Summorum Pontificum: Nach 6 Jahren offizielle Übersetzungen veröffentlicht – Mit Fehlern


Nach sechs Jahren liegen endlich offizielle Übersetzungen des Motu proprio Summorum Pontificum vor, mit Fehlern in einigen Fassungen (darunter der deutschen (Vati­kan) Sechs Jah­re nach der Ver­öf­fent­li­chung des Motu pro­prio Sum­morum Pon­ti­fi­cum von Papst Bene­dikt XVI. wur­den vom Vati­kan die offi­zi­el­len Über­set­zun­gen im Inter­net ver­öf­fent­licht. Sol­che Über­set­zun­gen waren bereits 2007 auf der Inter­net­sei­te des Hei­li­gen Stuhls publi­ziert wor­den, aber nach kur­zer Zeit ver­schwun­den. Auf­ruf­bar blie­ben nur die latei­ni­sche Ori­gi­nal­fas­sung und die unga­ri­sche Über­set­zung. Nach­dem es eini­ge öffent­li­che Kri­tik über die­sen Man­gel hab (sie­he eige­nen Bericht) wur­de man in Rom aktiv. Aller­dings mit Fehlern.

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Amt­li­che Gül­tig­keit hat für römi­sche Doku­men­te soweit nicht anders bestimmt die latei­ni­sche Fas­sung. Mehr gele­sen wer­den jedoch die lan­des­sprach­li­chen Über­set­zun­gen. Und dort haben sich bei den neu­en Über­set­zun­gen von Sum­morum Pon­ti­fi­cum Unge­nau­ig­kei­ten ein­ge­schli­chen. Arti­kel 7 des latei­ni­schen Ori­gi­nals lautet:

Ubi ali­quis coe­tus fide­li­um lai­corum, de quo in art. 5 § 1 petita a paro­cho non obtin­ue­rit, de re cer­tio­rem faci­at Epis­co­pum dioe­ce­s­a­num. Epis­co­pus eni­xe roga­tur ut eorum opt­a­tum exau­di­at. Si ille ad hui­us­mo­di cele­bra­tio­nem pro­vi­de­re non vult res ad Pon­ti­fi­ci­am Com­mis­sio­nem „Eccle­sia Dei“ referatur.

In der deut­schen Fas­sung ist die Stel­le feh­ler­haft über­setzt. Exakt der­sel­be Feh­ler fin­det sich auch in der ita­lie­ni­schen Neu­über­set­zung, nicht aber in der englischen.

Auf Deutsch lau­tet die zitier­te Stelle:

Art. 7. Wo irgend­ei­ne Grup­pe von Lai­en durch den Pfar­rer nicht erhal­ten soll­te, wor­um sie nach Art. 5 § 1 bit­tet, hat sie den Diö­ze­san­bi­schof davon in Kennt­nis zu set­zen. Der Bischof wird nach­drück­lich ersucht, ihrem Wunsch zu ent­spre­chen. Wenn er für eine Fei­er die­ser Art nicht sor­gen kann, ist die Sache der Päpst­li­chen Kom­mis­si­on „Eccle­sia Dei“ mitzuteilen.

Die Stel­le „Si ille… non vult“ bedeu­tet jedoch: “Wenn er… nicht will“. Gemeint ist der Diö­ze­san­bi­schof, da „vult“ die drit­te Per­son Sin­gu­lar Prä­sens des irre­gu­lä­ren Verbs „vole­re“ ist. Die Form ist allen Geschichts­in­ter­es­sier­ten bekannt durch den berühm­ten Satz „Deus vult“, den man noch heu­te über Kir­chen­por­ta­len des Hoch­mit­tel­al­ters lesen kann.

Die ita­lie­ni­sche, spa­ni­sche und por­tu­gie­si­sche Über­set­zung ist gleich­falls man­gel­haft und jeweils genau an der­sel­ben Stel­le: „Se egli non può“, „Si no pue­de“, „Se nà£o pude“.

In der eng­li­schen und fran­zö­si­schen Fas­sung ist „Si ille… non vult“ hin­ge­gen kor­rekt mit „If he does not wish“ und „Si il ne veut pas“ wiedergegeben.

Ähn­li­che Über­set­zungs­de­fi­zi­te gab es bereits bei ande­ren Doku­men­ten. Die Ursa­che dürf­te dar­in lie­gen, daß sich ein Feh­ler durch den Domi­no­ef­fekt fort­ge­pflanzt hat. Es ist nicht unüb­lich, daß die lan­des­sprach­li­chen Über­set­zun­gen nicht vom latei­ni­schen Ori­gi­nal erfol­gen, son­dern von einer ande­ren, bereits vor­lie­gen­den lan­des­sprach­li­chen Über­set­zung. Ange­nom­men, die ita­lie­ni­sche Fas­sung wur­de zuerst erstellt, und die deut­sche, spa­ni­sche und por­tu­gie­si­sche Über­set­zung nach der feh­ler­haf­ten ita­lie­ni­schen durchgeführt.

Da „nicht kön­nen“ und „nicht wol­len“ kei­ne Syn­ony­me sind, ist die Inten­ti­on Bene­dikts XVI. offen­sicht­lich. Ein Nicht-Kön­nen eines Diö­ze­san­bi­schofs bei der Umset­zung von Sum­morum Pon­ti­fi­cum hat es gar nicht zu geben. Wenn, dann nur ein „Nicht wol­len“ und damit einen Ver­stoß gegen ein Kir­chen­ge­setz, das der zustän­di­gen Stel­le zu mel­den ist.

Es wird erwar­tet, daß dem­nächst die sinn­ver­frem­den­de Stel­le kor­ri­giert wird.

Text: Giu­sep­pe Nardi
Bild: Osser­va­to­re Romano

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