(Islamabad) Irfan Masih wurde am 8. Juni von der pakistanischen Polizei unter dem Verdacht festgenommen, einen Mord begangen zu haben. Die Festnahme erfolgte ohne Beweise und ohne richterlichen Haftbefehl. Neun Tage wurde der 20 Jahre alte Christ aus Sharikpur, Bezirk Sheikhupura im Punjab in Polizeigewahrsam gehalten und brutal gefoltert. Alles um ein Geständnis von ihm zu erhalten für ein Verbrechen, das er nicht begangen hatte. Am 16. Juni ist Irfan Masih an den Folgen der Polizeifolter gestorben. Die Ärzte stellten 22 Knochenbrüche fest.
Die Polizei zeigt sich ungerührt. Der Polizeikommandant von Sharikpur erklärte, daß Masih den Prügeln „nicht standgehalten“ habe und gestorben sei. Sein Vize, Variam Ali fügte hinzu: „Was spielt das für eine Rolle: Viele Menschen sterben jeden Tag.“ Die Menschenrechtsorganisation Life for All verurteilt die Polizeimethoden und hat zu einem Protesttag in Lahore aufgerufen. Die Organisation bereitet eine Anzeige an die Gerichtsbehörde vor. Sie ist sich bewußt, daß Ermittlungen gegen Polizeibeamte schwierig sind, da sie von der Polizei selbst durchgeführt werden.
In Pakistan kommt es immer wieder zu Fällen von Selbstjustiz und verdächtigen Todesfällen in Polizeikasernen und Gefängnissen. Die katholische Nachrichtenagentur Asianews hat mehrfach diesen Zustand rechtsstaatswidriger Gewalt verurteilt, so 2009 beim Tod des Christen Robert Fanish Masih. Er starb im Gefängnis, nachdem er aufgrund einer Falschanzeige wegen Beleidigung des Islams verhaftet worden war.
Der katholische Priester John Gill von Lahore hofft auf „strenge Ermittlungen“, die Gerechtigkeit bringen. „Irfan Masih war einziger Sohn und wir fragen uns noch immer, warum er seiner Familie weggenommen wurde und auf so brutale Weise sterben mußte“, so Pater Gill. Soweit die Familie über den Rechtsanwalt, den ihr Menschenrechtsaktivisten zur Verfügung gestellt haben, weiß, lag gegen ihren Sohn nichts im Zusammenhang mit einem Mordfall vor. Warum man dann aus ihm ein Geständnis herausprügeln wollte, soll geklärt werden. „Es sieht so aus, als habe man einen Schuldigen für eine Tat gebraucht, um den Fall schnell zu den Akten legen zu können“, so Pater Gill.
Die Familie des Getöteten lebt seither versteckt. Sie fürchtet Racheakte, weil der Fall Staub aufgewirbelt hat und die Polizei beschuldigt wird.
Text: Asianews/Giuseppe Nardi
Bild: Asianews