(New York) Amerikas rebellische Schwestern sehen einen Hoffnungsschimmer. Zumindest einen Versuch haben sie gestartet, zu testen, ob der neue Papst die Rute wieder aus dem Fenster nimmt, die ihnen Papst Benedikt XVI. gesetzt hat. Sie hoffen auf die „Barmherzigkeit“ von Papst Franziskus, doch ein Akt der Demut und des Gehorsams fehlt vollends. Die Schwestern weichen aber keinen Millimeter von ihrem Ungehorsam ab.
Für den neuen Papst haben die stolzen Schwestern stattdessen eine lange Liste von Forderungen zusammengestellt und urteilen auch gleich über die Kirche und das Pontifikat Benedikts XVI. Sie „hoffen mit vielen“, auf eine „andere Aufnahme und Behandlung“ in der Kirche, nicht mehr als „2. Klasse“. Die Liste für die eine andere „Behandlung“ gefordert wird, reicht von den wiederverheiratet Geschiedenen, in deren Reihen sich auch eine Schwester des Papstes befindet, bis zu den Homosexuellen, von den modernistischen Theologen bis zu den Rebellenpriestern und natürlich nicht zuletzt auch sie selbst, die Rebellenschwestern des Frauenordendachverbandes LCWR, den Papst Benedikt 2012 unter kommissarische Verwaltung gestellt hat.
Nach einer apostolischen Visitation stellte der Vatikan fest, daß die in der LCWR zusammengeschlossenen US-Frauenorden in unterschiedlicher Intensität feministische, esoterische und humanitäre Ziele verfolgten, die sich weit von der katholischen Glaubenslehre entfernt hatten. Ihr Einsatz für die „Schwächsten“ ist zum Teil so selektiv, daß sie das „Recht“ der Frauen auf Abtreibung verteidigen und mit den Abtreibungsbefürwortern gegen Lebensschützer demonstrieren.
Die Rebellinnen glauben unter anderem „hoffen“ zu dürfen, weil der neue Papst selbst aus einem Orden stammt. Aus dem Mund einer der Anführerinnen, Sr. Nancy Sylvester von den Schwestern des Unbefleckten Herzens Mariens von Monroe in Michigan (die Schwestern haben ihr Ordenskleid alle längst abgelegt) klingt das so: „Ich bin wirklich zuversichtlich wegen dem, was er [Papst Franziskus] schon gemacht hat und wegen seines ganzen Lebenslaufes: er ist ein Papst mit Erfahrung im Einklang mit der Ordenswelt“. Sr. Simone Campbell, die durch ihre Rede auf der Convention der Demokratischen Partei bekannt wurde, auf der 2012 die Wiederkandidatur von US-Präsident Barack Obama beschlossen wurde, erklärte großzügig: „Die Welt hat großen Durst nach einem geistlichen Führer, einem ‚wirklichen‘ geistlichen Führer, und ich hoffe, daß der neue Papst wirklich dieser ist und nicht durch interne politische Kämpfe geleitet ist, unsere Angelegenheit ist nämlich dort angesiedelt und nicht eine Frage des Glaubens“.
Ganz anders sehen das die amerikanischen Bischöfe. Der Vorsitzende der zuständigen Kommission, Erzbischof Peter Sartain von Seattle, erklärte in einer Pressekonferenz, keinen Grund zur Annahme zu haben, daß sich etwas unter dem neuen Papst an der Position des Heiligen Stuhls gegenüber den abtrünnigen Schwestern ändern werde.
Der Bruch geht tief durch die Kirche in den USA. Der Drang, die Kirche als besseren humanitären Verein mit einigen ethischen Prämissen zu sehen, ist in progressiven Kreisen weit verbreitet. Den Grund dafür sieht Erzbischof Sartain in einem bestimmten Drang, Fragen der Glaubenslehre zu meiden oder diese nur selektiv anzunehmen, um sich auch der Frage konkreter Konsequenzen zu entziehen.
Text: Giuseppe Nardi
Bild: Riposte Catholique