(Vatikan) Erstmals seit seinem Rückzug als Papst, hat Benedikt XVI. sich öffentlich zu Wort gemeldet und dies mit einer höflichen, aber vernichtenden Kritik an einem linksliberalen Medienliebling, dem populärwissenschaftlichen Autor Piergiorgio Odifreddi. Der Mathematiker und medial umhegte Religionskritiker hatte ein Buch mit dem Titel „Lieber Papst, ich schreibe dir“ (Caro Papa ti scrivo, Feltrinelli 2011) verfaßt. Darin macht sich Odifreddi mit der Überheblichkeit eines „aufgeklärten“ Wissenschaftlers über das Christentum lustig in einer Mischung aus Frontalangriff und der Behauptung, zu wissen, was der „wahre“ Jesus sei und was nur nachträglich von „fanatischen Kirchenvertretern“ erfunden worden sei.
Nun hat Benedikt XVI. etwas Unerwartetes getan: Er hat ihm geantwortet.
Das Schreiben wurde in Auszügen von der Tageszeitung La Repubblica veröffentlicht, die Odifreddi zu ihren Autoren zählt. Der Brief des emeritierten Papstes soll vollinhaltlich im nächsten Buch Odifreddis abgedruckt werden. Zum „Dialog“ zwischen Papst Franziskus und dem atheistischen Journalisten Eugenio Scalfari, gesellt sich damit auch ein „Dialog“ zwischen Benedikt XVI. und einem atheistischen Mathematiker.
Im Mittelpunkt steht die Weihnachtsansprache Benedikts XVI. an die Römische Kurie. Diese jährliche Ansprache kurz vor dem Geburtsfest Jesu stellten die programmatischen Höhepunkte des Pontifikats des deutschen Papstes dar. Aus diesem Grunde veröffentlichen wir im Anschluß an diesen Beitrag die damalige Rede vollinhaltlich.
„Nicht zu den Übeln der Kirche schweigen, doch der Glauben hinterläßt eine leuchtende Spur in der Geschichte der Menschheit“, in diesem Satz scheint sich die Replik des gewesenen Papstes auf den Angriff Odifreddis zu konzentrieren.
Antwort Benedikts XVI. auf „luziferische Einführung in den Atheismus“
Odifreddis Buch Lieber Papst, ich schreibe dir erhebt den Anspruch, so der Autor, eine „luziferische Einführung in den Atheismus“ sein. Die Anspielung auf den Titel von Benedikts Werk „Einführung in das Christentum“ ist gewollt. Darauf hat nun Benedikt XVI. mit einem elfseitigen Brief geantwortet. Der Brief, wie Odifreddi bekanntgab, ist mit 30. August datiert und erreichte ihn am 3. September.
Nach einigen Höflichkeitsformeln schreibt Benedikt: „In anderen Teilen aber, habe ich mich über eine gewisse Aggressivität und Unüberlegtheit der Argumentation gewundert.“ Benedikt XVI. zerlegt Odifreddis Argumentation und erbringt den Nachweis ihrer Haltlosigkeit: „Was Sie über die Gestalt Jesu sagen, ist Ihres wissenschaftlichen Ranges nicht würdig.“ Odifreddi, auch darin älteren kirchenfeindlichen Autoren folgend, behauptete, daß man über Jesus so gut wie gar nichts wisse und nichts wirklich historisch belegbar wäre. Benedikt XVI. forderte nun Odifreddi auf, sich bei den Geschichtswissenschaften doch etwas besser zu erkundigen und mehr Kompetenz zur Sache anzueignen. Benedikt XVI. weist gleichzeitig die Behauptung des Atheisten zurück, er habe die historisch-kritische Methode wie ein „Werkzeug des Antichristen“ dargestellt. In Wirklichkeit habe er Wladimir Solowjows These übernommen, der zufolge sich die historisch-kritische Exegese auch zum Mißbrauch durch den Antichristen eignet, „was eine unwiderlegbare Tatsache ist“, so Benedikt XVI.
Benedikt XVI. Odifreddis Angriff gegen Jesus seines „wissenschaftlichen Ranges unwürdig“
In seiner Antwort konfrontiert Benedikt XVI. seinerseits Odifreddi mit zahlreichen Fragen: „Wenn Sie Gott mit ‚der Natur‘ ersetzen wollen, bleibt die Frage, wer oder was ist diese Natur. An keiner Stelle definieren Sie sie, weshalb sie wie eine irrationale Gottheit erscheint, die nichts erklärt.“ Und Benedikt XVI. weiter: „Zudem möchte ich vor allem auch darauf hinweisen, daß in Ihrer Religion der Mathematik drei grundlegende Themen der menschlichen Existenz unberücksichtigt bleiben: die Freiheit, die Liebe und das Böse. Ich wundere mich, daß Sie mit einem einzigen Hinweis die Freiheit abtun, die immerhin der tragende Wert der Moderne war und ist“. Die Liebe und das Böse kommen in Odifreddis Abhandlungen überhaupt nicht vor. „Was auch immer die Neurobiologie über die Freiheit sagen oder nicht sagen mag, im realen Drama unserer Geschichte ist sie als entscheidende Realität vorhanden und muß in Betracht gezogen werden. Aber Ihre mathematische Religion kennt keine Information über das Böse. Eine Religion, die diese grundlegenden Fragen außer acht läßt, bleibt leer.“
„Theologie ist Wissenschaft, Atheismus ist Science Fiction“
Der emeritierte Papst widerlegt Odifreddis Steckenpferd, daß Religion eine Art von „Science Fiction“ wäre. Diese „Phantasiewissenschaft“ gebe es allerdings wirklich, so Benedikt XVI., und zwar in zahlreichen Wissenschaften. Jenen Wissenschaften, die Odifreddi kategorisch in einen Gegensatz zur Religion stellt. Dazu zitierte der frühere Papst mehrere Beispiele, darunter auch einen Satz von Jacques Monod, mit dem dieser auf abstrus atemberaubende Weise die Evolutionstheorie darlegte.
Gegen den Vorwurf Odifreddis, Benedikt XVI. habe den Mißbrauchsskandal zu vertuschen versucht, ein weiteres Lieblingsthema der Kirchengegner, antwortete das frühere Kirchenoberhaupt: „Nie habe ich versucht, diese Dinge zu verschleiern. Daß die Macht des Bösen bis zu einem solchen Punkt in das Innenleben des Glaubens eindringt, ist für uns ein Leiden, das wir einerseits ertragen müssen, während wir gleichzeitig alles mögliche tun müssen, damit sich solche Fälle nicht wiederholen. Dabei ist es auch kein Trost zu wissen, daß laut Untersuchungen der Soziologen, der Anteil von Priestern, die sich dieser Verbrechen schuldig gemacht haben, nicht höher ist, als der anderer, vergleichbarer Gruppen. Jedenfalls sollte man nicht verbissen diese Abirrung so darstellen, als würde es sich um einen spezifisch katholischen Schmutz handeln.“ Wenn es auch richtig ist, die Übel in der Kirche aufzuzeigen, „darf man aber nicht die große leuchtende Bahn der Güte und Reinheit unterschlagen, die der christliche Glauben durch die Jahrhunderte gezogen hat… Es ist auch heute so, daß der Glauben viele Menschen zu einer selbstlosen Liebe veranlaßt, im Dienst für die anderen, zu Ehrlichkeit und Gerechtigkeit“.
ANSPRACHE VON BENEDIKT XVI.
BEIM WEIHNACHTSEMPFANG FÜR DAS KARDINALSKOLLEGIUM
UND DIE MITGLIEDER DER RÖMISCHEN KURIE
SOWIE DES GOVERNATORATS
„Sala Clementina“, Apostolischer Palast
Montag, 21. Dezember 2009
Meine Herren Kardinäle,
verehrte Mitbrüder im bischöflichen und im priesterlichen Dienst,
liebe Brüder und Schwestern!
Das Hochfest von Weihnachten ist – wie der Kardinal Dekan Angelo Sodano eben hervorgehoben hat – für die Christen eine ganz besondere Gelegenheit der Begegnung und des Miteinanders. Jenes Kind, das wir in Betlehem anbeten, lädt uns ein, die grenzenlose Liebe Gottes zu spüren, des Gottes, der vom Himmel herabgestiegen und einem jeden von uns nahe geworden ist, um uns zu seinen Kindern zu machen, zugehörig zu seiner Familie. Auch dieses traditionelle weihnachtliche Zusammenkommen des Nachfolgers Petri mit seinen engsten Mitarbeitern ist ein Familientreffen, das die Bande der Zuneigung und des Miteinanders festigt, um immer mehr den eben erwähnten »ständigen Abendmahlssaal« zu bilden, der der Verbreitung des Gottesreiches geweiht ist. Ich danke dem Kardinal Dekan für seine herzlichen Worte, mit denen er die Glückwünsche des Kardinalskollegiums, der Mitglieder der Römischen Kurie und des Governatorats wie auch aller Päpstlichen Vertreter zum Ausdruck gebracht hat, die uns zutiefst verbunden sind, indem sie den Menschen unserer Zeit jenes Licht zutragen, das in der Krippe von Betlehem geboren ist. Ich empfange Sie mit großer Freude und möchte dabei auch allen meinen Dank sagen für den großherzigen und kompetenten Dienst, den Sie für den »Vicarius Christi« und die ganze Kirche leisten.
Wiederum geht ein Jahr zu Ende, das reich war an wichtigen Ereignissen für die Kirche und für die Welt. Nur auf ein paar Schwerpunkte für das kirchliche Leben möchte ich in dieser Stunde dankbar rückblickend die Aufmerksamkeit lenken. Das Paulusjahr ist in das Priesterjahr übergegangen. Von der wuchtigen Gestalt des Völkerapostels Paulus, der vom Licht des auferstandenen Christus und von seinem Ruf getroffen das Evangelium zu den Völkern der Welt trug, sind wir übergegangen zu der demütigen Gestalt des Pfarrers von Ars, der sein Leben lang in dem kleinen Dorf blieb, das man ihm anvertraut hatte und doch gerade in der Demut seines Dienstes die versöhnende Güte Gottes weithin in der Welt sichtbar machte. Von beiden Gestalten her wird die Spannweite des priesterlichen Dienstes offenbar und wird sichtbar, wie gerade das Kleine groß ist und wie Gott durch den scheinbar kleinen Dienst eines Menschen Großes wirken, die Welt von innen her reinigen und erneuern kann.
Für die Kirche und für mich persönlich stand das verflossene Jahr weitgehend im Zeichen Afrikas. Da war zunächst die Reise nach Kamerun und nach Angola. Es war für mich bewegend, die große Herzlichkeit zu erleben, mit der der Nachfolger Petri, der »Vicarius Christi«, aufgenommen wurde. Die festliche Freude und die herzliche Zuneigung, die mir auf allen Straßen begegnete, galt ja nicht einfach irgendeinem zufälligen Gast. In der Begegnung mit dem Papst wurde die universale Kirche erfahrbar, die weltweite Gemeinschaft, die Gott durch Christus sammelt – die Gemeinschaft, die nicht durch menschliche Interessen begründet ist, sondern aus der Zuwendung Gottes zu uns kommt. Daß wir alle miteinander Familie Gottes sind, Brüder und Schwestern vom einen Vater her, das wurde erlebt. Und es wurde erlebt, daß Gottes Zuwendung zu uns in Christus nicht eine Sache der Vergangenheit ist und nicht eine Sache gelehrter Theorien, sondern eine ganz konkrete Wirklichkeit, hier und jetzt. ER ist unter uns: Das spürten wir durch den Dienst des Petrusnachfolgers hindurch. So waren wir über die bloße Alltäglichkeit hinausgehoben. Der Himmel stand offen, und das macht einen Tag zum Fest. Und dies ist zugleich etwas Bleibendes. Es gilt auch weiter, auch im Alltag, daß der Himmel nicht mehr verschlossen ist. Daß Gott nahe ist. Daß wir in Christus alle einander zugehören.
Besonders tief hat sich mir die Erinnerung an die liturgischen Feiern eingeprägt. Die Feiern der heiligen Eucharistie waren wirkliche Feste des Glaubens. Ich möchte zwei Elemente benennen, die mir besonders wichtig erscheinen. Da war zunächst eine große gemeinsame Freude, die sich auch körperlich ausdrückte, aber zuchtvoll und von der Anwesenheit des lebendigen Gottes geformt. Damit ist schon das zweite Element benannt: der Sinn für das Sakrale, für das gegenwärtige Mysterium des lebendigen Gottes prägte sozusagen jede einzelne Gebärde. Der Herr ist da – der Schöpfer, der, dem alles gehört, von dem wir kommen und zu dem wir unterwegs sind. Mir kamen spontan die Worte des hl. Cyprian aus seiner Vater-unser-Auslegung in den Sinn: »Denken wir daran, daß wir im Angeblickt-Werden von Gott stehen. Wir müssen den Augen Gottes gefallen, sowohl mit der Haltung unseres Körpers wie mit dem Gebrauch unserer Stimme« (De dom. or. 4 CSEL III 1 p 269). Ja, dieses Bewußtsein war da: Wir stehen vor Gott. Daraus kommt nicht Angst oder Verklemmung, auch kein äußerer Rubrikengehorsam, noch weniger gegenseitige Selbstdarstellung oder zuchtloses Geschrei. Da war vielmehr das, was die Väter »sobria ebrietas« nannten: das Erfülltsein von einer Freude, die doch nüchtern und geordnet bleibt, die Menschen von innen her eint in den gemeinsamen Lobpreis Gottes hinein, der zugleich die Liebe zum Nächsten, die Verantwortung füreinander weckt.
Zu der Afrika-Reise gehörte natürlich vor allem auch die Begegnung mit den Brüdern im Bischofsamt und die Eröffnung der Afrika-Synode durch die Übergabe des »Instrumentum laboris«. Sie geschah im Rahmen eines abendlichen Gesprächs am Festtag des hl. Josef, bei dem die Vertreter der einzelnen Episkopate auf beeindruckende Weise ihre Hoffnungen und Sorgen dargestellt haben. Ich denke, daß der gute Hausvater Sankt Josef, der das sorgende und hoffende Abwägen der weiteren Wege der Familie selbst gut kennt, uns liebevoll zugehört und uns auch sein Geleit in die Synode selbst hineingegeben hat. Werfen wir nur einen kurzen Blick auf die Synode. Bei meinem Besuch in Afrika war vor allem die theologische und pastorale Kraft des päpstlichen Primats als Sammelpunkt für die Einheit der Familie Gottes sichtbar geworden. Hier, in der Synode, erschien um so stärker die Bedeutung der Kollegialität – die Einheit der Bischöfe, die ihr Amt ja gerade dadurch empfangen, daß sie in die Gemeinschaft der Apostelnachfolger eintreten: Jeder ist nur Bischof, Apostelnachfolger im Mitsein der Gemeinschaft derer, in denen das »Collegium Apostolorum« in der Einheit mit Petrus und seinem Nachfolger weitergeht. Wie in den Liturgien in Afrika und dann wieder in Sankt Peter in Rom die liturgische Erneuerung des II. Vaticanums vorbildlich Gestalt annahm, so wurde im Miteinander der Synode die Ekklesiologie des Konzils ganz praktisch gelebt. Bewegend waren auch die Zeugnisse, die wir von den Gläubigen aus Afrika hören durften – Zeugnisse konkreten Leidens und Versöhnens in den Dramen der jüngsten Geschichte des Kontinents.
Die Synode hatte sich das Thema gestellt: Die Kirche in Afrika im Dienst von Versöhnung, Gerechtigkeit und Frieden. Dies ist ein theologisches und vor allem ein pastorales Thema von brennender Aktualität, aber es konnte auch als ein politisches Thema mißverstanden werden. Die Aufgabe der Bischöfe war es, die Theologie zur Pastoral zu machen, das heißt zu ganz konkretem Hirtendienst, in dem die großen Visionen der Heiligen Schrift und der Überlieferung praktisch angewandt werden auf das Wirken der Bischöfe und Priester in einer bestimmten Zeit und an einem bestimmten Ort. Dabei durfte man aber nicht der Versuchung verfallen, selbst die Politik in die Hand zu nehmen und sich aus Hirten zu politischen Führen zu machen. In der Tat ist es ja immer wieder die ganz praktische Frage, vor der die Hirten der Kirche stehen: Wie können wir realistisch und praktisch sein, ohne uns eine politische Kompetenz anzumaßen, die uns nicht zusteht? Wir könnten auch sagen: Es ging um das Problem einer praktizierten und recht ausgelegten positiven »laï cité«. Dies ist auch ein Grundthema der am Peter- und Pauls-Tag veröffentlichten Enzyklika »Caritas in veritate«, die damit die Frage nach dem theologischen und praktischen Ort der katholischen Soziallehre aufgenommen und weitergeführt hat.
Ist es den Synodenvätern gelungen, den eher schmalen Weg zwischen bloßer theologischer Theorie und direkter politischer Aktion zu finden, den Weg des »Hirten«? In meiner kleinen Rede zum Abschluß der Synode habe ich dies bewußt und ausdrücklich bejaht. Natürlich werden wir bei der Ausarbeitung des postsynodalen Dokuments darauf achten müssen, diese Balance einzuhalten und damit den Beitrag für Kirche und Gesellschaft in Afrika zu leisten, der der Kirche von ihrer Sendung her aufgetragen ist. Ich möchte dies an einem einzelnen Punkt ganz kurz zu erläutern versuchen. Wie schon gesagt, nennt das Thema der Synode drei große Grundworte theologischer und sozialer Verantwortung: Versöhnung – Gerechtigkeit – Friede. Man könnte sagen, daß Versöhnung und Gerechtigkeit die beiden wesentlichen Voraussetzungen von Friede sind und so bis zu einem gewissen Grad auch dessen Wesen definieren. Beschränken wir uns auf das Wort Versöhnung. Ein Blick auf die Leiden und Nöte der jüngeren Geschichte Afrikas, aber auch in vielen anderen Teilen der Erde zeigt, daß ungelöste und tief verwurzelte Gegensätze in bestimmten Situationen zu Explosionen der Gewalt führen können, in denen alle Menschlichkeit verloren scheint. Friede kann nur werden, wenn es zu innerer Versöhnung kommt. Als positives Beispiel für einen gelingenden Versöhnungsprozeß können wir die Geschichte Europas seit dem Zweiten Weltkrieg ansehen. Daß es in West- und Mitteleuropa seit 1945 keine Kriege mehr gegeben hat, beruht sicher wesentlich auf intelligenten und moralisch geformten politischen und ökonomischen Strukturen, aber die konnten sich doch nur bilden, weil es innere Prozesse des Versöhnens gab, die ein neues Miteinander ermöglicht haben. Jede Gesellschaft braucht Versöhnungen, damit Friede sein kann. Versöhnungen sind für gute Politik notwendig, aber von der Politik allein nicht zu leisten. Sie sind vorpolitische Prozesse, die aus anderen Quellen kommen müssen.
Die Synode hat versucht, den Begriff Versöhnung als Auftrag an die Kirche von heute auszuleuchten und dabei auf seine verschiedenen Dimensionen aufmerksam gemacht. Der Ruf, den der hl. Paulus an die Korinther gerichtet hat, ist gerade heute von neuer Aktualität. »Wir sind Gesandte an Christi Statt, und Gott ist es, der durch uns mahnt. Wir bitten an Christi Statt: Laßt euch mit Gott versöhnen!« (2 Kor 5,20). Wenn der Mensch mit Gott nicht versöhnt ist, ist er auch mit der Schöpfung im Unfrieden. Er ist unversöhnt mit sich selbst, möchte sich selbst als einen anderen haben und ist daher auch unversöhnt mit dem Nächsten. Zur Versöhnung gehört des weiteren die Fähigkeit, Schuld zu erkennen und um Vergebung zu bitten – Gott und den anderen Menschen. Zum Vorgang der Versöhnung gehört schließlich die Bereitschaft zur Buße, die Bereitschaft, Schuld auszuleiden und sich selbst ändern zu lassen. Und es gehört dazu die »gratuitas«, von der die Enzyklika »Caritas in veritate« mehrfach spricht: die Bereitschaft, über das Notwendige hinauszugehen, nicht aufzurechnen, sondern weiterzugehen als die bloßen Rechtsverhältnisse es verlangen. Es gehört dazu jene Großzügigkeit, die Gott selbst uns vorgemacht hat. Denken wir an das Wort Jesu: Wenn du deine Gabe zum Altar bringst und du erinnerst dich, daß dein Bruder etwas gegen dich hat, laß die Gabe liegen, brich auf, versöhne dich zuerst mit deinem Bruder, und dann komm und bring deine Gabe (Mt 5,23f.). Gott, der uns unversöhnt wußte, der sah, daß wir etwas gegen ihn haben, ist aufgestanden und uns entgegengegangen, obwohl er allein im Recht war. Er ist uns entgegengegangen bis zum Kreuz hin, um uns zu versöhnen. Das ist »gratuitas«: die Bereitschaft, zuerst aufzubrechen. Zuerst dem anderen entgegenzugehen, ihm die Versöhnung anzubieten, den Schmerz auf sich zu nehmen, der im Verzicht auf das eigene Rechthaben liegt. Nicht nachzulassen im Willen des Versöhnens: Das hat Gott uns vorgemacht, und dies ist die Weise, gottähnlich zu werden, die wir in der Welt immer von neuem brauchen. Wir müssen heute die Fähigkeit neu erlernen, Schuld anzuerkennen, den Unschuldswahn abzuschütteln. Wir müssen die Fähigkeit erlernen, Buße zu tun, uns ändern zu lassen; dem anderen entgegenzugehen und von Gott her uns den Mut und die Kraft zu solcher Erneuerung schenken zu lassen. In dieser unserer Welt von heute müssen wir das Sakrament der Buße und der Versöhnung neu entdecken. Daß es aus den Lebensvollzügen der Christen weitgehend verschwunden ist, ist ein Symptom für einen Verlust an Wahrhaftigkeit uns selbst und Gott gegenüber; ein Verlust, der unsere Menschlichkeit gefährdet und der unsere Friedensfähigkeit vermindert. Der hl. Bonaventura war der Meinung, daß das Sakrament der Buße ein Menschheitssakrament ist, das Gott in seinem wesentlichen Grund schon unmittelbar nach dem Sündenfall mit der Buße für Adam eingesetzt habe, auch wenn es seine ganze Gestalt erst in Christus erhalten konnte, der selbst die versöhnende Kraft Gottes ist und unsere Buße auf sich genommen hat. In der Tat, die Einheit von Schuld, Buße und Vergebung ist eine der Grundbedingungen der Menschlichkeit, die im Sakrament ihre volle Gestalt erhalten, aber von den Wurzeln her zum Menschsein als solchem gehören. Die Bischofssynode für Afrika hat deshalb mit Recht Versöhnungsrituale der afrikanischen Tradition mit in ihre Betrachtungen einbezogen als Lernorte und Vorbereitungen für die große Versöhnung, die Gott uns im Bußsakrament schenkt. Diese Versöhnung braucht aber den weiten Vorhof der Anerkenntnis von Schuld und der Demut des Büßens. Versöhnung ist ein vorpolitischer Begriff und eine vorpolitische Realität, die gerade so von höchster Bedeutung für die Aufgabe der Politik selbst ist. Wenn nicht in den Herzen die Kraft des Versöhnens geschaffen wird, fehlt dem politischen Ringen um den Frieden die innere Voraussetzung. In der Synode haben sich die Hirten der Kirche um jene innere Reinigung des Menschen gemüht, die die wesentliche Voraussetzung für den Aufbau der Gerechtigkeit und des Friedens darstellt. Diese innere Reinigung und Reifung zu wahrer Menschlichkeit gibt es aber nicht ohne Gott.
Versöhnung – bei diesem Stichwort kommt mir die zweite große Reise des vergangenen Jahres in den Sinn: die Pilgerfahrt nach Jordanien und ins Heilige Land. Dabei möchte ich zuallererst dem König von Jordanien herzlich danken für die große Gastfreundschaft, mit der er mich empfangen und auf dem ganzen Weg meiner Pilgerschaft begleitet hat. Mein Dank gilt besonders auch für die vorbildliche Weise, in der er sich um das friedliche Miteinander von Christen und Moslems müht, um die Ehrfurcht vor der Religion des anderen und um das Miteinander in der gemeinsamen Verantwortung vor Gott. Ebenso danke ich der Regierung von Israel herzlich für alles, was sie getan hat, damit der Besuch friedlich und in Sicherheit verlaufen konnte. Besonders dankbar bin ich für die Möglichkeit, zwei große öffentliche Gottesdienste – in Jerusalem und in Nazaret – zu feiern, in denen die Christen sich öffentlich als Gemeinschaft des Glaubens im Heiligen Land darstellen konnten. Schließlich gilt mein Dank der palästinensischen Autorität, die mich gleichfalls mit großer Herzlichkeit aufgenommen, mir ebenfalls einen öffentlichen Gottesdienst in Betlehem möglich gemacht hat und mich die Leiden wie die Hoffnungen ihres Landes erfahren ließ. Alles, was in diesen Ländern zu sehen ist, ruft nach Versöhnung, nach Gerechtigkeit, nach Frieden. Der Besuch in Yad Vashem bedeutete eine erschütternde Begegnung mit der Grausamkeit menschlicher Schuld, mit dem Haß einer verblendeten Ideologie, die Millionen von Menschen grundlos dem Tod preisgab und damit letztlich auch Gott, den Gott Abrahams, Isaaks, Jakobs und den Gott Jesu Christi aus der Welt verdrängen wollte. So ist dies zuallererst ein Mahnmal gegen den Haß, ein Ruf nach Reinigung und Vergebung, nach Liebe. Gerade dieses Denkmal menschlicher Schuld machte dann den Besuch bei den Erinnerungsorten des Glaubens um so wichtiger und ließ deren unverbrauchte Aktualität spüren. In Jordanien haben wir den tiefsten Punkt der Erde am Jordan gesehen. Wie sollte man sich da nicht erinnert fühlen an das Wort aus dem Epheserbrief, daß Christus hinabgestiegen ist »in die untersten Teile der Erde« (Eph 4,9). In Christus ist Gott hinabgestiegen bis in die letzte Tiefe des Menschseins, bis in die Nacht des Hasses und der Verblendung, bis in die Dunkelheit der Gottesferne des Menschen, um dort das Licht seiner Liebe zu entzünden. Auch in der tiefsten Nacht ist er: Auch in der Unterwelt bist du zugegen – dieses Wort aus Ps 139 [138], 8 ist im Abstieg Jesu Wahrheit geworden. So war dann das Begegnen mit den Orten des Heils in der Verkündigungskirche in Nazaret, der Geburtsgrotte zu Betlehem, der Kreuzigungsstätte auf Golgota, dem leeren Grab als Zeugnis der Auferstehung gleichsam ein Berühren der Geschichte Gottes mit uns. Der Glaube ist kein Mythos. Er ist wahre Geschichte, deren Spuren wir anrühren können. Dieser Realismus des Glaubens tut uns in den Bedrängnissen der Gegenwart besonders gut. Gott hat sich wirklich gezeigt. In Jesus Christus hat er wirklich Fleisch angenommen. Er bleibt als Auferstandener wahrer Mensch, öffnet immerfort unser Menschsein auf Gott hin und ist uns immerfort Gewähr dafür, daß Gott ein naher Gott ist. Ja, Gott lebt, und er geht uns an. In all seiner Größe ist er doch der nahe Gott, der Gott mit uns, der uns immerfort zuruft: Laßt euch mit mir und miteinander versöhnen. Immer stellt er den Auftrag des Versöhnens in unser persönliches und gemeinschaftliches Leben hinein.
Schließlich möchte ich auch noch ein Wort des Dankes und der Freude zu meiner Reise in die Tschechische Republik sagen. Immer wurde ich vorher darauf hingewiesen, daß dies ein Land mit einer Mehrheit von Agnostikern und Atheisten sei, in dem die Christen nur noch eine Minderheit bilden. Um so freudiger war die Überraschung darüber, daß ich allenthalben von einer großen Herzlichkeit und Freundschaft umgeben war. Daß große Gottesdienste in einer freudigen Atmosphäre des Glaubens gefeiert wurden. Daß im Bereich der Universitäten und der Kultur mein Wort wache Aufmerksamkeit fand. Daß die Autoritäten des Staates mir mit großer Freundlichkeit begegneten und alles getan haben, um dem Besuch zum Erfolg zu verhelfen. Ich wäre jetzt versucht, etwas über die Schönheit des Landes und die großartigen Zeugnisse christlicher Kultur zu sagen, die diese Schönheit erst vollkommen machen. Vor allem aber ist mir wichtig, daß auch die Menschen, die sich als Agnostiker oder als Atheisten ansehen, uns als Gläubige angehen. Wenn wir von neuer Evangelisierung sprechen, erschrecken diese Menschen vielleicht. Sie wollen sich nicht als Objekt von Mission sehen und ihre Freiheit des Denkens und des Wollens nicht preisgeben. Aber die Frage nach Gott bleibt doch auch für sie gegenwärtig, auch wenn sie an die konkrete Weise seiner Zuwendung zu uns nicht glauben können. In Paris habe ich vom Gottsuchen als grundlegendem Antrieb gesprochen, aus dem das abendländische Mönchtum und mit ihm die abendländische Kultur geboren wurde. Als ersten Schritt von Evangelisierung müssen wir versuchen, diese Suche wachzuhalten; uns darum mühen, daß der Mensch die Gottesfrage als wesentliche Frage seiner Existenz nicht beiseite schiebt. Daß er die Frage und die Sehnsucht annimmt, die darin sich verbirgt. Hier fällt mir das Wort ein, das Jesus aus dem Propheten Jesaja zitiert hat: daß der Tempel von Jerusalem ein Gebetshaus für alle Völker sein solle (Jes 56,7; Mk 11,17). Er dachte dabei an den sogenannten Vorhof der Heiden, den er von äußeren Geschäftigkeiten räumte, damit der Freiraum da sei für die Völker, die hier zu dem einen Gott beten wollen, auch wenn sie dem Geheimnis nicht zugehören konnten, dem das Innere des Tempels diente. Gebetsraum für alle Völker – dabei war an Menschen gedacht, die Gott sozusagen nur von ferne kennen; die mit ihren Göttern, Riten und Mythen unzufrieden sind; die das Reine und Große ersehnen, auch wenn Gott für sie der »unbekannte Gott« bleibt (Apg 17,23). Sie sollten zum unbekannten Gott beten können und damit doch mit dem wirklichen Gott in Verbindung sein, wenn auch in vielerlei Dunkelheit. Ich denke, so eine Art »Vorhof der Heiden« müsse die Kirche auch heute auftun, wo Menschen irgendwie sich an Gott anhängen können, ohne ihn zu kennen und ehe sie den Zugang zum Geheimnis gefunden haben, dem das innere Leben der Kirche dient. Zum Dialog der Religionen muß heute vor allem auch das Gespräch mit denen hinzutreten, denen die Religionen fremd sind, denen Gott unbekannt ist und die doch nicht einfach ohne Gott bleiben, ihn wenigstens als Unbekannten dennoch anrühren möchten.
Zuletzt noch einmal ein Wort zum Jahr der Priester. Als Priester sind wir für alle da: für die, die Gott aus der Nähe kennen und für die, denen er der Unbekannte ist. Wir alle müssen ihn immer wieder neu kennenlernen und müssen ihn immer neu suchen, damit wir wirkliche Freunde Gottes werden. Wie anders als durch Menschen, die Freunde Gottes sind, könnten wir zuletzt Gott kennenlernen? Der tiefste Kern unseres priesterlichen Dienstes ist es, Freunde Christi (Joh 15,15), Freunde Gottes zu sein, durch die auch andere Menschen Gott nahe werden können. So ist mit meinem herzlichen Dank für alle Hilfe das ganze Jahr hindurch dies mein Wunsch zu Weihnachten: Daß wir immer mehr Freunde Jesu Christi und so Freunde Gottes werden und dadurch Salz der Erde und Licht der Welt sein dürfen. Gesegnete Weihnachten und ein gutes neues Jahr!
Text: Giuseppe Nardi
Bild: Tempi/Vatican Insider
Danke für diesen Artikel und die Veröffentlichung der Ansprache von Papst Benedikt XVI. Wenn man das liest, erkennt man, was wir verloren haben. Diese Sprache, diese Tiefe, diese Weisheit – lieber Papst Benedikt, wie sehr ich dich vermisse. Ich sitze hier mit Tränen in den Augen.
Ich schließe mich Ihnen voll und ganz an, so sind wir schon zwei! Gibt es wohl viele, die noch so denken und fühlen?
Drei!! 🙂 Auch ich schließe mich von ganzem Herzen an!
Vier!!! Dito
fünf
gerne ich auch.
Papst Benedikt ist der einzig wahre Papst.
Man stelle sich vor welche fundamental wichtigen theologischen Aussagen er „mal eben“ so macht.
Ein Papst ist eben KEIN Sozialingenieur mit esoterischem Anstrich, sondern oberster Priester und Wächter über die Reinheit und Unverfälschtheit des Glaubens.
Er ist IN der Welt aber nicht VON der Welt.
Wie wohltuend Papst Benedikt das praktiziert hat.
Und Papst Franz ?
Man meint, er hat nur vom historischen Jesus gehört, Theologie ist für ihn Umsetzung der Soziallehre, streng weltimmanent.
Das ist politisch korrekt aber theologisch seinem Amt nicht angemessen, vom Papst erwartet man mehr.
Er wollte keine NGO sein, aber macht seit seinem Amtsantritt nichts anderes.
Für mich ist daher Benedikt der einzig Wahre Papst.
Vier !!!! Meinen tief empfundenen DanK und meine Anerkennung für diese Sätze an s.H. Papst em. Benedikt.. Beim Gedanken, dass dieser heilige Vater schweigt oder schweigen muss, kommen auch mir die Tränen in die Augen. Ich vermisse täglich sein gedankliche Klarheit, die Konsistenz seiner Definitionen, aber auch seine Demut.
Er zeigt uns hier nochmals die Grundlagen unseres Glaubens.
Gott möge ihm vergelten, was er für uns getan hat.
In Dankbarkeit Regino
Regino
Nun ja, es ist ja merkwürdig, dass er doch nicht ganz zurückgezogen ist, siehe Hl. Messfeier mit seinem Schülerkreis, und doch nicht ganz schweigt, siehe diesen Brief– der eigenartig parallel zur Antwort S. H. Fr. an Herr Scalfari ans Licht der Öffentlichkeit kommt.
Irgendwie macht unser Papa emeritus einen einsatzfähigen Eindruck…
Und ja, ich lasse mich in dieser Liste gern mitzählen.
😎
Was für ein Unterscheid zu seinen Nachfolger. Ulma auch mir treibt es die Tränen in die Augen, besonders dann wenn ich diese Antwort an einen Atheisten, mit der Antwort von Franziskus an einen Atheisten gegenüberstelle.
Gottes und Mariens Segen auf allen Wegen
Fünf!
nicht vier, nicht fünf, in Wahrheit sind es viele Tausende, die genauso denken und denen unser geliebter Papst Benedikt XVI. so sehr fehlt. Aber wo waren wir, als er uns brauchte?
Sechs!!! Geht mir genauso!
gbu
SIEBEN, mit mir.
Gottes und Mariens Segen auf allen Wegen
7 + x – denn ich weiß nicht, wie viele Kommentare noch in der Pipeline hängen.
Ja, das war ein völlig anderer Geist! Ein heller, lebendiger Geist!
Was heißt „war“, es ist immer noch ein heller Geist.
Schmerzlich spüre ich, dass Benedikt mit seinem Rückzug Zügel des Wagens aus der Hand hat gleiten lassen, der wie böse Geister permanent sich selbst lenken wollte und vor Intrigen, Mord und Totschlag nicht zurückschreckte.
Das ist ein gutes Bild für die Kirche derzeit: sie ist ein herrenloses Gefährt, das sich selbst lenkt.
Bei allem Schmerz um den Verlust dieses Papstes dürfen wir nicht vergessen
a. dass er noch da ist und ich nicht wüsste, dass Gott ihn vor seinem Tod aus dem Amt entlassen hätte. Ist nicht auch der Hl. Petrus am Ende seines Lebens aus Rom abgehauen, aber er wurde von Gott persönlich zurückgeholt?
b. im Regiment immer noch und in Ewigkeit der Herr Jesus selbst sitzt. Niemand und nichts wird daran etwas ändern können, auch nicht die Meute, die seit Jahrzehnten die Kirche von innen zerstört.
Bitte beachtet alle, was F. über sich selbst in dem neuesten Interview gesagt hat:
„Als ihm das Risiko, gewählt zu werden, am Mittwoch, dem 13. März, beim Mittagessen bewusst geworden sei, habe er einen tiefen und unerklärlichen Frieden und einen inneren Trost gespürt – zugleich mit einer völligen Dunkelheit, einer tiefen Finsternis.“
Es ist die tiefe Finsternis, die wir alle spüren, wenn wir wach und aufrichtig sind – er selbst hat es uns hiermit doch ehrlich gesagt!
Wachen wir auf, hören wir nicht weg!
Auch ein anderer Satz gegenüber Spadaro sollte uns sofort aufschrecken:
„Ich habe mich entschieden, hier, im Zimmer 201, zu wohnen, weil ich, als ich die päpstliche Wohnung in Besitz nahm, in mir ein deutliches ‚Nein‘ spürte. Das päpstliche Appartement im Apostolischen Palast ist nicht luxuriös. Es ist alt, geschmackvoll eingerichtet und groß, nicht luxuriös. Aber letztendlich gleicht es einem umgekehrten Trichter. Es ist groß und geräumig, aber der Eingang ist wirklich schmal. Man tritt tropfenweise ein. Das ist nichts für mich.“
Mir fällt da sofort das sofort das Bild Jesu von der engen Pforte ein: wer nicht durch sie eingeht, kann nicht ins Himmelreich kommen. Dieser Satz aus dem Munde F.s offenbart uns, dass er alles, bloß nicht bescheiden und demütig ist. Warum nicht ganz klein werden, bevor man Papst wird, immer wieder?
Dunkelheit hätte genügt.
Es gibt ja eine sozusagen legitime Dunkelheit im geistlichen Leben.
Finsternis hört sich nicht gut an.
Es wäre schön, wieder mehr von Benedikt XVI. zu hören. Das war hoffentlich nur ein Anfang.
Anfang wovon? Das wir von zwei Päpsten regiert werden? Einen für die Einen und einen für die Anderen? Dass die Kirche endgültig entzweigerissen wird?
Ein Papst ist nun einmal dazu da, Irrtümer zu verdammen. Papst Benedikt hat hier den Irrtum des Atheismus erfolgreich verdammt. So what?
Man sollte vielleicht sein Herz für den neuen Papst öffnen, anstatt zu simpfen.
Vielleicht trägt er ein silbernes Kreuz weil er neben Benedikt XVI steht und dieser noch ein goldenes trägt? Vielleicht geht er nicht in die Päpstliche Wohnung weil er den emeritierten Papst respektiert? Als stumme Geste?
Vielleicht ist es eine Stumme Geste seitens des Heiligen Geistes?
Glauben sollt ihr, nicht biestig zänken
Das silberne Kreuz und die Wohnung in der Casa Martha seien Seiner Heiligkeit gegönnt.
Oder der R4. Oder die Aktentasche oder andere Kinkerlitzchen.
Darum geht es aber doch nicht.
Es geht um die Wahrheit der Glaubens- und Sittenlehre, des Kultes und des geistlichen Lebens.
Und es geht um Gerechtigkeit und Weisheit im Handeln (alte Messe…).
Das ist es, was jeder anständige Katholik von einem Papst erwartet.
Und erlebt er das Gegenteil, dann ist er verwirrt und verunsichert– und das ist dann nicht an ihm.
Er ist Stellvertreter Christi auf Erden.
Er ist oberster Priester und Theologe.
Er hat sich um die Einhaltung des Glaubens zu kümmern.
Manchmal denke ich mir er macht sich zum Hanswurst.
Vielleicht fehlt es ihm wirklich an der nötigen Intelligenz!
Wenn der Heilige Geist sich irrt, wird es Zeit in zu braten guten Appetit.
Was sollen wir glauben? Was man uns vorsetzt? Wider alle Vernunft? Wider die Lehre der Kirche?
Also diesen Block und Artikel nach http://www.ultimostiempos.org/7‑noticias/150-bxvi und der Google Übersetzung, ist ja der Rücktritt seiner Heiligkeit Papst Benedikt XVI so und so nicht gültig, und auch das Verhalten von Franziskus, keine Unterschrift mit PP, keine roten Schuhe, seine Rede das er Bischof von Rom ist, usw. soll ja ein Beweis sein, das auch Franziskus dies weis.
Gottes und Mariens Segen auf allen Wegen.
Geehrter Armin,
interessante Information.
Wie dem auch sei: ob die Wahl legal war oder nicht– f a k t i s ch, vom Resultat her gesehen, hat sich Februar/März 2013 ein kalter Putsch im Vatikan abgespielt, der mit Sicherheit seit längerem vorbereitet war.
Nachdem ich nun meine Augen wieder einigermaßen trocken habe, möchte ich mich meinen Vorkommentatoren anschließen.
Welch ein Verlust!
Es hat auch nichts mit Zänkerei oder Biestigkeit zu tun, wenn man das deutlich spürbare Gefälle zwischen den Äußerungen des Papstes em. und des amtierenden Bischofs von Rom konstatiert.
Es ist doch eher bedenklich, wenn solche Auffälligkeiten nicht beim Namen genannt werden dürfen, ohne daß irgendwelche Vorwürfe laut werden.
@ templarii:
Allein der Gebrauch des Wortes „vielleicht“ in Ihrem Beitrag zeigt das große Problem im Reden und Handeln des Mannes auf, der zwar gewählt wurde, aber von Anfang an kaum gewillt war, sich in Demut der Würde und Bürde des Amtes zu beugen. Das ging beim „Anherrschen“ eines Zeremoniars wegen einer Mozetta los und endet beim pp hinter der Unterschrift. Das ist nicht Dienst als „Diener der Diener Gottes“ sondern etwas ganz anderes.
Der jetzige Papst ist die Folge des vorherigen Papstes. Ohne diesen unfassbaren Rücktritt gäbe es Franziskus nicht. Das ist eine einfache unumkehrbare historische Tatsache.
Wie die Kommentare hier beweisen, sät die Existenz zweier Päpste Zwietracht ohne Ende.
Wir haben nur einen Papst, mit dem müssen wir auskommen. Joseph Ratzinger, gewesener Benedikt gehört weggesperrt, am Besten in die Zelle von Coelestin, damit die Zwietracht in der Kirche wenigstens zum Teil gemildert wird.
In der Heiligen Römischen Kirche dreht sich alles um die Anbetung jenes Schöpfers, der in der Gestalt einer Backoblate unter seinen Geschöpfen wohnt. Bei Franz hört man davon wenig bis nichts.
Urselina
ich sehe es anders herum.
Beim emeritierten Papst Benedikt XVI. bin ich sicher, dass er ein Papst ist, obschon derzeit im Zustand des Amtsausübungsverzichts.
Gott verzeihe mir, aber das Papsttum S. H. Franziskus ist mir täglich zweifelhafter, und das nicht, weil ich etwas gegen die Person Jorge Bergoglio habe, sondern wegen seiner Worte und Taten, und der rätselhaften Weise seiner Erhebung auf den Stuhl Petri zu Lebzeiten eines Papstes.
Wenn es in der Geschichte mehrere Päpste gab, war einer der Papst, die anderen waren Gegenpäpste.
Bei den Szenen mit den zwei ach so brüderlichen Päpsten, die sorgfältig in der Welt verbreitet werden, werde ich das Gefühl eines surrealistischen Theaterstücks nicht los, das uns vorgespielt wird, mit geheimen Absichten, die uns verheimlicht werden.
Ich seh es auch als dramatisch, die Situation der 2 Päpste.
Es ist einfach nicht richtig, und jeder spürt es im Grunde.
Ich denke das Bendikt in gutem Glauben gehandelt hat (wenn man nicht irgendwelche Verschwörungstheorien bemühen will).
Jedoch haben wir einfach 2 Päpste die nicht Papst sein wollen, da habe ich lieber einen der nicht mehr wirklich kann, es aber ist (wie es seit fast 2000 Jahren immer so gewesen ist):
„Jedoch haben wir einfach 2 Päpste die nicht Papst sein wollen, da habe ich lieber einen der nicht mehr wirklich kann, es aber ist (wie es seit fast 2000 Jahren immer so gewesen ist)“.
Sehr gut ausgedrückt – das ist das Problem!
besorgter Christ,
à propos „Verschwörungstheorien“.
Verschwörungen sind eine Tatsache.
Auch im Klerus.
Haben Sie die Morddrohung gegen Papst Benedikt XVI. vergessen, die im Februar 2012 publik wurde?
Und was ist das internationale klerikale Homosexualisten- und Pädophilen-Netzwerk anderes als eine große innerkirchliche Verschwörung?
Lieber Leo Laemmlein
„Verschwörungen sind eine Tatsache.“
Aber sicher. Oder glaubt einer das Luzifer und die ihm folgen 2000 Jahre untätig geblieben sind. Das wäre das absurdeste was man sich vorstellen kann.
Per Mariam ad Christum.
Sagen wir mal so, wenn ich glaube, dass Benedikt nicht freiwillig zurückgetreten ist, sondern gezwungen wurde; dann muss ich davon ausgehen, dass er die gesamte Welt in seiner Erklärung zum Rücktritt angelogen hat.
Damit habe ich massivste Probleme, auch weil schon Kardinal Ratzinger, immer mal wieder gesagt hat, er sei der Ansicht, dass ein Papst zurücktreten müssen, wenn er der Ansicht sei, er könne nicht mehr.
Fakt ist einfach, der Rücktritt hat mehr Schaden angerichtet, als ein im Amt Verbleiben, eines zwar alt, gebrechlich und eben schwach gewordenen Papst Benedikts, der , wie, wir oben lesen können, ja geistig total fit ist.
Ich weiß einfach nicht, was sich Benedikt gedacht hat, denke aber, er hat im guten Glauben und nicht gezwungen gehandelt.
Es sei denn, die Leute, die ihm das Leben schwer gemacht haben, haben so massive Möglichkeiten, dass er, Benedikt, zu dem Schluss gekommen ist, sein Verbleiben im Amt sei der größere Schaden, dann hätte er bei seiner Rede zur Erklärung des Rücktritts nicht gelogen.
Jedoch höre ich seit über 40 Jahren, von der Freimaurer Lobby, (bzw den Satanisten, bzw der Schwulenlobby) im Vatikan, die supergut organisiert sei, und so wie es eben die Kinder der Finsternis machen, sich gegenseitig schützen und decken und nicht, wie die Kinder des Lichtes, den Angegriffenen sofort im Regen stehen lassen, wie es von Mindszenty bis hin zu Mixa und zahllose andere, immer wieder der Fall ist.
Will heißen, wenn diese Leute so gut sind, dass sie sogar Päpste zurücktreten lassen können und Kardinäle dazu bringen (und die Wahl des Jorge Bergoglio ging, gemessen am Ergebnis, ja erstaunlich schnell, bedenkt man, dass er alle Zeichen eines Kompromisskandidaten hat) so einen merkwürdigen und schwer irritierenden Papst zu wählen, wenn dem so ist, dann könnten diese Leute doch die Maske fallen lassen.
Ich habe keine Antworten, und bitte den Kommentar als Versuch die Frage zu formulieren zu verstehen.
Das Problem des „Adversarius“ und seiner Kinder ist, dass sie alles durcheinanderbringen und ihr Vorgehen nicht nach Kriterien einer hellen Logik folgt. Mal ist es geplant, mal irrational, mal einfach nur chaotisch – das Ergebnis ist in jedem Fall die Abwesenheit von Ordnung und Schönheit.
„Verschwörungstherien“ setzen aber manchmal viel zu viel geordnetes Vorgehen voraus. Das Mysterium iniquitatis ist aber Ausdruck höchster Willkür und Unordnung.
Ich glaube, es genügt vollkommen, die Kirche abzulehnen,d er Rest erledigt sich von selbst. Dass in die riesigen Chaos-Lücken alle möglichen Antichristen einsteigen wollen, liegt in der Logik der Situation – nicht eines Planes -, das wären heute humanistische Bewegungen, esoterische Bewegungen, der Islam und ein pervertierter Mega-Protestantismus. Viele kämpfen um die Macht seit 200 Jahren und haben sie für ein paar Jahre, bis der nächste Ruck weiter in das Chaos kommt…
Irgendwie frage ich mich, warum Benedikt diesem Pseudowissenschaftler überhaupt eine Antwort gibt bzw. warum er sich vor ihm rechtfertigt in Bezug auf die Mißbrauchsfälle mit den Worten „nie habe ich versucht, diese Dinge zu verschleiern…“ Damit gibt er diesem Mann, der sich offensichtlich wichtig machen will, eine ungebührende Bedeutung. Die 11seitige Antwort Benedikts soll in dessen neuem Buch veröffentlicht werden. Vermarktung also.
Obwohl ich Papst Benedikt sehr verehre, ist mir dieser Schritt doch unverständlich. Er liefert sich mit seinem Text aus. Warum hat er nicht die Antwort als offenen Brief herausgegeben? Warum hat er einen persönlichen Brief schreiben müssen? Wie gesagt, der Herausforderer wird dadurch enorm aufgewertet. Sein Buch wird sich gut verkaufen mit dem Papstbrief als Mit-Inhalt.
Wem liefert er sich aus? Der Mann hat ihm persönlich geschrieben und er antwortet ihm persönlich. Was ist daran nicht in Ordnung?
Mich beschäftigt viel mehr die Parallelität zu dem Brief mit gleichem Thema von F.
Es ist, als wollte Benedikt einen Kontrapunkt setzen, etwas gutmachen, seine Rolle als Papst wieder in Erinnerung rufen.
So wie ich es verstanden habe, hat der Mann 2011 ein Buch herausgegeben, in dem er den Papst in Form eines Briefes angreift.
Jetzt antwortet Benedikt in einem persönlichen Brief an den Mann. Insofern liefert er seinen Text dem „Angreifer“ aus. Dieser will das Schreiben veröffentlichen, er wird also zum Herausgeber einer Schrift des Hl. Vaters, deren Inhalt niemand genau kennt – es wurden bis dato nur Auszüge veröffentlicht. Wer garantiert, daß der Inhalt des Briefes nicht gekürzt oder verfälscht wird von Odifreddi? Dann müßte eine Richtigstellung erfolgen seitens des Hl. Vaters. Ich verstehe das ganze nicht wirklich. Warum kein offener Brief über eine Zeitung? Solche Leute sind nicht ungefährlich wie man sieht.
Gut, ich habe jetzt verstanden, was Sie meinen! Danke. ja, vielleicht haben Sie recht. Die Vorgänge sind spätestens seit dem Februar 2013 ungereimt, wirr, chaotisch.
Am meisten befremdet mich aber, dass Benedikt sich überhaupt zu Wort meldet, obwohl er das doch unterlassen wollte.
Kein sehender Mensch kann mehr davon ausgehen, dass es im Vatikan mit rechten Dingen zugeht.
Und wir sehen nur die Spitze des Eisbergs, das, was sich absolut nicht mehr unterdrücken oder verheimlichen lässt.
seh ich auch so.
Ich bin davon ausgegangen, dass Benedikt sich wirklich nie,. nie mehr zu Wort meldet.
Und in der Stille halt Bücher schreibt die nach seinem Tod veröffentlicht werden.
Es ist merkwürdig, dass er abundan doch sichtbar und hörbar wird.
Weil wir aber absolut keine Erfahrung haben, mit solcherlei Eisbergen, also alle Versuche zu verstehen, reine Spekulation sind, bleibt nur zu beten und zu vertrauen, auf Gott!