Prügel statt „Weltruhm“ für Pussy Riot-Imitatoren – Ukrainischer Don Camillo verteidigte seine Kirche


(Kiew) Vier Jugend­li­che woll­ten die rus­si­sche Akti­ons­grup­pe Pus­sy Riot nach­ah­men und in einer Kir­che ein Pro­test­lied gegen den Staats­prä­si­den­ten sin­gen. Der Pfar­rer sah „Män­ner mit Gegen­stän­den, die wie Gitar­ren aus­sa­hen“ in die Kir­che schlei­chen. Er stell­te sich ihnen sofort mit einem Weih­rauch­faß bewaff­net ent­ge­gen. „Ich habe noch nie soviel Prü­gel abbe­kom­men“, sag­te der Kopf der ukrai­ni­schen Punk­band Dick Revolt.

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Die ukrai­ni­sche Tritt­brett­fah­rer­ge­schich­te ver­lief jedoch in jeder Hin­sicht glimpf­li­cher als das rus­si­sche Ori­gi­nal. Da die Akti­on wegen des beherz­ten Ein­schrei­tens des Pfar­rers nicht umge­setzt wer­den konn­te, wur­de die Kir­che weder für den poli­ti­schen Pro­test miß­braucht, noch durch einen blas­phe­mi­schen Akt ent­weiht, wie dies in der Chri­stus-Erlö­ser-Kathe­dra­le in Mos­kau durch die links­extre­men Femi­ni­stin­nen von Pus­sy Riot gesche­hen ist.

Die Mit­glie­der der ukrai­ni­schen Punk­band müs­sen auch nicht für zwei Jah­re in ein rus­si­sches Straf­la­ger. Sie kamen mit einer Tracht Prü­gel von Pater Was­si­li, dem Pfar­rer der Sankt-Niko­laus-Kir­che von Bar­win­kow davon.

Ein wei­te­res Mit­glied von Dick Revolt, Lyu­bo­mir Tolo­kon­ni­kov­sky bestä­tig­te, „schon seit lan­gem nicht mehr soviel Prü­gel ein­ge­steckt“ zu haben.

Laut ukrai­ni­scher Pres­se ver­such­ten die Mit­glie­der der Punk­band am Mor­gen des 9. Novem­ber mit Frau­en­strumpf­ho­sen über die Köp­fe gezo­gen in die Niko­laus-Kir­che von Bar­win­kowo im Bezirk Wer­cho­wy­na in der Regi­on Iwa­no-Fran­kiwsk nahe der ukrai­nisch-rumä­ni­schen Gren­ze ein­zu­drin­gen. Dick Revolt, der Name der Grup­pe ist ledig­lich die männ­li­che Form der weib­li­chen Mos­kau­er Aktionstruppe.

Ganz ihrem Vor­bild ent­spre­chend woll­ten auch sie in der Kir­che ein Punk-„Gebet“ gegen den Staats­prä­si­den­ten los­wer­den. Rich­te­te sich der Pro­test von Pus­sy Riot gegen Ruß­lands Staats­ober­haupt Wla­di­mir Putin, woll­ten Dick Revolt mit dem­sel­ben blas­phe­mi­schen Akt unter Aus­tausch des Namens gegen den ukrai­ni­schen Prä­si­den­ten Vik­tor Janu­ko­witsch protestieren.

In der Ukrai­ne, durch die anti­kirch­li­chen Angrif­fe der ver­gan­ge­nen Mona­te vor­ge­warnt, reagier­te der ört­li­che Prie­ster jedoch umge­hend. Als die Grup­pe von ihrem Vor­ha­ben nicht ablas­sen woll­te, prü­gel­te Pater Was­si­li sie zur Kir­che hin­aus und über­gab sie der Poli­zei. Bei einer Begeg­nung, die kurz dar­auf auf der Poli­zei­sta­ti­on statt­fand, las der Prie­ster den Jugend­li­chen die Levi­ten, zog dann die Anzei­ge gegen sie zurück, was ihre sofor­ti­ge Frei­las­sung ermög­lich­te, und for­der­te sie auf, künf­tig „Bes­se­res“ zu tun.

„Seit zwei Jah­ren spie­len wir Punk Rock. Berühmt sind wir aber nicht gewor­den. Ein Freund erzähl­te uns von Pus­sy Riot und wie sie welt­be­kannt wur­den. Da haben wir beschlos­sen, ihren Erfolg nach­zu­ah­men. Wir haben den Namen der Band in Dick Revolt geän­dert, Frau­en­strumpf­ho­sen gekauft und woll­ten, unser erster Auf­tritt, in einer Kir­che spie­len. Aber plötz­lich war da ein Prie­ster mit einem Weih­rauch­faß in der Hand. Seit lan­gem haben wir nicht soviel Prü­gel bekom­men“, gestand Tolon­ni­kov­sky, ein Band­mit­glied, der sogar den Namen des Pus­sy Riot-Mit­glieds Nad­hed­za Tolo­kon­ni­ko­va nachahmte.

Pater Was­si­li erklär­te, gera­de die Ker­zen in der Kir­che aus­ge­löscht zu haben, als er „selt­sa­me Gestal­ten“ in die Kir­che ein­drin­gen sah. „Ich habe gedacht, das sind Die­be und rann­te, um die hei­li­gen Gegen­stän­de zu beschützen“.

Die vier Jugend­li­chen blie­ben nur kurz in einer Zel­le. Pater Was­si­li, der ukrai­ni­sche Don Camil­lo, such­te sie dort auf, zog nach einer Stand­pau­ke die Anzei­ge zurück und die Jugend­li­chen kehr­ten auf frei­en Fuß zurück.

Text: Giu­sep­pe Nardi
Bild: Wikicommons

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1 Kommentar

  1. Ich dach­te, dass man von Pus­sy RIot gelernt hät­te, dass Pro­test­ak­tio­nen in der Kir­che nicht „vor­teil­haft“ sind. Klar hat Pus­sy Riot für eine Men­ge Auf­ruhr gesorgt, hät­ten sie es aller­dings an einem bes­se­ren Ort getan, wäre das Urteil nicht auf die­se Wei­se gefal­len. Es ist zwar gut, dass sich jemand für das Volk ein­setzt, man soll­te das aber anders voll­zie­hen. Putin soll­te aller­dings auch mer­ken, dass die Unru­hen in sei­nem Land grö­ßer wer­den und reagieren.

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