25 Jahre Bischofsweihen von Econe – Msgr. Fellay: „Bleibe für Kontakte mit Rom und dem neuen Papst offen.“


1988 Econe 25 Jahre Bischofsweihen der Piusbruderschaft durch Erzbischof Marcel Lefebvre(Men­zin­gen) In einem aus­führ­li­chen Inter­view von Ange­lus Press mit Bischof Ber­nard Fel­lay, dem Gene­ral­obe­ren der Prie­ster­bru­der­schaft St. Pius X. nahm die­ser unter ande­rem zur Ent­wick­lung der Bru­der­schaft und zum Ver­hält­nis mit Rom Stel­lung. Anlaß ist der 25. Jah­res­tag sei­ner Bischofs­wei­he, die ihm am 30. Juni 1988 von Erz­bi­schof Mar­cel Lefeb­v­re, dem Grün­der der Bru­der­schaft gespen­det wur­de. Die Wei­he von vier Prie­ster der Pius­bru­der­schaft zur Bischö­fen erfolg­te  ohne Erlaub­nis durch Papst Johan­nes Paul II.  Rom gab im Vor­feld bekannt, daß ein sol­cher „schwer­wie­gen­der“ Schritt auto­ma­tisch die Exkom­mu­ni­ka­ti­on der wei­hen­den Bischö­fe und der neu­en Bischö­fe nach sich zie­he. Auf aus­drück­li­che Anwei­sung von Papst Bene­dikt XVI. wur­de im Janu­ar 2009 die Situa­ti­on als beho­ben erklärt. Eini­ge Aus­schnit­te des Inter­views wer­den voll­stän­dig wie­der­ge­ge­ben. Das voll­stän­di­ge Ori­gi­nal­in­ter­view kann auf der eng­li­schen Sei­te der Pius­bru­der­schaft nach­ge­le­sen werden.

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11. Obwohl Msgr. Lefeb­v­re immer den Wunsch heg­te, zu fried­li­chen Bezie­hun­gen mit den römi­schen Auto­ri­tä­ten zu gelan­gen, führ­ten die Bischofs­wei­hen zu einer neu­en Pha­se einer feind­se­li­ger Behand­lung und Ver­fol­gung der Bru­der­schaft durch Rom. Man hat in den ver­gan­ge­nen zehn Jah­ren ver­sucht, zumin­dest eine Über­win­dung die­ser Feind­se­lig­keit und Ver­fol­gun­gen zu errei­chen auf eine Wei­se, daß der Auf­trag der Bru­der­schaft in kei­ner Wei­se kom­pro­mit­tiert wird. Bis­her zumin­dest haben die Anstren­gun­gen kei­ne Lösung gebracht. War­um den­ken Sie, sind die Anstren­gun­gen trotz Ihres guten Wil­lens bis­her erfolg­los geblieben?

Zunächst möch­te ich unter­strei­chen, daß die Initia­ti­ve zu einer Nor­ma­li­sie­rung von Rom aus­ge­gan­gen ist und nicht von uns. Nicht ich habe den ersten Schritt gesetzt. Ich habe ver­sucht zu sehen, ob die Situa­ti­on so war, daß wir unter Wah­rung unse­rer Iden­ti­tät wei­ter­ge­hen konn­ten. Offen­sicht­lich ist das noch nicht der Fall.

War­um? Die römi­schen Stel­len hal­ten sich nach wie vor an gefähr­li­che und gif­ti­ge Grund­sät­ze, die zur Zeit des Kon­zils in die Kir­che ein­ge­führt wur­den. Das ist der Grund, wes­halb wir nicht imstan­de sind weiterzugehen.
Ich habe kei­ne Ahnung, wie­viel Zeit wir dafür noch brau­chen wer­den oder wie­viel Drang­sal wir bis zu jenem Augen­blick noch erlei­den wer­den müs­sen. Viel­leicht zehn Jah­re, viel­leicht mehr, viel­leicht weni­ger. Es liegt in Got­tes Hand.

12. Blei­ben sie offen für Kon­tak­te aus Rom und in beson­de­rer Wei­se des neu­en Hei­li­gen Vaters?

Selbst­ver­ständ­lich blei­be ich offen! Es ist die Kir­che Got­tes. Der Hei­li­ge Geist steht noch dar­über und geht über alle Hin­der­nis­se hin­aus, die seit dem Zwei­ten Vati­ka­ni­schen Kon­zil in die Kir­che hin­ein­ge­tra­gen wur­den. Wenn der Herr will, daß die Din­ge in Ord­nung gehen, dann wird Er es tun. Gott weiß, wann es gesche­hen wird, wir aber müs­sen immer bereit sein. Eine voll­stän­di­ge und wirk­li­che Lösung kann nur erfol­gen, wenn die römi­schen Stel­len wie­der in die­se Rich­tung arbeiten.

13. Wel­che Zei­chen kön­nen wir beob­ach­ten, um fest­zu­stel­len, ob unter den römi­schen Auto­ri­tä­ten ein Gesin­nungs­wan­del hin zur Tra­di­ti­on erfolgt oder beginnt?

Es ist sehr schwie­rig zu sagen, wo er beginnt. Wir haben mit Papst Bene­dikt gese­hen, daß es vor allem das gro­ße Zei­chen der Lit­ur­gie war und mög­li­cher­wei­se ande­re Bemü­hun­gen, die weni­ger stark waren. Die­se gescha­hen gegen star­ke Wider­stän­de. Offen­sicht­lich hat er es nicht geschafft, wie wir jetzt sehen. Aber der Wan­del muß mit Sicher­heit von der Spit­ze kommen.

Etwas kommt mög­li­cher­wei­se von unten, von den Bischö­fen, Prie­stern und Gläu­bi­gen des Novus Ordo, die zur Tra­di­ti­on zurück­keh­ren wol­len. Ich den­ke, daß die­se Ten­denz bereits begon­nen hat, auch wenn sie noch nicht sehr groß ist. Sie ist noch nicht der Main­stream, aber sicher ein Zei­chen. Eine grund­le­gen­de Ver­än­de­rung muß aber von oben kom­men, vom Papst. Sie kann also von meh­re­ren Sei­ten kom­men, wird aber mit Sicher­heit immer bedeu­ten, unse­ren Herrn und Gott Jesus Chri­stus den rich­ti­gen Platz in der Kir­che ein­zu­räu­men, den Mittelpunkt.

14. Neh­men wir einen Gesin­nungs­wan­del an der Spit­ze in Rom an, wie könn­te dann das Werk der Wie­der­her­stel­lung der gesam­ten Kir­che erfolgen?

Das ist schwie­rig zu sagen. Im Augen­blick, soll­ten sich die Din­ge nicht ändern, könn­te es im Inne­ren der Kir­che zu Ver­fol­gung und har­ten Kämp­fen kom­men, wie es zur Zeit des Aria­nis­mus der Fall war. Wenn etwas geschieht, zum Bei­spiel wenn es eine Ver­fol­gung gäbe und dann der Hei­li­ge Vater zur Tra­di­ti­on zurück­keh­ren wür­de, könn­te die Situa­ti­on eine völ­lig ande­re sein. Gott weiß, wel­che Art von Pro­jekt Er ver­folgt, um die Kir­che wie­der auf ihren Weg zurückzubringen.

15. Was kann man tun, um eine sol­che Rück­kehr zur Tra­di­ti­on zu beschleunigen?

Gebet und Opfer! Jeder muß sei­nen Stan­des­pflich­ten nach­kom­men, die Ver­eh­rung des unbe­fleck­ten Her­zens Mari­ens för­dern und den Rosen­kranz beten. Was den Rosen­kranz betrifft, bin ich für einen neu­en Kreuz­zug offen.

16. Was sagen Sie denen, die behaup­ten, Sie hät­ten einen Kom­pro­miß mit dem Kon­zil und der Nach­kon­zils­kir­che geplant (oder wür­den ihn immer noch planen)?

Das ist rei­ne Pro­pa­gan­da von Leu­ten, die die Bru­der­schaft spal­ten wol­len. Ich weiß nicht, wie sie zu sol­chen Ideen kom­men. Offen­sicht­lich benut­zen sie die heik­le Lage im ver­gan­ge­nen Jahr, um den Gene­ral­obe­ren Din­ge zu beschul­di­gen, die er nie getan hat und nie Absicht hat­te sie zu tun. Ich hat­te nie die Absicht, die Bru­der­schaft zu kompromittieren.

Sie soll­ten sich daher selbst fra­gen: Wem nützt es, die Bru­der­schaft gespal­ten zu sehen, wenn nicht ihren Fein­den? Jene, die die Bru­der­schaft mit ihrer Dia­lek­tik tei­len, soll­ten dar­über nach­den­ken, war­um sie tun, was sie tun. Damit mei­ne ich Bischof Wil­liam­son und die Prie­ster, die ihm folgen.

17. Im Rück­lick auf die ver­gan­ge­nen Jah­re gibt es etwas, was sie anders gemacht hätten?

Oh, sicher. Man ist nach der Schlacht immer klü­ger. Ich hät­te stär­ker her­aus­ge­stri­chen, was ich immer gesagt habe, wenn ich auch dach­te, daß es nicht not­wen­dig sei, es zu beto­nen: in jedem Abkom­men gäbe es immer eine con­di­tio sine qua non, die wir nie kom­pro­mit­tie­ren wür­den. Da gibt es kein drum­her­um. Wir blei­ben, so wie wir sind. Das ist es, was uns zu Katho­li­ken macht und Katho­li­ken wol­len wir bleiben.

Sicher hät­te ich, und tat­säch­lich wur­de es inzwi­schen schon gemacht, die Kom­mu­ni­ka­ti­on ver­bes­sert. Ich war durch die Ver­lu­ste gelähmt. Sonst wür­de ich es jetzt machen.

18. Abge­se­hen von den Bezie­hun­gen zu Rom, wel­che Hoff­nun­gen hegen sie für die näch­sten 25 Jah­re für die Bru­der­schaft und für die Kirche?

Daß wir in den kom­men­den 25 Jah­ren die Rück­kehr der Kir­che zur Tra­di­ti­on sehen, damit wir eine neue Blü­te der Kir­che erle­ben werden.

Über­set­zung: Giu­sep­pe Nardi
Bild: sspx​.org

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