Die Paradoxa des Papstes – Die Schwierigkeiten katholischer Internetseiten mit Papst Franziskus


Papst Franziskus(Rom) Im Zusam­men­hang mit Papst Fran­zis­kus spricht der spa­ni­sche Kir­chen­hi­sto­ri­ker und katho­li­sche Blog­ger Fran­cis­co de la Cigo­ña von „Para­do­xa“. Die einen sei­en bezau­bert, die ande­ren besorgt und noch ande­re sogar ver­är­gert. Eben­so unein­heit­lich zeigt sich das Bild der Inter­net­sei­ten von katho­li­schen Jour­na­li­sten oder Blog­gern, die unter Papst Bene­dikt XVI. noch weit­ge­hend ein­hel­li­ger Mei­nung waren. Dar­in wird die Schwie­rig­keit im Umgang mit dem neu­en Pon­ti­fi­kat für jene deut­lich, die nicht dem pro­gres­si­ven Rom­fer­nen ange­hö­ren, son­dern grund­sätz­lich ihr Katho­lisch­sein auch als Rom­treue definierten.

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Es sei schwie­rig einem „para­do­xen Den­ken“ zu fol­gen, so de la Cigo­ña. Das aber wür­de man mit Papst Fran­zis­kus erle­ben, der ein „wirk­li­ches Wirr­warr“ aus­ge­löst habe: „Was er tut oder sagt, begei­stert die einen und besorgt die ande­ren und eini­ge sind sogar ent­setzt. Und das inner­halb der katho­li­schen Kir­che, denn unter den erklär­ten Fein­den der Kir­che ist die Begei­ste­rung ein­hel­lig. Man wird zuge­ben müs­sen, daß das außer­ge­wöhn­lich ist.“

Daß es ein „Wirr­warr“ gibt, sei auch dar­an zu erken­nen, so de la Cigo­ña, daß die einen sagen, den Papst per­fekt zu ver­ste­hen, daß alles was er sagt, Kir­che und rein­stes Chri­sten­tum sei. Daß es gleich­zei­tig aber ande­re gibt, die ihn ganz und gar nicht ver­ste­hen. Wie­der ande­re sei­en sogar über­zeugt, daß er eine Revo­lu­ti­on machen und die Kir­che nach sei­nem Pon­ti­fi­kat nicht mehr die­sel­be sein wer­de. „Die zudem der Mei­nung sind, daß er Chri­stus ver­ra­ten habe.“ Es herrscht die Über­zeu­gung, daß er den Prie­ster­zö­li­bat abschaf­fe und die Unauf­lös­lich­keit der Ehe auf­ge­be, daß er das Frau­en­prie­ster­tum, Kar­di­nä­lin­nen und die Homo-Ehe ein­füh­ren wer­de und die Wie­der­zu­las­sung häre­ti­schen Denkens…

Auf sei­nem Blog, so de la Cigo­ña, wür­den sich die Kom­men­ta­re zu Papst Fran­zis­kus häu­fen: begei­ster­te, reser­vier­te und mode­rat kri­ti­sche. Kom­men­ta­re, die es an Respekt vor dem Papst man­geln las­sen, oder „zu über­zo­ge­ne Begei­ste­rung“ für den Papst an den Tag legen, habe er gelöscht und wer­de das auch in Zukunft so machen.

Nicht alles was der Papst mache oder sage, sei Aus­druck der Unfehl­bar­keit. Wer sich von den Lesern erwar­te, daß zu allem, was der Papst sage oder tue, applau­diert wer­den sol­le, der so de la Cigo­ña, soll­te sich lie­ber den Blogs der gro­ßen Tages­zei­tun­gen Spa­ni­ens El Mun­do oder El Pais zuwen­den. „Was aller­dings doch bedenk­lich wäre.“ Der Papst sei aber der Papst, wes­halb es Kri­tik nie an Respekt feh­len dür­fe. „Und auch wenn ich in man­chen Din­gen ande­rer Mei­nung sein soll­te als der Papst, erhe­be ich nicht den Anspruch, mehr zu wis­sen und es bes­ser zu ver­ste­hen als er“, so der spa­ni­sche Blogger.

Ein ande­res Bei­spiel sind katho­li­sche Inter­net­sei­ten, deren Jubel naht­los von Bene­dikt XVI. auf Fran­zis­kus über­ging, gleich­gül­tig ob man beim einen Papst das eine beju­bel­te und beim ande­ren nun das Gegen­teil. Heu­te lau­te­te eine Schlag­zei­le: „Sen­sa­ti­on: Der Papst ist katho­lisch“. Abge­se­hen vom etwas dümm­li­chen Titel, der an den zurück­ge­tre­te­nen Erz­bi­schof von Frei­burg erin­nert, der nach dem Kon­kla­ve sag­te: Die katho­li­sche Kir­che wer­de auch unter Papst Fran­zis­kus „katho­lisch blei­ben“. Die Ver­ant­wort­li­chen der katho­li­schen Inter­net­sei­te mei­nen damit die Welt­me­di­en, die sich ihr eige­nes Bild vom Papst gezim­mert haben, und erstaunt sei­en, daß der Papst auch katho­lisch sei. Sie fra­gen sich aber nicht, wie kir­chen­fer­ne Jour­na­li­sten zu ihrem „fal­schen“ Papst-Bild kom­men. Die Fra­ge soll­te jedoch gestellt wer­den. Der Kir­che zulie­be. Bei der Ant­wort kön­nen die kri­ti­schen Anmer­kun­gen von Han­na Jüng­ling hel­fen, die sie in einem bemer­kens­wer­ten Kom­men­tar zusam­men­faß­te: Kann die Kir­che einen „Dia­log ohne Vor­ur­tei­le“ füh­ren? – Eini­ge kri­ti­sche Ein­wän­de an Papst Franziskus.

Text: Giu­sep­pe Nardi
Bild: Una Fides

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