(Rio de Janeiro) Drei Millionen Jugendliche kamen zum Höhepunkt des Weltjugendtages 2013 an die Copacabana, um an der von Papst Franziskus zelebrierten Heiligen Messe teilzunehmen. Nach Rio de Janeiro steht im Raum, was ein Weltjugendtag laut den Veranstaltern bringen soll. Es sei hier ausdrücklich zwischen dem Papst, seinen Ansprachen und Absichten und jenen des Organisationskomitees unterschieden. Es sei vorab auch der brasilianische Volkscharakter in Rechnung gestellt. Mit den nachfolgenden Zeilen sind vor allem nicht die Jugendlichen gemeint, die nach Rio de Janeiro gekommen sind. Es geht auch nicht um die weiblichen Kommunionspenderinnen, die trotz der vielen Kardinäle, Bischöfe, Priester und Diakone an der Copacabana waren. Der Fernsehsender des Vatikans CTV setzte sie offensichtlich mit besonderer Vorliebe ins Bild. Es geht auch nicht um die Kommunionspendung in beiderlei Gestalt, die der Vatikansender ebenso ins Bild setzte. Aber zurück zum eigentlichen Thema…
Der Weltjugendtag 2013 präsentierte sich in einigen Hauptprogrammpunkten als Entertainmentspektakel. Die katholischen Jugendlichen und die nach Rio gekommene suchende Jugend sollten offenbar, so die Meinung der Organisatoren, vor allem unterhalten werden. Dauerberieselung durch Musik, grelle, aufmunternde, ja aufputschende Moderatorenstimmen, ein großes Fest. Wer aber wurde gefeiert? Christus? Oder sollten die Jugendlichen sich selbst feiern? Sollten die Jugendlichen nach Hause zurückkehren und über die Shows- und Eventeinlagen berichten können? Es gab Hunderte von Katechesen, es gab auszeichnete Glaubensunterweisungen abseits der Fernsehkameras, zahlreiche würdige, ehrfürchtige Momente des Glaubens, des Gebets und der Anbetung. Es gab zahlreiche Beichten. Es gab das Programm und die Heiligen Meßopfer des „außerordentlichen “ Weltjugendtages der Tradition.
Was aber weltweit in Bildern und O‑Ton übertragen wurde, war zum Teil dürftig und defizitär. Macht es Sinn, die Jugend mit denselben Elementen in die Kirche und zum Glauben zu locken, die Jugendliche hundert,- ja tausendfach – zumindest in den übersatten westlichen Ländern – von anderen geboten bekommen? Macht den Unterschied allein, daß die Texte der Musik etwas religiös aufgepeppt sind? Ist das schon alles?
Warum aber überhaupt Show? Warum eine Horde von Bischöfen, die sich selbst darin gefallen zu scheinen, Jugendlichen gefallen zu wollen? Warum Bischöfe, die auf Anweisung eines Entertainers sich entblöden und öffentlich der Lächerlichkeit preisgeben, um erbärmlich herumzuhopsen? Sind das dieselben Bischöfe, die gleichzeitig auf „Kollegialität“, auf mehr Mitsprache in der Kirchenleitung und weniger Hierarchie drängen? Was für ein Eigentor haben sie sich dann in Rio geleistet. Hand aufs Herz, möchten Sie wirklich, daß Ihr Bischof so herumhüpft? Ein Bischof, eine Respektsperson?
So wie wir als Jugendliche nicht wollten, daß unsere Eltern sich so wie wir Jugendlichen verhalten, weil wir, und den Jugendlichen in Rio wird es nicht viel anders ergangen sein, instinktiv wußten, daß es Generationsunterschiede gibt, ob man sie wahrhaben will oder nicht, und daß es etwas spezifisch Jugendliches gibt, das ganz uns gehörte, eben für diese unsere Jugendzeit, die vorbeigeht, an die man sich später erinnert und über das man teils später nur mehr kopfschüttelnd staunen kann. Aber doch nicht umgekehrt: Bischöfe sollen Oberhirten sein , die Menschen aller Generationen zum ewigen Seelenheil führen, die Führer, Meister und Richtungsweiser sind, denen die Sakramente anvertraut sind und die Verkündung des Wortes Gottes. Bischöfe dann auf Anleitung wie grenzdebile Deppen herumhüpfen zu sehen, ist einfach nur… und an dieser Stelle soll sich jeder selber seinen Eindruck einfügen.
Zum peinlichen Flash-Mob-Abschluß von Rio de Janeiro nahm auch der bekannte katholische Kulturkriktiker Francesco Colafemmina Stellung.
Ein Flash Mob macht uns frei. Halleluja
von Francesco Colafemmina
Glauben die herumhopsenden und Flash Mob mimikrierenden Bischöfe ernsthaft auf diese Weise Jugendliche für die katholische Glaubens- und Morallehre gewinnen zu können? Diese Verstellung ist doch leicht durchschaubar, auch für Jugendliche. Es geht immerhin um jene Jugendlichen, die Papst Franziskus „zur Revolution für Christus“ aufgerufen hat (über die Begriffswahl ließe sich diskutieren). Und die Bischöfe meinen wirklich, dieselben Jugendlichen sehen nicht ein zwar lustiges Spektakel, durchschauen aber nicht die Anbiederung? Und wer sagt, daß die gläubige Jugend sich wirklich eine solche Entblödung erwartet?
Was für ein Vorbild geben die Bischöfe eigentlich? Welche erzieherischen Ansätze wollten sie der katholischen Jugend damit vermitteln? Welche Werte wollten sie weitergeben, indem sie auf der Bühne ein peinliches Schauspiel bieten?
Dieser Weltjugendtag sah einen Papst, der die neuesten Handbücher über leadership strategy studiert zu haben scheint, allerdings jene, die auf horizontal leadership abzielen. Er fährt im Fiat Idea, er ist horizontal, dabei spielt es keine Rolle, daß er von 5000 Soldaten abgeschirmt wird, die sich um seine Sicherheit kümmern und daß vor und hinter seinem kleinen Fiat die üblichen Wagenkolonnen mit Dutzenden großen Autos fahren. Alle schauen auf sein Auto, nicht auf die anderen Wagen. Das schafft Zustimmung und inszeniert eine Leadership-Rolle. Eine Art katholischer Cameron. David Cameron, der regierende Premierminister Großbritanniens, wurde 2006 mit einem Schlag als Zukunftshoffnung der Konservativen Partei bekannt, weil er mediengerecht mit dem Fahrrad ins Parlament radelte. Und niemand schaute auf die Limousinen mit seinen Mitarbeitern und dem Sicherheitspersonal, die ihm folgten. Niemand dachte mehr an den jungen, ehrgeizigen Aristokratensohn, der an Elitenschulen studiert hatte. Alle starrten nur mehr auf seine Umgänglichkeit, weil er mit dem Fahrrad fuhr.
Und noch ein Beispiel: Bloomberg, der amtierende Bürgermeister von New York, der berühmt wurde, weil er bekanntgab, nicht in der traditionellen Residenz der New Yorker Bürgermeister, Gracie Manson, zu wohnen, sondern in seinem eigenen Haus. Und daß er mit der U‑Bahn zur Arbeit fuhr. Was für eine Demut! Natürlich machte diese „Umgänglichkeit“, dieses „horizontale“ Verhalten vergessen, daß Bloomberg einer der zehn reichsten Männer der USA ist, sein Privathaus weit luxuriöser ist, als jenes der Bürgermeister und er in der U‑Bahn von einem Troß von Mitarbeitern und Wachmännern umgeben war.
Was ist das Geheimnis der „horizontal leadership“? Es geht um das strategische Ziel. „Ansehen“ und „Vertrauen“ in den Anführer und die Institution, die er vertritt, zurückgeben. Gemäß dieser Logik hat die Kirche unter der vertical leadership unter Benedikt XVI. Glaubwürdigkeit, Ansehen und Vertrauen verloren. Jetzt braucht es Kollegialität, jetzt braucht es die Horizontalität von Franziskus, um diese grundlegenden Elemente zurückzugewinnen.
Sind wir aber sicher, daß die horizontal leadership eine geeignete Strategie für eine göttliche Institution wie die Kirche ist, die nicht eine bloß menschliche Einrichtung ist? Für eine Einrichtung, die auf den Glauben an Jesus Christus gegründet ist, auf die Verkündigung des Heils für die unsterbliche Seele und des ewigen Lebens?
Die Ergebnisse dieser Devolution der Kirche von Franziskus werden wir erst in einigen Monaten oder Jahren sehen. Unterdessen schauen wir auf die erzieherische Frage, auf die Strategie zur Selbstdarstellung der Kirche (das heißt der Bischöfe, der Bischofskonferenzen) unter der Jugend. In diesem Bereich ist schon seit einiger Zeit die Horizontalität zu einer umgekehrten Vertikalität geworden. Um die Jugend zu gewinnen verzichtet man auf Autorität, auf die Dimension des Vorbilds der Erwachsenen, der Träger einer Tradition, einer gelebten Vergangenheit, einer Lebens- und Glaubenserfahrung mit ihrer ganzen Weisheit. Stattdessen macht man sich zu Jugendlichen. Und das Ergebnis ist zwangsläufig die völlige Auflösung und Relativierung der Rollen. Wer macht was? Wer lernt von wem? Jugendliche, wie in Mailand, die von einem Weihbischof aufgefordert werden, nach der Wandlung den Leib und das Blut Christi wie der Priester zur Elevation zu erheben. Wie oft war schon in Ansprachen an die Jugend zu hören, die Jugend habe den Bischöfen, den Erwachsenen, dem Papst etwas zu lehren? Was für eine Anbiederung.
Don Giussani [Gründer der Gemeinschaft Comunione e Liberazione/Gemeinschaft und Befreiung) schrieb in einem Aufsatz über ein erzieherisches Risiko: „Um zu erziehen, ist es notwendig auf geeignete Weise die Vergangenheit darzulegen. Ohne die Darlegung der Vergangenheit, der Erfahrung und des Wissens der Vergangenheit, der Tradition, wächst der Jugendliche kopflastig und skeptisch heran. Wenn ihm niemand nahelegt, eine Arbeitshypothese zu bevorzugen, wird sich der Jugendliche eine erfinden, kopflastig, oder er wird zum Skeptiker, was noch bequemer ist, weil er sich nicht einmal die Mühe macht, einer Arbeitshypothese kohärent zu folgen. Es ist die bewußt angenommene Tradition, die einen allumfassenden Blick auf die Realität bietet, die eine Hypothese zur Frage nach dem Sinn bietet, ein klares Bild vom Schicksal.“
Es ist peinlich diese Bischöfe zu sehen, die den Jugendlichen in verständlichen Worten Leuchttürme sein sollten zu Themen wie Ehe, Verantwortung, Glauben, Einsatz für Gott und die Nächsten, die eine weltimmanente Gesellschaft verurteilen sollten, die sie, die Jugend nur als Diener von Marktgesetzen haben will, die sie selbst in der Verzweiflung still, friedlich und zum eigenständigen Handeln unfähig haben will, reduziert auf das Dasein von Konsumenten und abhängig von dem, was ihnen im Fernsehen serviert wird. Stattdessen präsentieren sie sich wie Pubertierende, mit einem kindischen Lächeln von plötzlich angeblich wieder Junggewordenen, wie verweichlichte Kabarettisten. Das ist einfach inakzeptabel. Und nicht etwa weil das Spiel, die Unterhaltung nur eine Pause zwischen zwei ernsten Dingen ist, wie Platon es definierte. Sondern weil das die verbreitetste, sicher mediengerechte Form der Selbstdarstellung der Kirche gegenüber Jugendlichen ist. Das Problem ist, daß man damit das genaue Gegenteil dessen erreicht, was Don Giussani empfohlen hat: „Wir wollen, das ist unser Zweck, die Jugendlichen befreien. Wir wollen die Jugendlichen befreien von der geistigen Sklaverei, von der Uniformierung, die sie zu geistigen Sklaven der anderen macht.“
Dieser Flash Mob unterscheidet sich von der mediengerechten Aufmachung nicht viel von den nationalsozialistischen Großveranstaltungen oder den kommunistischen Choreographien zu Ehren des ‚Geliebten Anführers‘ in Nordkorea, übrigens Inszenierungen, die weit weniger vertrottelt sind. Gleiche Bühnen, gleiche Farbenspiele, gleiche Massenspektakel.
Man stelle sich nun vor, was geschehen wird, wenn diese Bischöfe, die sich in Showmen verwandelt haben, es wagen sollten, gegen Abtreibung oder gegen die Homo-Ehe zu sprechen, es wagen sollten über die Hölle, über die ewige Verurteilung, über das Jenseits und die Seelen und das Seelenheil zu sprechen. Wenn… sie es denn überhaupt wagen sollten. Einige könnten ihnen mit einiger Berechtigung mit verächtlichen Reaktionen antworten.
Text: Fides et Forma
Einleitung/Übersetzung: Giuseppe Nardi
Bild/Video: Fides et Forma
Bin nur noch erschüttert!
In der Sache stimme ich Ihnen völlig zu. Ich wünschte nur, Sie würden Herrn Colafemmina (so wie übrigens auch Herrn de la Cigona) nicht ständig als „bekannt“ vorstellen. Wem ist er bekannt? Jedenfalls nicht mir, und ich kenne mich im katholischen Internet recht gut aus. Wie Sie diese beiden Herren pushen, erinnert unangenehm an die Art und Weise, wie auf kath.net ständig Herr Badde präsentiert wird. Sie dürfen ja jeden zitieren, aber tun Sie doch bitte nicht so, als sei er wer weiß wie berühmt…
Er ist bekannt! Allerdings nicht unbedingt im deutschsprachigen Internet… Es gibt auch noch eine Welt südlich Bozens oder Veronas.
Colafemmina war vor ein paar Jahren schon auf dem Titelbild des Vatican-Magazins, und natürlich war ihm ein großer Artikel gewidmet, er hat zum Beispiel das Buch „Il mistero della Chiesa di san Pio. Coincidenze e strategie esoteriche all’ombra del grande Santo di Pietrelcina“ geschrieben.
Er unterhält einen interessanten Blog http://fidesetforma.blogspot.de – geben Sie einfach seinen Namen in Google ein.
Und im übrigen: wann darf jemand als „bekannt“ gelten? Und noch eine Frage: wer darf auf privaten Internetseiten wie häufig zitiert werden? Haben wir inzwischen auch da den Ruf nach Quoten – hoch lebe das Mittelmaß!?
Was sollen solche Postings „auf der Metaebene“?
Es geht und ging einzig und allein um die verhandelte Sache. Jede seriöse Diskussion geht ausschließlich ad rem. Ihr Posting dagegen ist rein ad personam…
„Colafemmina war vor ein paar Jahren schon auf dem Titelbild des Vatican-Magazins.“
Inzwischen vertritt das Vatican-Magazin offensichtlich eine andere kirchenpolitische Linie als Colafemmina. Sie sind voll auf den Zug der neokonservativen Franziskus-Enthusiasten aufgesprungen.
Wie es aussieht haben Sie damit ganz recht – ich wollte nur dem Viktor klarmachen, dass Colafemmina kein Unbekanter ist. Was im übrigen auch eine unerhebliche Frage ist, denn vor Gott gilt ja bekanntlich nicht das Ansehen der Person. Ob Colafemmina bekannt ist oder nicht – was zählt ist, ob er die Wahrheit spricht.
Fast acht Jahre konnte man einen Hauch von Frühling spüren, unter Benedikt XVI. Doch es war nur zu klar, dass dieser rasch von einem wieder einsetzenden Frost vernichtet werden könnte. Alles, was Benedikt XVI. in mühsamen kleinen Schritten gegen grosse Widerstände wieder aufgebaut hat, ist mittlerweile dahin. Es ist beklagenswert. Konservative Katholiken ziehen sich wieder in ihre Katakomben zurück; einzelne, die nicht der Piusbruderschaft nahestanden, erwägen plötzlich ernsthaft, dort zukünftig die Heiligen Messen und die katechetischen Veranstaltungen zu besuchen. Es ist wieder wie 1978 ff.
Alles in Rio 2013 erinnert mich an die Warnung des Heilandes in Matthäus 7,21: Nicht jeder, der zu mir sagt: Herr, Herr! wird in das Himmelreich eingehen.“ und an Johannes 14,15: Wenn ihr mich liebt, so haltet meine Gebote.
Ich weiß nicht, wie viele von diesen Millionen „Katholiken“ außer Rand und Band die Gebote aufzählen können, geschweige denn, was diese alles umfassen.
Ich glaube auch nicht, dass die Begeisterung so groß gewesen wäre, wenn der Papst statt einer riesigen Pop-Show vorzustehen, endlich einmal angemahnt hätte, alle zeitgenössischen gängigen schweren Sünden wie Geschlechtsverkehr vor und außerhalb der Ehe, Masturbation, Abtreibung und auch diejenige der vier himmelschreienden Sünden, die gerade von der UN/UNESCO überall als „new normal“ beworben wird, zu unterlassen, nicht die Mode, sich wie Prostituierte anzuziehen, mitzumachen und überhaupt lieber zu sterben als durch eine einzige Todsünde Gott zu beleidigen. Ebenso wäre sicher kaum einer begeistert gewesen, wenn er darauf hingewiesen hätte, dass es eine Sonntagspflicht gibt und eine Pflicht wenigstens einmal im Jahr eine Ohrenbeichte abzulegen und dass die Unterlassung hier eine schwere Sünde darstellt.
Ich denke der Platz hätte sich dann nämlich schlagartig geleert und das wäre die harmloseste Vorstellung gewesen, wie diese Masse auf eine solche Ermahnung reagiert hätte.
Früher ist außerdem von Päpsten, Kirchenvätern und Kirchenlehrern schwer verurteilt worden, wenn sich der geistliche Stand wie die Weltmenschen benimmt und damit unsere heilige Religion unglaubhaft und verächtlich machen.
Dieser Kult um diesen Papst ist schwer grenzwertig. Jeder „demütige“ Heilige hätte sich in der nächsten Höhle verkrochen bei so einem Spektakel wegen ihm und die, die ihn derartig loben als seine schlimmsten Feinde angesehen.
Die Kritik an dem „Herumgehopse“ der hohen Würdenträger ist berechtigt. Denn in ihrem auf hierarchischen Abstand und Amtsautorität abzielenden Outfit ( Soutane, Bauchbinde und Käppchen) wirken sie hier einfach nur lächerlich. Sie erinnern mich an Schullehrer längst vergangener Zeiten, die im Unterricht auf einem Podest thronten und sich von den Schülern mit vollem Titel anreden ließen, aber bei Abschlussfeiern sich zum Sackhüpfen und ähnlichen Scherzen nötigen ließen. Das war gegen ihre vermeintliche „Würde“, und schadete auch ihrer Amtsautorität. Man hätte den Exzellenzen in Rio raten sollen, bei dieser speziellen Gelegenheit in Zivil zu erscheinen oder nur zuzuschauen.
Neulich sagte einer meiner kleinen Schüler – ich unterrichte an einer Musikschule – er freue sich sehr, wenn er endlich ins Gymnasium komme, weil er hoffe, dass er dort endlich „richtigen“ Unterricht erhielte. Ich war erstaunt und hakte nach. (Er ging bisher auf eine Grundschule mit Montessori-Pädagogik.) Er sang mir ein Lied vor, das sie gerade gelernt hatten und meinte: Finden Sie nicht, dass so etwas Kindergarten ist? Warum lernen wir nicht die richtigen Lieder? Also, die Lieder, die Sie früher gesungen haben. Das sind doch die normalen Lieder. Warum müssen wir stattdessen diese unnormalen Lieder lernen? Die normalen sind doch viel besser, klingen besser, haben interessantere Texte. – Ich wunderte mich sehr. Ein 10jähriger Bub sprach aus, was viele denken, aber nicht mehr sagen können, weil ihnen sonst die ganze Gelehrtenrepublik über den Mund fährt…
Was sich da um F. abspielt, ist Kindergarten.
Es ist einfach nur peinlich. Aber das Volk ist zu weiten Teilen inzwischen so infantil… Wenn einer etwas Niveauvolles will, gilt er als „uncool“.
@ Martina: bitte bedenken Sie, in welcher Kirche diese Jungen aufwachsen! Eine Kirche, die ihnen den Valentinssegen erteilt für alle möglichen und unmöglichen Beziehungen, mit Priestern, die offen ihren Ungehorsam zugeben und selbst in sexuellen Beziehungen leben, obwohl sie Ehelosigkeit und Keuschheit versprochen haben. Schon meine Altersgruppe ist aufgewachsen, ohne noch einen Sündenbegriff zu kennen. Zur Todsünde gehört, dass ich sie wissentlich begehe. Es wäre fatal, den Jungen nun ihre wirklichen oder vermeintlichen Todsünden um die Ohren zu schlagen. Es wäre unfair, die Jungen nun zu schlagen, die v.a. Opfer einer falschen Belehrung durch die Priester und Bischöfe sind. Bevor ein Papst also den Jungen ihre Sünden vorwirft, sollte er erst einmal den Klerus belehren. Dann könnte was draus werden…
Da tanzen unsere Bischöfe also unisono nach der Pfeife eines smarten Tanzmeisters. Man ist an den Rattenfänger von Hameln erinnert. Da könnte es geschehen, dass sie mit allen, die ihnen zujubeln, in den Abgrund geraten.
Ach hätten sie doch den Aufruf von Benedikt nach Entweltlichung verstanden!
Hurra, wir verblöden! Endlich ist es so weit. Über Jahrzehnte hin haben die Lockerungsübungen der neuen Theologie und Liturgie darauf vorbereitet. Jetzt darf es öffentlich präsentiert werden. Und zwar von den Trägern der Weihe‑, Lehr- und Hirtenvollmacht, bestätigt durch die Anwesenheit des Papstes. Mehr Authentizität ist kaum möglich. Nun also zielstrebig weiter in Richtung Demenzstation. Roma moritur et ridet.
Endlich sind die „Papst-Festspiele“ in Rio endlich zu Ende. Gott sei es gedankt oder geklagt! Wie auch immer.
Es ist nichts anderes als Unterhaltung und Event !
Gott sei Dank haben viele erkannt, dass mit unserem neuen Franzisco die Tradition und die ehrwürdige alte Liturgie wieder in die Eiszeit verbannt wurden.
Mir tut unser Papst Benedikt leid. So viel Arbeit und Nervenbelastung ertragen .… für NICHTS.
Gott segne unseren Papst Benedikt XVI. ad multos annos !!!
Sie haben sooo recht. Nur in einem Punkt möchte ich widersprechen. Die Bemühungen unseres guten Papstes Benedikt waren nicht umsonst. „Si le grain ne meurt…“, das Weizenkorn muss in die Erde fallen und sterben, .… . Die Liebe zu einer würdigen Liturgie, die Benedikt in den Herzen so vieler jungen Menschen, gesät hat, wird sich hoffentlich bei so manchen zukünftigen Priestern gegen Unkraut, Dornen und Disteln durchsetzen können. Und die Worte seiner wertvollen Botschaften lassen sich nicht wieder einfangen. Es ist unsere Aufgabe sein Werk lebendig zu halten. Vielleicht waren wir auch, im Bewusstsein, Benedikt an unserer Seite zu wissen und in der (falschen) Überzeugung, dass angesichts der Zusammenstellung des Kardinalskollegiums auf Ihn nur ein „Ratzingerianer“ folgen könnte, auch nicht wachsam genug. Machen wir jetzt wenigstens nicht den Fehler zu resignieren und uns in die „Katakomben“ zurückzuziehen!
Ich stimme zu: was Benedikt getan hat, war nicht umsonst, wenn er das getan hat, was unser Herr von ihm wollte! Keine Frage.
Aber, lieber Jean-Louis, so optimistisch wie Sie bin ich nicht. Ich sehe, wie sich die Schlinge immer mehr zuzieht. Nur ein Wunder kann uns retten. ich bete darum, glauben Sie mir. Aber mir ist gestern in der Hl. Messe so klar vor Augen gestanden, dass es sein kann, dass Jesus noch einmal gekreuzigt werden soll, was sehr weit gehen wird, aber bevor die Kirche, seine Braut, ja: sein Leib, ER SELBST, stirbt, kommt ER. Das hat er uns versprochen. Und darauf warte ich so oder so, egal, wie lange es dauert.
Wenn man sich einmal überlegt, dass diese Weltjugendtage noch unlängst eine „Generation Johannes Paul“ und eine „Generation Benedikt“ hervorgebracht haben, eine Jugend, die wirklich und ehrlich versuchte, katholischen Glauben kennen und leben zu lernen und dabei froh und glücklich und stolz war,und man nun sieht und erleben muss, was aus diesen Weltjugendtagen für ein peinliches Affentheater gemacht wurde, dann brauch es eigentlich keine Worte mehr, als diese:
„O könntet ihr hören mein lachen bei nacht:
Nun schlug meine stunde.. nun füllt sich das garn..
Nun strömen die fische zu hamen.
Die weisen die toren – toll wälzt sich das volk..
Entwurzelt die bäume.. zerklittert das korn..
Macht bahn für den zug des Erstandnen.
Kein werk ist des himmels das ich euch nicht tu.
Ein haarbreit nur fehlt und ihr merkt nicht den trug
Mit euren geschlagenen sinnen.
Ich schaff euch für alles was selten und schwer
Das Leichte.. ein ding das wie gold ist aus lehm..
Wie duft ist und saft ist und würze -
Und was sich der grosse profet nicht getraut:
Die kunst ohne roden und säen und baun
Zu saugen gespeicherte kräfte.
Der Fürst des Geziefers verbreitet sein reich..
Kein schatz der ihm mangelt.. kein glück das ihm weicht..
Zu grund mit dem rest der empörer!
Ihr jauchzet.. entzückt von dem teuflischen schein..
Verprasset was blieb von dem früheren seim
Und fühlt erst die not vor dem ende.
Dann hängt ihr die zunge am trocknenden trog..
Irrt ratlos wie vieh durch den brennenden hof..
Und schrecklich erschallt die posaune.“
Von wem ist das Gedicht? (Es ist sehr gut!)
Es stammt aus der Feder von Stefan George und ist betitelt mit „Der Widerchrist“. Stauffenberg zitierte es oft im Kreis der Verschworenen des 20. Juli.
Ich hab es schon selbst herausgefunden: Stefan George!
Hier kann man es komplett nachlesen und auch eine Interpretation, die sehr gut ist.
http://www.philosophia-online.de/mafo/heft2007‑6/Koe_Geo3.htm