(Vatikan) Dem soeben begonnenen Pontifikat von Papst Franziskus die richtige Lesart zu geben, fällt noch immer schwer. Das liegt zuallererst an den Beobachtern, allen voran den Journalisten und Kommentatoren. Durch 27 Jahre des Pontifikats von Johannes Paul II. und acht Jahren von Benedikt XVI. haben die heute unter 50-Jährigen in ihrem Leben nur diese sichere Stabilität des Papsttums gekannt. Dies ganz unabhängig davon, ob sie sich damit identifizierten, wie es weitgehend die große Mehrheit der gläubigen Katholiken tat, oder eben nicht, wie es für eine medial lautstarke und im deutschen Sprachraum in den kirchlichen Institutionen überrepräsentierte Minderheit galt.
Der Umgang mit einem unbekannten Kardinal aus einem nicht wirklich bekannten Land, der Papst wurde, hat aus einer gewohnten Sicherheit gerissen. Der Jubel von der falschen Seite für das neue Pontifikat durch Medien, die Benedikt XVI. noch bis gestern unter Dauerbeschuß hielten, und durch Kleriker und kirchensteuerfinanzierte Funktionäre, die bisher vor allem durch Widerspruch gegen das Lehramt und die Tradition aufgefallen sind, tut das Seinige dazu.
Die großen Medien haben das Pontifikat vom Wahlabend weg als Kontrastpontifikat zu Benedikt XVI. gelesen. Es wurde ihnen von den wählenden Kardinälen leichtgemacht: Kardinal Bergoglio war 2005 im Konklave der Gegenkandidat zum deutschen Papst. Die Kirchengeschichte weiß nichts von einem vergleichbaren Fall zu berichten, wo der Gegenspieler des gewählten Papstes, im nächsten Konklave zu dessen Nachfolger gemacht wurde. Unbestätigte Gerüchte besagen, daß Kardinal Siri zwar nach 1958 auch in den Konklave von 1963 und jenen von 1978 Kandidat war und somit eine vergleichbare Situation eintreten hätte können. Gewählt wurde er allerdings nie.
Die Massenmedien haben das neue Pontifikat vom ersten Augenblick an in Gesten gepreßt und dies exklusiv. Der Papst trägt keine Mozetta, der Papst trägt seine alten Schuhe, der Papst trägt seine schwarzen Hosen unter dem Weißen Gewand, der Papst zeigt mit dem Daumen nach oben. Die Liste wird jeden Tag länger. Gesten haben zentrale Bedeutung. Die durch sie entstehenden Bilder in den Köpfen der Menschen haben meist mehr Bedeutung als viele Worte.
Auch die katholische Presse, offizielle und nicht offizielle haben sich von diesem Gestenrausch anstecken lassen. Die Körper- und Zeichensprache zu beobachten, ist wichtig. Die einseitige Fixierung durch die Massenmedien bedeutet jedoch mehr: Die Weigerung, die Worte des Papstes hören zu wollen.
Tendenziell war dieses Phänomen bereits unter Johannes Paul II. und Benedikt XVI. zu beobachten. Religiöse Themen gelten der laizistischen, postchristlichen Presse als Tabu. Religion ist ein Nicht-Thema, jedenfalls wenn es um Inhalte geht. Sie wird vor allem negativ besetzt: Gewaltbereitschaft des Islam, Pädophilie-Skandal der katholischen Kirche, oder beschränkt sich auf Marginalien: was trägt der Papst heute (oder eben nicht), mit welchem Auto ist der Papst heute vorgefahren, hat die Diözese X dem Papst eine Katze oder einen Koalabären geschenkt. Inhaltlich zu Wort kommen fast ausschließlich randständige Kirchenkritiker. Der Papst sagt etwas und die Medien rufen sofort Hans Küng an, um zu hören, was er dazu sagt. Letztlich entweder Klatsch und Tratsch oder Übergewichtung dissidenter Meinungen.
Wir leben in einem latent antichristlichen Klima, das vom dominanten Meinungskanon aufgezwungen wird. Um so notwendiger ist die Schaffung einer katholischen Gegenöffentlichkeit, die neben dem Blick auf die Gesten, vor allem auch die Worte des Papstes wiedergibt und verbreitet. Sie finden daher rechts in der Leiste eine neue Kategorie, in der alle Beiträge gesammelt werden, die das Pontifikat von Papst Franziskus betreffen. Unabhängig davon werden wir weiterhin die Mittwochskatechesen bei der wöchentlichen Generalaudienz veröffentlichen und wichtige Ansprachen und päpstliche Dokumente auch in der Kategorie Dokumentation veröffentlichen.
Text: Giuseppe Nardi
Bild: Asianews
Es dürfte doch eigentlich gar nicht sooo schwer sein, die offiziellen Stellungnahmnen des Papstes zu erruieren. Dann geht man einfach auf die offizielle Nachrichtenseite des Vatican, wo man in 3 oder 4 verschiedenen Sprachen alles wichtige nachlesen kann. Es gibt natürlich noch andere Möglichkeiten. Aber das ist doch, denke ich mal, die unverfänglichste.
Ich habe schon bemerkt, dass sich die Mehrheit der Kommentatoren hier sehr kritisch gegenüber Papst Franziskus äußern.
Ihre Argumente kann ich vielfach nachvollziehen.
Mit seiner „liturgischen Körpersprache“ und seinem manchmal kumpelhaft wirkenden Auftreten habe ich auch meine Probleme.
Der Jubel, der unserem neuen Papst zuteil wird von Medien und ZdK-Leuten, die nicht bereit waren, an Papst Benedikt irgend etwas gut zu finden und anzuerkennen, stört mich gewaltig und tut mir auch weh.
Vieles, was Papst Franziskus spricht, beeindruckt.
Ich glaube wirklich, dass er ein von Herzen frommer Mensch ist.
Was er uns allerdings in Zukunft noch abverlangen wird, muss sich zeigen.
Papst Benedikt war ein zurückhaltender, feiner, gescheiter Herr und dabei sehr bescheiden, freundlich und den Menschen zugewandt.
Papst Franziskus ist weniger feinsinnig, er ist eher handfest.
Seine Gestik entspricht dem eines Südländers und nicht der eines vornehmen Professors mit Kirchenlehrer-Format.
Versuchen wir, mit offenem Herzen zu hören, was uns Papst Franziskus zu sagen hat.
Auch wenn seine Wahl Kalkül bestimmter Kardinäle gewesen sein sollte, so wird der Heilige Geist nicht „ohnmächtig“ zugeschaut haben, wer da auf den Papstthron gehievt werden sollte.
Dass Papst Franziskus von sich wenig als Papst, sondern als Bischof von Rom spricht, stört mich allerdings auch etwas.
Gehorsam im guten Sinne den Priestern und dem Papst gegenüber gehört zu unseren vornehmsten Pflichten.
Kein Kadavergehorsam, der das eigene Denken abschaltet!
Aber ein Gehorsam, der sich Papst Franziskus zuneigt, wenn nicht schon zustimmend, so doch wenigstens fair und abwartend.
100 Tage sind noch nicht um!
In einem Kommentar vom 8.4.13 wird u.a. das „kumpelhaft wirkende Auftreten“ des neuen Papstes Franziskus kritisiert. Nun, man kann schließlich fast alles kritisieren, was ein päpstlicher Nachfolger, verglichen mit seinen unmittelbaren Vorgängern, an persönlichen Gesten so ganz anders macht. Vor kurzem hatte ein anderer Kommentator an Papst Johannes Paul II. auszusetzen gehabt, daß er (überhaupt) seliggesprochen worden sei. Ja, es fing schon vor ca. 50 J. an, daß an Johannes XXIII. äußerst scharf ktitisiert wurde, daß er gewisse Anstöße gab für den Grundsatz der „Religionsfreiheit“. Gerade diesen Grundsatz fordern wir z.B. bei anderen Religionen, wie dem Islam sehr nachhaltig ein. Aber wenn wir röm.-kath. ihn akzeptieren sollen, zeigen manche aus unseren Reihen so eine merkwürdige Sperre. Dabei sagt uns die Theologie und nachlesbar die Hl.Schrift, daß Gott selbst von Grund auf den Menschen mit seiner eigenen Freiheit ausgestattet hat und sich selbst dadurch (im Gegensatz zu Allah, wie ihn uns der Koran ja vorstellt) gewissermaßen selbst eine Grenze gesetzt hat. Unser Gott, der Vater Jesu Christi will unser freies Ja – oder auch ein Nein; allerdings mit entsprechenden Folgen für den Menschen selbst. Wobei Gottes Hl. Geist auch da nicht aufgibt u. auf vielfache Weise weiterhin auch um diesen Menschen väterlich wirbt, ihm nachgeht ohne ihn zu zwingen. Vergleich, wie Jesus den barmherzigen Vater (zum verlorenen Sohn – ist es etwa doch der Zuhausegeblebene, der Festgefahrene ?) uns so anschaulich vorstellt. So als wollte uns Jesus damit zeigen: So ist euer Himmlischer Vater zu euch, seinen verlorenen Kindern! Was übrigens den Neuen, anderen Papst Franziskus angeht: warum müßte er sich mit seinen Vorgängern vergleichen wollen? Er ist ein Bischof und hat stets wie selbstverständlich häufig die am Randlebenden in ihren Behausungen besucht – hat er sich da nicht persönlich eher an Jesus ausgerichtet, der auch schon kritisiert wurde!
Es geht bei der öffentlichen Beurteilung des Heiligen Vaters darum, welche ZEICHEN er öffentlich setzt. Und diese Zeichen waren in den ersten Tagen eben nicht das, was man von einem traditionstreuen Heiligen Vater erwartet:
1) Die ersatzlose Streichung der Generalaudienz zugunsten eines interreligiösen Treffens.
2) Die Wiederinbetriebnahme des Volksaltars in der Capella Sistina.
3) Die Spendung einer Sakramentalie GEGEN die liturgischen Vorschriften an Frauen und Andersgläubige (Verbotene [!] Communio in sacris c. 844!).
4) Die Bezeichnung von Muslimen als „Zeichen der Hoffnung“, ein Titel, der Kreuz und Kirche ALLEINE zukommt (auch nach der Lesart des II. Vatikanums!).
5) Das Nichtansprechen der Gläubigen AUSSERHALB der Diözese Rom durch seine Sprachwahl beim „Urbi ET ORBI“ (auch hier gegen konziliären Geist gerichtet!).
6) Das Vermeiden der Mozetta, die ihn als Prälaten und als ORDINARIUS auszeichnet (Klerikale Tracht!).
7) Das Zulassen einer häretischen und vielleicht sogar apostatischen Predigt an Karfreitag, inklusive der beängstigenden Unkenntnis der Heiligen Schrift durch den Prediger.
8) Die rein moralische Ansprache an Ostern vor dem Segen „Urbi et Orbi“, ja sogar die kerygmatische Umdeutung des Faktums.
9) Die Aufkündigung des liturgischen Statio-Prinzips in der Heiligen Woche.
Das alles ist öffentlich und programmatisch. Diese Tatsachen sind reale Zumutungen für alle traditionstreuen Katholiken, da gibt es nichts zu deuten. Und so entsteht eben der Eindruck, daß Franziskus doch nur der Bischof von Rom ist, aber nicht der Universelle Hirte der Einen, Heiligen, Katholischen und Apostolischen Kirche. Er selbst setzt somit gerade die Zeichen, daß der Heilige Stuhl zur Zeit vakant ist. Wie anders hat Papst Benedikt sein Amt angetreten, er war sofort in der Kirche universell präsent, ebenso Papst Pius X., Pius XI. und Pius V.
Wenn da sich nichts radikal ändert, in Liturgie und Auftreten, steuern wir auf die Sedisvakanz unweigerlich zu.
Mit diesen Argumenten und dieser Einstellung sind Sie
bei den Sedisvakandisten wirklich gut aufgehoben.
Ja, aber wenn der Papst ganz deutlich kein Papst mehr sein will? Was machen wir dann? Ich habe wirklich keinen Gefallen an einer „Sedisvakanz“ und ich unterstelle Herrn Rhein das auch nicht.
Werter Jan, das hat mit Sedisvakantismus nichts zu tun, sondern mit dem Mut, den Realitäten ins Auge zu blicken. Wenn auf dem Stuhl Petri ein Mann Platz genommen hat, der allem Anschein nach die von Christus verfasste hierachichsche Struktur der Kirche und den dogmatisch definierten Jursidiktionsprimat des Papstes zugunsten einer kirchlichen Synodalstruktur nivellieren möchte, dann ist für alle, die sich dem überlieferten Glauben verpflichtet fühlen, der Punkt erreicht, wo man nicht mehr Schweigen und sich einer falsch verstandenen und recht bequemen Subordination schuldig machen darf, sondern in den offenen Widerstand treten muss.
Was mich bei der Berichterstattung über das gerade erst begonnene Pontifikat verwundert, ist die allgemeine Jubelstimmung, die in der kirchlichen Öffentlichkeit herrscht und fast schon euphorische Züge annimmt. Sie reicht scheinbar unterschiedslos von Linksaußengruppen bis ins neokonservative Lager hinein. Das überrascht schon ein wenig. Autoren wie Seewald, Badde oder Schwibach beispielsweise wollen schon zu diesem frühen Zeitpunkt, wenige Wochen nach Pontifikatsbeginn, theologische Kontinuitäten zwischen Franziskus und Benedikt aufzeigen, die noch gar nicht absehbar sind und im Laufe der Zeit erst noch bestätigt werden müssten. Selbst Ockenfels oder Spaemann äußern sich trotz der teilweise doch recht befremdlichen Zeichensprache von Papst Franziskus auffallend wohlwollend. Stilistische Unterschiede zwischen Franziskus und Benedikt werden dagegen kleingeredet, und wer sie thematisiert, erntet bestenfalls nur Verständnislosigkeit. Papst Franziskus wird sich vor allem an seinen Taten messen lassen müssen. Dafür ist es freilich noch zu früh. Warten wir ab, welche Worte er sprechen und welche Entscheidungen er treffen wird. Dann wird man klarer sehen.
Dem neuen Papst fehlt es m. E. in erster Linie an Aesthetik. Wenn ich an die wundervollen Pontifikalämter seines Vorgängers denke, ist da schon ein gewaltiger Unterschied. Franziskus trägt sowohl bei den grossen Messfeiern wie auch an weniger festlichen Tagen stets das gleiche einfache Messgewand, so geschehen z.B. am Hohen Donnerstag und dann an unserem grössten Hochfest Ostern. An solchen Festen war bei Papst Benedikt stets das goldfarbene Brokatgewand zu sehen. Nun bleibt dieses leider eingemottet. Schade! Ich meine, wenn sich unser Papst an den hohen Feiertagen auch ein festliches Messgewand anzieht, macht er das in erster Linie für Gott und nicht um den Reichtum der Kirche zu demonstrieren.
„Der Papst ‑wieviel Divisionen hat denn der?“ Zitat:J.W.Stalin.
Ich weiß nicht, warum man mit einer Beurteilung noch warten muß. Was ich seit dem Auftritt auf der Loggia gesehen habe, spricht doch Bände. Da ist ein Mann, der gar nicht Papst sein will und diesem Amt auch scheinbar nicht viel abgewinnen kann, zum Papst gewählt worden. Vergessen ist der Auftrag des Herrn exkulsiv an Petrus „Weide meine Lämmer, weide meine Schafe.“ und „Dir will ich die Schlüssel des Himmelreiches geben.“. Wenn er mit seinem Programm fertig ist, wird man keinen Papst mehr brauchen, weil sich die Kirche in allgemeiner Anarchie befinden wird ( noch schlimmer als heute). Da nützt es auch wenig, daß er fromm sein soll. Das läßt sich auch über gläubige Juden oder Moslem sagen. Auf den wahren Glauben kommt es an. Bezüglich seiner Demut habe ich meine Zweifel schon an anderer Stelle geäußert. Mir macht dieser Mann Angst, auch weil er von allen Medien hochgejubelt wird. Das muß einem doch zu denken geben.
Der neue Papst
Die von Christoph Rhein aufgeführten Fakten sind wirklich beeindruckend.
Man könnte sie als Sargnägel des Papsttums der überlieferten Form bezeichnen.
Vielleicht hatte die Quartalsschrift „Kyrie Eleison“ des inzwischen verstorbenen Manfred Böker doch recht, als sie schon vor über 2o Jahren die herrschende Sedisvakanz ausrief…
Zur Gestik der neuen Fußwaschung: http://kreidfeuer.wordpress.com/2013/03/31/fuesse-waschen-macht-gluecklich/
Zum erhobenen Daumen:
Daumen hoch: Papst plant neuen liturgischen Gruß:
Aus gut unterrichteten Vatileaksquellen verlautet, Papst Franziskus plane,
Abgesehen von diesem Aprilscherz: Mir selbst ist diese Geste als Zeichen zustimmender Ermutigung allerdings schon seit langer Zeit geläufig und ich freue mich über ihre päpstliche Aufwertung.