Papst Franziskus und das Drama der Sodomie in der Kirche


(Rom) Der bekann­te Kir­chen­hi­sto­ri­ker und katho­li­sche Intel­lek­tu­el­le Rober­to de Mat­tei befaß­te sich in einem jüng­sten Auf­satz mit der auf­se­hen­er­re­gen­den Fest­stel­lung von Papst Fran­zis­kus, daß im Vati­kan eine „Homo-Lob­by“ existiere.

Anzei­ge

Von Rober­to de Mattei

Die Fest­stel­lung von Papst Fran­zis­kus, daß es im Vati­kan eine „Homo-Lob­by“ gibt, ist nicht auf einen impro­vi­sier­ten Scherz zu redu­zie­ren. Sie ist viel­mehr zu beden­ken und in ihrer tra­gi­schen Trag­wei­te abzu­schät­zen. „In der Kurie gibt es hei­li­ge Per­so­nen, wirk­lich, aber es gibt auch eine kor­rup­te Strö­mung. Man spricht von einer ‚Homo-Lob­by‘ und so ist es, sie exi­stiert. Wir müs­sen abwä­gen, was getan wer­den kann.“

Aussage über „Homo-Lobby“ authentisch – Lobby übt verborgenen Druck in Kirche aus

Der Hei­li­ge Vater hat die­se Wor­te im Rah­men einer Audi­enz für die Füh­rungs­spit­ze der Kon­fö­de­ra­ti­on der Ordens­leu­te Latein­ame­ri­kas und der Kari­bik (CLAR) aus­ge­spro­chen, die am ver­gan­ge­nen 6. Juni in Rom statt­fand. Es han­del­te sich um eine Pri­vat­au­di­enz, aber der Papst ist immer Papst und der Gesprächs­part­ner war ein maß­geb­li­cher Ver­band, der eine schrift­li­che Zusam­men­fas­sung der päpst­li­chen Anspra­che erstell­te. Die­ser Text war nicht für die Ver­öf­fent­li­chung bestimmt, aber er ist authen­tisch, wie der CLAR-Vor­stand bestä­tig­te und wie die Tat­sa­che beweist, daß er rund um die Welt ging, ohne daß er vom Hei­li­gen Stuhl demen­tiert wurde.

Der Papst bezog sich nicht auf die Kir­che all­ge­mein, son­dern auf den Vati­kan, was noch schwer­wie­gen­der ist, weil das der Ort ist, wo er lebt, umge­ben von sei­nen eng­sten Mit­ar­bei­tern. Und genau inner­halb der Leo­ni­ni­schen Mau­ern hat er die Exi­stenz einer „Lob­by“ bestä­tigt, das heißt einer mäch­ti­gen und orga­ni­sier­ten Grup­pe, die imstan­de ist, all das zu tun, was eine Lob­by eben­so macht: auf lega­le oder ille­ga­le Wei­se star­ken Druck aus­zu­üben, um eini­ge Ent­schei­dun­gen zu den eige­nen Gun­sten zu beeinflussen.

Das Inter­es­se der „Homo-Lob­by“ wäre, in die­sem Fall, im Inne­ren der vati­ka­ni­schen Insti­tu­tio­nen Män­ner zu för­dern, die Pra­xis und Ideo­lo­gie der Homo­se­xua­li­tät tei­len, und zu ver­hin­dern, daß die­ses Laster als sol­ches im Bewußt­sein der Kir­che ver­ur­teilt wird.

Was wäre geschehen, wenn Benedikt XVI. von „Homo-Lobby“ gesprochen hätte?

Erne­sto Gal­li del­la Log­gia schrieb in einem Arti­kel, der am 23. Juni im Cor­rie­re del­la Sera ver­öf­fent­licht wurde:

„Ich fra­ge mich, was gesche­hen wäre, wenn der­sel­be Aus­druck „Homo-Lob­by“ statt von Papst Fran­zis­kus von Papst Bene­dikt gebraucht wor­den wäre, oder, viel beschei­de­ner, von einem Ver­tre­ter des noto­ri­schen Machis­mo wie Sil­vio Ber­lus­co­ni (…). Es braucht nicht viel, um es sich vor­zu­stel­len: Anschul­di­gun­gen von allen Sei­ten wegen einer offen­sicht­lich homo­pho­ben Spra­che, auf­ge­reg­tes Anpran­gern ver­leum­de­ri­scher Absich­ten, die ein sol­cher Aus­druck impli­zie­re, Pro­te­ste aller Homo-Ver­bän­de, (…) und so weiter.
Wie es tat­säch­lich pünkt­lich in der Ver­gan­gen­heit jedes Mal gesche­hen ist, wenn jemand ver­gleich­ba­re Wor­te ver­wen­det hat und die­ser jemand aus wel­chem Grund auch immer jener poli­ti­sche Sei­te unsym­pa­thisch war, sie dich ohne Wenn und Aber mit der Sache der Rech­te für Homo­se­xu­el­le identifiziert.
Aber die­ser Mal wur­de der Aus­druck ‚Homo-Lob­by‘ von jemand wie Papst Fran­zis­kus, der sich den uni­ver­sa­len Ruf erwor­ben hat, „ein­fach“ und „gut­her­zig“ zu sein, gebraucht und zwar, um eine mäch­ti­ge Grup­pe von Prä­la­ten zu tref­fen , die sich den nicht weni­ger uni­ver­sa­len Ruf erwor­ben haben, „böse“ zu sein, und dies, um uns rich­tig zu ver­ste­hen, durch­aus zu recht. Bru­tal ver­ein­fa­chend gesagt: weil die­ses Mal die Wor­te nur einen Teil getrof­fen hat, der in der all­ge­mei­nen Wahr­neh­mung (ange­fan­gen bei der Homo-Bewe­gung und deren Ver­tre­tern selbst) per defi­ni­tio­nem als kor­rupt und reak­tio­när gilt. Und des­halb kön­ne man ruhig ‚Homo-Lob­by‘ sagen.“

Heuchelnde Massenmeiden, „doch Pädophile und Homosexuelle scheinen dieselbe Lobby zu bilden“

Homo-Lobby im Vatikan Gedanken von Roberto de MatteiMan könn­te auch fra­gen, war­um die­sel­ben Mas­sen­me­di­en, die von „mora­li­scher Mit­ver­ant­wor­tung“ spre­chen, wenn ein Bischof zu schwach gegen einen tat­säch­li­chen oder ver­meint­li­chen pädo­phi­len Prie­ster vor­geht, bereit sind, ihn sofort als homo­phob anzu­grei­fen, wenn er ent­schlos­sen gegen einen homo­se­xu­el­len Prie­ster vor­geht. War­um ist die Pädo­phi­lie ein Ver­bre­chen und die Homo­se­xua­li­tät ein Recht? Die Ant­wort ist ein­fach. Für die rela­ti­vi­sti­sche Pseu­do­kul­tur ist das, was die Pädo­phi­lie zu einem Ver­bre­chen macht, nicht die mora­li­sche Unord­nung, son­dern die Tat­sa­che, daß die wider­na­tür­li­che Hand­lung zum Scha­den eines Kin­des began­gen wird. Die Ableh­nung lei­tet sich nicht aus dem Moral­ge­setz her, son­dern aus der unein­ge­schränk­ten Selbst­be­stim­mung des Subjekts.

Die Pädo­phi­lie ver­letzt die Rech­te der Min­der­jäh­ri­gen, wäh­rend die Homo­se­xua­li­tät die Rech­te der Erwach­se­nen bestä­tigt. Pädo­phi­le Prie­ster und homo­se­xu­el­le Prie­ster schei­nen aber in Wirk­lich­keit ein und die­sel­be „Lob­by“ zu bil­den, weil sie sich aus der­sel­ben liber­ti­nen und pan­se­xu­el­len Ideo­lo­gie spei­sen, die in den ver­gan­ge­nen 50 Jah­ren auch in das Inne­re der Kir­che ein­ge­drun­gen ist.

„Homohäresie“ geht Hand in Hand mit Konkubinat: der Feind ist der kirchliche Zölibat

Die „Homo­hä­re­sie“, das heißt die Theo­lo­gie der Homo­se­xua­li­tät, wie sie vom Kra­kau­er Dom­herrn Dari­usz Oko ange­pran­gert wur­de, geht im Gleich­schritt mit der Theo­lo­gie der ver­hei­ra­te­ten Prie­ster. In bei­den Fäl­len ist der kirch­li­che Zöli­bat der Feind, jene mora­li­sche Säu­le, auf die die Kir­che seit ihren Anfän­gen ruht. Abge­se­hen davon: wenn der Papst sich so aus­ge­drückt hat, hat er es mit gutem Grund getan. Eini­ge, wie der Vati­ka­nist Ingra­zio Ingrao, behaup­ten, die drei von Papst Bene­dikt XVI. mit Ermitt­lun­gen in der Kurie beauf­trag­ten Kar­di­nä­le Juli­an Her­ranz, Sal­va­to­re De Gior­gi und Jozef Tom­ko in ihrer Rela­tio ein gan­zes Kapi­tel dem „Homo-Netz­werk“ gewid­met hät­ten. Es gibt jene, die ver­mu­ten, daß gera­de die Ent­deckung, daß ein sol­ches Netz­werk exi­stiert, für Bene­dikt XVI., der bereits beab­sich­tig­te, auf das Pon­ti­fi­kat zu ver­zich­ten, der letz­te Anstoß war, der ihn zum Rück­tritt ver­an­laßt habe. Es gibt auch man­che, die den­ken, daß die Wor­te des Pap­stes im Zusam­men­hang mit Nach­rich­ten über jüng­ste Vor­fäl­le im Almo Col­le­gio Capra­ni­ca stün­de, die von Cor­ri­spon­den­za Roma­na mit dem Arti­kel „Das Dra­ma der Sodo­mie in der Diö­ze­se Rom“ ange­pran­gert wur­de, der nach einer Anzei­ge durch den Rek­tor des Kol­legs auf Anord­nung des Land­ge­richts Rom vom Netz genom­men wer­den mußte.

Staatsanwaltschaftliche Ermittlungen gegen Homo-Ring in Rom

In den Nach­rich­ten des pri­va­ten Fern­seh­sen­ders La7 vom 25. Juni wur­de von Ermitt­lun­gen der Staats­an­walt­schaft Rom gegen einen schwin­del­erre­gen­den Ring von Kle­ri­kern berich­tet die sexu­el­le Kon­tak­te mit Min­der­jäh­ri­gen hät­ten. Die Anzei­ge, die die Ermitt­lun­gen ins Rol­len brach­te, ent­hal­te rund 20 Namen, dar­un­ter ein ehe­ma­li­ger Zere­mo­ni­är des Pap­stes, ein Sekre­tär des Kar­di­nal­vi­kars von Rom, vier amtie­ren­de Pfar­rer von Rom West und Nord und ande­re höhe­re Kir­chen­ver­tre­ter. [1]Die „Ermitt­lun­gen“ bezie­hen sich auf Aus­sa­gen des ehe­ma­li­gen Prie­sters Patri­zio Pog­gi. Pog­gi war 2007 wegen sexu­el­len Miß­brauchs von Min­der­jäh­ri­gen lai­siert wor­den. Von einem ita­lie­ni­schen … Con­ti­n­ue rea­ding

„Nulltoleranz“ für Pädophile, aber „maximale Toleranz“ für Homosexuelle?

Die Hal­tung gewis­ser kirch­li­cher Auto­ri­tä­ten gegen­über sol­chen Skan­da­len ist erstaun­lich. Wenn sie Kennt­nis von der Exi­stenz einer unmo­ra­li­schen Situa­ti­on in einer Pfar­rei, in einem Kol­leg oder einem Semi­nar erlan­gen, dann stel­len sie nicht Erhe­bun­gen an, um die Wahr­heit fest­zu­stel­len, ent­fer­nen nicht die Schul­di­gen, til­gen nicht den Schmutz aus, son­dern zei­gen sich belä­stigt, wenn sie nicht sogar Miß­bil­li­gung äußern für jene, die das Übel gemel­det haben. Im besten Fall, wenn sie aktiv wer­den, beschrän­ken sie sich auf das, was die zivi­le Gerichts­bar­keit inter­es­sie­ren könn­te, aus Angst in eine Gerichts­sa­che ver­wickelt zu wer­den. Sie schwei­gen aber zu dem, was von mora­li­scher und kir­chen­recht­li­cher Rele­vanz ist. Das Mot­to könn­te lau­ten: „Null­to­le­ranz“ für die Pädo­phi­len, „maxi­ma­le Tole­ranz“ für die Homo­se­xu­el­len. Letz­te­re behal­ten pro­blem­los ihre Posten als Pfar­rer, Bischö­fe, Rek­to­ren von Kol­le­gi­en und bil­den jene „Homo-Mafia“, die Papst Fran­zis­kus nun als „Homo-Lob­by“ bezeich­net hat.

Auf gleicher Ebene: Paul VI: „Rauch Satans in Kirche eingedrungen“ – Franziskus: „Homo-Lobby“

Die Bemer­kung des Pap­stes geht über die schon schwe­re Kla­ge über den „Schmutz in der Kir­che“ hin­aus, die Kar­di­nal Ratz­in­ger am Kar­frei­tag 2005, am Vor­abend zu sei­ner Wahl zum Papst führ­te. Auch damals bezog sich der künf­ti­ge Papst Bene­dikt XVI. mit Sicher­heit auf jene mora­li­sche Pla­ge, die im Kleid der Pädo­phi­lie, der Ephe­b­o­phi­lie oder ein­fa­cher gesagt, des Homo­se­xua­lis­mus sich in der Kir­che aus­brei­tet. Die Trag­wei­te der Aus­sa­ge von Fran­zis­kus ist wei­ter­ge­hend und kommt jener von Papst Paul VI. gleich, als die­ser in sei­ner Pre­digt vom 29. Juni 1972 erklär­te, daß „durch irgend­ei­nen Spalt“ der „Rauch Satans in den Tem­pel Got­tes ein­ge­drun­gen ist“. Was geschieht, ist genau die Fol­ge jenes Rauchs Satans, der die Kir­che heu­te ein­hüllt und erstickt. Wird Papst Fran­zis­kus ein­grei­fen? Das ist die Fra­ge all jener, die für eine wirk­li­che mora­li­sche und dok­tri­nel­le Erneue­rung des mysti­schen Lei­bes Chri­sti beten und kämpfen.

Text: Rober­to de Mattei/​Corrispondenza Romana
Über­set­zung: Giu­sep­pe Nardi
Bild: Cor­ri­spon­den­za Romana

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1 Die „Ermitt­lun­gen“ bezie­hen sich auf Aus­sa­gen des ehe­ma­li­gen Prie­sters Patri­zio Pog­gi. Pog­gi war 2007 wegen sexu­el­len Miß­brauchs von Min­der­jäh­ri­gen lai­siert wor­den. Von einem ita­lie­ni­schen Gericht wur­de erwe­gen pädo­phi­ler Straf­ta­ten zu einer Gefäng­nis­stra­fe ver­ur­teilt, die er inzwi­schen abge­ses­sen hat. Der Kar­di­nal­vi­kar der Diö­ze­se Rom, Ago­sti­no Val­li­ni erklär­te, „vol­les Ver­trau­en in die Arbeit der Justiz“ zu haben und zeig­te sich über­zeugt, daß „der ver­leum­de­ri­sche Plan auf­ge­deckt“ wer­de, den er Pog­gi zuschreibt, der unbe­schol­te­ne Prie­ster ver­leum­de. Ita­lie­ni­sche Medi­en hat­ten Aus­zü­ge aus einer Sach­ver­halts­dar­stel­lung Pog­gis ver­öf­fent­licht. Inzwi­schen demen­tier­te der lei­ten­de Staats­an­walt von Rom, Giu­sep­pe Pigna­to­ne, daß es wegen Pog­gis Aus­sa­gen Ermitt­lun­gen gegen Prie­ster der Diö­ze­se gebe.
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