Grundsatzerklärung von S. E. Erzbischof Marcel Lefebvre vom 21. November 1974 Priesterbruderschaft St. Pius X.


Die­se Erklä­rung war, wie Erz­bi­schof Lefeb­v­re offen­her­zig zugab „im Zustand einer zwei­fel­los sehr star­ken Ent­rü­stung ver­faßt“. Und doch defi­niert sie mei­ster­haft sei­ne Posi­ti­on. Er woll­te mit ihr zunächst nur gegen­über den mit der Über­prü­fung sei­nes Wer­kes befaß­ten Kar­di­nä­len sei­nen Stand­punkt umrei­ßen und gleich­zei­tig den damals schon über 130 Mit­glie­dern und 80 Anhän­gern sei­nes Insti­tu­tes eine Art Tages­be­fehl geben, der aber nicht zur Ver­öf­fent­li­chung bestimmt war.

Anzei­ge

Die Bewe­gung „Forts dans la Foi“ (Stark im Glau­ben) des Pà¨re Noà«l Bar­ba­ra C.P.C.R., mit dem Erz­bi­schof Lefeb­v­re nicht in allem einer Mei­nung war, ver­öf­fent­lich­te aller­dings Anfang Dezem­ber 1974 die­se Erklä­rung gegen den aus­drück­li­chen Wunsch Erz­bi­schof Lefeb­v­res, das nicht zu tun, in einem Flug­blatt in 10.000 Exem­pla­ren. Ande­re Grup­pen ver­öf­fent­lich­ten sinn­ent­stel­len­de Aus­zü­ge aus der Erklä­rung. Dar­auf­hin wur­de im Janu­ar 1975 auf Bit­ten Erz­bi­schof Lefeb­v­res in der Revue Itin­é­rai­re der voll­stän­di­ge authen­ti­sche Text der Erklä­rung ver­öf­fent­licht. Ihre eng­li­sche Über­set­zung erschien im Febru­ar 1975 in den Zeit­schrif­ten Approa­ches und The Rem­nant, die deut­sche im Juli 1975 in Der Fels.

Die hier ver­öf­fent­lich­te Über­set­zung stammt von P. Ger­hard Her­mes S.A.C und wur­de dem Buch Damit die Kir­che fort­be­stehe. S. E. Erz­bi­schof Mar­cel Lefeb­v­re der Ver­tei­di­ger des Glau­bens, der Kir­che und des Papst­tums entnommen.

Wir hän­gen mit gan­zem Her­zen und mit gan­zer See­le am katho­li­schen Rom, der Hüte­rin des katho­li­schen Glau­bens, und der für die Erhal­tung die­ses Glau­bens not­wen­di­gen Tra­di­tio­nen, am Ewi­gen Rom, der Leh­re­rin der Weis­heit und Wahrheit.

Wir leh­nen es dage­gen ab und haben es immer abge­lehnt, dem Rom der neo-moder­ni­sti­schen und neo-pro­te­stan­ti­schen Ten­denz zu fol­gen, die ein­deu­tig im Zwei­ten Vati­ka­ni­schen Kon­zil und nach dem Kon­zil in allen dar­aus her­vor­ge­gan­gen Refor­men zum Durch­bruch kam. Alle die­se Refor­men haben in der Tat an der Zer­stö­rung der Kir­che, am Ruin des Prie­ster­tums, an der Ver­nich­tung des hei­li­gen Meß­op­fers und der Sakra­men­te, am Erlö­schen des reli­giö­sen Lebens, am natu­ra­li­sti­schen und teil­har­di­sti­schen Unter­richt an den Uni­ver­si­tä­ten, in den Prie­ster­se­mi­na­ren und in der Kate­che­se bei­getra­gen und wei­ter­ge­wirkt. Der Unter­richt, der aus dem Libe­ra­lis­mus und dem Pro­te­stan­tis­mus her­vor­ge­gan­gen ist, wur­de bereits eini­ge Male vom Lehr­amt der Kir­che fei­er­lich verurteilt.

Kei­ne Auto­ri­tät, auch nicht die höch­ste Auto­ri­tät in der Hier­ar­chie, kann uns zwin­gen, unse­ren Glau­ben, der vom Lehr­amt der Kir­che seit neun­zehn Jahr­hun­der­ten ein­deu­tig for­mu­liert und ver­kün­det wur­de, auf­zu­ge­ben oder zu schmälern.

Der hl. Pau­lus sagt: „Allein, wenn auch wir oder ein Engel vom Him­mel euch ein ande­res Evan­ge­li­um ver­kün­de­te, als wir euch ver­kün­det haben, der sei aus­ge­sto­ßen!“ (Gal 1, 8). Besteht die Mög­lich­keit, daß uns der Hei­li­ge Vater dies heu­te ins Gedächt­nis ruft? Wenn sich zwi­schen sei­nen Wor­ten und sei­nen Taten auch ein gewis­ser Wider­spruch ergibt, zum Bei­spiel bei den Akten der Dik­aste­ri­en [1]Die römi­schen Kuri­en­kon­gre­ga­tio­nen, dann wäh­len wir das, was immer gelehrt wur­de. Gegen­über den zer­stö­re­ri­schen Neue­run­gen in der Kir­che stel­len wir uns taub. Man kann nicht tief­grei­fen­de Ver­än­de­run­gen auf dem Gebiet der „lex oran­di“ – „der Lit­ur­gie“ vor­neh­men, ohne dadurch die „lex cre­den­di“ – „das Glau­bens­ge­setz“ zu ver­än­dern. Die neue Mes­se beinhal­tet einen neu­en Kate­chis­mus, ein neu­es Prie­ster­tum, neue Semi­na­re, neue Uni­ver­si­tä­ten und eine cha­ris­ma­ti­sche, pen­te­ko­sta­li­sche Kir­che. Alle die­se Din­ge sind der Recht­gläu­big­keit und dem Lehr­amt aller Zei­ten entgegengesetzt.

Die­se Reform geht vom Libe­ra­lis­mus und vom Moder­nis­mus aus und ist völ­lig ver­gif­tet. Sie stammt aus der Häre­sie und führt zur Häre­sie. Dies ist selbst dann der Fall, wenn nicht alle ihre Akte direkt häre­tisch sind! Jedem wachen und treu­en Katho­li­ken ist es daher unmög­lich, die­se Reform anzu­neh­men und sich ihr, in wel­cher Wei­se auch immer, zu unterwerfen.

Die ein­zi­ge Hal­tung der Treue gegen­über der Kir­che und der katho­li­schen Leh­re besteht, um unse­res Hei­les wil­len, in der kate­go­ri­schen Wei­ge­rung der Annah­me der Reform. Des­halb set­zen wir unser Werk der prie­ster­li­chen Aus­bil­dung unter dem Stern des Lehr­am­tes aller Zei­ten fort, ohne Bit­ter­keit, Rebel­li­on oder Groll. Wir sind davon über­zeugt, daß wir der hei­li­gen katho­li­schen Kir­che, dem Papst und den zukünf­ti­gen Gene­ra­tio­nen kei­nen grö­ße­ren Dienst erwei­sen können.

Wir hal­ten an allem fest, was von der Kir­che aller Zei­ten und vor dem moder­ni­sti­schen Ein­fluß des Kon­zils geglaubt und im Glau­ben prak­ti­ziert wur­de: An der Sit­ten­leh­re, am Kult, am Kate­chis­mus­un­ter­richt, an der Prie­ster­aus­bil­dung, an den kirch­li­chen Insti­tu­tio­nen und an allem, was in den Büchern kodi­fi­ziert nie­der­ge­schrie­ben wur­de. Wir war­ten dar­auf, daß das wah­re Licht der Tra­di­ti­on die Fin­ster­nis zer­streut, wel­che den Him­mel des Ewi­gen Rom verdunkelt.
Unser Han­deln ist durch die Gna­de Got­tes und durch die Hil­fe der aller­se­lig­sten Jung­frau Maria, des hl. Joseph und des hl. Papst Pius X. geprägt. Daher sind wir über­zeugt, der römisch-katho­li­schen Kir­che sowie allen Nach­fol­gern Petri treu zu blei­ben und so „fide­les dis­pen­sa­to­res myste­riorum Domi­ni Nostri Jesu Chri­sti in Spi­ri­tu Sanc­to“ zu sein. Amen.

+ Mar­cel Lefebvre
Rom, 21. Novem­ber 1974
am Fest Mariä Opferung

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1 Die römi­schen Kurienkongregationen
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