(Brüssel) Sechzehn belgische Kinderärzte, darunter auch solche an katholischen Krankenhäusern, fordern die Euthanasierung von Kindern: „Wir tun das bereits.“
Mit einem Offenen Brief, der am Mittwoch in der belgischen Tageszeitung De Morgen veröffentlicht wurde, wenden sich die Kinderärzte an die Öffentlichkeit: „Wir haben Minderjährigen in Situationen unerträglichen Leidens geholfen, auch wenn wir heute gezwungen sind, es außerhalb des Gesetzes zu tun.“ Die Ärzte präsentieren sich als Wohltäter und zugleich als Opfer ungerechter Gesetze.
Euthanasierung von Kindern
Nach der Tötung von Kindern vor der Geburt folgt die Tötung von Kindern nach der Geburt. Das eine gibt es schon seit Jahrzehnten, das andere wird illegal bereits durchgeführt und soll, geht es nach sechzehn Kinderärzten, bald legal werden. Und jeweils wird „Leiden“ gemildert und der Tod als ultimative Wohltat dargestellt, wobei in beiden Fällen allerdings Dritte Hand an das Leben anderer legen.
Die sechzehn Kinderärzte fordern in ihrem Offenen Brief die belgische Regierung auf, die Euthanasierung von Minderjährigen zu legalisieren. Der „gute Tod“ ist in Belgien seit 2002 erlaubt bei unerträglichem Leiden und ohne Aussicht auf Heilung. Die Euthanasiefälle nehmen seither stetig zu. Minderjährige wurden zu ihrem Schutz vom Gesetz ausdrücklich ausgenommen. Das solle sich ändern, meinen die sechzehn Kinderärzte. Sie unterstützen damit eine Initiative der belgischen Regierung, mit der die Euthanasieregelung auch auf Minderjährige ausgedehnt werden soll. Demnächst beginnt im Parlament die Debatte über einen Entwurf zu einer entsprechenden Gesetzesänderung. Belgiens Regierung unter dem wallonischen Sozialisten und bekennenden Homosexuellen Elio Di Rupo besteht aus einer Riesenkoalition aus sechs Parteien, die jeweils die wallonischen und flämischen Sozialisten, Liberalen und Christdemokraten umfaßt.
„Die Euthanasie wird in Belgien von den Ärzten bereits an Kindern durchgeführt, die es allerdings geheim tun müssen“, heißt es im Brief. „Bei unserer Arbeit sind wir ausnahmsweise so weit gekommen, Minderjährigen in Situationen eines unerträglichen Leidens helfen zu müssen“, so die Ärzte. Einige der Unterzeichner des Offenen Briefes sind als Kinderärzte an katholischen Krankenhäusern tätig. „Wir haben es getan, nachdem wir die Eltern befragt und mit allen Mitteln diesen jungen Menschen versucht haben, zu geben, was sie, wir und der Großteil der Bevölkerung als ein lebenswertes Leben betrachten.“
Das Alter zählt bei Euthanasie nicht
Die Kinderärzte beklagen, daß sie dafür „im Geheimen handeln müssen“, nicht mit den zuständigen Behörden zusammenarbeiten dürfen und ohne sich über „die besten Praktiken“ für die Euthanasie austauschen zu können. Die Ärzte weisen präventiv den Einwand zurück, daß Minderjährige, die noch nicht reif sind, um zu wählen und den Führerschein zu machen, umso weniger reif seien, über Leben und Tod zu entscheiden. Die Erfahrung des Schmerzes „schenke“ den Kindern „ein mentales Alter“, das weit jenes ihrer Altersgenossen überrage.
Für die Kinderärzte ist nur Euthanasie imstande, einige Situationen „unerträglichen Leidens“ zu lösen. „Wir suchen nicht Trost für uns selbst, wir sind zu 100 Prozent für den Trost und die Würde des Kranken“.
„Akt der Humanität“
Der Brief der Kinderärzte endet mit den Worten: „Unsere Forderung beruht auf einer grundlegenden Überzeugung: Jede Entscheidung über das Lebensende ist ein Akt der Humanität“. Und weiter: „Im Namen von was, will man die Minderjährigen dieser letzten Möglichkeit berauben?“
Alex Schadenberg, der Vorsitzende der internationalen Euthanasia Prevention Coalition mit Sitz in Kanada erklärte dazu: „Die Strategie ist überall die gleiche: sie suchen Ärzte, die Kinder getötet haben und dafür den Schutz des Gesetzes suchen. Nun wurde in Belgien die Diskussion eröffent durch Ärzte, die bereits Kindereuthanasie betreiben und die eine Bestimmung wollen, die sie dafür absichert.“
Euthanasie außer Kontrolle
Jüngste Studien und Filmdokumentationen belegen, daß die Tötung durch Euthanasie in Belgien längst außer Kontrolle geraten ist. Die vom Gesetz vorgesehene Überwachung funktioniert nicht oder soll und will gar nicht funktionieren, wie Schadenberg vermutet (siehe eigene Berichte unten).
Text: Tempi/Giuseppe Nardi
Bild: Tempi