Die neue Strategie der Kirchengegner: Papst Franziskus gegen die Kirche ausspielen – mit seinem Zutun


Papst Franziskus und der Atheist Eugenio Scalfari(Rom) Es ist nicht schlimm, daß Scal­fa­ri nichts ver­stan­den hat, schlimm ist, daß er Papst Fran­zis­kus etwas zuschreibt, was die­ser gar nicht gesagt hat. Noch schlim­mer ist, daß Papst Fran­zis­kus unkla­re For­mu­lie­run­gen wählt, die unter­schied­li­che Inter­pre­ta­tio­nen und damit erst Scal­fa­ris Stra­te­gie mög­lich machen. Die Stra­te­gie der Kir­chen­fein­de gegen Bene­dikt XVI. lau­te­te: Fron­tal­an­griff. Die Stra­te­gie gegen Papst Fran­zis­kus lau­tet: Jubel. Bei­de Stra­te­gien ver­fol­gen ein und das­sel­be Ziel: die katho­li­sche Kir­che zu schwä­chen. Wie ist das zu verstehen?
Der Brief von Papst Fran­zis­kus an den Athe­isten Euge­nio Scal­fa­ri hat hef­ti­ge Dis­kus­sio­nen aus­ge­löst. Das war zu erwar­ten. Ein Papst, der direkt und per­sön­lich einem füh­ren­den Ver­tre­ter des links­li­be­ra­len, kir­chen­fer­nen Main­stream ant­wor­tet, sorgt für Unru­he. Mit Gegen­re­ak­tio­nen war zu rech­nen. Wel­ches Spiel aber spiel­te Scal­fa­ri mit sei­ner Bit­te an den Papst, ihm auf die „Fra­gen eines Athe­isten“ zu ant­wor­ten? Was hat der Brief­wech­sel gebracht? Was lehrt er für die Zukunft? 

Scalfaris Dialogangebot war nicht ehrlich

Anzei­ge

Scal­fa­ris Dia­log­an­ge­bot war nicht ehr­lich. Sei­ne Absicht war ledig­lich ein wei­te­rer Ver­such, Ver­wir­rung zu stif­ten und die katho­li­sche Kir­che zu schwä­chen. Hat der Papst gut­ge­tan, sich auf Scal­fa­ris Glatt­eis zu bege­ben? Her­aus­ge­kom­men ist ein­mal, daß Scal­fa­ri und die Kir­chen­fer­nen eine ver­zerr­te Dar­stel­lung des Brief­wech­sels um die Welt schicken, indem sie Papst Fran­zis­kus Din­ge in den Mund legen und für ihre anti­christ­li­che Pro­pa­gan­da aus­nüt­zen, die der Papst gar nie gesagt hat. Her­aus­ge­kom­men sind aber auch eini­ge For­mu­lie­run­gen des Pap­stes, die miß­ver­ständ­lich sind und die sofort von Scal­fa­ri & Co. im nicht­ka­tho­li­schen Sinn aus­ge­legt wur­den. Ein bedenk­li­cher Dua­lis­mus, der sich seit Beginn die­ses Pon­ti­fi­kats beob­ach­ten läßt. Was die Kir­chen­fer­nen tun, läßt sich nicht ändern. Was der Papst aber tut und sagt, lie­ße sich ändern. Eini­ge Über­le­gun­gen dar­über, wie der links­li­be­ra­le, athe­isti­sche Main­stream mit einer ganz ande­ren Stra­te­gie als gegen Bene­dikt XVI. auch das Pon­ti­fi­kat von Papst Fran­zis­kus zunich­te machen will. Mit sei­ner eige­nen Hilfe?

Das eigent­li­che Anlie­gen des Papst­brie­fes an Scal­fa­ri war es, das in Sachen Vati­kan und katho­li­sche Kir­che ein­fluß­reich­ste links­li­be­ra­le und anti­kle­ri­ka­le Blatt der west­li­chen Welt direkt anzu­spre­chen. Ein­fluß­reich nicht so sehr wegen der auf Ita­li­en begrenz­ten Reich­wei­te, son­dern weil La Repubbli­ca auf­grund ihrer Nähe zu Rom für die ande­ren links­li­be­ra­len Medi­en­flagg­schif­fe in den west­li­chen Län­dern bei Kir­chen­fra­gen ein maß­geb­li­cher Stich­wort­ge­ber ist. Ange­spro­chen hat der Papst das Blatt in der Per­son sei­nes Grün­ders und lang­jäh­ri­gen Chef­re­dak­teurs Euge­nio Scal­fa­ri, eines erklär­ten Athe­isten und offe­nen Kir­chen­fein­des. Scal­fa­ri ist ein klas­si­scher Anti­kle­ri­ka­ler. Aus groß­bür­ger­li­chem Haus stam­mend, waren bereits sein Vater und sein Groß­va­ter akti­ve Frei­mau­rer. Stolz führt der Medi­en­pro­fi zu Hau­se durch die Ahnen­ga­le­rie und zeigt die Bil­der sei­ner Vor­fah­ren mit Frei­mau­rer­ge­stus und ‑klei­dung. Daß er selbst auch zum Kreis der Logen­brü­der gehört, dar­an kann kaum ein Zwei­fel bestehen.

Scalfari, als gewiefter Demagoge, interpretierte den Papstbrief in seinem Sinn um

La Repubbli­ca und Scal­fa­ri mach­ten als Adres­sa­ten den Brief des Pap­stes bekannt. Das gab ihnen einen Start­vor­teil. Sie konn­ten die Les­art des Brie­fes bestim­men. Nach­träg­li­che Kor­rek­tu­ren und Rich­tig­stel­lun­gen sind immer schwie­rig. Papst Fran­zis­kus leg­te bis­her über­haupt kei­nen Wert dar­auf. Sie gaben also die Stich­wor­te vor, wie inter­na­tio­nal das päpst­li­che Schrei­ben gele­sen zu wer­den habe. Dazu bedien­ten sie sich gleich meh­re­rer dia­lek­ti­scher Regi­ster. Scal­fa­ri schrieb in sei­nen Arti­keln und sei­nen Fern­seh­auf­trit­ten dem Papst Sät­ze zu (zu Rela­ti­vis­mus, Pan­the­is­mus und einem Bruch mit den Vor­gän­ger­päp­sten Johan­nes Paul II. und Bene­dikt XVI.), die das katho­li­sche Kir­chen­ober­haupt gar nicht geschrie­ben hatte.

Damit stellt sich die Fra­ge, was Euge­nio Scal­fa­ri über­haupt von dem Brief ver­stan­den hat, den ihm Papst Fran­zis­kus geschickt hat? Liest und hört man Scal­fa­ri, befällt einen unwei­ger­lich der Ver­dacht, daß der Repubbli­ca-Grün­der den Brief auf eine Wei­se inter­pre­tiert, die den gesun­den Men­schen­ver­stand beleidigt.

Doch Scal­fa­ri ist ein gewief­ter Dem­ago­ge, der sei­ne ideo­lo­gi­schen Mes­ser­sti­che mit chir­ur­gi­scher Prä­zi­si­on aus­führt. Man tut also gut dar­an, mehr hin­ter sei­ner miß­ver­ständ­li­chen Inter­pre­ta­ti­on zu ver­mu­ten. Es fällt auf, daß die Wor­te von Papst Fran­zis­kus von kir­chen­fer­nen Medi­en immer häu­fi­ger als Wil­len zu einer radi­ka­len Neu­for­mu­lie­rung der christ­li­chen Glau­bens­leh­re dar­ge­stellt wer­den und damit gegen die Kir­che und das Chri­sten­tum selbst in Stel­lung gebracht werden.

Möglich wurde die neue antikirchliche Strategie zum Teil durch Papst Franziskus selbst

Was geschieht hier? Es kom­men zwei unter­schied­li­che Ele­men­te zusam­men, jener bereits erwähn­te Dua­lis­mus, der die­ses Pon­ti­fi­kat bis­her cha­rak­te­ri­siert hat.

Erstens: Papst Fran­zis­kus selbst war es, der vom ersten Augen­blick sei­nes Erschei­nens auf der Mit­tel­log­gia des Peters­doms durch sei­ne Gesten den Ein­druck eines „Bruchs“ und eines radi­ka­len Anders­sein ver­mit­teln woll­te. Die Medi­en, auch die kir­chen­fer­nen grif­fen das wohl­wol­lend auf und ver­stärk­ten die­sen Effekt als Mul­ti­pli­ka­to­ren. Der neue Papst wur­de als „Erneue­rer“ und „Refor­mer“ gefei­ert, obwohl er inhalt­lich dazu nichts Kon­kre­tes gesagt hat­te. Fran­zis­kus selbst lie­fer­te die nöti­gen Zuta­ten, die ein sol­ches media­les Image begrün­de­ten. Und der Papst wuß­te, was er tat, denn er setz­te jeden Gestus gezielt. Es war nicht nur eine Fra­ge des Cha­rak­ters und sei­ner Per­sön­lich­keit, die nun in das Papst­amt ein­floß, son­dern auch ein deut­lich spür­ba­res Koket­tie­ren mit den Medi­en, wie man es in etwas ande­rer Form von Kar­di­nal Car­lo Maria Mar­ti­ni, einem ande­ren Jesui­ten gewohnt war.

Zwei­tens: Die Medi­en, auch die kir­chen­fer­nen, ton­an­ge­ben­den Medi­en spran­gen begei­stert auf den Zug des neu­en Berg­o­glio-Style auf. Sein Hang zu eigen­wil­li­gen Gesten bie­tet Jour­na­li­sten die Gele­gen­heit, aus­führ­lich über die Kir­che schrei­ben zu kön­nen, ohne inhalt­lich etwas von deren Glau­bens­leh­re berich­ten zu müs­sen. Eine Form, das Haupt­säch­li­che unauf­fäl­lig durch Neben­säch­li­ches zu erset­zen. Es bot ihnen aber auch die wirk­lich ele­gan­te Mög­lich­keit, Papst Bene­dikt XVI., aber auch Johan­nes Paul II. anzu­grei­fen, indem sie Papst Fran­zis­kus hoch­le­ben lie­ßen. Und je mehr sie den neu­en Papst umju­belnd groß mach­ten, desto dunk­ler wur­de der Schat­ten, der auf sei­ne bei­den Vor­gän­ger fiel.

Aber es irrt, wer meint, daß sich Kir­chen­geg­ner damit zufrie­den­ge­ben wür­den. Die Eupho­rie über den neu­en Papst, die vom Papst selbst und von den Medi­en befeu­ert wur­de, erlaub­te es den Medi­en naht- und laut­los dazu über­zu­ge­hen, den Papst in ihrem Sinn dar­zu­stel­len. Nicht nur als Mann der neu­en Gesten, son­dern als „Revo­lu­tio­när“.

Benedikt XVI. und Franziskus – zwei Päpste, zwei Gegenstrategien, ein Ziel: die Schwächung der Kirche und des Christentums

Bene­dikt XVI., der kei­ne sol­che Hand­ha­be bot, wur­de von den­sel­ben Medi­en, von La Repubbli­ca ange­fan­gen, bei jeder Gele­gen­heit ange­grif­fen und schlecht­ge­macht. Die gan­zen nega­ti­ven Berich­te gegen den Papst und sein Regie­rungs­pro­gramm hal­len noch in den Ohren nach. Sie waren objek­tiv falsch, ja frei erfun­den. Doch das küm­mert Kir­chen­fer­ne doch nicht. Sie wis­sen um ihre Macht, die Mei­nung der Mas­sen beein­flus­sen, ja len­ken zu kön­nen. Auch die vie­ler Katho­li­ken. Und das tun sie. Denn eine objek­ti­ve Wahr­heit gibt es ja gar nicht (Die Wahr­heits­fra­ge war ein zen­tra­ler Punkt im Brief­wech­sel Papst Franziskus-Scalfari).

Die Stra­te­gie gegen Papst Fran­zis­kus, um die katho­li­sche Kir­che zu schwä­chen ist das genaue Gegen­teil. Der Papst wird gefei­ert und umju­belt, mit dem Zweck, ihn selbst gegen die Kir­che in Stel­lung zu brin­gen. Man soll­te nie ver­ges­sen, daß der Papst und die katho­li­sche Kir­che der Feind Num­mer 1 der Frei­mau­re­rei ist. Bie­de­re deut­sche Frei­mau­rer der nie­de­ren Gra­de wer­den nun die Nase rümp­fen. Sie soll­ten sich jedoch nicht zu wich­tig und vor allem nicht als Maß­stab für die Frei­mau­re­rei betrachten.

In unruhiger Zeit befremdet Katholiken das mediale Bild eines Papstes des „Bruchs“

In einer unru­hi­gen Zeit der Kir­chen­ge­schich­te, in der auch unter Katho­li­ken die Glau­bens­si­cher­heit schwin­det, weil das Wis­sen um die wah­re Leh­re der Kir­che immer weni­ger vor­han­den ist, pro­vo­ziert das media­le Bild eines Pap­stes, der einen „Bruch“ dar­stellt, unter den Gläu­bi­gen ein zuneh­men­des Befrem­den. Gläu­bi­ge Katho­li­ken wol­len ihrem Papst treu anhän­gen und ihn ver­tei­di­gen. Das gilt heu­te durch die Bedeu­tung der Mas­sen­me­di­en mehr denn je, da durch die Medi­en auto­ma­tisch das Papst­tum weit mehr in den Fokus gerückt ist, als in frü­he­ren Zei­ten. Die­ses Ver­hält­nis zwi­schen Gläu­bi­gen und Papst zu erschüt­tern, wäre ein Mei­ster­streich der Kirchenfeinde.

Die Katho­li­ken sind beim Medi­en­kon­sum viel­fach kaum von ande­ren Men­schen zu unter­schei­den. Oft ver­fü­gen auch sie über kei­ne ande­re Infor­ma­ti­ons­quel­len, als die mei­nungs­bil­den­den Mas­sen­me­di­en, die in der Regel mehr oder weni­ger akzen­tu­iert kir­chen­fern sind. So neh­men auch vie­le Katho­li­ken das Bild, das die Mas­sen­me­di­en vom Papst zeich­nen, als bare Mün­ze. Oder aber sie wer­den davon vor den Kopf gesto­ßen. Die einen neh­men mit Bedau­ern, die ande­ren mit Begei­ste­rung zur Kennt­nis, daß ihr neu­er Papst einer sei, bei dem man nicht wis­se, was er mor­gen genau tun und sagen wer­de. Allein die Tat­sa­che, daß es über­haupt einen Zwei­fel gibt, ob der neue Papst nicht mor­gen sogar Glau­bens­wahr­hei­ten umsto­ßen könn­te, ist ein völ­li­ges Novum. An sich ein absur­des, gänz­lich rea­li­täts­frem­des Bild von einem Papst. Und doch umgibt Papst Fran­zis­kus eine sol­che media­le Aura. Wie konn­te es aber dazu kom­men? Wie gesagt, er hat selbst gehö­rig dazu bei­getra­gen, wenn auch wohl kaum in die­ser Absicht. Die Medi­en haben aber längst das Image des Pap­stes fest in ihren Griff genom­men. Sie umju­beln ihn, das stellt die Kon­ti­nui­tät seit dem ersten Auf­tritt am Abend des 13. März dar. Doch hin­ter dem Jubel ver­zer­ren sie ihn in ihrem Sinn.

Medien haben spontane Erklärungen des Papstes als „Einfallspforte“ entdeckt

Sicht­bar wird das immer dann, und davon gab es bereits lei­der schon eini­ge Momen­te, wenn der Papst – in einem Hang zu spon­ta­nen Erklä­run­gen – etwas von sich gab, was miß­ver­ständ­lich sein konn­te. Ein Medi­en­chor ser­vier­te die Aus­sa­ge umge­hend der Welt­öf­fent­lich­keit in der miß­ver­ständ­lich­sten Vari­an­te, nie in der katholischen.

Es bedurf­te in dem sich über­schla­gen­den Dickicht rei­ße­ri­scher Schlag­zei­len eini­ger Klar­sicht, um die nöti­ge Klar­heit zu erlan­gen, und um dann der­sel­ben Welt­öf­fent­lich­keit im nach­hin­ein zu erklä­ren, was der Papst wirk­lich gesagt und noch mehr, was er wirk­lich damit gemeint hat­te. Jeder, der die Medi­en­ge­setz­mä­ßig­kei­ten kennt und weiß, wel­ches mei­nungs­bil­den­des Gewicht die Mas­sen­me­di­en haben, weiß auch, daß „im nach­hin­ein“ besten­falls noch ein biß­chen Feu­er­wehr gespielt wer­den kann. Der Brand aber hat sei­ne Wir­kung bereits ent­fal­tet: Ver­wir­rung gestif­tet, ver­un­si­chert, Klar­heit in Unklar­heit ver­wan­delt. Die brei­te Mas­se erhält ein weit­ge­hend ver­zerr­tes Bild von der katho­li­schen Kir­che und der Glaubenslehre.

Verzerrtes Kirchenbild in den Medien ist nichts Neues. Neu ist, daß sie sich dabei auf den Papst berufen

Das ist doch nichts Neu­es, könn­te jemand ein­wer­fen. Das stimmt. Neu ist aller­dings, daß sich die­sel­ben Medi­en bei ihrem Ver­zerr­spiel auf den Papst selbst berufen.

Und was ist mit den katho­li­schen Medi­en? Sie gehö­ren nicht zu den gro­ßen Mas­sen­me­di­en. Ihr kapil­la­res Netz erreicht jedoch vie­le prak­ti­zie­ren­de Katho­li­ken und hät­te damit durch­aus gro­ßes Gewicht.

Wie wirkt sich hier die neue Stra­te­gie kir­chen­fer­ner Krei­se aus, den Papst gegen die eige­ne Kir­che aus­zu­spie­len? Geht eine neue Medi­en­wel­le um die Welt, wo der Papst angeb­lich wie­der etwas Befremd­li­ches gesagt haben soll, herrscht bei die­sen treu­en katho­li­schen Medi­en zunächst ein­fach nur Schwei­gen. Bei einem Teil, weil er in einem blin­den Papst­ju­bel vor allem die Augen ver­schließt und so tut, als sei ein­fach nichts gewe­sen. Bei einem ande­ren Teil, weil er zu irri­tiert ist. Den Papst kri­ti­sie­ren will er nicht, ja ver­bie­tet sich ihm gera­de­zu. In den Chor ein­stim­men kann er nicht. Also schweigt er. Damit über­las­sen selbst die katho­li­schen Medi­en das Feld den kir­chen­fer­nen Medien.

Sobald die Aus­sa­ge des Pap­stes end­lich im O‑Ton und im gesam­ten Kon­text zur Ver­fü­gung steht, ist der Zug in der Regel längst abge­fah­ren. Ein Teil der katho­li­schen Medi­en beginnt dann in einem fast ver­zwei­fel­ten Ver­tei­di­gungs­kampf rich­tig­zu­stel­len, was der Papst „wirk­lich“ gesagt hat. Es ist auch Auf­ga­be katho­li­scher Medi­en bekannt zu machen, was der Papst sagt. Ist es aber wirk­lich ihre Auf­ga­be, nach­träg­lich zu erklä­ren, was der Papst wirk­lich mit einer miß­ver­ständ­li­chen For­mu­lie­rung sagen woll­te? Soll­te es sol­che Situa­tio­nen nicht viel­mehr erst gar nicht geben? Man­che Zwei­deu­tig­kei­ten las­sen sich näm­lich gar nicht ganz aus­räu­men. Das macht die Sache um so schwie­ri­ger. Man den­ke an die Aus­sa­ge zu Homo­se­xu­el­len auf dem Rück­flug von Rio de Janeiro.

Katholische Medien werden durch das Ausspielen des Papstes lahmgelegt

So ver­mit­telt die katho­li­sche Pres­se kei­nen guten und vor allem kei­nen effi­zi­en­ten und durch­schla­gen­den Ein­druck. Damit sind in der Regel, blickt man etwa auf den deut­schen Sprach­raum, nicht die offi­zi­el­len katho­li­schen Medi­en gemeint, deren Macher über­zeu­gungs­mä­ßig dem links­li­be­ra­len Main­stream meist näher­ste­hen als der katho­li­schen Kir­che und der katho­li­schen Glau­bens­leh­re. Gemeint sind die zahl­rei­chen guten, nicht offi­zi­el­len katho­li­schen Medi­en, die der Kir­che wirk­lich nahestehen.

Die kon­kre­te Erfah­rung in den ersten Mona­ten die­ses Pon­ti­fi­kats soll­te nahe­le­gen, von spon­ta­nen Äuße­run­gen des Pap­stes mög­lichst abzu­se­hen. Wenn Papst Fran­zis­kus jüngst den Wunsch äußer­te, sei­ne Tele­fo­na­te, die er täg­lich zu füh­ren pflegt, soll­ten nicht Gegen­stand der Medi­en­be­richt­erstat­tung sein, dann wirkt dies gera­de­zu hilf­los naiv. Dabei haben nicht weni­ge Beob­ach­ter, der Vati­ka­nist San­dro Magi­ster äußer­te es als erster öffent­lich, den Ein­druck, daß bei Papst Fran­zis­kus‘ Gesten-Pon­ti­fi­kat Kal­kül eine zen­tra­le Rol­le spielt.

Was sollen Gläubige von widersprüchlichen Aussagen halten?

Durch die Gesten des Bruchs und miß­ver­ständ­li­che, spon­ta­ne Äuße­run­gen wur­de den Medi­en erst die Gele­gen­heit gebo­ten, ihr neu­es Papst-Bild zu zim­mern. Was aber sol­len die Gläu­bi­gen – wie die Ungläu­bi­gen – davon hal­ten, wenn der­sel­be Papst einer­seits sagt, „Wer nicht Jesus anbe­tet, betet den Teu­fel an.“ Ander­seits aber den Juden sagt, man kön­nen ihnen nicht genug dan­ken, daß sie an ihrem gegen Jesus gerich­te­ten Glau­ben fest­hal­ten, und der die Mos­lems „Brü­der“ nennt, eine Anre­de, die eigent­lich nur Getauf­ten unter­ein­an­der zusteht?

Was sol­len die Gläu­bi­gen – wie die Ungläu­bi­gen – davon hal­ten, wenn der­sel­be Papst einer­seits die ortho­do­xen Kir­chen lobt, daß sie im Gegen­satz zu „uns“ die Lit­ur­gie und deren Sakra­li­tät bewahrt haben, der aber bis­her wenig bis nichts zur Lit­ur­gie und deren Hei­lig­keit gesagt hat und in sei­nen Gesten die lit­ur­gi­sche Erneue­rung von Bene­dikt XVI. teil­wei­se rück­gän­gig gemacht hat und schon mehr­fach Kri­tik an tra­di­ti­ons­ver­bun­de­nen Katho­li­ken anklin­gen hat las­sen und es zuläßt, daß die Ordens­kon­gre­ga­ti­on einen der dyna­misch­sten und gesün­de­sten Orden der katho­li­schen Kir­che, die Fran­zis­ka­ner der Imma­ku­la­ta, die in beson­de­rer Wei­se die Lit­ur­gie pfleg­ten und des­halb zum Alten Ritus zurück­ge­kehrt waren, umpo­len läßt, ange­fan­gen durch ein Ver­bot, die Alte Mes­se zu zelebrieren.

Weg aus Strategiefalle der Kirchengegner ist möglich: durch klare, verständliche und unmißverständliche Sprache

Die päpst­li­chen Gesten des Bruchs boten den Medi­en die Hand­ha­be, sie zu ver­selb­stän­di­gen und von die­sen zu einem inhalt­li­chen Bruch zu erwei­tern. Dort liegt also auch der Schlüs­sel, um die­ses media­le Trug­bild zu kor­ri­gie­ren. Den Schlüs­sel hält Papst Fran­zis­kus in der Hand durch sei­ne Taten und sei­ne Wor­te. Eine kla­re, ver­ständ­li­che und unmiß­ver­ständ­li­che Spra­che ist das beste Kor­rek­tiv gegen die neue anti­ka­tho­li­sche Stra­te­gie. Eine Spra­che, die frei von Zwei­deu­tig­kei­ten und frei von Wider­sprü­chen ist. Eine Spra­che, die den Men­schen eine kla­re Ori­en­tie­rung bie­tet, wie sie erst jüngst der ita­lie­ni­sche Schau­spie­ler Gia­co­mo Poret­ti anmahn­te, und nach der vie­le Men­schen, Gläu­bi­ge und Nicht-Gläu­bi­ge Aus­schau halten.

Und damit zurück zum Papst­brief an den Athe­isten Euge­nio Scal­fa­ri als kon­kre­tes Bei­spiel, wie der kir­chen­fer­ne Main­stream Papst Fran­zis­kus zu miß­brau­chen ver­sucht. Es muß vor­aus­ge­schickt wer­den, daß ein Brief des Pap­stes an irgend­wen nicht Teil des päpst­li­chen Lehr­am­tes ist. Den­noch hat alles, was ein Papst sagt und tut Bedeu­tung und darf nie Anlaß zu Skan­dal sein. Ein sol­cher Skan­dal schien der Brief, zumin­dest auf den ersten Blick, schenk­te man den Medi­en glau­ben, die ihn bekannt mach­ten. Es hieß, daß selbst der Papst nicht mehr eine „abso­lu­te Wahr­heit“ behaup­te. Ein Freu­den­fest für alle Rela­ti­vi­sten. Eine Lüge, wie sich her­aus­stel­len soll­te. Allein die Tat­sa­che, daß es über­haupt sol­che Schlag­zei­len „im Namen“ des Pap­stes gibt, soll­te zu den­ken geben.

Francesco Colafemmina: „Scalfari sucht nicht Gott. Scalfari versucht Gott und den Papst“

Der katho­li­sche Kul­tur­kri­ti­ker Fran­ces­co Cola­femmi­na schrieb zum Brief­wech­sel des Pap­stes mit Scalfari:

„Scal­fa­ri sucht nicht Gott. Scal­fa­ri ver­sucht Gott und den Papst. Er befin­det sich nicht im Dia­log, weil er das Abso­lu­te sucht, nein. Ihm geht es nur um einen intel­lek­tu­el­le Trick. Er sucht nichts für sich, für sei­ne See­le, an deren Exi­stenz er nicht ein­mal glaubt, wes­halb soll­te er sich also für die Sün­de inter­es­sie­ren? Er will nur der Welt bewei­sen, daß die Kir­che eine Erklä­rung schul­det, für ihre Wahr­heits-Anma­ßung und für ihre Auto­ri­tät in Sachen Sün­de. Und dafür, daß die Kir­che von Papst Fran­zis­kus anders ist, als jene, die vor­her war. Für Scal­fa­ri exi­stie­ren weder Gott noch die Sün­de. Aber er ver­sucht den Papst, er will ihn zwin­gen und sei es nur aus rei­ner ver­ba­ler Höf­lich­keit durch eine gespiel­te Offen­heit für sei­ne Ant­wor­ten, zu erklä­ren, daß die Barm­her­zig­keit Got­tes immer ver­gibt. Daß auch der Athe­ist – der für den Kate­chis­mus des­halb, das heißt wegen sei­ner bewuß­ten Ver­leug­nung Got­tes, im Stand der Sün­de ist – in Wirk­lich­keit kei­ne Sün­de begeht, außer wenn er sein Gewis­sen igno­riert. Aber was ist das Gewis­sen und wie arti­ku­liert sich sein Urteil? Das aber klärt der Papst nicht. Scha­de, daß sich der Papst für die­ses eit­le und selbst­ge­fäl­li­ge Spiel­chen von Scal­fa­ri her­ge­ge­ben hat. Er ist kein ver­irr­tes Schaf, son­dern ein über­zeug­ter Sün­der, ein Athe­ist, der nur von einer sinn­lo­sen Hybris ange­trie­ben wird.“

Bereits in sei­ner ersten Ant­wort auf den Papst­brief, ver­such­te Scal­fa­ri Papst Fran­zis­kus in Gegen­satz zu sei­nen bei­den Vor­gän­gern Johan­nes Paul II. und Bene­dikt XVI. zu set­zen („Die­se Wor­te sind gleich­zei­tig ein Bruch und eine Öff­nung; Bruch mit der Tra­di­ti­on der Ver­gan­gen­heit, wie er bereits vom Zwei­ten Vati­ca­num voll­zo­gen wur­de, das Papst Johan­nes woll­te, der aber dann ver­nach­läs­sigt wur­de, wenn nicht sogar von den bei­den Päp­sten behin­dert wur­de, die dem heu­ti­gen vor­an­gin­gen; und Öff­nung zu einem Dia­log ohne Umzäunung“).

In einem Leser­brief an eine katho­li­sche Zei­tung schrieb ein Katho­lik tref­fend: „Es ist nicht schlimm, daß Scal­fa­ri nichts ver­stan­den hat, schlimm ist, daß er ver­sucht hat, dem Papst etwas zuzu­schrei­ben, was die­ser gar nicht gesagt hat.“ Es wäre zu ergän­zen: Noch schlim­mer ist, daß der Papst durch miß­ver­ständ­li­che oder unvoll­stän­di­ge Aus­sa­gen die Gele­gen­heit dazu lie­fert. Das öff­net die Türen zu unter­schied­li­chen Interpretationen.

Papst Franziskus und die spontane Aussage zur Homosexualität

So war es nach den päpst­li­chen Aus­füh­run­gen zur Homo­se­xua­li­tät. Der Papst ver­wies auf den Kate­chis­mus, ohne zu sagen, was der Kate­chis­mus zur Homo­se­xua­li­tät sagt. Der Papst soll­te wis­sen, daß er nicht ein­mal von den mei­sten Katho­li­ken erwar­ten kann, den Kate­chis­mus so genau zu ken­nen. Ein Man­ko, das den Ober­hir­ten durch­aus mit­an­zu­la­sten ist. Um so weni­ger kann er anneh­men, daß die Jour­na­li­sten den Kate­chis­mus ken­nen. Papst Fran­zis­kus ist als Jesu­it alter Schu­le viel zu intel­li­gent, sol­che „Details“ zu übersehen.

Die Jour­na­li­sten haben die Unter­las­sung sofort auf ihre Wei­se inter­pre­tiert: „Der Papst ver­ur­teilt Homo­se­xua­li­tät nicht mehr. Ändert katho­li­sche Kir­che ihre Hal­tung zur Homo­se­xua­li­tät?“ Pro­gres­si­ve Katho­li­ken, die schon immer ande­re Schrif­ten lie­ber lasen als den Kate­chis­mus und lehr­amt­li­che Schrei­ben waren begei­stert und rie­fen: „End­lich.“ Glau­bens­treue Katho­li­ken waren befrem­det und man­che frag­ten sich in logi­scher Kon­se­quenz ernst­haft, ob Papst Fran­zis­kus wirk­lich die katho­li­sche Leh­re ändern wol­le. Eine Vor­stel­lung, die sie mit Recht besorgt bis ent­setzt. Kurz­um, die Fol­ge war das per­fek­te Cha­os, das die katho­li­sche Kir­che schwächt und ihr Licht in der Welt mat­ter erschei­nen läßt. Papst Fran­zis­kus setz­te seit­her kei­ne Schrit­te, um durch eine kla­re Aus­sa­ge das „Miß­ver­ständ­nis“ aus der Welt zu schaffen.

Papst Franziskus und das Gewissen

Genau­so war es zur Fra­ge des Gewis­sens im Brief an Scal­fa­ri, wie Cola­femmi­na anmerk­te. Allein aus der vom Papst gewähl­ten For­mu­lie­rung kann nie­mand mit Sicher­heit sagen, was der Papst damit wirk­lich sagen woll­te (sie­he eige­nen Bericht Gibt es kei­ne abso­lu­te Wahr­heit?). Man kann sie natür­lich im Licht der katho­li­schen Leh­re lesen. Kir­chen­treue katho­li­sche Medi­en haben ver­spä­tet damit die Ver­tei­di­gung des Pap­stes und der Kir­che auf­ge­nom­men. Muß man sie aber so lesen? Vor allem darf man sich nicht wun­dern, wenn das kir­chen­fer­ne Krei­se nicht tun. Wel­chen Gewinn aber hat die Glau­bens­ver­kün­di­gung durch einen zwei­deu­ti­gen Dia­log mit Athe­isten, oder durch eine miß­ver­ständ­li­che Dar­le­gung der kirch­li­chen Leh­re zur Homo­se­xua­li­tät? Die Pius­bru­der­schaft kri­ti­sier­te den Papst­brief ent­spre­chend in einem Kom­men­tar von Pater Mau­ro Tran­quil­lo FSSPX als „zwei­deu­ti­ges“ Schreiben.

Damit aber zu einer fäl­li­gen Ver­tei­di­gung von Papst Fran­zis­kus. Dort wo ihm eine athe­isti­sche Schicke­ria Din­ge in den Mund legt, die er wirk­lich nie gesagt hat.

Eine fällige Verteidigung des Papstes – Was behauptete Scalfari?

Am 11. Sep­tem­ber war Euge­nio Scal­fa­ri Gast im pri­va­ten Fern­seh­sen­der La7 bei Lil­ly Gru­ber, einer ehe­ma­li­gen lin­ken Abge­ord­ne­ten zum Euro­päi­schen Par­la­ment. Bei die­ser Gele­gen­heit behaup­te­te Scal­fa­ri: „Der Papst sagt: die Wahr­heit ist nicht abso­lut, es ist eine Wahr­heit der Rela­ti­on, das heißt, daß die Katho­li­ken von ihrem Gesichts­punkt aus urtei­len… Papst Fran­zis­kus akzep­tiert, daß die Wahr­heit auch für die Gläu­bi­gen immer eine Wahr­heit in Rela­ti­on zu ihrem Urteil ist; und für die nicht Gläu­bi­gen ist die Wahr­heit das eige­ne Gewis­sen und daher die Selbst­be­stim­mung. Sein Vor­gän­ger sag­te, daß der Rela­ti­vis­mus der Haupt­feind des Glau­bens ist, er [Fran­zis­kus] sagt das nicht, er sagt das Gegenteil.“

Und wei­ter: „Ich habe ihm auch gesagt, wenn unse­re Spe­zi­es endet, wird es nie­mand mehr geben, der an Gott den­ken kann, dann wird Gott tot sein. Er hat mir geant­wor­tet…, wenn unse­re Spe­zi­es endet, wird an die­sem Punkt das Licht Got­tes ganz in alle ein­tre­ten, was bedeu­tet, daß Gott nicht mehr tran­szen­dent sein wird, son­dern imma­nent. Es bedeu­tet, daß Gott sich mit den See­len iden­ti­fi­ziert. Und das ist die Imma­nenz, nicht mehr die Transzendenz.“

Was schrieb Papst Franziskus wirklich?

Tat­säch­lich hat Papst Fran­zis­kus etwas ganz ande­res gesagt: “Sie fra­gen mich, ob der Gedan­ke laut dem es kein Abso­lu­tes gibt und daher auch kei­ne abso­lu­te Wahr­heit, son­dern nur eine Rei­he von rela­ti­ven und sub­jek­ti­ven Wahr­hei­ten, ein Irr­tum ist oder eine Sün­de. Um zu begin­nen, ich wür­de nicht ein­mal für jene, die glau­ben, von „abso­lu­ter“ Wahr­heit spre­chen, im dem Sinn, daß abso­lut das ist, was los­ge­löst ist, das was ohne jede Bezie­hung ist. Die Wahr­heit laut christ­li­chem Glau­ben aber ist die Lie­be Got­tes für uns in Jesus Chri­stus. Daher ist die Wahr­heit eine Bezie­hung! Eben­so stimmt es, daß jeder von uns sie, die Wahr­heit, von sich aus­ge­hend wahr­nimmt und aus­drückt: von sei­ner Geschich­te und Kul­tur, von der Situa­ti­on, in der er lebt, usw. Das bedeu­tet nicht, daß die Wahr­heit ver­än­der­lich und sub­jek­tiv sei, ganz im Gegen­teil. Es bedeu­tet aber, daß sie sich uns immer und allein wie ein Weg und ein Leben gibt. Hat nicht Jesus selbst gesagt: ‚Ich bin der Weg, die Wahr­heit und das Leben‘? Mit ande­ren Wor­ten, die Wahr­heit ver­langt, daß sie letzt­lich völ­lig eins ist mit der Lie­be, ver­langt Demut und Öff­nung, um gefun­den, ange­nom­men und aus­ge­drückt zu werden“.

Und eben­so: „Mit der letz­ten Fra­ge fra­gen Sie mich, ob mit dem Ver­schwin­den des Men­schen auf der Erde, auch der Gedan­ken ver­schwin­det, der fähig ist, Gott zu den­ken. Sicher, die Grö­ße des Men­schen liegt in der Fähig­keit Gott zu den­ken. Und damit in der Fähig­keit, eine bewuß­te und ver­ant­wor­tungs­vol­le Bezie­hung mit Ihm zu leben. Es ist aber eine Bezie­hung zwi­schen zwei Rea­li­tä­ten. Gott – das ist mein Gedan­ken und das ist mei­ne Erfah­rung, aber wie­vie­le, gestern und heu­te, tei­len ihn! – ist nicht eine Idee, und sei sie noch so hoch, Ergeb­nis des mensch­li­chen Den­kens. Gott ist Rea­li­tät, groß­ge­schrie­ben. Jesus offen­bart es uns – und lebt in Bezie­hung mit Ihm – wie ein Vater vol­ler Güte und unend­li­cher Barm­her­zig­keit. Gott hängt daher nicht von unse­rem Den­ken ab. Im übri­gen, auch wenn das mensch­li­che Leben auf der Erde enden soll­te – und für den christ­li­chen Glau­ben ist die­se Welt, so wie wir sie ken­nen, in jedem Fall, bestimmt zu ver­schwin­den – , hört der Mensch nicht auf zu exi­stie­ren, und auf eine Wei­se, die wir nicht ken­nen, auch nicht das mit ihm erschaf­fe­ne Uni­ver­sum. Die Schrift spricht von „neu­en Him­meln und neu­er Erde“ und sagt, daß am Ende, im Wo und Wann, das wir nicht ken­nen, zu dem wir aber im Glau­ben hin­stre­ben voll Sehn­sucht und Erwar­tung, Gott ‚alles in allen‘ ist.“

Der auf­merk­sa­me Leser­brief­schrei­ber merkt daher mit Recht an: „Papst Fran­zis­kus hat gesagt und geschrie­ben, daß die Wahr­heit eine Bezie­hung ist (zwi­schen einem Ich und einem Du: Quid est veri­tas? Vir qui adest), und nicht, daß sie rela­tiv ist, wie Scal­fa­ri zu behaup­ten ver­sucht. Der Papst ver­weist erneut auf die­se Bezie­hung, um auf die Fra­ge nach dem Ver­schwin­den des Men­schen auf der Erde zu ant­wor­ten. In kei­nem Moment ver­fällt er in eine pan­the­isti­sche Sicht­wei­se. Zu sagen, daß Gott ‚alles in allen‘ sein wird, ist nicht das­sel­be wie zu sagen, daß das Licht Got­tes ganz in allen sein wird und sich mit den See­len identifiziert.“

Text: Giu­sep­pe Nardi
Bild: Regnum Christi/​Tempi

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