Niedergang des Jesuitenordens – Der abwesende Gott des abwesenden Ordensgenerals


Jesuitengeneral Nicholas Pachon(Madrid) Was ist aus dem glor­rei­chen Jesui­ten­or­den gewor­den, aus der geist­li­chen Streit­macht Got­tes auf Erden, dem Orden, den sein Grün­der, der ehe­ma­li­ge spa­ni­sche Haupt­mann Igna­cio de Loyo­la wie ein Heer orga­ni­sier­te, das in geschlos­se­ner For­ma­ti­on kämpf­te und in dem jeder Sol­dat ein Ein­zel­kämp­fer ist?

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Der Orden war jahr­hun­der­te­lang gefürch­tet. Allein sei­ne Erwäh­nung löste in man­chen Krei­sen Reak­tio­nen aus, die denen um nichts nach­stan­den, wenn in katho­li­schen Krei­sen das Stich­wort Frei­mau­rer fiel.

Was wur­de aus dem Orden, der gan­ze Län­der mis­sio­nier­te oder für die Kir­che zurück­ge­wann und dem fast die Chri­stia­ni­sie­rung Chi­nas und Japans gelun­gen war?

Sei­ne gei­sti­ge Macht und damit sein Ein­fluß war so groß, daß sie den mäch­ti­gen Bour­bo­nen-Herr­schern in die Que­re kamen und das nicht nur, weil sie mit ihren India­ner-Reduk­tio­nen und ihrer Ver­tei­di­gung der Men­schen­wür­de der Indi­os den öko­no­mi­schen Inter­es­sen eini­ger Gran­den im Weg stan­den. Der Orden über­leb­te sein Ver­bot von 1773 bis 1814 im Unter­grund, offen nur im ortho­do­xen Rußland.

Die Aus­bil­dung eines Jesui­ten dau­ert viel län­ger als bei ande­ren Orden. Und dennoch!

Die Zei­chen des Ver­falls und der Erschöp­fung las­sen den größ­ten katho­li­schen Män­ner­or­den immer mehr zusam­men­schrump­fen. Ein Sprich­wort sagt: Es gibt nichts, wo nicht min­de­stens ein Jesu­it die Fin­ger im Spiel hat. So fin­den sich unter den Jesui­ten her­aus­ra­gen­de Ver­kün­der und Ver­tei­di­ger des katho­li­schen Glau­bens, aber seit eini­gen Jahr­zehn­ten auch kaum einen bizar­ren Abweg, den nicht auch irgend­ein Jesu­it beschrei­ten würde.

Die Lage in Spa­ni­en, dem Kern­land des Ordens ist dra­ma­tisch. 2014 wer­den die fünf histo­ri­schen Ordens­pro­vin­zen Spa­ni­ens zu einer ein­zi­gen Pro­vinz zusam­men­ge­schlos­sen. Der­zeit gibt es in Spa­ni­en zwar noch 1.393 Jesui­ten, eine gro­ße Zahl, doch ihr Durch­schnitts­al­ter liegt bei 70 Jah­ren. Vie­le kön­nen ihr Amt nicht oder nur mehr sehr ein­ge­schränkt aus­üben. In fünf Jah­ren erreicht der Orden in Spa­ni­en die Alters­gren­ze von 75 Jah­ren und wird wahr­schein­lich weni­ger als 1000 Ange­hö­ri­ge zäh­len. 2018 stößt der Orden damit an jene magi­sche Pen­sio­nie­rungs­schwel­le, die Papst Paul VI. einführte.

Der Orden wirkt füh­rungs­los. Der gro­ße Abwe­sen­de ist der „Schwar­ze Papst“ Adol­fo Nico­las Pachon, der als 30. Ordens­ge­ne­ral seit 2008 die Geschicke der Gesell­schaft Jesu lenkt. Er scheint nicht weni­ger abwe­send, wie Gott der gro­ße Abwe­sen­de in Nico­las jüng­ster Pre­digt am ver­gan­ge­nen Sonn­tag in Val­la­do­lid (voll­stän­di­ger Text) ist.
Laut der Pre­digt des Ordens­ge­ne­rals redu­ziert sich der Jesui­ten­or­den auf eine huma­ni­tä­re NGO, deren Zweck es ist, ande­ren zu hel­fen, nicht aber sie zu Gott zu füh­ren. Bemer­kens­wert, weil Papst Fran­zis­kus, der selbst dem Jesui­ten­or­den ange­hört, bereits mehr­fach die Rol­le der Kir­che als NGO zurück­ge­wie­sen hat. Bei sei­nem Ordens­ge­ne­ral schei­nen die Wor­te des Pap­stes und Mit­bru­ders nicht ange­kom­men zu sein. Für Pater Nico­las redu­ziert sich das geist­li­che Leben auf ein abso­lu­tes Mini­mum, viel­mehr auf ein Leben, in dem eigent­lich jeder macht, was er will, weil alles von Gott irgend­wie inspi­riert sei.

Text: Giu­sep­pe Nardi
Bild: La cigüeña de la torre

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