Ora­to­ri­um Leipzig

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