(Bukarest) In den vergangenen zwei Wochen lenkte Papst Franziskus das Augenmerk auf „unsere vielen Brüder und Schwestern, die Zeugnis geben für Jesus Christus, auch bis zum Martyrium“. Zur gleichen Zeit erlebte die Kirche im „zivilisierten“ und demokratischen Westen den Angriff gegen einen Bischof von bisher ungeahnter Brutalität. In Brüssel attackierten antichristliche feministische Extremisten Erzbischof Leonard von Mecheln-Brüssel an der Freien Universität Brüssel. Ebenso zur gleichen Zeit berichtete der rumänische Bischof Alexandru Mesian über das Zeugnis eines anderen Märtyrers unserer Zeit: seinen Vorgänger als Oberhirte der griechisch-katholischen Diözese von Lugoj (Lugosch), Ioan Ploscaru.
Ploscaru wurde 1911 im Komitat Klausenburg im damaligen Österreich-Ungarn geboren. Der Bischof starb 1998 im Alter von 87 Jahren. Fünfzehn Jahre seines Lebens verbrachte er unter unmenschlichen Bedingungen im Gefängnis. Seine einzige Schuld war, daß er auch während der kommunistischen Diktatur der katholischen Kirche und dem Papst treu blieb.
Der Zweite Weltkrieg war gerade zu Ende, als die Kommunisten auch in Rumänien die Herrschaft übernahmen und wie in der nahen Ukraine die griechisch-katholische Kirche vernichten wollten. Bischöfe, Priester und Millionen von Gläubigen wurden zu Rechtlosen erklärt und per Gesetz zur besseren Kontrolle zwangsweise der orthodoxen Kirche eingegliedert. Als sich die griechisch-katholischen Bischöfe weigerten, wurden alle verhaftet und die Kirche mit einem Schlag „enthauptet“ und ihrer Führung beraubt. Alle starben im Gefängnis. Andere, geheim geweihte Bischöfe übernahmen ihren Platz. Unter ihnen befand sich auch Ioan Ploscaru, der am 30. November 1948 in der Apostolischen Nuntiatur in Bukarest zum Bischof geweiht wurde. Ploscaru konnte sich nicht lange im Untergrund halten. Die Kommunisten, Polizei und Staatssicherheit machten Jagd auf die Untergrundbischöfe. Ploscaru wurde nach wenigen Monaten im August 1949 verhaftet und ins berüchtigte Gefängnis Sighet gebracht.
Damit begann sein Kalvaria, das er später niederschrieb. Seine Aufzeichnungen konnten erst 1993 nach dem Sturz der kommunistischen Herrschaft veröffentlicht werden. Und erst jetzt haben sie auch die Grenzen Rumäniens überschritten, vorerst mit einer italienischen Ausgabe der Dehonianer.
Im deutschen Sprachraum ist im Zusammenhang mit dem kommunistischen Atheismus in Rumänien vor allem die Biographie „Gefoltert für Christus“ des lutherischen Pastors Richard Wurmbrand (1909–2001) bekannt, der einer deutsch-jüdischen Familie entstammte und wie Ploscaru 1948 verhaftet worden war. Ploscaru kann als katholischer Wurmbrand bezeichnet werden. Sein Buch ist ebenso erschreckend und außergewöhnlich wie jenes des bekannten Pastors, der im Westen mit der Hilfsaktion Märtyrerkirche ein internationales Hilfswerk für verfolgte Christen aufbaute.
Die autobiographischen Schilderungen Ploscarus erinnern an die Erzählungen aus Kolyma von Warlam Schalamow, wenn er die schier unvorstellbare Brutalität der Peiniger schildert, wie der Vatikanist Alessandro Magister anmerkte. All die erniedrigende, jede Menschenwürde vernichtende Folter: die eigenen Exkremente „fressen müssen, das Urinieren der Kerkermeister in den Mund der Gefangenen, das Foltern, bis man gesteht, perversen Sex mit den eigenen Eltern gehabt zu haben“. Sie erinnern aber auch an die deskriptive Abgeklärtheit und Ironie des Archipel Gulag von Alexander Solschenizyn, die trotz aller erlittener Pein Ausdruck einer inneren Seelenruhe ist. Das wird vor allem in der Schilderung seiner Glaubenserfahrung sichtbar, die auch die dunkelsten Nächte seiner Gefangenschaft erhellte. Dem Glauben des Bischofs können sich im Gefängnis sogar die bösartigsten Verbrecher nicht entziehen. Ein Glauben, der selbst für die schrecklichsten seiner Verfolger Mitleid aufbringt.
1955 aus der Haft entlassen, wurde er wenige Monate später erneut verhaftet und in einem Schauprozeß 1957 zu 45 Jahren Gefängnis verurteilt. 1964 amnestiert wirkte er 25 Jahre im Untergrund. Das kommunistische Regime brach 1989 zusammen. 1990 konnte Ioan Ploscaru seine Kathedrale wieder in Besitz nehmen, die ihm vom rumänisch-orthodoxen Metropoliten von Lugoj zurückerstattet wurde. Im Alter von 84 Jahren nahm Papst Johannes Paul II. sein Rücktrittsgesuch an und ernannte ihn als Zeichen der besonderen Anerkennung zum Erzbischof.
Text: Giuseppe Nardi
Bild: Rumänische Griechisch Kirche/Lumea Catholica