Piusbruderschaft: ihr Platz in der Catholica


Petersdom Papst Benedikt XVI Einigung mit PiusbruderschaftKlei­ne Erwei­te­rung von Klaus Obenauer

Anzei­ge

Jüngst habe ich auf die­sem Forum ein erstaun­lich rege dis­ku­tier­tes „Votum“ ab­gegeben, näm­lich in Sachen „Brief von Erz­bi­schof Di Noia“. – Mir ist klar, daß dies ein Risi­ko bedeu­tet. Gera­de mit Blick auf jene, die als Prie­ster der FSSPX oder als von ihnen pasto­rier­te Lai­en betrof­fen sind und sich mit mei­ner Sicht der Din­ge so gar nicht anfreun­den kön­nen, möch­te ich noch­mals her­aus­stel­len: Als jemand, der sich nicht uner­heb­lich (mit per­sön­li­chen Risi­ken) in den Dis­kurs ein­ge­bracht hat, woll­te ich eben mein Votum abge­ben (und sah mich in der Pflicht dazu). Ich möch­te damit die Mei­nungs­bil­dung dis­kret beglei­ten, aber nicht auf­dring­lich Ein­fluß neh­men, wie ich die „Auto­no­mie“ der Mit­glie­der und Anhän­ger der FSSPX respek­tie­re, näm­lich als jener, die über ihre Zukunft in der Kir­che gemäß dem Urteil ihres Gewis­sens ent­schei­den. Dies gilt um so mehr, als der Brief ja exklu­siv an die FSSPX gewandt war, um eigent­lich dort „in came­ra cari­ta­tis“ dis­ku­tiert zu werden.

Aber an dem Fak­tum, daß die­ser Brief durch Indis­kre­ti­on zum „publi­cum poli­ti­cum“ gewor­den ist, ist jetzt nichts mehr zu ändern. Und so möch­te ich die Gele­gen­heit nut­zen, die ins­ge­samt doch sehr knapp gera­te­nen Aus­füh­run­gen mei­nes Votums von letz­ter Woche etwas zu ver­tie­fen und zu ergän­zen. Dies, wie gesagt, nicht um indis­kret mei­ne Posi­ti­on auf­zu­drän­gen, son­dern um für mei­ne Sicht zu werben.

Es ist durch­ge­sickert, daß der Papst nicht unmaß­geb­lich an die­sem Brief betei­ligt sein, ja mora­lisch der eigent­lich Enga­gier­te sein soll, ohne sich als sol­cher zu er­kennen zu geben. Ich set­ze wie schon in mei­nem Votum die­se Unterstel­lung vor­aus. Über­dies gehe ich davon aus, daß dem Papst auch dar­an gele­gen ist, als mora­li­sche Haupt­per­son iden­ti­fi­ziert zu wer­den, die sich frei­lich mit Be­dacht damit zurück­hält, in Erschei­nung zu tre­ten. – Von daher möch­te ich zum ersten noch einen Hin­weis zur rech­ten Rezep­ti­on und Inter­pre­ta­ti­on des Brie­fes geben. Wer mit der Theo­lo­gie des Joseph Ratz­in­ger, der jetzt Papst Bene­dikt ist, eini­germaßen ver­traut ist, der weiß, daß (in Anleh­nung an H.U. von Bal­tha­sar) das Motiv jenes Got­tes, der in Chri­stus sei­ne Macht in der Ohn­macht der Lie­be er­weist, eine gro­ße Rol­le bei ihm spielt. Es geht hier nicht dar­um, wie sympa­thisch dem einen oder der ande­ren die­se Theo­lo­gie ist (die ihm oder ihr viel­leicht nach zu viel „Dia­lek­tik“ anmu­tet). Viel­mehr: Man soll­te davon aus­ge­hen, daß jemand, der so ehr­lich wie Joseph Ratz­in­ger von die­sem Gedan­ken durch­drun­gen ist, sich in der Pflicht weiß, als Papst und somit Stell­ver­tre­ter Chri­sti in des­sen Nach­fol­ge sei­ne pote­stas nicht in Gestalt der Prä­po­tenz aus­zu­üben, son­dern im Ent­ge­gen­kom­men bis zum äußer­sten. Und so hat die­ser Brief schon et­was sehr Kenoti­sches: Wenn­gleich dar­in so man­che Vor­hal­tun­gen an die Ad­resse der FSSPX gerich­tet wer­den, so machen sich dar­in doch (in gene­re ge­sprochen) die römi­schen „Amts­trä­ger“ (und im Hin­ter­grund eben der Papst sel­ber) in schier atem­be­rau­ben­der Wei­se zur Par­tei (soweit es eben mög­lich ist), sie neh­men sich mit ins Boot, wis­sen die kri­ti­schen Wor­te über den nicht-/brü­­der­li­chen Umgang mit­ein­an­der auch an sich sel­ber gerich­tet. – Dies will dann aber auch hei­ßen: Der Papst ist in sei­ner ihm eige­nen demü­ti­gen Aus­übung sei­ner pote­stas bis zum äußer­sten gegan­gen. Von daher war­ne ich davor, und dies mit Bestimmt­heit, das Ver­hal­ten des Pap­stes als tak­ti­sches Rück­zugs­ge­fecht zu miß­deu­ten, so im Sin­ne: „wenn wir ihn noch län­ger hin­hal­ten, schla­gen wir da noch viel mehr raus“. Die­se Rech­nung wird nicht auf­ge­hen. Des­sen sei man versichert!

Und von mei­nem geist­li­chen Emp­fin­den her möch­te ich sagen: Der Schluß, daß jetzt zuzu­grei­fen sei, drängt sich auf im Sin­ne eines „illa­ti­ve sen­se“; der auf der Ebe­ne des geist­li­chen Urtei­lens mit dem donum con­si­lii zu tun hat. Wenn der Papst (über sei­nen Mit­tels­mann) einer­seits, so wie ich es zu ent­schlüs­seln ge­sucht habe, dem Dis­kurs in doch so über­ra­schen­der Wei­se Platz ein­räumt, um ande­rer­seits deut­li­che Restrik­tio­nen, die einem pri­ma facie nicht so sym­pa­thisch erschei­nen mögen, zu mar­kie­ren: dann ist die­ses Bün­del so anzu­neh­men. In erste­rem drückt sich das ehr­li­che Ent­ge­gen­kom­men aus, in letz­te­rem die Ent­schiedenheit des Lehr­amts, das Gren­zen setzt. Und offen­sicht­lich je län­ger, de­sto ent­schie­de­ner. Von daher liegt kein Rück­zugs­ge­fecht vor; viel­mehr drängt sich das Bild der Inter­vall­schach­te­lung auf.

Was heißt die­se Ent­schie­den­heit des Lehr­amts, die es zu respek­tie­ren gilt, wenn des­halb den­noch nicht sämt­li­che Kon­zils­aus­sa­gen, zumal mit allen Details und gera­de mit Blick auf die umstrit­te­nen Par­tien, als Dog­ma zu gel­ten haben (an­sonsten das Zuge­ständ­nis der Dis­kus­si­on im wohl­be­grenz­ten Rah­men gegen­standslos wäre)? Ich wage zu inter­pre­tie­ren: Kri­tik an der Leh­re des Zwei­ten Vati­ka­nums ist prin­zi­pi­ell mög­lich, unter Umstän­den die zen­tra­le Leh­re einer gan­zen Ver­laut­ba­rung betref­fend (wie gera­de bei „Dignita­tis hum­a­nae“). Jedoch nimmt das höch­ste Lehr­amt für sich nicht nur gene­rell, son­dern noch ein­mal ei­gens in be­zug auf die­ses Kon­zil (und das ihm fol­gen­de Lehr­amt) ent­schie­den in Anspruch, nicht nur kei­ne ei­gentlichen Glau­bensirrtü­mer vorge­tragen zu haben (was ohne­dies nicht zugege­ben wer­den kann), son­dern im all­ge­mei­nen verläß­lich zu sein, also auch für die gan­ze Band­brei­te jener Äuße­run­gen, wo dies­seits der un­bedingten Wahrheitsga­rantie (und so un­fehlbar) gespro­chen wird. Kon­kret for­dert die­ser all­ge­mei­ne Verläßlichkeits­anspruch ei­gens auch für das nach-/kon­zi­liä­re Lehr­amt einen Vertrauensvor­schuß ein, der – bei allen Pro­ble­men, die man berech­tig­ter­wei­se haben mag – die metho­di­sche Her­an­ge­hens­wei­se des Miß­trau­ens aus­schließt. Eine Auswer­tung, die sich von der Heu­ri­stik des prinzi­piellen Ver­dachts lei­ten läßt, kommt nicht in Fra­ge. Der ent­schlos­se­ne Ver­such der Aneig­nung im Lich­te der Tradi­tion („Her­me­neu­tik der Kon­ti­nui­tät“) hat ent­schieden Vor­rang vor dem Erken­nen auf Fehl­lei­stun­gen im Lehr­vor­trag. Vor­rang wohl­ge­merkt: Wo sich der Ver­dacht erhär­tet, daß bei allem (zu unterstel­lendem) guten Wil­len die „Überset­zungsleistung“ des nach-/kon­­zi­liä­ren Lehr­amts miß­lun­gen ist, und zwar auch inhalt­lich, muß dies auf an­­ge­mes­sen-dis­kre­te Wei­se in den Dis­kurs ein­ge­bracht wer­den und wer­den dür­fen. – In be­zug auf die kon­kre­te Pra­xis, und das ist beson­ders wich­tig, wie es ja auch dem Brief von Erz­bi­schof Di Noia zu entneh­men ist: Prio­ri­tär ist nicht die Kri­tik, son­dern die posi­ti­ve Dar­le­gung der Glau­benswahr­heit. Und bei aller gebote­nen Vor­sicht wäh­ne ich mich nicht in trügeri­scher Ei­genmächtigkeit, wenn ich sage, zum be­schworenen Cha­risma der Bru­der­schaft wird es gegebe­nenfalls ge­hö­ren, (in po­sitiver Hin­sicht) ihre Dik­tion zu wah­ren: Durch ihre be­sondere An­knüpfung am vor­kon­zi­liä­ren Lehr­amt, wie zumal den Rück­griff auf die vor­kon­zi­liä­ren Kate­chismen (allen vor­an dem von Tri­ent), wird sie die Sel­big­keit der Kir­che heu­te mit jener der zurückliegen­den Jahrhun­derte bezeu­gen. Zwei­fels­oh­ne ist dies ein ausgezeich­neter, notwen­diger Dienst an der Mar­kanz und Trenn­schär­fe kirchli­cher Lehr­verkündigung. Ent­spre­chend kann es von ihr nicht erwar­tet wer­den, die spezifi­sche Spra­che des Kon­zils zu spre­chen. Wer sol­ches, auch von Rom aus, erwar­tet, macht eine Ver­söhnung zur Illusion.

Allein: All die­se Ver­su­che, die Trag­wei­te jener Platz­an­wei­sung aus­zu­lo­ten, die der Brief des Erz­bi­schofs umschreibt, blei­ben alle ein wenig ble­chern, wenn eine posi­ti­ve Per­spek­ti­ve fehlt. Wie kann die Pius­bru­der­schaft mit ihrem ent­schiedenen mate­ri­el­len Katho­lisch-Sein bei gleich­zei­ti­ger inne­rer Reser­viert­heit in bezug auf das nach-/kon­zi­liä­re Lehr­amt in das kirch­li­che Leben ein­ge­hen? Was die kon­kret-prak­ti­schen Pro­ble­me angeht: so wich­tig die­se sind; mei­ne Auf­ga­be als Theo­lo­ge sehe ich nicht dar­in, die­se zu dis­ku­tie­ren. Die Fra­ge, die ich mir stel­le, ist viel­mehr die der pro­gram­ma­ti­schen Ver­mitt­lung, in der allen vor­an die FSSPX für sich sel­ber ein attrak­ti­ves Pro­gramm sehen kann. – In der Lek­tü­re von Joseph Ratz­in­gers „The­sen zum The­ma ‚Zehn Jah­re Vati­ca­num II´“ aus dem Jah­re 1975/​76 (deutsch erst­mals in: Gesam­mel­te Schrif­ten 7/​2, Frei­burg 2012, 1060–1063) bin ich neu­lich auf fol­gen­des inter­es­san­te Resü­mee gestoßen:

„Eine kon­flikt­lo­se Ver­schmel­zung von Kir­che und Welt zu erstre­ben, heißt das Wesen von Kir­che und Welt ver­ken­nen. Das Christ­sein lässt sich nicht der Plau­si­bi­li­täts­stuk­tur einer Epo­che ein­ord­nen; der Christ muss sich gera­de heu­te dar­auf ein­stel­len, dass er einer Minder­heit zuge­hört und dass er weit­ge­hend im Wider­spruch steht zu dem, was plau­si­bel ist, zum ‚Sche­ma die­ser Welt‘, wie Pau­lus sagt (Röm 12,2). Der Plau­si­bi­li­tät der Welt setzt der Christ die Urteils­fä­hig­keit der gläu­bi­gen Ver­nunft ent­ge­gen. Fähig­keit und Mut zum Wider­spruch, Kraft zum Anneh­men einer Min­der­heits­si­tua­ti­on ein­zu­üben, wird zu den drin­gend­sten Aufga­ben des christ­li­chen Welt­ver­hält­nis­ses in den näch­sten Jah­ren gehö­ren – in Abkehr von dem Trend der nach­kon­zi­lia­ren Eupho­rie, der gera­de hier sich beson­ders gründ­lich ver­irrt hat­te.“ (ebd. 1062sq.)

Als Leit­mo­tiv mei­ner eige­nen Par­tei­nah­me im Kon­flikt um die FSSPX, getra­gen von einem deut­li­chen Wohl­wol­len für letz­te­re und ihre Anlie­gen, sehe ich das, was ich u.a. mit „Wah­rung des kon­fron­ta­ti­ven Gegen­übers“, das dem Katholi­schen gera­de in der Uni­ver­sa­li­tät der Sen­dung eigen ist, benen­ne. Und das sehe ich im obi­gen Zitat aus dem Werk Joseph Ratz­in­gers, des heu­ti­gen Pap­stes, auf sei­ne eige­ne Wei­se ange­spro­chen, ange­spro­chen gera­de im Kon­text einer nüch­ternen Ana­ly­se der Nach­kon­zils­si­tua­ti­on. Und hier gibt es eine schier unersetzli­che Funk­ti­on für die FSSPX: Sie hat sich den Sinn für die­ses Kon­fron­ta­ti­ve, das zur katho­li­schen Mis­si­on gehört, bewahrt; bewahrt wie kaum eine ande­re Bewe­gung in der Kir­che. Ohne die­se Kon­fron­ta­ti­on ist die Mis­si­on nicht mehr Mis­sion, son­dern letzt­lich moni­sti­sche Sym­bio­se: die glat­te Ver­keh­rung und dar­in Auf­he­bung des Katho­li­schen, das von Oben her kommt, her­kommt von der uni­versalen Sen­dung von Sohn und Hei­li­gem Geist in die Welt hin­ein, aber vom weltentho­benen einen und drei­fal­ti­gen Gott her. Sel­bi­ger Joseph Ratz­in­ger ent­larvte nicht umsonst in einem Auf­satz eben­so aus dem Jah­re 1975 die Ten­denz, im Zuge je­nes nach­kon­zi­lia­ren Opti­mis­mus, für den gera­de „Gau­di­um et spes“ Patron war, alle sog. „Dua­lis­men“ auf­zu­he­ben: „Leib-See­le, Kir­che-Welt, Gna­de-Natur, ja schließ­lich gar noch Gott-Welt“: Kir­che und Welt. Zur Fra­ge nach der Rezep­tion des II. Vati­ka­ni­schen Kon­zils (Gesam­mel­te Schrif­ten 7/​2, 1040–1059, hier 1046sq.).

Ech­te Katho­li­zi­tät als uni­ver­sa­le Sen­dung die­ser bestimm­ten Kir­che vom tran­szendenten einen und drei­fal­ti­gen Gott her gegen die moni­sti­sche Ver­fäl­schung und völ­li­ge Ver­keh­rung ins All-ein­heits-Den­ken: Gera­de im Kon­text der Fra­ge um die Pius­bru­der­schaft sehe ich dar­in einen erst­ran­gi­gen theo­lo­gi­schen Pro­grammpunkt sowie einen Schlüs­sel zu einer Lek­tü­re des Kon­zils, die die Gei­ster schei­det. Ein Blick auf die jüng­ste Aus­ga­be der Theo­lo­gisch-prak­ti­schen Quar­talschrift erweist es: Es fin­den sich dar­in (nicht nur, aber gera­de auch) Bei­trä­ge, die das tie­fe Ver­ken­nen des Katho­li­schen offen­ba­ren, wenn nicht gar die Verle­genheit ange­sichts die­ses „Kon­fes­si­ons­merk­mals“, dem es dann doch noch et­was abzu­ge­win­nen gilt, näm­lich im Kalei­do­skop der ein­an­der berei­chern­den Denomina­tionen. Dort, wo man glaubt, die „katho­li­sche Wei­te“ gegen­über „Ausgrenzun­gen“ o.ä. ein­for­dern zu müs­sen, um in die­sem Zuge der Piusbru­derschaft eine Ver­fäl­schung des Katho­li­schen vor­zu­wer­fen, stellt sich mir die Fra­ge, ob man unter Beru­fung auf die Katho­li­zi­tät nicht in Wahr­heit ein Plä­doyer für ein „Broad-church-move­ment“ hält. (In der angli­ka­ni­schen Gemein­schaft des 19. Jahr­hun­derts jeden­falls stan­den sich bekannt­lich „Anglokatholi­ken“ und Anhän­ger der „broad church“ nicht sehr freund­lich gegenüber.)

Und für die­ses erst­ran­gi­ge Pro­gramm, in dem der FSSPX eine erst­ran­gi­ge Funk­ti­on zukom­men könn­te, exi­stie­ren ech­te, wert­vol­le Anknüp­fungs­punk­te im Zwei­ten Vati­ka­num sel­ber, der­art, daß Pro­ble­me mit die­sem Kon­zil nicht über­gangen wer­den müs­sen. Die Kir­chen­kon­sti­tu­ti­on „Lumen gen­ti­um“ (LG) ent­faltet, zumal im Bogen von LG 13 – LG 17, einen star­ken Begriff von Katholi­zität. Die theo­lo­gi­sche Schlüs­sel­ka­te­go­rie zur Bestim­mung des Außerverhältnis­ses der Kir­che ist mit­nich­ten der Dia­log (der loco et tem­po­re sei­ne Bedeu­tung behält), son­dern die Katho­li­zi­tät der einen wah­ren Kir­che unter dem Pri­mat der Kathe­dra Petri (vgl. LG 13, zweit­letz­ter Abschnitt), beru­hend auf ihrer univer­salen Sen­dung, wel­cher die Beru­fung exzep­ti­ons­los aller Men­schen zur Glied­schaft in die­ser Kir­che ent­spricht. Ent­spre­chend gehö­ren alle Men­schen entwe­der in irgend­ei­ner Wei­se zu die­ser Kir­che oder sind auf sie hin­ge­ord­net (LG 13Ende): und in die­sem Zuge kommt auf die getauf­ten Nicht­ka­tho­li­ken und die Nicht­chri­sten je eigens die Spra­che (LG 15 u. 16). – Erbe die­ses star­ken Katho­lizitätsbegriffs ist nicht umsonst das Mis­si­ons­de­kret „Ad gen­tes“. Was hin­ge­gen das Öku­me­nis­mus­de­kret „Unita­tis red­in­te­gra­tio“ angeht, so ver­bie­tet es sich zwar, einen direk­ten Gegen­satz in der Sach­aus­sa­ge zu kon­stru­ie­ren; jedoch ist hier be­zeichnenderweise der Ansatz­punkt nicht die Katho­li­zi­tät der einen wah­ren Kir­che, son­dern sozu­sa­gen der Öku­me­ni­sche Dis­kurs (Arti­kel 1), in den sich die katho­li­sche Kir­che mit ihren Prin­zi­pi­en (Kapi­tel I) ein­bringt: eine methodi­sche Diver­genz mit erheb­li­cher Trag­wei­te, für deren kri­ti­sche Auf­ar­bei­tung le­gitimer Spiel­raum bleibt und blei­ben muß. – Dies zumal als Hin­weis, wie ein nuan­ciert-kri­ti­scher Umgang mit der Kon­zils­ma­te­rie unter dem Vor­zei­chen der Loya­li­tät zum (auch kon­zi­liä­ren) Lehr­amt unter ande­rem aus­se­hen könnte.

In die­sem Sin­ne mag ich an die FSSPX und ihre Ver­ant­wort­li­chen demü­tig die Fra­ge stel­len: Kann es nicht sein, daß es jetzt an der Zeit ist, Euren Platz in der Mit­te der Catho­li­ca zu suchen, sowohl um Eurer Katho­li­zi­tät wil­len als auch der Katho­li­zi­tät der Kir­che wil­len, deren wah­res Wesen es wie­der zum Glän­zen zu brin­gen gilt?

Dr. theol. Klaus Oben­au­er ist Pri­vat­do­zent an der Katho­lisch-theo­lo­gi­schen Fakul­tät der Uni­ver­si­tät Bonn.
Bild: Asianews

Print Friendly, PDF & Email
Anzei­ge

Hel­fen Sie mit! Sichern Sie die Exi­stenz einer unab­hän­gi­gen, kri­ti­schen katho­li­schen Stim­me, der kei­ne Gel­der aus den Töp­fen der Kir­chen­steu­er-Mil­li­ar­den, irgend­wel­cher Orga­ni­sa­tio­nen, Stif­tun­gen oder von Mil­li­ar­dä­ren zuflie­ßen. Die ein­zi­ge Unter­stüt­zung ist Ihre Spen­de. Des­halb ist die­se Stim­me wirk­lich unabhängig.

Katho­li­sches war die erste katho­li­sche Publi­ka­ti­on, die das Pon­ti­fi­kat von Papst Fran­zis­kus kri­tisch beleuch­te­te, als ande­re noch mit Schön­re­den die Qua­dra­tur des Krei­ses versuchten.

Die­se Posi­ti­on haben wir uns weder aus­ge­sucht noch sie gewollt, son­dern im Dienst der Kir­che und des Glau­bens als not­wen­dig und fol­ge­rich­tig erkannt. Damit haben wir die Bericht­erstat­tung verändert.

Das ist müh­sam, es ver­langt eini­ges ab, aber es ist mit Ihrer Hil­fe möglich.

Unter­stüt­zen Sie uns bit­te. Hel­fen Sie uns bitte.

Vergelt’s Gott!