(Sanaa) An dieser Stelle soll eines unbekannten Mannes gedacht werden. Vor einem Jahr wurde er im Jemen von Salafisten der Organisation Ansar al-Scharia an einer öffentlichen Straße ans Kreuz geschlagen und mehrere Tage dort zur Abschreckung hängen gelassen. Das Bild dokumentiert die Kreuzigung, die den Islamisten nicht zufällig als Marterform eingefallen ist. Vielmehr ist sie als antichristliche Hinrichtungsvariante Teil des Korans. Über dem Kopf des Mannes war wie bei der Kreuzigung Jesu ein Schild angebracht worden, auf dem seine Schuld und seine Verurteilung geschrieben stand. „Wie Christus auf Golgota“ war der Bildtitel, das die Exekutoren dieser Menschenschinderei selbst aufgenommen hatten. Es ist Teil eines Videos, das seiner Brutalität wegen nicht verlinkt wird.
Auf dem Schild ist eine Stelle aus dem Koran zitiert. Es handelt sich um Sure 5,33: „Die Vergeltung für jene, die gegen Allah und seinen Gesandten Krieg führen und auf der Erde umherreisen, um Unheil zu stiften, soll sein, daß sie getötet oder gekreuzigt werden“.
Die scharia-gerechte Hinrichtung galt einem Mann, der von den Islamisten als „amerikanischer Spion“ beschuldigt wurde. Die Hinrichtung wurde von der jemenitischen Salafistengruppe Ansar al-Scharia durchgeführt, die in Kontakt mit der Terrorgruppe Al-Qaida steht. Das Video des Gekreuzigten wurde anschließend von den Dschihadisten im Internet veröffentlicht.
Text: Giuseppe Nardi
Bild: MRCTv (Screenshot)