„Civiltà  Cattolica“ in neuem Kleid und digital – Älteste katholische Zeitschrift mit Gewicht


Civiltà  Cattolica Erstgestaltung(Rom) Die Jesui­ten­zeit­schrift Civil­tà  Cat­to­li­ca ist die älte­ste Zeit­schrift Ita­li­ens und über­haupt welt­weit die älte­ste unter den katho­li­schen Zeit­schrift mit Gewicht. Am  6. April 1850 erschien die erste Aus­ga­be der vier­zehn­tä­gig erschei­nen­den Publi­ka­ti­on. Mor­gen erscheint, genau 163 Jah­re spä­ter, die Num­mer 3907.

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Gegrün­det wur­de die Zeit­schrift in Nea­pel vom Jesui­ten Pater Car­lo Maria Cur­ci. Er woll­te damit, des­halb auch der Name, die katho­li­sche Kul­tur gegen die Fein­de der Kir­che ver­tei­di­gen, vor allem gegen Libe­ra­le und Frei­mau­rer. Dafür erhielt Pater Cur­ci die Unter­stüt­zung von Papst Pius IX. Weni­ger begei­stert war der dama­li­ge Ordens­ge­ne­ral Johan­nes Phil­ip­pe Root­ha­an, der eine Ver­wick­lung in poli­ti­sche Ange­le­gen­hei­ten befürch­te­te, die dem Orden scha­den hät­ten können.

Bereits nach weni­gen Mona­ten erfolg­te die durch Zen­sur erzwun­ge­ne Über­sied­lung in den Kir­chen­staat nach Rom. Seit­her gilt die Zeit­schrift im wei­te­sten Sinn des Wor­tes als Sprach­rohr des Hei­li­gen Stuhls. Die Zeit­schrift lie­fer­te wesent­li­che Bei­trä­ge zum Syl­labus, dem Ersten Vati­ka­ni­schen Kon­zils und der Wie­der­be­le­bung des Tho­mis­mus. Wäh­rend des Faschis­mus nahm sie gegen den Anti­se­mi­tis­mus und den Tota­li­ta­ris­mus von links und rechts Stellung.

Bis 1933 wur­den die Bei­trä­ge anonym ver­öf­fent­licht, seit­her mit Nen­nung des jewei­li­gen Autors. Am Zwei­ten Vati­ka­ni­schen Kon­zil nah­men meh­re­re Mit­ar­bei­ter der Redak­ti­on als Peri­ti teil. Seit dem Kon­zil zeich­net sich die Zeit­schrift nicht mehr durch offen­si­ven Wider­stand gegen anti­kirch­li­che Kräf­te in der Welt aus, son­dern durch einen „Dia­log mit der Welt“, wenn auch ohne fal­sche Kom­pro­mis­se. Trat unter Paul VI. jedes apo­lo­ge­ti­sche und mis­sio­na­ri­sche Wir­ken in den Hin­ter­grund, wie dies ins­ge­samt für die Kir­che der Fall war, kehr­te es unter Johan­nes Paul II. in die Redak­ti­ons­stu­be zurück. Seit­her bemüht sich die Civil­tà  Cat­to­li­ca an der Neue­van­ge­li­sie­rung einer Welt mit­zu­wir­ken, die immer hete­ro­ge­ner wird und sich von Ideen ange­zo­gen fühlt, die dem Evan­ge­li­um fern stehen.

Wesens­merk­sam der Zeit­schrift ist bis heu­te, daß jede Aus­ga­be zuvor im Vati­kan vom Staat­s­e­kre­ta­ri­at gegen­ge­le­sen und erst nach Ertei­lung einer Druck­erlaub­nis in Druck gege­ben wird. Was in der Civil­tà  Cat­to­li­ca erscheint, kann daher bis zu einem bestimm­ten Grad als offi­ziö­se Aus­sa­ge des Hei­li­gen Stuhls gewer­tet werden.

Neue Gestaltung der Civiltà  Cattolica vorgestellt – Gesamtes Archiv frei im Internet zugänglich

Neue Gestaltung der Civiltà  CattolicaGestern wur­de vom Pres­se­amt des Hei­li­gen Stuhls das neue Kleid der Zeit­schrift vor­ge­stellt. Im Lau­fe der Jah­re wur­de die gra­phi­sche Gestal­tung mehr­fach geän­dert, zuletzt 1970. Eine Erneue­rung sei nach über 40 Jah­ren ange­bracht gewe­sen, mein­te der Chef­re­dak­teur Pater Anto­nio Spa­da­ro auf der Pressekonferenz.

Gemein­sam mit der neu­ge­stal­te­ten Titel­sei­te und ande­ren gra­phi­schen Ver­än­de­run­gen stell­te Pater Spa­da­ro auch die neue Digi­tal­aus­ga­be der Zeit­schrift vor. Mit dem Satz wur­den auch inhalt­li­che Ände­run­gen durch­ge­führt. Neue Rubri­ken kamen hin­zu, alte wur­den gestri­chen. Civil­tà  Cat­to­li­ca ver­sucht damit ver­än­der­ten For­men der Infor­ma­ti­ons­wei­ter­ga­be Rech­nung zu tra­gen. Eine „Not­wen­dig­keit“ so Pater Spa­da­ro um „Brücken zwi­schen dem Den­ken der Kir­che, dem Leben der Gesell­schaft und dem kul­tu­rel­len Leben der Welt von heu­te“ zu bauen.

Neben der Druck­aus­ga­be, kann die Zeit­schrift künf­tig auch in der digi­ta­len Aus­ga­be erwor­ben wer­den. Durch Zusam­men­ar­beit mit Goog­le Books wur­de das gesam­te Archiv der Zeit­schrift ab der ersten Aus­ga­be von 1850 im Inter­net abruf­bar gemacht und kann frei und kosten­los genutzt wer­den. Umständ­li­che Wege in Fach­bi­blio­the­ken gehö­ren damit der Ver­gan­gen­heit an.

Ziel sei es, so Pater Spa­da­ro gegen­über Radio Vati­kan, stets die „inno­va­ti­ve Treue“ der Grün­der­vä­ter zu begrei­fen und unter ver­än­der­ten Gege­ben­hei­ten neu umzu­set­zen. An der Neu­ge­stal­tung wur­de seit Mona­ten gear­bei­tet, um sie mit der Aus­ga­be des 6. April, dem Tag der Erst­aus­ga­be vor 163 Jah­ren umset­zen zu kön­nen. „Letzt­lich besteht die Bedeu­tung des Jour­na­lis­mus in der Fähig­keit, die Wirk­lich­keit mit den Kate­go­rien des Wah­ren, Guten und Schö­nen zu lesen.“ Es gehe dar­um, den Lesern „Schlüs­sel“ in die Hand zu geben, „um eine kom­ple­xe Welt“ zu begrei­fen. Die Zahl der Mit­ar­bei­ter und Autoren wur­de dafür erheb­lich erwei­tert. Sie gehö­ren auch wei­ter­hin alle dem Jesui­ten­or­den an.

In der ersten neu­ge­stal­te­ten und digi­ta­len Aus­ga­be lau­ten die The­men: Der 50. Jah­res­tag von „Pacem in Ter­ris“; Die the­ra­peu­ti­sche Kul­tur in den west­li­chen Gesell­schaf­ten; Reli­giö­se Bit­ten im Werk von Boc­c­ac­cio; Die Debat­te über den Ein­satz von bewaff­ne­ten Droh­nen; Die Kri­se der Demo­kra­tie?, Die ersten Hand­lun­gen von Papst Fran­zis­kus: aus theo­lo­gi­scher Sicht; „The Master“, ein Film von Paul Tho­mas Ander­son; dazu die gewohn­ten Rezen­sio­nen von Buchneuerscheinungen.

Text: Giu­sep­pe Nardi
Bild: Civil­tà  Cattolica

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