(Rom) Papst Franziskus läßt von verschiedenen Stellen der Römischen Kurie prüfen, wie die Kollegialität der Bischöfe aufgewertet werden kann. Im Zuge der Stärkung der bischöflichen Mitbestimmung läßt er gleichzeitig seinen Verzicht auf den Vorsitz oder besser auf das Nominierungsrecht des Vorsitzenden der italienischen Bischofskonferenz prüfen. Das Spannungsfeld zwischen Kollegialität und Papstprimat tritt in eine neue Phase. Es geht um Vorrang, Gewicht und Bedeutung einerseits der Apostel, die alle gleichermaßen von Christus mit der Weihegewalt ausgestattet wurden und deren Nachfolger heute die Bischöfe sind, andererseits des Petrus, der allein von Christus den Auftrag und die Vollmacht erhielt, seine Kirche zu leiten und zu regieren, dessen Nachfolger die Päpste sind.
Papst Franziskus überlegt, auf Recht zu verzichten, den Vorsitzenden der italienischen Bischofskonferenz zu ernennen
Bischofskonferenzen in ihrer heutigen Form sind eine sehr junge Einrichtung der katholischen Kirche. Sie gehen in Umsetzung des Zweiten Vatikanischen Konzils auf das Dekret Christus Dominus vom Oktober 1965 zurück. Die Bischofskonferenzen wählen in jedem Land den Vorsitzenden aus ihrer Mitte. Eine besondere Ausnahme bildet die italienische Bischofskonferenz (Conferenza Episcopale Italiana, kurz CEI).
Da der Papst als Bischof von Rom theoretisch selbst dieser Bischofskonferenz angehört, galt es von Anfang an als ungeschriebenes Gesetz, daß er als Primas von Italien automatisch auch Vorsitzender der Konferenz ist. In der Praxis bedeutete dies allerdings, daß der Papst nie an den Bischofskonferenzen teilnahm, um sich nicht auf die Ebene der anderen Bischöfe zu begeben, aber auch um durch seine Anwesenheit nicht jede Diskussion von vorneherein zu unterbinden. Ihm war es daher vorbehalten, sowohl den Vorsitzenden als auch den Sekretär der Bischofskonferenz zu bestimmen.
Papst als Bischof von Rom und Primas von Italien Vorsitzender der italienischen Bischofskonferenz
Papst Benedikt XVI. ernannte 2007 Angelo Kardinal Bagnasco, den Erzbischof von Genua zum Vorsitzenden. Der polyglotte Erzbischof steht in der Tradition seines Vorgängers Kardinal Siri und gehört zu den intellektuellen Schwergewichten der katholischen Kirche. 2012 bestätigte ihn Benedikt XVI. für weitere fünf Jahre im Amt. Die Frage seiner Nachfolge wird daher erst 2017 aktuell.
Papst Franziskus scheint jedoch zu prüfen, im Namen einer größeren Kollegialität auf dieses Vorrecht zu verzichten. Er soll, wie es heißt, den Auftrag erteilt haben, eine Statutenänderung der Bischofskonferenz zu prüfen, die es den Bischöfen ermöglicht, den Vorsitzenden und den Generalsekretär zu wählen.
Damit würde die italienische Bischofskonferenz den anderen 112 weltweit existierenden Bischofskonferenzen gleichgestellt werden. Dort sind die Bischöfe in ihrer Wahl frei, einen aus ihren Reihen zum Vorsitzenden zu bestimmen. Es muß sich dabei weder um den Primas des Landes noch um den Inhaber eines bestimmten Erzbischofsstuhls handeln. Mit dem Vorsitz ist auch nicht die Kardinalswürde verbunden. Vorsitzende der deutschen Bischofskonferenz sind seit 1987 mit Karl Lehmann und Robert Zollitsch Kandidaten, die keinen Bischofsstuhl innehaben, der mit der Kardinalswürde verbunden ist. Wenn Msgr. Lehmann, der Bischof von Mainz, dennoch zum Kardinal erhoben wurde, hatte das weniger mit dem einst bedeutenden Mainzer Bischofssitz zu tun. Es war eine von zahlreichen Initiativen Roms, um Wasser auf einen schwelenden Brand in der deutschen Kirche zu schütten. Robert Zollitsch, seit 2008 Nachfolger Lehmanns, ein Kompromißkandidat, wurde hingegen nicht mehr mit der Kardinalswürde bedacht.
Bischofskonferenzen durch Konzil geschaffen – Sonderregelungen nur in Belgien und im Nahen Osten
Es wurde gesagt, daß alle anderen 112 Bischofskonferenzen ihren Vorsitzenden frei wählen können, was nicht ganz stimmt. Es gibt zwei weitere Gegenden, in denen die Bischöfe nicht wählen. Das ist einmal Belgien, wo automatisch der jeweilige Erzbischof von Mecheln-Brüssel auch Vorsitzender der Bischofskonferenz ist. Das ist seit 2010 der Ratzingerianer Erzbischof André-Joseph Léonard. Wegen eines anderen ungeschriebenen Gesetzes wurde er noch nicht in den Kardinalsrang erhoben und blieb damit, neben anderen Ratzingerianern, wie dem Patriarchen von Venedig, Francesco Moraglia, vom Konklave ausgeschlossen. Das Gewohnheitsrecht sagt, daß der regierende Bischof nicht Kardinal wird, solange sein Amtsvorgänger im Kardinalsrang nicht das 80. Lebensjahr vollendet hat. So ergab es sich, daß Leonards Vorgänger Godfried Kardinal Danneels am Konklave mitwählte.
Zum anderen sind dann noch die lateinischen Bischöfe der arabischen Staaten. Dort steht der Vorsitz automatisch dem Lateinischen Patriarchen von Jerusalem zu. Sowohl in Belgien als im lateinischen Nahen Osten wählen die Bischöfe allerdings den Generalsekretär der Bischofskonferenz, während auch diese Entscheidung für Italien dem Papst vorbehalten ist.
Kollegialität birgt Gefahr verstärkter Disharmonie und der Gruppenbildung
Eine Gleichstellung der italienischen Bischofskonferenz mache zwar Statutenänderungen notwendig, es stünden aber keine unüberwindbaren Hürden im Wege, wie es an der Römischen Kurie heißt. Durch die Vertrauensstellung des vom Papst ernannten Vorsitzenden der italienischen Bischofskonferenz konnten sich Johannes Paul II. und Benedikt XVI. darauf verlassen, daß die CEI nicht offen oder verdeckt einen antirömischen Kurs fährt, wie dies durch andere Bischofskonferenzen immer wieder der Fall war. In Italien war das nicht anders seit der Zeit Pauls VI. Eine antirömische, progressiv angehauchte Mehrheit in der Bischofskonferenz unter dem Vorsitz von Anastasio Alberto Kardinal Ballestrero, Karmelit und Erzbischof von Turin, gab den Ton an, der gegen den Wiederaufbau der Kirche durch Johannes Paul II. Widerstand leistete.
Erst die Ernennung des Weihbischofs von Reggio Emilia und Guastalla, Camillo Ruini 1986 zum Generalsekretär und 1991 zum Vorsitzenden der Bischofskonferenz änderte das Verhältnis zwischen Papst und Bischofskonferenz. Die Stellungnahmen des Vorsitzenden stimmten mit denen des Papstes überein. Was nicht bedeutete, daß nicht auch weiterhin italienische Bischöfe den Papst einen lieben Mann im fernen Rom sein ließen.
Die wenig begeisternde Situation des Weltepiskopats läßt schwerlich erkennen, welchen Nutzen dessen Aufwertung durch Mitbestimmungsgremien für die Kirche, die Verteidigung des Glaubensgutes und des liturgischen und sakramentalen Schatzes sowie in einer nachdrücklicheren und unverkürzten Verkündigung des Evangeliums bringen sollte, wenn nicht den der Gefahr einer größeren Disharmonie in einer an schrägen und auch schrillen Mißtönen nicht gerade armen Situation. Kirchenhistoriker werden freilich nicht müde, daran zu erinnern, daß der Episkopat als Ganzes in der jüngeren Kirchengeschichte selten leuchtete. Die leuchtenden Ausnahmen bestätigten vielmehr die Regel der Mittelmäßigkeit oder des offenen Versagens.
Bischofskonferenzen haben weder biblische noch theologische, sondern praktische Grundlage
Die Bischofskonferenzen haben weder eine biblische noch eine theologische Grundlage, wie sie hingegen die einzelnen Bischöfe in Ausübung ihres Amtes haben. Den Bischofskonferenzen liegen lediglich praktische Erwägungen zugrunde. Aus diesem Grund haben Erklärungen der Bischofskonferenzen, auch Hirtenbriefe derselben keinerlei Relevanz, wenn sie nicht ausdrücklich vom jeweiligen Ortsbischof für seine Diözese anerkannt werden.
Das gilt übrigens auch für die umstrittenen Erklärungen der deutschen, österreichischen und Schweizer Bischofskonferenz, die im Widerspruch zur Enzyklika Humanae vitae von Papst Paul VI. stehen und bis heute nicht revidiert wurden. Die Verantwortung für die Diözese trägt allein der regierende Bischof, nicht die Bischofskonferenz. In der Praxis erkennen die meisten Bischöfe in der Regel die Beschlüsse der Bischofskonferenz an.
Weihegewalt erging an alle Apostel – Auftrag Kirche zu leiten erging nur an Petrus
Papst Franziskus läßt daher auch eine stärkere Einbindung der Episkopate der einzelnen Länder in die Regierung der Weltkirche prüfen. Eine Forderung, mit der progressive Kreise, allen voran aus Deutschland und Frankreich bereits zum Konzil gefahren sind. Die Frage, warum die Kardinäle Jorge Mario Bergoglio zum Papst gewählt haben, hängt auch damit zusammen, daß sich viele Pupurträger und Bischöfe durch ihn die Umsetzung von mehr Mitsprache und Mitentscheidung für die Kardinäle und Bischöfe erwarten. Im Zuge der allgemeinen Demokratisierung wuchs auch innerkirchlich die Unruhe gegenüber der monarchischen Stellung des Papstes. Dem Auftrag Christi an Petrus, die Kirche zu leiten, wird der Kreis der Apostel entgegengestellt. Können sich alle Bischöfe auf die apostolische Sukzession berufen, kann sich allerdings allein der Papst auf einen direkten Auftrag von Christus berufen. Den Leitungsauftrag erteilte Christus nur dem Petrus, nicht allen Aposteln.
Doch die Unruhe ist innerkirchlich groß und sucht immer neu durch strukturelle Veränderungen sich Luft zu verschaffen. Die Vorrangstellung des Bischofs von Rom innerhalb der italienischen Bischofskonferenz widerspricht offenbar dem Kollegialitätsdenken, dem der neue Papst verpflichtet scheint. Bergoglio war als Erzbischof von Buenos Aires und Primas von Argentinien bis 2010 auch Vorsitzender der argentinischen Bischofskonferenz, allerdings gewählt.
„Bergoglio ist ein Mannschaftsspieler“ – Verzicht auf Investiturrecht paßt zum „Bergoglio Style“
Sein Vorgänger als Erzbischof, Antonio Kardinal Quarracino, italienischer Abstammung wie Bergoglio, hatte den heutigen Papst als Nachfolger ins Auge gefaßt, weil er unter seinen Weihbischöfen der beliebteste war. Sein Novizenmeister im Jesuitenorden, Pater Juan Carlos Scannone bschrieb seinen Zögling gegenüber dem Osservatore Romano mit den Worten: „ein Mannschaftsspieler“, dem „der Blutdruck nicht steigen wird, wenn er innerkirchliche Reformen umsetzt“.
Der Verzicht auf das Ernennungsrecht für den Vorsitzenden und den Generalsekretär der italienischen Bischofskonferenz passen in das, was die Medien längst „Bergoglio Style“ nennen.
Text: Giuseppe Nardi
Bild: Diözese Lecce
Mittlerweile hat man den Eindruck, dass dieser Mann nicht nur selber nicht Papst sein will, sondern dass er das Papsttum als solches nicht will. Mit welcher Autorität trifft er dann seine eigenmächtigen Entscheidungen?
Die Medien finden ihn eben ganz, ganz toll, den „Bergoglio Style“. Das ist offensichtlich Legitimation genug. Bleibt immer noch die Frage, warum dieser Mensch überhaupt die Wahl angenommen hat, denn niemand wird dazu gezwungen das Amt des Papstes gegen seinen Willen auszuüben.
Mit dieser Spannung müssen alle leben, die an eine angebliche oberste und unfehlbare Papstautorität glauben: Aus der „Unfehlbarkeit“ seines Amtes heraus könnte ein Papst sein Amt abschaffen.
„Mit welcher Autorität trifft er dann seine eigenmächtigen Entscheidungen?“
Wenn er endlich den Schritt zu einer synodalen Kirche gehen würde, dann bräuchte er als Papst auch keine „unfehlbare“ (Schein)Autorität mehr. Damit bestünde dann allerdings die Riesenchance, eine echte Autorität zu entwickeln – und das sogar konfessionsübergreifend.
Lieber huber,
diese „Riesenchance einer konfessionsübergreifenden Autorität“ ist m. E. genau das Ziel. Wer weiß, vielleicht wird Papst Franziskus im Jahre 2017 nicht nur das Lutherfest mitfeiern, sondern die Festlichkeiten der ökumenischen katholisch-orthodox-protestantischen Kirche leiten, natürlich unter Aufgabe des eigentlichen katholischen Glaubens? Und dann kommen die „muslimischen Brüder“ dazu und wir haben eine Weltkirche. Eine Riesenchance …
„Wer weiß, vielleicht wird Papst Franziskus im Jahre 2017 nicht nur das Lutherfest mitfeiern,“
Was wäre daran schlimm, ein Neben- oder gar Gegeneinander durch ein Miteinander zu überwinden?
„sondern die Festlichkeiten der ökumenischen katholisch-orthodox-protestantischen Kirche leiten, natürlich unter Aufgabe des eigentlichen katholischen Glaubens?“
Offensichtlich haben Sie denn Sinn des Wortes „katholisch“ nicht richtig verstanden: es bedeutet nämlich „umfassend“. Die von Ihnen angesprochene „katholisch-orthodox-protestantische“ Kirche wäre genau das – nämlich umfassend und damit im tiefsten Sinn wirklich katholisch.
Aber das ist doch selbstverständlich. Von wegen Gestenfalle. Mit den ersten Sätzen hat Franziskus der Welt klar gemacht, dass er zuerst und vor allem Bischof von Rom ist. Papst muss er sein. Dann wird er die Kollegialität, die zentrifugalen Kräfte noch weiter stärken, das sowieso schon geschwächte Papsttum noch weiter schwächen. Die großen, ehemals kirchenfeindlichen Medien wissen, warum sie jubeln, sie haben es begrfiffen. Es war weder zu übersehen, noch zu überhören, kein Medium hat es erfunden. Wir haben es mit eigenen Augen gesehen und gehört.
Lehmann und Zollitsch, Marx und Woelki, sie werden das sehr zu schätzen wissen. Wir werden unsere deutsch-nationale Kirche schon bekommen. Wahrscheinlich mit dem Segen Roms.
Papst Franziskus ist frommm, er wird den getrennten Brüdern und Schwestern aus den christlichen und nichtchristlichen Religionen ihren Glauben, ihre Frömmigkeit sehr gern lassen. Mission war vorgestern. Das muss so sein, anders ist die neue brüderliche Welt nicht zu bauen. Nach dieser Logik.
Und nach der Logik Johannes Paul II. Warum dieser Papst die Kirche aufgebaut haben soll, ist allerdings schleierhaft. Alle Bischofsernennungen haben er und sein Nachfolger zu verantworten. Assisi, der Korankuss, seine theologische Nähe zu Allerlösungstheorien, halbnackte Tänzerinnen in päpstlichen Liturgien, sich Asche oder Erde aufs Haupt streuen lassen als Einweihung in animistische Kulte…Paul VI. war ein Musterpapst dagegen…
Einen kleinen Vorteil vermag ich in all dem Elend, an dessen Anfang wir stehen, noch zu erkennen: Bischof Fellay und Pater Schmidberger, die keine Kritik an Rom mehr wünschen, um die Priester dem Heiligen Vater zuführen zu können, vielleicht macht ihnen Franziskus einen Strich durch die Rechnung. Weil alle FSSPX- Priester mitbekommen, was in Rom geschieht. Sehr einladend wirkt das nicht, was in Rom zu sehen ist und vor allem sein wird, um das Erbe von Erzbischof Lefebvre wegzuschenken…
Dann stellt sich existenziell die Frage nach der Sedisvakanz. Sollte Papst Franziskus diesen Schritt unternehmen, so stünde die Italienische Bischofskonferenz, dessen Mitglied er durch sein Bischofsamt von Rom ist, in den Disziplinarischen Maßnahmen auf desselben Stufe wie der Papst. Und dann wäre die Nota Praevia Explicativa zu Lumen Gentium 21 hinfällig. Er verzichtet damit auf die volle Amtsgewalt in disziplinarischen Dingen gegenüber der Bischofskonferenz. Und damit wäre ein Präzedenzfall geschaffen, der faktisch auf die Abschaffung des Papstamtes hinausläuft. Dogmatisch wird er sich nicht gegen das II. Vaticanum richten, was er vom munus sanctificandi hält, weiß man mittlerweile zu genüge.
@cuppa: Ich bin nun sicher, daß S.E. Msgr Fellay und P. Schmidberger aufgewacht sind. Man bedauert die Trennung der Karmeliterinnen von Brilon. P. Weinzierl hat sich auch schon verabschiedet und was die „actio spes unica“ angeht, sollte man sehr genau hinschauen. Wenn die FSSPX nicht zur Bedeutungslosigkeit herabsinken will, sich als stärkste innerkirchliche Oppositionsgruppe halten will, muß sie notfalls die Exkommunikation hinnehmen, um von außen wieder die außerkonziliare Opposition anzuführen. S. E. Marcel Lefebrve hätte schon längst die Sedisvakanz erklärt, wenn er das erlebt hätte. Sehr gerne würde ich wissen, wo Galerretta steht. Im inneren, da bin ich mir sicher, hat S.E. Msgr Tissier de Mallerais schon längst diese Frage geklärt. Denn was Papst Franziskus hier veranstaltet, würde vor den Fragen von Fulda 2012 nicht mehr bestehen: „Franziskus, willst du nicht die Kirche führen?“ S. E. Fellay sollte schon längst einmal sich mit seinen drei Brüdern im legitimen Bischofsamt treffen und die FSSPX vor weiteren schwierigen Trennungen bewahren.
Ich hoffe, Christoph Rhein, Sie hätten recht, ich fürchte, Sie haben es leider nicht. Bischof Fellay hätte es längst gemerkt haben müssen, er ist mit seinem Kopf, mit seinen Gedanken woanders. Man kann es normal nicht mehr erklären. Ich sage es ganz offen: Hoffentlich schweigt Bischof Galerrerta nur noch aus taktischen Gründen. Um einzugreifen, wenn der Zeitpunkt gekommen ist. Hoffentlich ist der Scherbenhaufen nicht zu groß, den Bischof Fellay hinterlassen wird.
Das ist eine besondere Tragik: Auf dem Höhepunkt der Krise der Kirche fällt die einzige Oppositionsgruppe aus, ruiniert sich selbst. Weil die Leitung endlich dazugehören will, das Außenseitertum nicht mehr ertragen kann. Bischof Fellay legt lieber die FSSPX auseinander, um auf seine Anschlusspläne nicht verzichten zu müssen. Es ist doch schon irreal, dass alle vom Bösen beeinflusst sind, die anders denken als er. Und leider auch P. Schmidberger.
Er kann nicht anders, aus welchen Gründen auch immer. Das sicherste Aneichen: Jedes offene Gespräch ist unterbunden, das Seelenheil tritt in den Hintergrund, lieber schickt man gute Priester, die als Seelsorger dingend gebraucht werden, davon.
Wenn eine andere nennenswerte Gruppe da wäre, die an der Stelle der versagenden Leitung der FSSPX da wäre, ich würde schweigen. Aber sie ist nicht da. Die missbrauchte katholische Kirche hat nur noch Einzelpersonen, die sie verteidigen. Und mein Respekt gilt den Priestern der FSSPX vor Ort: Die Seelsorge muss weiter gehen. Wir brauchen sie.
Das beste Mittel hier wäre Schweigen, bis der Schaden in Rom irreparabel ist. Und das wird bald kommen. Die jüngsten Nominierungen geben den allerschlimmsten Befürchtungen recht. Der Sekretär der Religiosenkongregation, ein lateinamerikanischer Franziskaner, ist für seine mangelnde Entscheidungsfähigkeit bekannt. ES SOLL IN ROM NICHTS ENTSCHIEDEN WERDEN! Das Ziel ist klar: Sobald etwas aus Rom greifbares kommt, wäre Rom angreifbar. Die Konzilskurie versucht alles, um die totale Revolution als „Hermeneutik der Kontinuität“ den Gläubigen zu verkaufen, etwa der Appell des Papstes, „die Lichter in den Beichtstühlen nicht ausgehen zu lassen“. Was nutzt es, wenn liturgische Blasphemien keine Sünde sind, diese zu beichten. Dann fokussiert sich die Beichte tatsächlich nur noch auf das Sechste Gebot mit Anhängsel Abtreibung. Dann wird eher der reiche Unternehmer, der lieber spendet als einen Mindestlohn zu zahlen, eher exkommuniziert als der Priester, der eine sakrilegische Messe feiert, möglicherweise noch in verbotener communio in sacris.
Ich stimme Ihnen voll und Ganz zu.
Beten wir für die Einheit der FSSPX, damit sie da sind wenn sie gebraucht werden.
Bei diesem Herrn im weißen Gewand ist nicht klar was er will.
O tempora o mores !
Ein jeder hat so seine Erwartungen an den heiligen Vater. In den Zeiten der Medien wird er auf Schritt und Tritt überwacht. Vieles ist Interpretation. Ich schlage vor: Ruhe bewahren und abwarten.
Bei uns in Hamburg ist die Situation viel schlimmer. Jetzt sollen die kirchlichen Einrichtungen zu „Pastoralen Räumen“ umetikettiert werden. Dort soll nicht mehr Gott, Christus und Kirche in den Mittelpunkt gestellt, sondern sich an den Bedürfnissen der Menschen orientiert werden. Wir unterscheiden uns damit kaum noch von der EKD.
Das Ökumenische Forum Hafencity ist der beste Beweis dafür. Dort gibt es eine moderne ökumenische Kapelle nach EKD-Vorbild für Katholiken und Evangelisten. Auch sonst ist vom Katholizismus dort nicht viel übrig geblieben, außer einer Reliquie. Das ist also der Weg, den die beiden Bischöfe Jaschke und Thissen uns bereiten. Das interessante ist, man begründet alle Reformen, egal wie schlimm oder notwendig sie sind, mit dem 2. Vatikanischen Konzil. Die Früchte dieses Konzils erleben wir heute.
Die Vorsitzenden der Bischofskonferenzen entwickeln sich immer mehr zu Regionalpäpsten wie Kardinal Wolsley einer war, was dabei herauskam wissen wir, die Anglikanische Kirchenabspaltung. Das ist ein verhängnisvoller Weg der jetzt schon seit Jahrzehnten gegangen wird.
Ratzingerianer ist ein furchtbarer Ausdruck, und das hat Katholisches von seinem so hochverehrten Ratzinger, dass er einfach hingeschmissen hat, genau so , dass Kaspar und andere gerade noch ins Konklave hineinkamen.
„dass Kaspar und andere gerade noch ins Konklave hineinkamen“
dies und anstehende Bischofsernennungen, die nun nicht mehr von Benedikt beeinflusst werden können, scheinen mir dafür zu sprechen, dass der Rücktritt – zumindest zu diesem Zeitpunkt – nicht freiwillig erfolgte!
Ich habe ein immer flaueres Gefühl bei diesem Mann.
Ich frage mich nur ob der Schaden, den er verursacht reparabel sein wird ?
Und da freagt noch einer wie er es mit der Tradition hält ?
Ich denke wer es mit der Tradition hält sollte den Kopf einziehen und warten, ewig kann dieser Abbruch ja hoffentlich nicht dauern.
Gar nicht gut !
Vollkommen falsch, michael! Ihre Köpfe haben die dem katholischen Glauben Verpflichteten über vierzig Jahre lang genug eingezogen und sind dabei mitschuldig geworden an der Zerstörung der Liturgie und des Glaubens. Jetzt, nachdem der Benediktinische Frühling ins Land gezogen war, sich wieder verkriechen und überwintern wollen, ist der falsche Weg. Es müssen vielmehr alle Kräfte, die am überlieferten Glauben festhalten wollen, sich zusammenschließen und dem sich unübersehbar anbahnenden Zerstörungswerk mutig entgegenstellen. Wenn es ein Wirken des Heiligen Geistes bei dieser Papstwahl gab, dann wohl im Sinne einer Zulassung, damit sich die katholischen Gegenkräfte zusammenschließen und zum Widerstand formieren. Die FSSPX darf dabei nicht fehlen, sollte aber klug und nicht maulheldisch dabei vorgehen, liebe/r cuppa.
Die Realität der Tradition: Die Ecclesia-Dei-Gemeinschaften haben keinen eigenen Bischof, sie sind mit Gedeih und Verderb auf die Bischöfe und den Papst angewiesen. Obwohl sie von ihrer Ausbildung, von ihrem Verständnis der Kirche, des Priestertums her, die Geeigneten sind, die „Gegenkräfte“ zu sammeln, für den überlieferten Glauben zu kämpfen, können sie es nicht. Ihre Struktur ist zu verletzlich, sie haben kein Schutz, weil sie vollkommen abhängig sind von der Hierarchie. Die ihnen jederzeit die Arbeitsgrundlage entziehen, sie zur Wirkungslosigkeit verurteilen kann. Ihren mächtigsten Fürsprecher, Kardinal-Razinger- Benedik XVI., haben sie verloren. Was vorauszusehen war, das Wirken jedes Menschen findet ein natürliches Ende.
Die Piusbruderschaft, die jetzt aufgerufen ist, ihre Stimme zu erheben, sich auf ihren Gründer zu berufen, der in ALLEM recht behalten hat, durchlebt ihre schwerste Krise seit ihrem Bestehen.
„durchlebt ihre schwerste Krise seit ihrem Bestehen“ – seit Sie sie kennen ist korrekter. Es hat leider immer wieder Menschen geben, die das Werk vom Erzbischof Lefebvre nicht verstanden haben und als sie dies merkten es verließen . Die „Argumente“ des „Widerstandes“ der 22 Irrenden sind die gleichen, wie sie auch schon Lefebvre hingeworfen wurden. Das ist nicht neues dabei.
Dass es unter Benedikt zu keiner tragfähigen Struktur für die Tradition gekommen ist, ist auch dem zögerlichen Verhalten der FSSPX, vor allem aber dem Interview Williamsons geschuldet, beides hat verhindert, dass zur rechten Zeit unter Mitwirkung der FSSPX das Personalordinariat der Tradition geschaffen werden und sich konsolidieren konnte. So wurde die Chance einer innerkirchlichen Oppositionsbewegung, die nunmehr Bergoglio geschlossen entgegentreten könnte, vertan. Ob Gott uns noch eine zweite Chance gibt? Wohl nur, wenn man über sich hinausschreitet und sinnlose Animositäten aufgibt.
So weit bekannt, war nie von einem Personalordinariat die Rede, sondern nur von einer Personalprälatur für die FSSPX. Auch waren die Generaloberen der Ecclesia-Dei-Gemeinschaften nie einbezogen in Verhandlungen, ihnen wurde noch nicht mal eine Personalprälatur angeboten.
Doch es nutzt nichts mehr, mit der Vergangenheit zu hadern.
Ich kann Ihnen voll zustimmen: Sinnlose Animositäten sollten aufgegeben werden, die Kräfte müssten gebündelt werden. Wenigstens im Rahmen des Möglichen.
Glauben Sie wirklich, die Anglikaner hätten je ein solches Personalordinariat erhalten, wenn es nicht als Präzedenzfall für ein Ordinariat der Tradition gedacht gewesen wäre!? Das Williamson-Interview war die „Bombe“, die diese Pläne zunichte machte, davon bin ich überzeugt.