(Palermo) Am kommenden Sonntag findet der italienische Gay Pride statt. Zum dritten Mal. Dieses Jahr in der sizilianischen Hauptstadt Palermo. Mit ihm wird eine ganze Woche von Homo-Veranstaltungen abgeschlossen, die seit vergangenem Sonntag im Gange ist. Gleichzeitig wird ein Family Day als Gegenkundgebung für den Schutz von Ehe und Familie stattfinden.
Siziliens Bischöfe haben sich nicht vom Gay Pride, sondern von den Kundgebungen für die Familie distanziert (siehe Erklärung). Nicht aus Sorge davor, von ideologisch motivierten Gegenpositionen vereinnahmt zu werden. Das Problem ist, daß der Erzbischof von Palermo mit einigen seiner Priester in „christliche“ Veranstaltung im Rahmen des Gay Pride involviert ist.
„Jedes Wort zu diesem Anlaß ist mißverständlich. Vor allem das Wort ‚gegen‘ ist schädlich, es ‚klingt schlecht‘. Der Familientag ist und darf nicht gegen jemand sein. Er ist und darf nicht eine Kundgebung sein, um die Muskeln spielen zu lassen: die Logik des Evangeliums ist nicht die des Kampfes, sondern des Einflüsterns der Wahrheit immer auf der Suche nach der tieferen Wahrheit des Menschen. Christus wäre gegen niemanden vorgegangen “, so die windelweiche Kernaussage einer Erklärung der sizilianischen Bischofskonferenz im Vorfeld von Gay Pride und Family Day.
Das Anliegen der Bischöfe, es nicht zu einem fruchtlosen ideologischen Aufeinanderprallen gegensätzlicher Positionen kommen zu lassen oder gar zu Zwischenfällen, mag verständlich sein. Aus diesem Grund haben andere Organisationen eine Woche später einen zweiten Family Day angesetzt.
Roberto Cascioli, der Chefredakteur der Nuova Bussola Quotidiana (NBQ) schreibt dazu: „Wir werden uns nicht über die seltsame Vorstellung der ‚Logik des Evangeliums‘ ausbreiten“, die in der Erklärung der Bischöfe gebraucht wurde. Es genügt der Hinweis, daß die Wahrheit in der Erklärung dermaßen geflüstert ist, daß man sie nicht verstehen kann. Man denke nicht nur an die harten Worte von Christus gegen die Tempelhändler, Pharisäer und Schriftgelehrten. Der Kampf geben die Sünde war eine vom heiligen Paulus bevorzugt verwendete Metapher.“
Cascioli hat den Eindruck, daß es bei der Distanzierung und die Berufung auf eine „Logik des Evangeliums“ nicht so sehr um einen Mangel an Mut zur Verkündigung der Wahrheit geht, sondern vielmehr um etwas weit unangenehmeres.
Am Gay Pride sind auch homosexuelle Christen beteiligt. Eine Reihe von Veranstaltungen werden von „katholischen“ Homo-Organisationen ausgerichtet oder mitorganisiert. Von jenen Organisationen, die in zunehmendem Maße von verschiedenen Diözesen „anerkannt“ und „akzeptiert“ werden, angefangen von der Erzdiözese Palermo.
Die verschiedenen Veranstaltungen zu Glauben und Homosexualität brauchen nicht einzeln angeführt werden. Ein Beispiel soll genügen: Gestern fand eine Diskussion zum Thema Die Bibel und die Peinlichkeit Homosexualität, die in Zusammenarbeit mit Comboni-Laienmissionaren organisiert wird. In der Einladung werden als Teilnehmer „Fra Vittorio Avveduto, Don Franco Barbero, Pastore Alessandro Esposito, Padre Cosimo Scordato“ genannt. Franco Barbero ist in Wirklichkeit ein ehemaliger Priester, der 2003 von Papst Johannes Paul II. in den Laienstand zurückversetzt wurde. Der Grund dafür ist unschwer zu erraten. Pater Cosimo ist Rektor an der Kirche San Francesco Saverio, dem Stützpunkt der “katholischen“ Homogruppe Ali d’Aquila (Adlerschwingen) und ein bekannter Verfechter einer “christlichen Homosexualität“. Gleiches gilt für Fra Vittorio, der ebenso ein Theoretiker für die Änderung des Katechismus zur Homosexualität ist. Die „christlichen“ Veranstaltungen im Rahmen des Gay Pride dienen nicht, um die christliche Lehre zur Homosexualität bekannt zu machen oder in ihrem Sinn zu evangelisieren, sondern als Propaganda-Plattform einer „anderen“ Lehre.
„Ich würde mich gerne eines anderen belehren lassen, aber von diesen Priestern, Ex-Priestern und „katholischen“ Homo-Organisationen ist nicht zu erwarten, daß sie die Wahrheit verkünden, weder laut noch flüsternd“, so Cascioli. „Damit aber ist die Erklärung der Bischöfe schon widerlegt. Nicht zuletzt auch, weil die Teilnahme von palermitanischen Priestern an der Gay Pride weit über eine äquidistante Position gegenüber beiden Veranstaltungen hinausgeht.“
Am schlimmsten dabei sei aber wohl, so der Chefredakteur, daß die Teilnahme der genannten Priester und die Art ihrer Teilnahme nicht im Ungehorsam ihrem Bischof gegenüber zu geschehen scheint. Die Erzdiözese Palermo beteiligte sich am 17. Mai an einer „Gebetsvigil“ gegen „Homophobie“, die von der Homo-Gruppe Ali d’Aquila organisiert wurde.
2011 gab es gegen die „Gebetsvigil“ noch ein Veto der palermitanischen Kurie. Die Organisatoren (Pfarrei S. Lucia, Gemeinschaft von San Francesco Saverio, Waldenserkirche, Lutherische Kirche, Ali d’Aquila und Gruppe Kairòs) mußten das Treffen vor der Kirche Santa Lucia abhalten. 2012 gewährte der Erzbischof hingegen eine Kirche für die Veranstaltung und schickte sogar einen Vertreter.
Die Erzdiözese Palermo unterstützt damit aktiv eine Position zur Homosexualität, die dem Katechismus der katholischen Kirche widerspricht. Und anders als die Bischöfe in ihrer Distanzierung vom Family Day schreiben, wird die Wahrheit im Homo-Kontext nicht einmal geflüstert, sondern offen geleugnet.
„Das Problem der ‚Homo-Lobby‘ in der Kirche, von der Papst Franziskus sprach, ist wesentlich größer und geht über die schwerwiegende persönliche Situation einzelner homosexueller Priester und Bischöfe, die sich als Gruppe organisieren, hinaus: sie versuchen die Lehre der Kirche umzustoßen.
Text: Giuseppe Nardi
Bild: NBQ
Vielleicht, ich wage es nicht zu hoffen, könnte der Papst ein öffentliches lehramtliches Schreiben verfassen, in dem er an die Lehre der katholischen Kirche zur Homosexualität erinnert. Nicht nur zu irgendwelchen Gruppen oder Kreisen halboffiziell sprechen, sondern mal zur Gesamtkirche.
Hat er das überhaupt schon einmal getan, seit die Kardinäle ihn zum Papst gewählt haben?
Ich weiß, die Sedisvakanz ist lange vorbei. Aber irgendwie scheint sie nie zu Ende zu gehen. Und Bischöfe reden, wie ihnen der Schnabel gewachsen ist, ich muss mich so ausdrücken. ‚Frei nach Schnauze‘ wäre nun wirklich zu vulgär. Aber das Dauer-Homo-Thema nun auch in der Kirche nervt nur noch. Wenn wenigstens die Kardinäle und Bischöfe zur Ordnung gerufen würden, ist meine völlig vergebliche Hoffnung. Denn die nächste Stellungnahme eines Würdenträgers zum Thema aller Themen dürfte schon unterwegs sein…
Wo die Bischöfe versagen, müssen die Laien die Initiative übernehmen. Recht so. Diese öffentlichen Kundgebungen und Stellungnahmen werden zunehmen, und wenn die Kirchenoberen nicht mitziehen, laufen die Veranstaltungen eben ohne sie ab.
Doch unser guter Papst Franziskus hat nichts Besseres zu tun, als gegen die Moralisten in der Kirche, ihre Hartherzigkeit und ihren Hang zur Museumsschönheit ins Feld zu ziehen!
Der Papst sieht wieder mal Probleme, wo keine sind. Auf klare Worte zum Lebensrecht und gegen die „Genderdiktatur“ warten wir leider vergebens.
Das „Einflüstern der Wahrheit“ – bisher ist der Begriff „Einflüsterung“ ja mit dem Satan verbunden: er flüstert das Böse ein.
Die Wahrheit sagt „Ja“ oder „Nein“. Sie träufelt sich nicht heimlich und strategisch in die Herzen, sondern es heißt von Gott, er stehe vor der Herzenstür und klopfe an. Eine höfliche und respektvolle Metaphorik. Gott schlappt uns nicht einfach ins Haus, er träufelt sich uns auch nicht verstohlen ein!
Welch ein lieber Gott! Wieviel Respekt vor unserer Entscheidung! Wieviel Liebe zu uns! Wir sind frei zu antworten, werden nicht manipuliert und werden gebeten, unsere Herzentür vollbewusst zu öffnen.
Wie arm sind alle jene, die das niemals begriffen haben bzw. nicht begreifen wollen!
Es sei an das Wort „Tretet auf, sei es gelegen oder ungelegen!“ erinnert. Es ist nicht Aufgabe der Kirche, als angepaßter Trottel wie ein toter Fisch mit dem Strom der politischen Korrektheit zu schwimmen.
Ein selbständiger Normaldenker fragt nicht nach dem, was andere tuen, sondern was angemessen ist, und gerade das ist Aufgabe der Kirche!
Es ist nicht Aufgabe der Kirche, sich der Gesellschaft unterzuordnen, sondern ihr Auge in Auge, also ihr auf Augenhöhe, gegenüber zu treten.