(München) Berufungen weckt Gott, wie die Kirche seit alters her lehrt. Die deutschen Diözesen haben das Amt Berufe der Kirche geschaffen. Bereits die Wortwahl ist verwirrend. Geistliche Berufung und weltlicher Beruf werden unscharf durcheinandergemischt. Ist das Priestertum nur ein Beruf unter vielen Berufen, die man für die Kirche ausüben kann, zum Beispiel PfarrsekretärIn, MessnerIn, HausmeisterIn, Alten- oder KrankenpflegerIn, JugendbetreuerIn, Internetfachmann/frau, MedienleiterIn? Wenn nicht das, so sind zumindest laut der Internetseite der Diözese Rottenburg-Stuttgart Priester, ständiger Diakon, PastoralreferentIn und GemeindereferentIn mit dem Sammelbegriff „Berufe der Kirche“ gemeint.
Das Amt „Berufe der Kirche“ der Diözese München-Freising wirbt mit einem neuen Faltblatt für Priesterberufungen. Das Wort „Beruf“ kommt auf den gefällig gestalteten vier Seiten Hochglanzvierfarbdruck häufig vor, das Wort „Berufung“ allerdings nie. Wofür wird dann aber wirklich geworben?
Im Faltblatt, das für das Priestertum werben und dieses somit darstellen soll, kommen in angeführten 17 Punkten die Worte Menschen/sie 15 Mal vor, Gott zweimal und Christus einmal. Das Kreuz kommt nur zufällig im Wort „Wegkreuzungen des Lebens“ vor. Es geht ausführlich um Dienst für die Menschen in verschiedenen Lebenslagen, um Wegbegleitung, Wegkreuzungen. Die geistliche Dimension muß sich der Leser selbst dazu denken, einschließlich der Berufung eines jungen Mannes durch Gott und des sakramentalen Charakters des Priestertums. Mit keinem Wort wird der Kern des Priestertums genannt: „In und für die Kirche wird der Geweihte ein reales, lebendiges und transparentes Bild des Priesters Christus, ‚eine sakramentale Vergegenwärtigung Christi, des Hauptes und des Hirten‘. Durch die Weihe erhält der Priester ‚als Geschenk eine geistliche Vollmacht, die Teilhabe an jener Autorität ist, mit welcher Jesus Christus durch den Heiligen Geist die Kirche leitet‘. Diese sakramentale Identifikation mit dem ewigen Hohenpriester fügt den Priester in besonderer Weise ins trinitarische Geheimnis und durch das Geheimnis Christi in die Gemeinschaft des Amtes der Kirche ein, um dem Volk Gottes zu dienen“, um das Direktorium für Dienst und Leben der Priester der Kleruskongregation von 1994 zu zitieren.
Die Berufungsbeauftragten der Diözesen schaffen das „Kunststück“ auf vier Seiten über den „Beruf“ des Priesters zu referieren, ohne daß „Eucharistie“, „Heilige Messe“, Verwaltung und Spendung der Sakramente auch nur erwähnt werden. Es heißt lediglich lapidar „Du gehst mit Gott und bringst den Menschen seine befreiende Botschaft wo sie im Gottesdienst und bei den Sakramenten zusammenkommen“. Stellung und Auftrag des Priesters werden daraus nicht ersichtlich.
Geradezu befremdlich wird es auf Seite drei, wenn im Jargon der Agentur für Arbeit oder der Stellenausschreibung eines Unternehmens von „berufliche Voraussetzungen“ die Rede ist und von einer „Berufseinführung“. Was man sich darunter im Falle eines Priesters vorzustellen hat? „3 Jahre berufsbegleitende Fortbildung mit Abschluss durch die 2. Dienstprüfung“. Der verbeamtete Priester? Der priesterliche Beamte? Priestertum als sozial engagierter Beruf von Menschen für Menschen? Bei seiner ersten Priesterweihe sagte Papst Franziskus zu den Neugeweihten: „Seid Hirten, keine Funktionäre“, weder Funktionäre noch Verwaltungsbeamte, kein Beruf, sondern Berufung.
Ist der Priestermangel in Deutschland vielleicht gar selbstgemacht?
Text: Giuseppe Nardi
Bild: Erzdiözese München-Freising Screenchot
Kurz gesagt JA !
Auf ‑gloria-TV ist dazu ein hervorragendes Interview mit Prof. Georg May Mainz
Sehr empfehlenst wert.
Viele Bischöfe verwehren diekt oder indirekt jungen Männern, vor allem denen die ernsthaft an die Sache herangehen wollen, um einen künstlichen Priestermangel zu generieren, damit „endlich“ das von der DBK gewünschte Frauenpriestertum Einzug halten kann und der verhaßte Zölibat endlich fällt.
@ Michael
Ich habe mir erlaubt den Link von gloria.tv mit Prof. Georg May hier einzustellen.
Er ist einer der wenigen Priester, der die Wahrheit öffentlich ausspricht.
http://gloria.tv/?media=37882
Selbstgemachter Priestermangel
Hier auch seine Internetseite mit Predigten
http://www.glaubenswahrheit.org/
Die Wahrheit verkündigen,
den Glauben verteidigen
Predigten des H.H. Prof. Dr. Georg May
Da Kardinal Marx als Ehrenmitglied des „Rotary-Club“ München Freimaurer ist, sind in seiner Diözese solche Faltblätter nicht überraschend, sondern nur konsequent. Wie der Herr, so’s Gscherr!
(…) „Die Priesterweihe ist auf den Dienst an der Gemeinschaft ausgerichtet und nicht mehr auf die Darbringung des Opfers, dem allein doch das katholische Priestertum seine ganze Daseinsberechtigung zu verdanken hat“.
(Erzbischof Marcel Lefebvre, Vortrag am 15. Februar 1975 in Florenz)
Erzbischof Lefebvre brauchte nicht irgendwelche Faltblätter von irgendwelchen deutschen Ordinariaten 2013, um festzustellen, dass mit dem NOM das klassische röm.-kath. Priestertum zerstört wird, weil ein neuer „Priester-Typ“ gebraucht wird.
Alles hat dieser herausragende Erzbischof erkannt: Der Ökumenismus des II. Vat. Konzil, die Messe Paul VI., sie würden die katholische Kirche zerstören, sie durch eine ökumenisch-protestantisierte Kirche „ersetzen“.
Für mich ist das ein schwer erträgliches Geheimnis: Wo es immer offensichtlicher wird, wo man die Augen verschließen muss, um nicht zu erkennen, dass der Gründer der FSSPX recht hatte, zu dem Zeitpunkt will die Leitung mit dieser Kirche ihren Frieden machen. Sie nicht mehr kritisieren, zumindest Rom und die Hierarchie nicht, um eine künftige Einigung nicht zu erschweren.
Es geht nicht um Kritik, um Polemik an sich. Es geht um die Wahrheit. Wer trägt die Verantwortung, ist die Frage. Doch nicht ein paar Klerikal-Funktionäre in deutschen Ordinariaten.
Erzbischof Lefebvre war doch kein, sorry, „erzbischöflicher Raufbold“, der sich mit Paul VI., Johannes Paul II., Kardinal Ratzinger, anlegen wollte, um rebellische Neigungen zu befriedigen. Oder ein Nostalgiker, rückwärtsgewandt, traditionsfixiert.
Mit dem Blick, dem Wissen eines Heiligen, ich muss mich so ausdrücken, hat er sich dieser Entwicklung entgegengestellt, in Wort und Tat, damit „die Kirche fortbestehe“.
Ich halte die konziliare Kirche zumindest im deutschen Sprachraum für nicht mehr reformfähig in dem Sinne, dass sie zur fast 2000jährigen Tradition zurückfindet. Die Zerstörung des Priestertums ist viel zu weit fortgeschritten, scheint unumkehrbar.
So dachten die Menschen auch nach dem 30jährigen Krieg !
Und doch erlebte die Kirche dann nach dem Konzil von Trient
die größte Blüte ihrer Geschichte.
Das marianische Zeitalter und der Triumpf des Unbefleckten Herzens
U.L.F. ist nahe.
Der Welt wird eine Zeit des Friedens geschenkt werden und der
Kirche eine neue Blütezeit.
Die Hoffnung stirbt zuletzt !
Da geht was durcheinander. Das Tridentinum war 100 Jahre VOR dem 30jährigen Krieg.
@cuppa
Ja, aber.….….….….….….….vertrauen wir auf den Herrn.
Er war es der EB Lebfevre geführt hat.
Nehmen die größten Irrtümer unserer Zeit, die auch die Kirche befallen haben:
1. Ich glaube nur was ich sehe !
2.Mehrheit ist Wahrheit
3. These (Ich glaube) – Antithese (Ich glaube nicht) = Synthese (Wir glauben alle ein bischen)
Diese Irrlehren geistern durch die Kirche von Kardinälen, über Bischöfe und bis zu den Laien.
Christus als Herr der Zeit hat „seinen Franz von Assisi“ nachmlich EB Lebfevre beauftragt „Rette was zu retten ist“
Es sind eine dreiviertelmillion Gläubige weltweit, die sich bekennen gegen den Zeit- und Konzilsungeit incl.der Liturgierevolution.
Nicht sehr viel, aber die Hefe, die nachher den ganzen Teig durchsäuern kann.
Das 3. Geheimnis von Fatima, hat nichts anderes zum Inhalt gehabt, als die furchtbare Zerstörung der Kirche von innen, da bin ich sicher.
Erzbischof Lebfevre und seine Getreuen haben verstanden, sie sind die wirklich großen Heiligen des 20.Jahrhunderts.
Werkzeuge Christi, der seine Kirche niemals untergehen läßt.
ER ist der Eine und der Herr von Ewigkeit zu Ewigkeit.
Nicht den Mut verlieren jedes Greuel hat irgendwann ein Ende.
Erzbischof Lefebvre ist exkommuniziert. Dass er als Heiliger zu betrachten ist, ist unsere private Meinung. Seine „Getreuen“ in Ehren, aber ich setze diese Getreuen keineswegs mit ihm gleich. Er überragt alle weit!!!
Was würde man von jemanden halten ‚der die Aufgabe eines katholischen Priesters darin sieht, seine Gemeindemitglieder zu betreuen, ihre lebensweltlichen Befindlichkeiten aufzuspüren, wie sie in den Fürbitten zur ersten und dritten Welt ‚zu Krieg und Frieden ‚Krankheit und Arbeitslosigkeit und vielem ähnlichen mehr vorgetragen werden, also letztlich zu einem gelingenden Leben beizutragen durch ein breitgefächertes Angebot an Veranstaltungen vom Kindergottesdienst und Frauen 30 plus bis zu Seniorennachmittagen und dann katholischer Priester werden will mit dem Junktim des Zoelibats. Man würde annehmen dürfen, dass ihm offenkundig bei aller sozialen Kompetenz und Liebe zum Umgang mit Menschen das Zoelibat gelegen kommt ‚warum auch immer. Warum sonst sollte ein solcher Priesteramtskandidat nicht sein berufliches Heil als Sozialarbeiter suchen , oder wenn ihn die Theologie als Disziplin interessiert, in einem anderen kirchlichen Beruf, für den eine Mitgliedschaft in der kath. Kirche die einzige Voraussetzung ist.
Ganz und gar müßte man an der Konsistenz einer solchen Entscheidung zweifeln ‚wenn er darüberhinaus ein protestantisiertes Sakramentenverständnis hätte, wie es vielerorts in theologischen Hochschulen und Priesterseminaren vertreten wird. Das Zölibat hat ja nur Sinn ‚wenn man berufen ist, sich also der Sache Christi vollkommen verschreibt. Mit anderen Worten : Wer sollte bei diesem beruflichen Profil des Priesters gründend auf einem protestantisierten Priesterverständnis das Zölibat auf sich nehmen Der Priestermangel in der Amtskirche ist auch hausgemacht, aber eigentlich nicht zu bedauern, denn solche Priester brauchen wir nicht..
Gerade in München findet gerade ein großer Umbau statt. Der Personalreferent hat verkündet, dass nur ein Viertel der Priester zur Leitung fähig seien. Entsprechend werden also die pastoralen Räume umgestaltet. Dreiviertel der Priester müssen sich also in Zukunft mit Hilfsdiensten in Seelsorgeteams begnügen. Gute Priester werden aus den Gemeinden gemobbt bzw. vom Ordinariat hinausgedrängt. Immer mehr jüngere Priester versuchen die Diözese zu verlassen. Im Priesterrat ist von „Angst und Misstrauen“ die Rede. Jetzt müssen alle Priester ein polizeiliches Führungszeugnis vorlegen und ein Formular unterschreiben, dass sie nicht wegen Mord, Drogendelikten, Menschenraub oder ähnlichem verurteilt worden sind. Grösser kann das Misstrauen zwischen Bischof und Klerus wohl kaum sein.
Wer sollte unter diesen Umständen wohl noch Priester werden wollen?
Ja, das wird damit bezweckt. Es soll ja keiner mehr zölibatärer Priester werden wollen. Auch die von den Jesuiten in Deutschland medial breitgetretene Missbrauchsdebatte hat ja vor allem den Sinn (ich weiss, nun kommt der Aufstand der Empörten!), in dieser Richtung Unsicherheit und Misstrauen zu schüren. Mir scheint, der von Ihnen erwähnte Umbau, der ja auch in anderen Diözesen massiv vorangetrieben wird, dient vor allem dazu, missliebige Priester – und dass sind ja in der Regel nur die, die im Geruch stehen, traditionsverbunden zu sein – noch besser kontrollieren und ausbooten zu können. Als Moderatoren der Pfarrverbünde werden dann besonders linientreue und streng bürokratische Apparatschiks eingesetzt, die die weniger linientreuen Priester nach Herzenslust kommandieren und diskreditieren können. Und was will man schon dagegen tun, wenn es plötzlich heisst: „Sie sind nicht zur Gemeindeleitung tauglich, ab als Hilfsgeistlicher in unsre 100%ige Progressistentenpfarrei.“ Zu Benedikts Zeiten habe ich jedem, der sich zum katholischen Priestertum berufen fühlte und nicht zur FSSPX wechseln wollte, geraten, bei den Ecclesia Dei Gemeinschaften anzuklopfen. Sicher die einzige Lösungen, wenn man seine Berufung zum Priestertum bewahren und leben will. Aber gerade deshalb sind die Ecclesia Dei Gemeinschaften jetzt, ohne eine feste kirchliche Struktur und ohne Benedikts Schutz, besonders gefährdet.
Es gibt keinen anderen Weg: das Priestertum macht das Drama des Lebens Jesu in besonderer Weise sichtbar und ist dazu durch die Weihe regelrecht bevollmächtigt. Daher der Zölibat und andere „totale“ Insignien der Hingabe.
Solange dieses Verständnis nicht wieder als das Leitbild verkündet wird, gibt es den Priestermangel. Ich bin mir nicht sicher, ob es wirklich so viele sind, die Priester würden, wenn man sie denn lassen würde, wie hier behauptet wird. Ein paar wird es zwar geben.
Aber ich habe in meinem Leben inzwischen so viele ausgesprungene oder verwahrloste Priester kennengelernt oder Seminaristen, die offenbar mehr Sex als Glauben im Kopf hatten und dann auch konsequenterweise ausgeschieden sind. Ich übertreibe nicht, falls das einer meint.
Das Ideal des Priestertums setzt sehr hoch an und hält Willenskraft im Verbund mit Gottes Hilfe für so stark, dass einer weit über sich hinauswachsen kann. Tugenden wie Selbstbeherrschung, Triebsteuerung und Tapferkeit sind jedoch in einer Kirche und in einem katholischen Milieu, die vor allem den weiterhin sündigenden Sünder eifrig unterstützt, nicht erwünscht.
„Solange dieses Verständnis nicht wieder als das Leitbild verkündet wird, gibt es den Priestermangel. Ich bin mir nicht sicher, ob es wirklich so viele sind, die Priester würden, wenn man sie denn lassen würde, wie hier behauptet wird. Ein paar wird es zwar geben.“
Wenn Sie Recht haben, hiesse dies im Umkehrschluß, daß etwas die Petrusbruderschaft. wo Ihr Idealbild des Priestertums gelehrt und gelebt wird, sich vor Berufungen und Priesternachwuchs gar nicht mehr retten könnte. Wer sich ein bißchen auskennt, weiß, daß dies bei dieser Bruderschaft mitnichten der Fall ist. Sie führt ein ziemliches Schattendasein, auch weil sie so wenige sind.
Darüber hinaus ist das mit dem – realen oder auch nur vermeintlichen – „Priestermangel“ so eine Sache, es hängt vom Standpunkt ab, ob es ihn „gibt“ oder nicht. Gerade in sehr konservativen Kreisen wird gerne darauf verwiesen, daß der „Priestermangel“ eine reine Chimäre der „Modernisten“ sei, der gezielt kirchenpolitisch eingesetzt werde. In Wahrheit gebe es ihn gar nicht, denn das zahlenmäßige Verhältnis Katholiken pro Priester sei viel günstiger als „vor dem Konzil“, weil die Zahl der Katholiken prozentual noch viel mehr geschrumpft sei als die Zahl der Priester.
Was nun? Piestermangel ja oder nein??
Priester kann es wahrscheinlich nicht genug geben. Jedenfalls würde mir die Phantasie für eine solche Vorstellung fehlen.
Für das sich in der Geschichte entwickelte Kirchennetz sind es allemal zu wenige. Für die Zahl der praktizierenden Katholiken ausreichend. Das Dilemma liegt dazwischen.
Die Petrusbruderschaft hat eine großartige Entwicklung erlebt. Eine wahre Blüte aus der Handvoll, die 1988 den Schritt wagte wurden Hunderte. Zuwenige? Immer. Aber das was ist, ist ein großartiges Geschenk Gottes.
Und zeigt eine Achsenverschiebung bei den Berufungen. Gebt der Bruderschaft und anderen Gemeinschaften der Tradition die Pfarreien und dann werden sich die Früchte einstellen. Wie auch immer. Die Kirche von morgen wird jedenfalls nicht jene sein, die sich Modernisten erhoffen. Gott sei Dank.
Das Problem ist meiner Ansicht nach auch, dass konservative Priesteramtskandidaten aus den Seminaren unter dem Stichwort der Unverträglichkeit gemobbt und geworfen werden.
Ja, der Priestermangel ist hausgemacht. Als Priester in der Seelsorge darf er sich z.B. Beziehungsprobleme, Familienprobleme etc. anhören und selber darf er die Erfahrung nicht machen. D.h. er versteht diese Probleme nur theoretisch. Nebenbei muss er z.T. ständig gegen seine Triebkraft ankämpfen und darf keine Zärtlichkeiten erfahren. Jedes geliebte Haustier bekommt von seinem Besitzer mehr Zärtlichkeiten als ein Priester. Es ist wissenschaftlich erwiesen, wenn ein Säugling keine menschliche Berührungen bekommt, lebt er nicht lange. Ich denke der Zölibat funktioniert nur in einem abgelegenen Kloster wo täglich viel gebetet und meditiert wird. Wo man sozusagen fast keinen Kontakt zur Aussenwelt pflegt.
Warum sollte ein Priester nicht in vollem Maße alle Erfahrungen machen, die notwendig sind, um sich in verschiedene menschliche Probleme hineinzudenken? Ich muss nicht jede Erfahrung machen, um von meinen eigenen Erfahrungen her eine Art „Transfer“ herzustellen.
Zölibatär leben folgt dem Leben Jesu (bzw. Marias bei Frauen). Weder Jesus noch Maria waren Menschen ohne Liebe und Zärtlichkeit. Von Jesus heißt es ausdrücklich, dass er bestimmte Menschen liebhatte – Frauen wie Männer -, Johannes lag an seiner Brust – das ist zärtlich, wenn Sie so wollen. Maria von Bethanien saß ihm zu Füßen und hörte ihm zu, der sich allein ihr zuwandte – auch das ist zutiefst zärtlich.
Vielleicht hilft es, wenn man nicht jede menschliche Weise, Liebe zu geben und zu empfangen, sexuell oder triebhaft deutet. Es mag eine Versuchung in der Zärtlichkeit stecken, und wem sie nicht guttut, der sollte sie vorerst meiden, bis er einen anderen inneren Stand erreicht hat.
Aber Ihre Alles- oder Nichts-Auffassung ist ein bisschen bitter und klingt verzweifelt.
Alle, auch die Verheirateten, müssen ihre Triebe zurechtstutzen lassen, jeder kann sich disziplinieren, weil er muss und will – gerade weil er einen anderen liebt. Ich streichle meine Katze keineswegs aus Triebhaftigkeit und was wäre von mir als Mutter zu halten, wenn ich mein Kind nicht um seiner selbst willen zärtlich behandeln würde? Unterschätzen Sie nicht sie Möglichkeiten, die jenseits der Triebe in uns stecken, die weitaus größere Liebe zu geben und zu empfangen!
Jeder kann sich einsam, bitter und unerfüllt fühlen – aber unsere Erfüllung ist nicht ein anderer Mensch, sondern die Liebe Gottes. Davon berührt und getragen wird man verstehen, dass jeder Stand letztendlich nicht ohne Askese auskommt, wenn man ihn so lebt, wie Gott es will. Erst von da aus wird tiefe Liebe zum anderen möglich, aber diese Liebe folgt auf keinen Fall mehr den Trieben, sondern dem Willen Gottes.