(Jerusalem) Die israelische Regierung hat den Bau weiterer 675 Wohneinheiten in Itamar, einer jüdischen Siedlung etwa zehn Kilometer südlich von Nablus (im Westjordanland) gebilligt, wie die israelische Tageszeitung Yediot Ahronot bestätigte. Das Bauprojekt bedeutet eine Verdoppelung der bestehenden Siedlerkolonie und war von Ehud Barak, dem früheren israelischen Verteidigungsminister (2007–2013) und ehemaligen Ministerpräsidenten (1999–2001) kurz vor den jüngsten Parlamentswahlen im Januar auf den Weg gebracht worden.
Die Frage der nach internationalem Recht illegalen jüdischen Siedlungen im Westjordanland steht in diesen Wochen im Mittelpunkt eines Schlagabtausches zwischen der Mitte-rechts-Regierung von Benjamin Netanjahu und dem US-Außenminister, der sich seit Monaten um eine Wiederaufnahme von Gesprächen zwischen Israel und der Palästinenserbehörde bemüht.
Die Palästinenser fordern ein Einfrieren der Siedlungspläne als Voraussetzung für neue Gespräche. Israel setzt die Siedlungspolitik durch faktische Annexion von Palästinensergebiet, Zerstörung von Häusern der Palästinenser und dem Bau neuer jüdischer Siedlungen fort . In den vergangenen Tagen das das israelische Militär acht Palästinenserfamilien (insgesamt 53 Personen) aus ihren Häusern in Atator vertrieben.
Laut der israelischen Menschenrechtsorganisation Peace Now hat die Regierung Netanjahu ihren Kurs verschärft und will jede Möglichkeit zur Wiederaufnahme von Gesprächen von vorneherein unmöglich machen. Die Regierung habe sich durch deren Regierungsbeteiligung von der Siedlerbewegung abhängig gemacht, so Peace Now. Auch im Lateinischen Patriarchat von Jerusalem der katholischen Kirche ist man besorgt. Dort heißt es, daß alles unterlassen werden solle, was die Aufnahme von Gesprächen weiter verzögere oder behindere.
Israel rechtfertigt seine Politik mit der gefährdeten Sicherheitslage und will Sicherheit durch vollendete Tatsachen schaffen.
UNO und internationale Staatengemeinschaft üben offiziell Druck auf Israel aus, die Besetzung der Palästinensergebiete zu beenden. Der Druck ist aber offensichtlich zu schwach, um die israelische Regierung zu beeindrucken. Statt dessen entstehen immer neue illegale Siedlungen im Westjordanland, vor allem um Ost-Jerusalem. Heute leben mindestens 500.000 jüdische Siedler in mehr als 100 Siedlungen in den 1967 besetzten Gebieten.
Text: Asianews/Giuseppe Nardi
Bild: Asianews
Die Päpste Johannes Paul II. und Bendikt XVI. haben diese verhängnisvolle Entwicklung sehr beschleunigt, die jetzt auch der Kirche auf den Kopf fällt.