Quebec will Bürgern Tragen religiöser Symbole in öffentlichen Einrichtungen verbieten


Die Provinz Quebec in Kanada will Bürgern kategorisch das Tragen religiöser Symbole in der Öffentlichkeit verbieten(Otta­wa) In der fran­zö­sisch­spra­chi­gen kana­di­schen Pro­vinz Que­bec hält die Regie­rungs­par­tei einen Gesetz­ent­wurf bereit, mit dem das Tra­gen reli­giö­ser Sym­bo­le in öffent­li­chen Ein­rich­tun­gen ver­bo­ten wer­den soll. Schu­len, Gerich­te, Kin­der­gär­ten und Kran­ken­häu­ser sol­len zu kreuz­lo­sen Zonen wer­den. Natür­lich im Namen staat­li­cher „Neu­tra­li­tät“. Ange­fan­gen hat­te es mit einem Ver­bot, daß staat­li­che Ein­rich­tun­gen das Kreuz aus­hän­gen, dann wur­den reli­giö­se Ver­an­stal­tun­gen in öffent­li­chen Ein­rich­tun­gen unter­sagt und öffent­li­chen Bedien­ste­ten das Tra­gen reli­giö­ser Sym­bo­le ver­bo­ten. Nun soll auch Bür­gern, die öffent­li­che Ein­rich­tun­gen betre­ten, das Tra­gen eines Kreu­zes, einer David­sterns oder eines Tur­bans ver­bo­ten wer­den. Der Ent­wurf nennt zwar „nur“ öffent­li­che Ein­rich­tun­ge, die Maß­nah­me kommt jedoch einem gene­rel­len Reli­gi­ons­ver­bot im öffent­li­chen Raum gleich.

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Der Staat ist in der Pro­vinz Que­bec bereits in die Häu­ser der Bür­ger ein­ge­drun­gen, indem er das Eltern­recht auf Erzie­hung ihrer Kin­der gemäß ihrem Glau­ben ein­schränk­te. Den Eltern wur­de die Wahl­frei­heit genom­men, ihre Kin­der aus reli­giö­sen Grün­den statt auf die reli­gi­ons­lo­se staat­li­che Schu­le auf eine katho­li­sche Pri­vat­schu­le zu schicken. Um dies zu errei­chen, wur­den auch die katho­li­schen Pri­vat­schu­len gezwun­gen, den Reli­gi­ons­un­ter­richt abzu­schaf­fen und durch einen „Ethik­un­ter­richt“ zu erset­zen, der nach einem lai­zi­sti­schen Lehr­pro­gramm der Pro­vinz­re­gie­rung abzu­hal­ten ist.

Vom Rauchverbot zum Religionsverbot im öffentlichen Raum

Nun hat der Par­ti Que­becois (PQ), der seit Sep­tem­ber 2012 die Pro­vinz als Min­der­heits­re­gie­rung führt, einen Gesetz­ent­wurf vor­ge­legt, der das Tra­gen jed­we­den reli­giö­sen Sym­bols in öffent­li­chen Ein­rich­tun­gen ver­bie­ten soll. Dem Rauch­ver­bot soll ein Kreuz­ver­bot fol­gen. Es betrifft nicht mehr nur die öffent­li­chen Ein­rich­tun­gen als sol­che, die kein Kreuz in ihren Räu­men zei­gen dür­fen, oder die öffent­li­chen Bedien­ste­ten, son­dern alle Bür­ger oder bes­ser gesagt jeden, der die öffent­li­chen Ein­rich­tun­gen betritt. Der Vor­stoß des Par­ti Que­becoise, der für die Unab­hän­gig­keit der Pro­vinz Que­bec von Kana­da ein­tritt und ideo­lo­gisch den sozi­al­de­mo­kra­ti­schen Par­tei­en Euro­pas nahe­steht, erfolgt im Namen einer Neu­tra­li­tät des Staa­tes, die auch den Bür­gern auf­ge­zwun­gen wer­den soll.

Egal ob christ­li­ches Kreuz, Sikh-Tur­ban, isla­mi­scher Schlei­er oder jüdi­sche Kip­pa, sie alle haben zu ver­schwin­den. Die genau­en Details des Ent­wurfs sind zwar noch nicht bekannt, laut ersten Infor­ma­tio­nen sol­len sie jeden­falls auch alle pri­va­ten und reli­giö­sen Akti­vi­tä­ten betreffen.

Seit Jahren Weihnachtsfeiern und Zutritt für Religionsvertreter an Kindergärten und Schulen verboten

Bekannt wur­de die Nach­richt vor weni­gen Tagen durch Le Jour­nal de Mon­tré­al. Schon im Wahl­kampf 2012 waren vom Par­ti Que­becoise Töne zu hören, die von der „Not­wen­dig­keit“ einer „Char­ta der lai­zi­sti­schen Wer­te“ spra­chen. Bereits vor drei Jah­ren wur­den in der Pro­vinz Que­bec reli­giö­se Fei­ern in öffent­li­chen Ein­rich­tun­gen ver­bo­ten. Weih­nachts­fei­ern an Schu­len oder Kin­der­gär­ten gibt es seit­her nicht mehr. Auch unter öffent­li­chen Bedien­ste­ten ist der­glei­chen ver­bo­ten.  Das Ver­bot gilt kate­go­risch. Eine reli­giö­se Gemein­schaft darf zwar öffent­li­che Ein­rich­tun­gen, zum Bei­spiel einen Kon­fe­renz­saal anmie­ten, aber dar­in kei­ne reli­giö­sen Ver­an­stal­tun­gen wie etwa eine Weih­nachts­fei­er für Kin­der oder Senio­ren durch­füh­ren. Eben­so ist Reli­gi­ons­ver­tre­tern der Zugang zu allen staat­li­chen Kin­der­gär­ten und Schu­len ver­bo­ten, an denen es weder ein reli­giö­ses Lied oder Weih­nachts­ba­ste­lei­en geben darf.

Durch­ge­setzt wur­den die­se Ver­bo­te 2010 noch von der Vor­gän­ger­re­gie­rung, dem Par­ti libé­ral du Qué­bec. Sie ent­spricht dem klas­si­schen Typus der anti­ka­tho­li­schen libe­ra­len Par­tei Euro­pas, die heu­te dem links­li­be­ra­len Spek­trum ent­spricht. Der Par­ti libé­ral bestimm­te seit Ende des 19. Jahr­hun­derts weit­ge­hend die Geschicke des fran­zö­si­schen Teils von Kana­da und dies in einem offe­nen Kampf mit der katho­li­schen Kir­che, die bis in die 60er Jah­re des vori­gen Jahr­hun­derts gro­ßes Gewicht hatte.

Pau­li­ne Marois, seit dem Herbst 2012 Pre­mier­mi­ni­ste­rin von Que­bec recht­fer­tig­te den neu­en Gesetz­ent­wurf ihres links­na­tio­na­len Par­ti Que­becoise mit den Wor­ten: „Anzu­er­ken­nen, daß der Lai­zis­mus ein Wert ist, bedeu­tet, die Ent­wick­lung der Bevöl­ke­rung in den ver­gan­ge­nen 50 Jah­ren zur Kennt­nis zu neh­men, die sich immer mehr säku­la­ri­siert und reli­giö­se Aus­drucks­for­men in den öffent­li­chen Ein­rich­tun­gen ver­bo­ten hat.“

Der Sprung vom staat­li­chen Reli­gi­ons­ver­bot zu belie­bi­gen Denk- und Mei­nungs­ver­bo­ten einer neu­en Form des Tota­li­ta­ris­mus ist dann nur mehr Millimeterarbeit.

Text: Giu­sep­pe Nardi
Bild: Tempi

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