(Vatikan) Papst Franziskus hat seine ersten Personalentscheidungen getroffen. Den Gepflogenheiten des Heiligen Stuhls folgend bestätigte er den zweiten Sekretär seines Vorgängers, den Priester Alfred Xuereb aus Malta in seinem Amt. Es ist üblich, daß der erste Sekretär mit dem Ende eines Pontifikats ausscheidet und durch eine Vertrauensperson des neuen Papstes ersetzt wird. Der zweite Sekretär des Vorgängers wird hingegen für eine Übergangszeit beibehalten, um einen fließenden Übergang zu haben. In einem zweiten Moment wird in der Regel auch er dann vom neuen Papst ersetzt. Papst Franziskus hat noch keinen ersten Sekretär ernannt.
Papst Benedikt XVI. ernannte seinen ersten Sekretär, Msgr. Georg Gänswein im Herbst 2012 zum Präfekten des Apostolischen Hauses. Als solcher könnte er, sofern vom neuen Papst bestätigt, auch weiterhin seinen Dienst im Vatikan verrichten. Der Präfekt hat keinen Einfluß auf die Entscheidungen des Papstes, koordiniert aber alle Besuche und Begegnungen mit Außenstehenden von den Staatschefs bis zu einfachen Gläubigen. Msgr. Gänswein ist zudem weiterhin persönlicher Sekretär von Benedikt XVI., der derzeit auf Castel Gandolfo lebt.
Nun berichtet die Online-Tageszeitung News Cattoliche, daß Msgr. Gänswein als Erzbischof-Koadjutor von Joachim Kardinal Meisner ernannt werden könnte mit Nachfolgerecht. Der Sekretär von Papst Benedikt XVI. könnte damit nächster Erzbischof von Köln werden. Es fällt die Parallele zu Stanislaw Kardinal Dziwisz auf, dem ersten Sekretär von Papst Johannes Paul II., der von Papst Benedikt XVI. am 1. Juni 2005, zwei Monate nach dem Tod seines Vorgängers zum Erzbischof von Krakau ernannt wurde, jenem Sitz eines Metropoliten, den bereits der verstorbene Papst innegehabt hatte. 2006 wurde Erzbischof Dziwisz in den Kardinalsstand erhoben. Auch Köln ist ein Erzbischofssitz, der traditionell mit der Kardinalswürde verbunden ist. Kardinal Meisner wird Ende des Jahres 80.
Papst Franziskus hat, ebenfalls den Gepflogenheiten folgend, alle Dikasterienleiter an der Römischen Kurie bestätigt mit der dafür üblichen Formel donec aliter provideatur, bis er eben andere Entscheidungen treffen wird. Deshalb läßt sich an seiner Personalpolitik vorerst nichts ablesen.
Vor dem Sprung zu höheren Würden gilt Msgr. Lorenzo Baldisseri, der ehemaligen Nuntius für Brasilien und nunmehrige Sekretär der Bischofskongregation und Sekretär des Kardinalskollegiums, weshalb ihm im Konklave eine besondere Aufgabe zufiel. Als Papst Franziskus, gerade gewählt, den weißen Pileolus des Papstes erhielt, setzte er seinen purpurnen Kardinalspileolus Msgr. Baldisseri auf. Diese spontane Geste wird als Zeichen gewertet, daß der Kurienerzbischof im nächsten Konklave in den Kardinalsrang erhoben wird. Die Kardinalserhebung des Konklavesekretärs hat durchaus Tradition in der Kirche. Benedikt XVI. kreierte den damaligen Sekretär Kurienerzbischof Francesco Monterisi nicht im ersten Konsistorium, aber später.
Eine Berufung an die Kurie könnte auch Msgr. Nicola Girasoli, den Nuntius für die Antillen betreffen. Er ist mit dem neuen Papst seit langem befreundet und war bis 2005 für sechs Jahre als Legationsrat an der Nuntiatur in Buenos Aires tätig.
Text: Giuseppe Nardi
Bild: Messa in Latino