Priestertum: Beruf oder Berufung? Ist der Priestermangel in Deutschland gar selbstgemacht?


Priestertum ein Beruf unter vielen(Mün­chen) Beru­fun­gen weckt Gott, wie die Kir­che seit alters her lehrt. Die deut­schen Diö­ze­sen haben das Amt Beru­fe der Kir­che geschaf­fen. Bereits die Wort­wahl ist ver­wir­rend. Geist­li­che Beru­fung und welt­li­cher Beruf wer­den unscharf durch­ein­an­der­ge­mischt. Ist das Prie­ster­tum nur ein Beruf unter vie­len Beru­fen, die man für die Kir­che aus­üben kann, zum Bei­spiel Pfarr­se­kre­tä­rIn, Mess­ne­rIn, Haus­mei­ste­rIn, Alten- oder Kran­ken­pfle­ge­rIn, Jugend­be­treue­rIn, Internetfachmann/​frau, Medi­en­lei­te­rIn? Wenn nicht das, so sind zumin­dest laut der Inter­net­sei­te der Diö­ze­se Rot­ten­burg-Stutt­gart Prie­ster, stän­di­ger Dia­kon, Pasto­ral­re­fe­ren­tIn und Gemein­de­re­fe­ren­tIn mit dem Sam­mel­be­griff „Beru­fe der Kir­che“ gemeint.

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Das Amt „Beru­fe der Kir­che“ der Diö­ze­se Mün­chen-Frei­sing wirbt mit einem neu­en Falt­blatt für Prie­ster­be­ru­fun­gen. Das Wort „Beruf“ kommt auf den gefäl­lig gestal­te­ten vier Sei­ten Hoch­glanz­vier­farb­druck häu­fig vor, das Wort „Beru­fung“ aller­dings nie. Wofür wird dann aber wirk­lich geworben?

Im Falt­blatt, das für das Prie­ster­tum wer­ben und die­ses somit dar­stel­len soll, kom­men in ange­führ­ten 17 Punk­ten die Wor­te Menschen/​sie 15 Mal vor, Gott zwei­mal und Chri­stus ein­mal. Das Kreuz kommt nur zufäl­lig im Wort „Weg­kreu­zun­gen des Lebens“ vor. Es geht aus­führ­lich um Dienst für die Men­schen in ver­schie­de­nen Lebens­la­gen, um Weg­be­glei­tung, Weg­kreu­zun­gen. Die geist­li­che Dimen­si­on muß sich der Leser selbst dazu den­ken, ein­schließ­lich der Beru­fung eines jun­gen Man­nes durch Gott und des sakra­men­ta­len Cha­rak­ters des Prie­ster­tums. Mit kei­nem Wort wird der Kern des Prie­ster­tums genannt: „In und für die Kir­che wird der Geweih­te ein rea­les, leben­di­ges und trans­pa­ren­tes Bild des Prie­sters Chri­stus, ‚eine sakra­men­ta­le Ver­ge­gen­wär­ti­gung Chri­sti, des Haup­tes und des Hir­ten‘. Durch die Wei­he erhält der Prie­ster ‚als Geschenk eine geist­li­che Voll­macht, die Teil­ha­be an jener Auto­ri­tät ist, mit wel­cher Jesus Chri­stus durch den Hei­li­gen Geist die Kir­che lei­tet‘. Die­se sakra­men­ta­le Iden­ti­fi­ka­ti­on mit dem ewi­gen Hohen­prie­ster fügt den Prie­ster in beson­de­rer Wei­se ins tri­ni­ta­ri­sche Geheim­nis und durch das Geheim­nis Chri­sti in die Gemein­schaft des Amtes der Kir­che ein, um dem Volk Got­tes zu die­nen“, um das Direk­to­ri­um für Dienst und Leben der Prie­ster der Kle­rus­kon­gre­ga­ti­on von 1994 zu zitieren.

Die Beru­fungs­be­auf­trag­ten der Diö­ze­sen schaf­fen das „Kunst­stück“ auf vier Sei­ten über den „Beruf“ des Prie­sters zu refe­rie­ren, ohne daß „Eucha­ri­stie“, „Hei­li­ge Mes­se“, Ver­wal­tung und Spen­dung der Sakra­men­te auch nur erwähnt wer­den. Es heißt ledig­lich lapi­dar „Du gehst mit Gott und bringst den Men­schen sei­ne befrei­en­de Bot­schaft wo sie im Got­tes­dienst und bei den Sakra­men­ten zusam­men­kom­men“. Stel­lung und Auf­trag des Prie­sters wer­den dar­aus nicht ersichtlich.

Gera­de­zu befremd­lich wird es auf Sei­te drei, wenn im Jar­gon der Agen­tur für Arbeit oder der Stel­len­aus­schrei­bung eines Unter­neh­mens von „beruf­li­che Vor­aus­set­zun­gen“ die Rede ist und von einer „Berufs­ein­füh­rung“. Was man sich dar­un­ter im Fal­le eines Prie­sters vor­zu­stel­len hat? „3 Jah­re berufs­be­glei­ten­de Fort­bil­dung mit Abschluss durch die 2. Dienst­prü­fung“. Der ver­be­am­te­te Prie­ster? Der prie­ster­li­che Beam­te? Prie­ster­tum als sozi­al enga­gier­ter Beruf von Men­schen für Men­schen? Bei sei­ner ersten Prie­ster­wei­he sag­te Papst Fran­zis­kus zu den Neu­ge­weih­ten: „Seid Hir­ten, kei­ne Funk­tio­nä­re“, weder Funk­tio­nä­re noch Ver­wal­tungs­be­am­te, kein Beruf, son­dern Berufung.

Ist der Prie­ster­man­gel in Deutsch­land viel­leicht gar selbstgemacht?

Text: Giu­sep­pe Nardi
Bild: Erz­diö­ze­se Mün­chen-Frei­sing Screenchot

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17 Kommentare

  1. Kurz gesagt JA !
    Auf ‑glo­ria-TV ist dazu ein her­vor­ra­gen­des Inter­view mit Prof. Georg May Mainz
    Sehr emp­feh­len­st wert.
    Vie­le Bischö­fe ver­weh­ren diekt oder indi­rekt jun­gen Män­nern, vor allem denen die ernst­haft an die Sache her­an­ge­hen wol­len, um einen künst­li­chen Prie­ster­man­gel zu gene­rie­ren, damit „end­lich“ das von der DBK gewünsch­te Frau­en­prie­ster­tum Ein­zug hal­ten kann und der ver­haß­te Zöli­bat end­lich fällt.

  2. @ Micha­el
    Ich habe mir erlaubt den Link von glo​ria​.tv mit Prof. Georg May hier einzustellen.
    Er ist einer der weni­gen Prie­ster, der die Wahr­heit öffent­lich ausspricht.

    http://​glo​ria​.tv/​?​m​e​d​i​a​=​3​7​882
    Selbst­ge­mach­ter Priestermangel

    Hier auch sei­ne Inter­net­sei­te mit Predigten
    http://​www​.glau​bens​wahr​heit​.org/

    Die Wahr­heit verkündigen,
    den Glau­ben verteidigen
    Pre­dig­ten des H.H. Prof. Dr. Georg May

    • Da Kar­di­nal Marx als Ehren­mit­glied des „Rota­ry-Club“ Mün­chen Frei­mau­rer ist, sind in sei­ner Diö­ze­se sol­che Falt­blät­ter nicht über­ra­schend, son­dern nur kon­se­quent. Wie der Herr, so’s Gscherr!

  3. (…) „Die Prie­ster­wei­he ist auf den Dienst an der Gemein­schaft aus­ge­rich­tet und nicht mehr auf die Dar­brin­gung des Opfers, dem allein doch das katho­li­sche Prie­ster­tum sei­ne gan­ze Daseins­be­rech­ti­gung zu ver­dan­ken hat“.
    (Erz­bi­schof Mar­cel Lefeb­v­re, Vor­trag am 15. Febru­ar 1975 in Florenz)

    Erz­bi­schof Lefeb­v­re brauch­te nicht irgend­wel­che Falt­blät­ter von irgend­wel­chen deut­schen Ordi­na­ria­ten 2013, um fest­zu­stel­len, dass mit dem NOM das klas­si­sche röm.-kath. Prie­ster­tum zer­stört wird, weil ein neu­er „Prie­ster-Typ“ gebraucht wird.
    Alles hat die­ser her­aus­ra­gen­de Erz­bi­schof erkannt: Der Öku­me­nis­mus des II. Vat. Kon­zil, die Mes­se Paul VI., sie wür­den die katho­li­sche Kir­che zer­stö­ren, sie durch eine öku­me­nisch-pro­te­stan­ti­sier­te Kir­che „erset­zen“.
    Für mich ist das ein schwer erträg­li­ches Geheim­nis: Wo es immer offen­sicht­li­cher wird, wo man die Augen ver­schlie­ßen muss, um nicht zu erken­nen, dass der Grün­der der FSSPX recht hat­te, zu dem Zeit­punkt will die Lei­tung mit die­ser Kir­che ihren Frie­den machen. Sie nicht mehr kri­ti­sie­ren, zumin­dest Rom und die Hier­ar­chie nicht, um eine künf­ti­ge Eini­gung nicht zu erschweren.
    Es geht nicht um Kri­tik, um Pole­mik an sich. Es geht um die Wahr­heit. Wer trägt die Ver­ant­wor­tung, ist die Fra­ge. Doch nicht ein paar Kle­ri­kal-Funk­tio­nä­re in deut­schen Ordinariaten.
    Erz­bi­schof Lefeb­v­re war doch kein, sor­ry, „erz­bi­schöf­li­cher Rauf­bold“, der sich mit Paul VI., Johan­nes Paul II., Kar­di­nal Ratz­in­ger, anle­gen woll­te, um rebel­li­sche Nei­gun­gen zu befrie­di­gen. Oder ein Nost­al­gi­ker, rück­wärts­ge­wandt, traditionsfixiert.
    Mit dem Blick, dem Wis­sen eines Hei­li­gen, ich muss mich so aus­drücken, hat er sich die­ser Ent­wick­lung ent­ge­gen­ge­stellt, in Wort und Tat, damit „die Kir­che fortbestehe“.
    Ich hal­te die kon­zi­lia­re Kir­che zumin­dest im deut­schen Sprach­raum für nicht mehr reform­fä­hig in dem Sin­ne, dass sie zur fast 2000jährigen Tra­di­ti­on zurück­fin­det. Die Zer­stö­rung des Prie­ster­tums ist viel zu weit fort­ge­schrit­ten, scheint unumkehrbar.

    • So dach­ten die Men­schen auch nach dem 30jährigen Krieg !

      Und doch erleb­te die Kir­che dann nach dem Kon­zil von Trient
      die größ­te Blü­te ihrer Geschichte.
      Das maria­ni­sche Zeit­al­ter und der Tri­umpf des Unbe­fleck­ten Herzens
      U.L.F. ist nahe.
      Der Welt wird eine Zeit des Frie­dens geschenkt wer­den und der
      Kir­che eine neue Blütezeit.

      Die Hoff­nung stirbt zuletzt !

      • Da geht was durch­ein­an­der. Das Triden­ti­num war 100 Jah­re VOR dem 30jährigen Krieg.

    • @cuppa
      Ja, aber.….….….….….….….vertrauen wir auf den Herrn.
      Er war es der EB Leb­fe­v­re geführt hat.
      Neh­men die größ­ten Irr­tü­mer unse­rer Zeit, die auch die Kir­che befal­len haben:
      1. Ich glau­be nur was ich sehe !
      2.Mehrheit ist Wahrheit
      3. The­se (Ich glau­be) – Anti­the­se (Ich glau­be nicht) = Syn­the­se (Wir glau­ben alle ein bischen)

      Die­se Irr­leh­ren gei­stern durch die Kir­che von Kar­di­nä­len, über Bischö­fe und bis zu den Laien.
      Chri­stus als Herr der Zeit hat „sei­nen Franz von Assi­si“ nach­m­lich EB Leb­fe­v­re beauf­tragt „Ret­te was zu ret­ten ist“
      Es sind eine drei­vier­tel­mil­li­on Gläu­bi­ge welt­weit, die sich beken­nen gegen den Zeit- und Kon­zil­sun­geit incl.der Liturgierevolution.
      Nicht sehr viel, aber die Hefe, die nach­her den gan­zen Teig durch­säu­ern kann.
      Das 3. Geheim­nis von Fati­ma, hat nichts ande­res zum Inhalt gehabt, als die furcht­ba­re Zer­stö­rung der Kir­che von innen, da bin ich sicher.
      Erz­bi­schof Leb­fe­v­re und sei­ne Getreu­en haben ver­stan­den, sie sind die wirk­lich gro­ßen Hei­li­gen des 20.Jahrhunderts.
      Werk­zeu­ge Chri­sti, der sei­ne Kir­che nie­mals unter­ge­hen läßt.
      ER ist der Eine und der Herr von Ewig­keit zu Ewigkeit.
      Nicht den Mut ver­lie­ren jedes Greu­el hat irgend­wann ein Ende.

      • Erz­bi­schof Lefeb­v­re ist exkom­mu­ni­ziert. Dass er als Hei­li­ger zu betrach­ten ist, ist unse­re pri­va­te Mei­nung. Sei­ne „Getreu­en“ in Ehren, aber ich set­ze die­se Getreu­en kei­nes­wegs mit ihm gleich. Er über­ragt alle weit!!!

  4. Was wür­de man von jeman­den hal­ten ‚der die Auf­ga­be eines katho­li­schen Prie­sters dar­in sieht, sei­ne Gemein­de­mit­glie­der zu betreu­en, ihre lebens­welt­li­chen Befind­lich­kei­ten auf­zu­spü­ren, wie sie in den Für­bit­ten zur ersten und drit­ten Welt ‚zu Krieg und Frie­den ‚Krank­heit und Arbeits­lo­sig­keit und vie­lem ähn­li­chen mehr vor­ge­tra­gen wer­den, also letzt­lich zu einem gelin­gen­den Leben bei­zu­tra­gen durch ein breit­ge­fä­cher­tes Ange­bot an Ver­an­stal­tun­gen vom Kin­der­got­tes­dienst und Frau­en 30 plus bis zu Senio­ren­nach­mit­ta­gen und dann katho­li­scher Prie­ster wer­den will mit dem Junk­tim des Zoe­li­bats. Man wür­de anneh­men dür­fen, dass ihm offen­kun­dig bei aller sozia­len Kom­pe­tenz und Lie­be zum Umgang mit Men­schen das Zoe­li­bat gele­gen kommt ‚war­um auch immer. War­um sonst soll­te ein sol­cher Prie­ster­amts­kan­di­dat nicht sein beruf­li­ches Heil als Sozi­al­ar­bei­ter suchen , oder wenn ihn die Theo­lo­gie als Dis­zi­plin inter­es­siert, in einem ande­ren kirch­li­chen Beruf, für den eine Mit­glied­schaft in der kath. Kir­che die ein­zi­ge Vor­aus­set­zung ist.
    Ganz und gar müß­te man an der Kon­si­stenz einer sol­chen Ent­schei­dung zwei­feln ‚wenn er dar­über­hin­aus ein pro­te­stan­ti­sier­tes Sakra­men­ten­ver­ständ­nis hät­te, wie es vie­ler­orts in theo­lo­gi­schen Hoch­schu­len und Prie­ster­se­mi­na­ren ver­tre­ten wird. Das Zöli­bat hat ja nur Sinn ‚wenn man beru­fen ist, sich also der Sache Chri­sti voll­kom­men ver­schreibt. Mit ande­ren Wor­ten : Wer soll­te bei die­sem beruf­li­chen Pro­fil des Prie­sters grün­dend auf einem pro­te­stan­ti­sier­ten Prie­ster­ver­ständ­nis das Zöli­bat auf sich neh­men Der Prie­ster­man­gel in der Amts­kir­che ist auch haus­ge­macht, aber eigent­lich nicht zu bedau­ern, denn sol­che Prie­ster brau­chen wir nicht..

  5. Gera­de in Mün­chen fin­det gera­de ein gro­ßer Umbau statt. Der Per­so­nal­re­fe­rent hat ver­kün­det, dass nur ein Vier­tel der Prie­ster zur Lei­tung fähig sei­en. Ent­spre­chend wer­den also die pasto­ra­len Räu­me umge­stal­tet. Drei­vier­tel der Prie­ster müs­sen sich also in Zukunft mit Hilfs­dien­sten in Seel­sor­ge­teams begnü­gen. Gute Prie­ster wer­den aus den Gemein­den gemobbt bzw. vom Ordi­na­ri­at hin­aus­ge­drängt. Immer mehr jün­ge­re Prie­ster ver­su­chen die Diö­ze­se zu ver­las­sen. Im Prie­ster­rat ist von „Angst und Miss­trau­en“ die Rede. Jetzt müs­sen alle Prie­ster ein poli­zei­li­ches Füh­rungs­zeug­nis vor­le­gen und ein For­mu­lar unter­schrei­ben, dass sie nicht wegen Mord, Dro­gen­de­lik­ten, Men­schen­raub oder ähn­li­chem ver­ur­teilt wor­den sind. Grö­sser kann das Miss­trau­en zwi­schen Bischof und Kle­rus wohl kaum sein.
    Wer soll­te unter die­sen Umstän­den wohl noch Prie­ster wer­den wollen?

    • Ja, das wird damit bezweckt. Es soll ja kei­ner mehr zöli­ba­t­ä­rer Prie­ster wer­den wol­len. Auch die von den Jesui­ten in Deutsch­land medi­al breit­ge­tre­te­ne Miss­brauchs­de­bat­te hat ja vor allem den Sinn (ich weiss, nun kommt der Auf­stand der Empör­ten!), in die­ser Rich­tung Unsi­cher­heit und Miss­trau­en zu schü­ren. Mir scheint, der von Ihnen erwähn­te Umbau, der ja auch in ande­ren Diö­ze­sen mas­siv vor­an­ge­trie­ben wird, dient vor allem dazu, miss­lie­bi­ge Prie­ster – und dass sind ja in der Regel nur die, die im Geruch ste­hen, tra­di­ti­ons­ver­bun­den zu sein – noch bes­ser kon­trol­lie­ren und aus­boo­ten zu kön­nen. Als Mode­ra­to­ren der Pfarr­ver­bün­de wer­den dann beson­ders lini­en­treue und streng büro­kra­ti­sche Appa­rat­schiks ein­ge­setzt, die die weni­ger lini­en­treu­en Prie­ster nach Her­zens­lust kom­man­die­ren und dis­kre­di­tie­ren kön­nen. Und was will man schon dage­gen tun, wenn es plötz­lich heisst: „Sie sind nicht zur Gemein­de­lei­tung taug­lich, ab als Hilfs­geist­li­cher in uns­re 100%ige Pro­gres­si­sten­ten­pfar­rei.“ Zu Bene­dikts Zei­ten habe ich jedem, der sich zum katho­li­schen Prie­ster­tum beru­fen fühl­te und nicht zur FSSPX wech­seln woll­te, gera­ten, bei den Eccle­sia Dei Gemein­schaf­ten anzu­klop­fen. Sicher die ein­zi­ge Lösun­gen, wenn man sei­ne Beru­fung zum Prie­ster­tum bewah­ren und leben will. Aber gera­de des­halb sind die Eccle­sia Dei Gemein­schaf­ten jetzt, ohne eine feste kirch­li­che Struk­tur und ohne Bene­dikts Schutz, beson­ders gefährdet.

  6. Es gibt kei­nen ande­ren Weg: das Prie­ster­tum macht das Dra­ma des Lebens Jesu in beson­de­rer Wei­se sicht­bar und ist dazu durch die Wei­he regel­recht bevoll­mäch­tigt. Daher der Zöli­bat und ande­re „tota­le“ Insi­gni­en der Hingabe.
    Solan­ge die­ses Ver­ständ­nis nicht wie­der als das Leit­bild ver­kün­det wird, gibt es den Prie­ster­man­gel. Ich bin mir nicht sicher, ob es wirk­lich so vie­le sind, die Prie­ster wür­den, wenn man sie denn las­sen wür­de, wie hier behaup­tet wird. Ein paar wird es zwar geben.
    Aber ich habe in mei­nem Leben inzwi­schen so vie­le aus­ge­sprun­ge­ne oder ver­wahr­lo­ste Prie­ster ken­nen­ge­lernt oder Semi­na­ri­sten, die offen­bar mehr Sex als Glau­ben im Kopf hat­ten und dann auch kon­se­quen­ter­wei­se aus­ge­schie­den sind. Ich über­trei­be nicht, falls das einer meint.
    Das Ide­al des Prie­ster­tums setzt sehr hoch an und hält Wil­lens­kraft im Ver­bund mit Got­tes Hil­fe für so stark, dass einer weit über sich hin­aus­wach­sen kann. Tugen­den wie Selbst­be­herr­schung, Triebsteue­rung und Tap­fer­keit sind jedoch in einer Kir­che und in einem katho­li­schen Milieu, die vor allem den wei­ter­hin sün­di­gen­den Sün­der eif­rig unter­stützt, nicht erwünscht.

    • „Solan­ge die­ses Ver­ständ­nis nicht wie­der als das Leit­bild ver­kün­det wird, gibt es den Prie­ster­man­gel. Ich bin mir nicht sicher, ob es wirk­lich so vie­le sind, die Prie­ster wür­den, wenn man sie denn las­sen wür­de, wie hier behaup­tet wird. Ein paar wird es zwar geben.“

      Wenn Sie Recht haben, hie­sse dies im Umkehr­schluß, daß etwas die Petrus­bru­der­schaft. wo Ihr Ide­al­bild des Prie­ster­tums gelehrt und gelebt wird, sich vor Beru­fun­gen und Prie­ster­nach­wuchs gar nicht mehr ret­ten könn­te. Wer sich ein biß­chen aus­kennt, weiß, daß dies bei die­ser Bru­der­schaft mit­nich­ten der Fall ist. Sie führt ein ziem­li­ches Schat­ten­da­sein, auch weil sie so weni­ge sind.

      Dar­über hin­aus ist das mit dem – rea­len oder auch nur ver­meint­li­chen – „Prie­ster­man­gel“ so eine Sache, es hängt vom Stand­punkt ab, ob es ihn „gibt“ oder nicht. Gera­de in sehr kon­ser­va­ti­ven Krei­sen wird ger­ne dar­auf ver­wie­sen, daß der „Prie­ster­man­gel“ eine rei­ne Chi­mä­re der „Moder­ni­sten“ sei, der gezielt kir­chen­po­li­tisch ein­ge­setzt wer­de. In Wahr­heit gebe es ihn gar nicht, denn das zah­len­mä­ßi­ge Ver­hält­nis Katho­li­ken pro Prie­ster sei viel gün­sti­ger als „vor dem Kon­zil“, weil die Zahl der Katho­li­ken pro­zen­tu­al noch viel mehr geschrumpft sei als die Zahl der Priester.

      Was nun? Pie­ster­man­gel ja oder nein??

      • Prie­ster kann es wahr­schein­lich nicht genug geben. Jeden­falls wür­de mir die Phan­ta­sie für eine sol­che Vor­stel­lung fehlen.
        Für das sich in der Geschich­te ent­wickel­te Kir­chen­netz sind es alle­mal zu weni­ge. Für die Zahl der prak­ti­zie­ren­den Katho­li­ken aus­rei­chend. Das Dilem­ma liegt dazwischen.
        Die Petrus­bru­der­schaft hat eine groß­ar­ti­ge Ent­wick­lung erlebt. Eine wah­re Blü­te aus der Hand­voll, die 1988 den Schritt wag­te wur­den Hun­der­te. Zuwe­ni­ge? Immer. Aber das was ist, ist ein groß­ar­ti­ges Geschenk Gottes.
        Und zeigt eine Ach­sen­ver­schie­bung bei den Beru­fun­gen. Gebt der Bru­der­schaft und ande­ren Gemein­schaf­ten der Tra­di­ti­on die Pfar­rei­en und dann wer­den sich die Früch­te ein­stel­len. Wie auch immer. Die Kir­che von mor­gen wird jeden­falls nicht jene sein, die sich Moder­ni­sten erhof­fen. Gott sei Dank.

  7. Das Pro­blem ist mei­ner Ansicht nach auch, dass kon­ser­va­ti­ve Prie­ster­amts­kan­di­da­ten aus den Semi­na­ren unter dem Stich­wort der Unver­träg­lich­keit gemobbt und gewor­fen werden.

  8. Ja, der Prie­ster­man­gel ist haus­ge­macht. Als Prie­ster in der Seel­sor­ge darf er sich z.B. Bezie­hungs­pro­ble­me, Fami­li­en­pro­ble­me etc. anhö­ren und sel­ber darf er die Erfah­rung nicht machen. D.h. er ver­steht die­se Pro­ble­me nur theo­re­tisch. Neben­bei muss er z.T. stän­dig gegen sei­ne Trieb­kraft ankämp­fen und darf kei­ne Zärt­lich­kei­ten erfah­ren. Jedes gelieb­te Haus­tier bekommt von sei­nem Besit­zer mehr Zärt­lich­kei­ten als ein Prie­ster. Es ist wis­sen­schaft­lich erwie­sen, wenn ein Säug­ling kei­ne mensch­li­che Berüh­run­gen bekommt, lebt er nicht lan­ge. Ich den­ke der Zöli­bat funk­tio­niert nur in einem abge­le­ge­nen Klo­ster wo täg­lich viel gebe­tet und medi­tiert wird. Wo man sozu­sa­gen fast kei­nen Kon­takt zur Aussen­welt pflegt.

    • War­um soll­te ein Prie­ster nicht in vol­lem Maße alle Erfah­run­gen machen, die not­wen­dig sind, um sich in ver­schie­de­ne mensch­li­che Pro­ble­me hin­ein­zu­den­ken? Ich muss nicht jede Erfah­rung machen, um von mei­nen eige­nen Erfah­run­gen her eine Art „Trans­fer“ herzustellen.
      Zöli­ba­t­är leben folgt dem Leben Jesu (bzw. Mari­as bei Frau­en). Weder Jesus noch Maria waren Men­schen ohne Lie­be und Zärt­lich­keit. Von Jesus heißt es aus­drück­lich, dass er bestimm­te Men­schen lieb­hat­te – Frau­en wie Män­ner -, Johan­nes lag an sei­ner Brust – das ist zärt­lich, wenn Sie so wol­len. Maria von Betha­ni­en saß ihm zu Füßen und hör­te ihm zu, der sich allein ihr zuwand­te – auch das ist zutiefst zärtlich.
      Viel­leicht hilft es, wenn man nicht jede mensch­li­che Wei­se, Lie­be zu geben und zu emp­fan­gen, sexu­ell oder trieb­haft deu­tet. Es mag eine Ver­su­chung in der Zärt­lich­keit stecken, und wem sie nicht gut­tut, der soll­te sie vor­erst mei­den, bis er einen ande­ren inne­ren Stand erreicht hat.
      Aber Ihre Alles- oder Nichts-Auf­fas­sung ist ein biss­chen bit­ter und klingt verzweifelt.
      Alle, auch die Ver­hei­ra­te­ten, müs­sen ihre Trie­be zurecht­stut­zen las­sen, jeder kann sich dis­zi­pli­nie­ren, weil er muss und will – gera­de weil er einen ande­ren liebt. Ich streich­le mei­ne Kat­ze kei­nes­wegs aus Trieb­haf­tig­keit und was wäre von mir als Mut­ter zu hal­ten, wenn ich mein Kind nicht um sei­ner selbst wil­len zärt­lich behan­deln wür­de? Unter­schät­zen Sie nicht sie Mög­lich­kei­ten, die jen­seits der Trie­be in uns stecken, die weit­aus grö­ße­re Lie­be zu geben und zu empfangen!

      Jeder kann sich ein­sam, bit­ter und uner­füllt füh­len – aber unse­re Erfül­lung ist nicht ein ande­rer Mensch, son­dern die Lie­be Got­tes. Davon berührt und getra­gen wird man ver­ste­hen, dass jeder Stand letzt­end­lich nicht ohne Aske­se aus­kommt, wenn man ihn so lebt, wie Gott es will. Erst von da aus wird tie­fe Lie­be zum ande­ren mög­lich, aber die­se Lie­be folgt auf kei­nen Fall mehr den Trie­ben, son­dern dem Wil­len Gottes.

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