Der mißverstandene Fragebogen zu Ehe und Familie – Aufruf an Katholiken Ist-Zustand zu schildern


Kardinal Schönborn und der Fragebogen aus Rom(Vatikan/​Linz) Papst Fran­zis­kus kün­dig­te an, sich in beson­de­rer Wei­se pasto­ra­ler Fra­gen rund um Ehe und Fami­lie anneh­men zu wol­len. Das Sekre­ta­ri­at für die Bischofs­syn­ode über­mit­tel­te allen katho­li­schen Bischö­fen der Welt einen Fra­ge­bo­gen zu Ehe und Fami­lie. Es han­delt sich dabei um ein „Vor­be­rei­tungs­do­ku­ment“ für die Bischofs­syn­ode im Okto­ber 2014. In der Diö­ze­se Linz macht das Pasto­ral­re­fe­rat eigen­mäch­tig dar­aus eine basis­de­mo­kra­ti­sche Initiative.

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Ziel des römi­schen Fra­ge­bo­gens ist es, eine syste­ma­ti­sche und glo­ba­le Bestands­auf­nah­me der Situa­ti­on von Ehe und Fami­lie unter Katho­li­ken und in den ein­zel­nen Staa­ten zu machen. Die­se Bestands­auf­nah­me des Ist-Zustan­des soll der Kir­che hel­fen, geeig­ne­te Schwer­punkt und Maß­nah­men in Seel­sor­ge und Ver­kün­di­gung zu set­zen. Der Fra­ge­bo­gen ent­spricht einer Erfas­sung, wie sie von staat­li­chen Sta­ti­sti­schen Ämtern im Rah­men von Volks­zäh­lun­gen und ande­ren Erhe­bung durch­ge­führt wer­den. Er rich­tet sich an die Bischö­fe, nicht an die Katho­li­ken. Die Aus­wer­tung ergibt dann ein Gesamt­bild. Erstaun­lich ist, war­um die Fra­ge­bo­gen­ak­ti­on über­haupt bekannt­ge­macht wur­de. Aller­dings war Medi­en der Inhalt des Vor­be­rei­tungs­do­ku­ments bereits Tage vor der offi­zi­el­len Ver­öf­fent­li­chung zuge­spielt und publik gemacht wor­den. Es ist nicht klar, ob eine offi­zi­el­le Ver­öf­fent­li­chung auch ursprüng­lich geplant war.

Kardinal Schönborn: Umgang mit Frageborgen „so offen als möglich“

Nun ist bekannt, daß gera­de im deust­chen Sprach­raum etli­che Bischö­fe auf eine Ände­rung von Tei­len der kirch­li­chen Leh­re und Pra­xis zu den The­men Ehe, Fami­lie und Sexua­li­tät drän­gen. Ein haupt­säch­lich dis­ku­tier­tes Stich­wort dabei ist die gewünsch­te Zulas­sung von wie­der­ver­hei­ra­tet Geschie­de­nen zu den Sakra­men­ten. Einen ent­spre­chen­den Vor­stoß mach­te die Erz­diö­ze­se des Vor­sit­zen­den der Deut­schen Bischofs­kon­fe­renz Msgr. Robert Zol­lit­sch. Auf ent­spre­chen­de Ermah­nung des Prä­fek­ten der Glau­bens­kon­gre­ga­ti­on, Kuri­en­erz­bi­schof Ger­hard Lud­wig Mül­ler, daß die kirch­li­che Leh­re zur Fra­ge nicht zur Dis­po­si­ti­on steht, gab der Erz­bi­schof von Mün­chen und Frei­sing, Rein­hard Kar­di­nal Marx eini­ge trot­zi­ge Reak­ti­on von sich, nach dem Mot­to: Rom ist weit und wir tun, was wir wollen.
Der Erz­bi­schof von Wien, Chri­stoph Kar­di­nal Schön­born kün­dig­te bereits an, daß man in Öster­reich mit dem Fra­ge­bo­gen „so offen als mög­lich“ umge­hen wol­le. Das nahm der Pasto­ral­rat der Diö­ze­se Linz gleich wört­lich und schal­te­te sich unge­fragt in die Fra­ge­bo­gen­ak­ti­on ein. Er erließ einen Auf­ruf an alle Katho­li­ken, sich zu Wort zu mel­den. Offi­zi­ell will der Pasto­ral­rat „Fak­ten und Ein­stel­lun­gen“ zu den „The­men Fami­li­en, Ehe, Bezie­hun­gen und Sexua­li­tät“ sam­meln. Die Bestands­auf­nah­me wird eigen­mäch­tig wei­ter­ge­reicht und „basis­de­mo­kra­tisch“ umfunktioniert.

Pastoralamt Linz: „Familien“ statt Familie

Die Medi­en ver­mit­teln den Auf­ruf mit dem wohl durch­aus beab­sich­tig­ten Ein­druck, als hand­le es sich um eine Gele­gen­heit, Rom die Mei­nung zu sagen, nicht nur den Ist-Zustand zu erfas­sen, son­dern auch Wün­sche und For­de­run­gen zu erhe­ben. Der Pasto­ral­rat der Diö­ze­se „möch­te dadurch eine mög­lichst brei­te Betei­li­gung und Vor­be­rei­tung ermög­li­chen“, heißt es in einer Aus­sendung. Der Plu­ral „Fami­li­en“ statt „Fami­lie“ in der Aus­sendung des Pasto­ral­rats läßt erken­nen, wel­che Posi­tio­nen in die­sem Gre­mi­um wie über­haupt in der Diö­ze­se vor­herr­schend sind.

Es gehe dar­um, „wie es Men­schen mit den ange­spro­che­nen The­men ganz kon­kret geht“, so die geschäfts­füh­ren­de Vor­sit­zen­de des Pasto­ral­rats Edel­traud Art­ner-Pape­litz­ky. Aus die­sem Grund will der Pasto­ral­rat Geschich­ten des per­sön­li­chen Lebens oder aus der seel­sorg­li­chen Pra­xis sam­meln, um die Vor­be­rei­tung auf die Bischofs­syn­ode „auf eine mög­lichst brei­te Basis zu stel­len“. Die ein­ge­hen­den Berich­te sol­len vom Vor­stand des Pasto­ral­ra­tes mit hin­zu­ge­zo­ge­nen Fach­leu­ten der „Lin­zer Diö­ze­san­ab­tei­lung für Ehe und Fami­lie“ gesam­melt und im Janu­ar 2014 Diö­ze­san­bi­schof Lud­wig Maria Schwarz SDB zur Vor­be­rei­tung der Bischofs­syn­ode über­ge­ben wer­den. Der Fra­ge­bo­gen kann auf der Sei­te der Öster­rei­chi­schen Bischofs­kon­fe­renz oder der auf der Sei­te des Hei­li­gen Stuhls ein­ge­se­hen werden.

Ein­ga­ben kön­nen bis 15. Dezem­ber an den pastoralrat@​dioezese-​linz.​at oder per Post an Pasto­ral­rat, Kapu­zi­ner­stra­ße 84, 4020 Linz geschickt werden.

Aufruf an gläubige Katholiken Situation in der Kirche zu schildern

Katho​li​sches​.info ruft die gläu­bi­gen Katho­li­ken in der Diö­ze­se Linz, aber auch in allen ande­ren Diö­ze­sen des deut­schen Sprach­raums dazu auf, sich zahl­reich an den Bischof zu wen­den und Situa­ti­ons­be­rich­te zu lie­fern. Das kann ganz oder teil­wei­se anhand des Fra­ge­bo­gens gesche­hen. Ro hat Fra­gen gestellt, es gilt sie nach Mög­lich­keit zu beant­wor­ten, um den Ist-Zustand dar­zu­stel­len. Es müs­sen dabei nicht alle Fra­gen beant­wor­tet wer­den. Es scheint wich­tig, daß die Bischö­fe über per­sön­li­che Erfah­run­gen und kon­kre­te Zustän­de in der jewei­li­gen Diö­ze­se infor­miert wer­den. Und es ist not­wen­dig ein Gegen­ge­wicht zu jenen kirch­li­chen Krei­sen zu schaf­fen, die eine ande­re katho­li­sche Leh­re in den Berei­chen Ehe, Fami­lie und Sexua­li­tät wol­len und die sich bedau­er­li­cher­wei­se beson­ders zahl­reich in kirch­li­chen Gre­mi­en und Ämtern befinden.

Text: Giu­sep­pe Nardi
Bild: Öster­rei­chi­sche Bischofs­kon­fe­renz (Screen­shot)

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Katho­li­sches war die erste katho­li­sche Publi­ka­ti­on, die das Pon­ti­fi­kat von Papst Fran­zis­kus kri­tisch beleuch­te­te, als ande­re noch mit Schön­re­den die Qua­dra­tur des Krei­ses versuchten.

Die­se Posi­ti­on haben wir uns weder aus­ge­sucht noch sie gewollt, son­dern im Dienst der Kir­che und des Glau­bens als not­wen­dig und fol­ge­rich­tig erkannt. Damit haben wir die Bericht­erstat­tung verändert.

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