In Rom gibt es „Widersprüchliches“ und „Sabotage“ – Msgr. Fellay über das Stocken der Einigungsgespräche


(Rom/​Menzingen) Der Gene­ral­obe­re der Prie­ster­bru­der­schaft St. Pius X. nennt die Situa­ti­on „blockiert“. Bei den Eini­gungs­ge­sprä­chen mit Rom sei man wie­der an den Aus­gangs­punkt zurück­ge­kehrt. Der Distrikt­obe­re des Deut­schen Distrikts, Pater Franz Schmid­ber­ger schrieb in der Novem­ber-Aus­ga­be des Mit­tei­lungs­blat­tes der Bru­der­schaft: „Die Gesprä­che mit Rom wegen einer Nor­ma­li­sie­rung unse­rer Bezie­hun­gen zum Hei­li­gen Stuhl sind ins Stocken gera­ten – von einem Schei­tern zu spre­chen ist aller­dings über­trie­ben und wird der Sache nicht gerecht. War­um das Stocken?“ und was die­ses „Stocken“ genau bedeu­tet, dar­über sprach Msgr. Ber­nard Fel­lay vor weni­gen Tagen in Paris. Er bezeich­ne­te dort die neue Mes­se als „schlecht“ und sprach von Bischö­fen und Kar­di­nä­len, die „Wege seg­nen, die zur Höl­le füh­ren“. Der Vati­ka­nist Andrea Tor­ni­el­li faß­te den Inhalt der jüng­sten Aus­sa­gen von Msgr. Fel­lay zusammen.

Fellay antwortet erstmals öffentlich und rekonstruiert Ereignisse der vergangenen Monate

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Am ver­gan­ge­nen 6. Sep­tem­ber bat der Gene­ral­obe­re der Pius­bru­der­schaft, Bischof Ber­nard Fel­lay, die Päpst­li­che Kom­mis­si­on Eccle­sia Dei in einem Schrei­ben um mehr Zeit für sei­ne Ant­wort auf den Vor­schlag des Hei­li­gen Stuhls: die jüng­ste Fas­sung der Dok­tri­nel­len Prä­am­bel, die den Lefeb­vria­nern im Juni die­ses Jah­res gemein­sam mit einem Vor­schlag für die kano­ni­sche Aner­ken­nung der Bru­der­schaft (als Per­so­nal­prä­la­tur) unter­brei­tet wur­de. [Der Hei­li­ge Stuhl kam die­sem Wunsch nach und gewähr­te der Pius­bru­der­schaft mit einer Erklä­rung der Päpst­li­chen Kom­mis­si­on Eccle­sia Dei vom 27. Okto­ber mehr Zeit. Anm. Katho​li​sches​.info].

Nun ant­wor­te­te Fel­lay zum ersten Mal aus­drück­lich und öffent­lich, indem er die Geschich­te der Bezie­hun­gen mit Rom in den ver­gan­ge­nen Mona­ten rekon­stru­ier­te, die auch von inter­nen „Lei­den“ gekenn­zeich­net waren. Der Bischof tat dies in der Pre­digt, die er in der von ihm zum Mar­tins­tag, am 11. Novem­ber in der Kir­che von Saint Nico­las du Char­don­net in Paris zele­brier­ten Mes­se hielt.

Fel­lay erklär­te zunächst, daß der Aus­schluß von Bischof Richard Wil­liam­son nicht von den Bezie­hun­gen mit dem Hei­li­gen Stuhl beein­flußt wur­de, son­dern die Fol­ge „eines Pro­blems“ war, „das seit lan­ger Zeit andau­er­te“. Dann frag­te er, wie Rom am Bei­spiel des inter­re­li­giö­sen Tref­fens von Assi­si oder im Korankuß (eine Anspie­lung auf eine Geste Johan­nes Pauls II.) eine Kon­ti­nui­tät zwi­schen dem Zwei­ten Vati­ka­ni­schen Kon­zils und der Tra­di­ti­on der Kir­che sehen könne.

Widersprüchliche Signale: Wollte Benedikt XVI. die Piusbruderschaft ohne Bedingungen anerkennen?

Der lefeb­vria­ni­sche Gene­ral­obe­re sprach aus­drück­lich von einem „Wider­spruch“ des Hei­li­gen Stuhls und den Per­so­nen, die am Hei­li­gen Stuhl tätig sind, indem er von einer „Spal­tung“ in der Aus­übung der Auto­ri­tät und von „Sabo­ta­ge“ gegen Ent­schei­dun­gen zugun­sten der Tra­di­tio­na­li­sten sprach. Fel­lay erin­ner­te dar­an, daß die Glau­bens­ge­sprä­che ohne eine schrift­li­che Über­ein­kunft been­det wur­den, der Papst aber den­noch „eine kano­ni­sche Lösung vor­ge­schla­gen hat“.

Er sprach von offi­zi­el­len Mit­tei­lun­gen – den Text der zu unter­schrei­ben­den Päam­bel, die Bedin­gun­gen –, die neben offi­ziö­sen Mit­tei­lun­gen von Per­so­nen von Eccle­sia Dei und auch von einem Kar­di­nal ste­hen, die hin­ge­gen davon spra­chen, daß Bene­dikt XVI. die Pius­bru­der­schaft ohne Bedin­gun­gen aner­ken­nen wür­de. In den ver­gan­ge­nen Mona­ten, so der Bischof, hät­ten sich also wider­sprüch­li­che offi­zi­el­le und offi­ziö­se Mit­tei­lun­gen bezüg­lich des päpst­li­chen Wil­lens zu einer Eini­gung zu kom­men, überschlagen.

Fel­lay erklär­te, er habe des­halb ver­sucht, zu klä­ren, wel­che der bei­den Linie, die wah­re sei. Ange­sichts der in der Prä­am­bel vom Juni ent­hal­te­nen Auf­for­de­rung, das Zwei­te Vati­ka­ni­schen Kon­zil anzu­er­ken­nen, habe er direkt dem Papst geschrie­ben. Die Ant­wort kam und fiel bekannt­lich nicht wunsch­ge­mäß aus.

Briefwechsel Fellay-Papst: Drei Bedingungen

Bene­dikt XVI. rief die Bedin­gun­gen in Erin­ne­rung, die für eine Eini­gung not­wen­dig sind. Die erste ist die Aner­ken­nung der Tat­sa­che, daß es dem Lehr­amt der Kir­che zusteht, fest­zu­le­gen, was der apo­sto­li­schen Tra­di­ti­on ange­hört. Die zwei­te ist die Aner­ken­nung des Zwei­ten Vati­ka­ni­schen Kon­zils als Teil die­ser Tra­di­ti­on. Die drit­te ist die Aner­ken­nung der Gül­tig­keit und Recht­mä­ßig­keit des Novus Ordo Mis­sae.

Im Zusam­men­hang mit der neu­en Mes­se sprach Fel­lay von „Zer­stö­run­gen“, die die­se pro­vo­ziert hät­te, kon­kret nann­te er „den Glau­bens­ver­lust“ und „die lee­ren Kir­chen“. „Sie ist schlecht. Das habe ich Rom geant­wor­tet. Wir spre­chen nor­ma­ler­wei­se nicht über die Recht­mä­ßig­keit, wir sagen ein­fach, daß die Mes­se schlecht ist und das genügt.“

„Stehen wieder am Ausgangspunkt, an dem bereits Msgr. Lefebvre stand“

Daher stell­te der Gene­ral­obe­re der Pius­bru­der­schaft fest, daß „die Din­ge blockiert sind, man ist zum Aus­gangs­punkt zurück­ge­kehrt, wir sind wie­der genau am sel­ben Punkt, an dem sich Msgr. Lefeb­v­re 1974 befand. Und so set­zen wir unse­ren Kampf fort.“

Für Fel­lay ist die der­zei­ti­ge Kri­se „wahr­schein­lich die schlimm­ste, die die Kir­che je erlit­ten hat“, weil es „Bischö­fe und Kar­di­nä­le gibt, die die See­len nicht mehr in den Him­mel füh­ren, son­dern die Wege seg­nen, die zur Höl­le füh­ren“. Er schloß die Pre­digt, indem er die Erschei­nun­gen von La Salet­te und Fati­ma zitier­te, deren Pro­phe­zei­un­gen „eine schmerz­li­che, schreck­li­che Zeit“ ankün­di­gen, mit Rom, das „den Glau­ben ver­liert“ und zum „Sitz des Anti­chri­sten“ wird.

Text: Vati­can Insider/​Giuseppe Nardi
Bild: Die­ter Volkerts

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