„Allah“ dürfen nur Moslems sagen – Malaysische Regierung bekräftigt Verbot für Christen


Malaysia: Drüfen Christen Gott "Allah" nennen? Seit 2008 Rechtsstreit um den Gebrauch des Wortes "Allah" für Gott(Kua­la Lum­pur) Dür­fen Nicht-Mos­lems das Wort Allah benüt­zen? Der Kon­flikt um die­se Fra­ge zieht sich in Malay­sia bereits seit Jah­ren hin. Nun geht der Rechts­streit in die zwei­te Instanz. Heu­te nahm das Ober­lan­des­ge­richt in Kua­la Lum­pur die Beru­fung des Innen­mi­ni­ste­ri­ums gegen den Erfolg der katho­li­schen Kir­che in erster Instanz an. Der erste Ver­hand­lungs­tag wur­de für den 10. Sep­tem­ber fest­ge­legt. Für das Gericht sei die Fra­ge „offen“. Die Erz­diö­ze­se Kua­la Lum­pur befürch­tet neue anti­christ­li­che Gewalt­ta­ten und for­dert von der Regie­rung die Sicher­heit der christ­li­chen Gemein­schaf­ten zu garantieren.

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2009 ent­schied ein Gericht in erster Instanz, daß auch Katho­li­ken die Bezeich­nung „Allah“ für Gott gebrau­chen dür­fen. Dies war ihnen von der Regie­rung zuvor unter­sagt wor­den. Aus­gangs­punkt für den Streit war der Gebrauch von „Allah“ für Gott in katho­li­schen Medien.

Nun sieht die Sache wie­der ganz anders aus. Nach einer lan­gen Bera­tung ent­schied der drei­köp­fi­ge Rich­ter­se­nat am Ober­lan­des­ge­richt, daß die Beru­fung der Regie­rung zulä­ßig ist. Damit beginnt ein neu­es Kapi­tel im Rechts­streit zwi­schen katho­li­scher Kir­che und malay­si­scher Regie­rung. Offi­zi­ell ste­hen sich als Streit­par­tei­en die katho­li­sche Tages­zei­tung Herald Malay­sia und das Innen­mi­ni­ste­ri­um  gegen­über. Da das erst­in­stanz­li­che Urteil kei­ne Rechts­kraft erhielt, gilt wei­ter­hin das gegen Chri­sten ver­häng­te Regie­rungs­ver­bot, „Allah“ für Gott zu gebrauchen.

Abu Samah, der Vor­sit­zen­de Rich­ter begrün­de­te die Eröff­nung eines neu­en Ver­fah­rens am Ober­lan­des­ge­richt damit, daß der Kon­flikt um den Gebrauch des Wor­tes „Allah“ erst noch „zu klä­ren“ sei. Das Gerichts­ge­bäu­de wur­de wäh­rend der Ent­schei­dungs­fin­dung von Dut­zen­den von isla­mi­sti­schen Grup­pen und Orga­ni­sa­tio­nen bela­gert. Dabei schien alles bereits geklärt. 2009 gab ein Gericht der katho­li­schen Tages­zei­tung recht, 2011 rich­te­te der malay­si­sche Pre­mier­mi­ni­ster Najib Razak ein Schrei­ben an die christ­li­che Gemein­schaft des Lan­des, das in zehn Punk­ten unter ande­rem den Gebrauch des Wor­tes „Allah“ und dies auch aus­drück­lich in Bibel­aus­ga­ben auf Malay­sisch erlaub­te. Ein Ent­ge­gen­kom­men, das die Regie­rung bald wie­der zurücknahm.

Mit der Beru­fung gegen das erst­in­stanz­li­che Urteil kehr­te die Regie­rung auf ihren ursprüng­li­chen Stand­punkt zurück, daß das Wort „Allah“ zur Benen­nung Got­tes aus­schließ­li­che Mos­lems vor­be­hal­ten sein müsse.

Noch gestern äußer­te die Erz­diö­ze­se Kua­la Lum­pur die Befürch­tung, daß es zu neu­er anti­christ­li­cher Gewalt kom­men könn­te. Isla­mi­sti­sche Grup­pen hat­ten Ver­gel­tung ange­droht, soll­ten Chri­sten tat­säch­lich die Bezeich­nung „Allah“ gebrau­chen und dies ganz unab­hän­gig davon, ob ein Gericht oder die Regie­rung ihnen recht gebe oder nicht.

Der Streit brach 2008 aus, als das malay­si­sche Innen­mi­ni­ste­ri­um der katho­li­schen Tages­zei­tung Herald Malay­sia droh­te, die Lizenz zu ent­zie­hen, soll­te sie noch ein­mal das Wort „Allah“ gebrau­chen. Die katho­li­sche Kir­che zog dar­auf gegen die Regie­rung vor Gericht mit dem Argu­ment, die­se habe die Ver­fas­sung ver­letzt. Als 2009 ein Gericht den Katho­li­ken recht gab, kam es zu einer Wel­le der Gewalt gegen Chri­sten. Isla­mi­sti­sche Spreng­stoff­at­ten­ta­te gegen christ­li­che Kir­chen und Ein­rich­tun­gen stan­den an der Tages­ord­nung. Offen­bar aus Angst vor den Isla­mi­sten änder­te die Regie­rung ihren Kurs und mach­te sich die isla­mi­sti­sche For­de­rung zu eigen, wonach nur Mos­lems das Wort „Allah“ gebrau­chen dürften.

In Malay­sia bil­den die Chri­sten die dritt­größ­te Reli­gi­ons­ge­mein­schaft nach Mos­lems (60 Pro­zent) und Bud­dhi­sten (20 Pro­zent). Die Zahl der Chri­sten wird mit fast zehn Pro­zent und etwa 2,8 Mil­lio­nen Gläu­bi­gen ange­ge­ben. Um den Beweis zu erbrin­gen, daß das Wort „Allah“ nicht nur eine Fra­ge der Reli­gi­on, son­dern der Kul­tur und damit der Lan­des­spra­che ist, ließ die katho­li­sche Kir­che ein latei­nisch-malay­si­sches Wör­ter­buch des 16. Jahr­hun­derts neu auf­le­gen. Bereits damals wur­de das Wort „Deus“ für Gott mit „Allah“ über­setzt wor­den. Laut Gesetz sind alle eth­ni­schen Malai­en (etwas mehr als 50 Pro­zent der Bevöl­ke­rung) von Geburt an Mos­lems. Ein Reli­gi­ons­wech­sel ist recht­lich zwar unter schwie­ri­gen Bedin­gun­gen vor­ge­se­hen, prak­tisch jedoch kaum mög­lich. Mos­lems wer­den offi­zi­ell im Land bevorzugt.

Text: Paix Liturgique/​Giuseppe Nardi
Bild: Una Fides

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