(Rom) Für den 30. September hat Papst Franziskus das erste ordentliche Konsistorium seines Pontifikats einberufen. Dabei wird die Heiligsprechung von Papst Johannes XXIII. und Johannes Paul II. Thema sein und die Bekanntgabe der genauen Termine für die Kanonisierung erwartet. Bei dieser Gelegenheit könnte der Papst auch die Einberufung seines ersten außerordentlichen Konsistoriums zur Kreierung neuer Kardinäle bekanntgeben. Dies nimmt zumindest der spanische Kirchenhistoriker und katholische Blogger Francisco de la Cigoña unter Berufung auf vatikanische Stimmen an.
Derzeit sind neun Sitze im Kardinalskollegium vakant. Am 24. September werden es zehn, am 19. Oktober elf und am 25. Dezember zwölf sein. An diesen Tagen vollenden die Kardinäle Raffaele Farina (Italien, 2007–2012 Archivar und Bibliothekar der Heiligen Römischen Kirche), Geraldo Agnelo (Brasilien, 1999–2011 Erzbischof von Sao Salvador da Bahia) und Joachim Meisner (Deutschland, seit 1989 Erzbischof von Köln) ihr 80. Lebensjahr und scheiden als aktive Papstwähler aus. Abgesehen davon, könnte der Papst auch vorübergehend die Zahl von 120 wählenden Kardinälen überschreiten, sollte er nicht so schnell ein weiteres Konsistorium planen, oder natürlich überhaupt deren Zahl erweitern.
Zu den künftigen Kardinälen gehören an erster Stelle der soeben von Papst Franziskus ernannte neue Staatssekretär Kurienerzbischof Pietro Parolin und der Anfang Juli 2012 noch von Benedikt XVI. ernannte Präfekt der Glaubenskongregation, Kurienerzbischof Gerhard Ludwig Müller.
Zu den Anwärtern auf das Kardinalspurpur gehören, vorbehaltlich Überraschungen, auch Erzbischof Mario Aurelio Poli von Buenos Aires, den Papst Franziskus 15 Tage nach seiner Wahl zum Nachfolger in Argentinien ernannte; Erzbischof Ricardo Ezzati Andrello SDB von Santiago de Chile (von Benedikt XVI. 2010 ernannt); Patriarch Francesco Moraglia von Venedig (von Benedikt XVI. 2012 ernannt); Erzbischof Andrew Yeom Soo-jung von Seoul (von Benedikt XVI. 2012 ernannt); Erzbischof Jose Horacio Gomez von Los Angeles (von Benedikt XVI. 2011 ernannt), allerdings vollendet dessen Vorgänger Roger Kardinal Mahony erst am 27. Februar 2016 das 80. Lebensjahr; Erzbischof Andre-Joseph Leonard von Mecheln-Brüssel (von Benedikt XVI. 2010 ernannt), der bei den beiden letzten außerordentlichen Konsistorien Benedikts XVI. unberücksichtigt blieb, weil sein Vorgänger Godfried Kardinal Daneels erst am vergangenen 4. Juni seinen 80. Geburtstag beging. Gemäß kirchlicher Praxis kann nur ein Erzbischof desselben Metropolitanbezirks Mitglied des Kardinalskollegiums sein.
Weitere Anwärter sind Erzbischof Vincent Nicholas von Westminister (von Benedikt XVI. 2009 ernannt); Patriarch Manuel Jose Macario do Nascimento Clemente von Lissabon (von Franziskus 2013 ernannt), allerdings vollendet dessen Vorgänger Jose da Cruz Kardinal Policarpo erst am 26. Februar 2016 sein 80. Lebensjahr; Erzbischof Orani Tempesta OCist von Rio de Janeiro (von Benedikt XVI. 2009 ernannt); Erzbischof Cesare Nosiglia von Turin (von Benedikt XVI. 2010 ernannt), dessen Vorgänger Severino Kardinal Poletto am vergangenen 18. März 80 wurde und damit noch knapp am Konklave teilnehmen konnte.
Mögliche Anwärter auf den Kardinalshut sind auch Erzbischof Ignatius Suharyo Hardjoatmadjo von Jakarta (von Benedikt XVI. 2010 ernannt), wobei allerdings dessen Vorgänger Juliua Kardinal Darmaatmadja SJ erst am 20. Dezember 2014 das 80. Lebensjahr vollenden wird; Erzbischof Charles Joseph Chaput OFMCap (von Benedikt XVI. 2011 ernannt), wiederum mit dem Vorbehalt, daß dessen Vorgänger Justin Kardinal Rigali erst am 19. April 2015 durch Vollendung des 80. Lebensjahrs aus dem Kreis der Papstwähler ausscheidet.
Von den mit Rom unierten Ostkirchen gilt Großerzbischof Swjatoslaw Schewtschuk von Kiew-Halytsch, Oberhaupt der Ukrainischen griechisch-katholischen Kirche als Kardinalsanwärter, dessen Vorgänger Ljubomyr Kardinal Husar am vergangenen 26. Februar zwei Tage vor Inkrafttreten der Sedisvakanz 80 wurde und daher nicht mehr am Konklave teilnehmen durfte. Ebenso Patriarch Ibrahim Isaac Sidrak von Alexandrien, Oberhaupt der koptisch-katholischen Kirche, dessen Vorgänger Antonios Kardinal Naguib allerdings erst am 7. März 2015 als aktiver Papstwähler ausscheidet.
Text: Giuseppe Nardi
Bild: La cigüeña de la torre
und was ist mit Exzellenz müler?
Falls Sie Kurienerzbischof Gerhard Ludwig Müller meinen sollten: Steht im 3. Absatz des Artikels.
Nach all den hoffnungsvollen Gesten wird sich der Bischof von Rom doch nicht etwa anmaßen, jetzt Kardinäl_innen zu ernennen, ohne die demokratisch gewählten Gremien der Ortskirchen wie auch des UN-Menschenrechtsausschusses vorher zumindest konsultiert zu haben?!