Argentinische Eindrücke über Papst Franziskus


Villas miserias Armenviertel von Buenos Aires, Andrea Tornielli und argentinische Stimmen über Demut und Pauperismus bei Papst Franziskus(Sant­ia­go de Chi­le) Der Vati­ka­nist Andrea Tor­ni­el­li  berich­tet von einer Rei­se nach Chi­le, wo er in Sant­ia­go de Chi­le an einer inter­na­tio­na­len Tagung über Kir­che und Kom­mu­ni­ka­ti­on teil­nahm. Bei die­ser Gele­gen­heit führ­te er ver­schie­de­ne Gesprä­che mit argen­ti­ni­schen Tagungs­teil­neh­mern, um Ein­drücke über Papst Fran­zis­kus als Jor­ge Mario Berg­o­glio zu gewin­nen. In den Gesprä­chen ging es jeweils auch um die Fra­ge, ob in der demon­stra­tiv auf­tre­ten­den Demut des Pap­stes nicht auch eine Form von Pau­pe­ris­mus mitschwinge.

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Edu­ar­do Gar­cia, der Weih­bi­schof und Gene­ral­vi­kar der Erz­diö­ze­se Bue­nos Aires, deren Ober­hir­te Kar­di­nal Berg­o­glio bis zum 13. März war, antwortete:

„Die ideo­lo­gi­sier­te Epo­che ist Ver­gan­gen­heit. Berg­o­glio hat die Ideo­lo­gie mit dem Evan­ge­li­um über­wun­den. Sein Ein­satz in den Vil­las mise­ri­as [Armen­vier­tel von Bue­nos Aires, Anm. d. Red.] hat­te eine kla­re kirch­li­che Grund­la­ge: Wir sind alle Volk Got­tes, auch jene, die in den Vil­las woh­nen. Der Arme ist nicht der ‚arme Bru­der‘, den wir auf den Sockel eines Denk­mals stel­len, weil er ‚arm‘ ist. Auch er kann uns hel­fen, etwas für uns zu tun. Auch er nimmt mit vol­ler Berech­ti­gung am Leben der Kir­che teil, emp­fängt die Gna­den der Sakra­men­te und ist Adres­sat und Akteur ihrer Mis­si­on. In die­ser Inte­gra­ti­on kommt Soli­da­ri­tät, Gemein­schaft und Wür­de zum Aus­druck. Die Armen der Vil­las sind in das pasto­ra­le Leben ein­ge­bun­den und wer­den Mis­sio­na­re in ande­ren Vierteln.“

Pater Pepe di Pao­la, ein Prie­ster, der in den Baracken­vier­teln am Stadt­rand von Bue­nos Aires wirkt antwortete:

„Die ersten Prie­ster, dar­un­ter vie­le Aus­län­der, die in den 70er Jah­ren in die Vil­las gin­gen, um den Men­schen zu hel­fen, waren der Mei­nung, daß das rich­ti­ge Modell das des Arbei­ter­prie­sters sei. Sie woll­ten die glei­che Arbeit der Arbei­ter ver­rich­ten und für die Aner­ken­nung von Rech­ten und bes­se­ren Bedin­gun­gen für die Armen kämp­fen. Lang­sam, lang­sam aber, und zu ihrer gro­ßen Über­ra­schung, muß­ten sie fest­stel­len, daß die Men­schen das nicht woll­ten, daß die Men­schen viel­mehr woll­ten, daß sie ihr Prie­ster­tum leb­ten und auch aus­üb­ten. […] Da der Staat unter die­sen Men­schen abwe­send ist, ist die Kir­che zum ent­schei­den­den Ele­ment geworden.“

Text: Sacri Palazzi/​Giuseppe Nardi
Bild: Sacri Palazzi

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