„‘Aggiornamento‘ bedeutet nicht den Moden nachzulaufen“ – Benedikt XVI. zu noch lebenden Konzilsvätern


(Vati­kan) Papst Bene­dikt XVI. emp­fing am 12. Okto­ber, anläß­lich des 50. Jah­res­ta­ges der Eröff­nung des Zwei­ten Vati­ka­ni­schen Kon­zils eine Grup­pe von Kon­zils­teil­neh­mern und die Vor­sit­zen­den der Bischofs­kon­fe­ren­zen der gan­zen Welt. Das katho­li­sche Kir­chen­ober­haupt nütz­te die Gele­gen­heit zu Kurs­kor­rek­tu­ren und Mah­nun­gen bei der Inter­pre­ta­ti­on der öku­me­ni­schen Kir­chen­ver­samm­lung der 60er Jah­re des vori­gen Jahr­hun­derts. „Das Chri­sten­tum ist immer neu“, es ist „ein immer jun­ger und blü­hen­der Baum“., so Bene­dikt XVI. in sei­ner Anspra­che.

Noch lebende Konzilsväter und Vorsitzende der Bischofskonferenzen bei Benedikt XVI.

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Wenn Johan­nes XXIII. zur Zeit des Kon­zils von einem Aggior­na­men­to sprach, so bedeu­te „die­se Aktua­li­sie­rung, die­ses aggior­na­men­to nicht einen Bruch mit der Tra­di­ti­on, son­dern ist Aus­druck von deren fort­dau­ern­der Leben­dig­keit“. Dies sag­te der Papst einer Grup­pe von noch leben­den Kon­zils­vä­tern, die er in der Sala Cle­men­ti­na gemein­sam mit den Patri­ar­chen der mit Rom ver­bun­de­nen ori­en­ta­li­schen Kir­chen und den Vor­sit­zen­den der Bischofs­kon­fe­ren­zen empfing.

Aggiornamento bedeutet nicht Glauben verkürzen, indem man ihn dem unterwirft, was uns oder der öffentlichen Meinung gefällt“

„Das bedeu­tet nicht, den Glau­ben zu ver­kürz­ten, indem man ihn den Moden der Zeit unter­wirft, je nach­dem was uns gefällt oder was der öffent­li­chen Mei­nung gefällt, son­dern das Gegen­teil“, es gehe dar­um, „das heu­te unse­rer Zeit in das heu­te Got­tes zu bringen.“

Bene­dikt XVI. erin­ner­te dar­an, daß „ein Wort, das der seli­ge Johan­nes XXIII. fast pro­gram­ma­tisch aus­ge­ge­ben hat­te, in den Kon­zils­ar­bei­ten immer wie­der­kehr­te: das Wort aggior­na­men­to“. „Im Abstand von 50 Jah­ren seit der Eröff­nung der fei­er­li­chen Kir­chen­ver­samm­lung wird sich man­cher fra­gen, ob die­ser Aus­druck viel­leicht von Anfang an nicht ganz glück­lich war. […] Ich bin über­zeugt, daß die Intui­ti­on, die der seli­ge Johan­nes XXIII. mit die­sem Wort ver­knüpf­te rich­tig war und nach wie vor rich­tig ist.“

„Nur wer tief in Gott verwurzelt ist und Glauben in Reinheit lebt kann Zeugnis geben, nicht wer sich flüchtigem Moment anpaßt und den bequemsten Weg geht“

Das Chri­sten­tum, so Bene­dikt XVI., „darf weder als ‚etwas der Ver­gan­gen­heit‘ betrach­tet wer­den noch darf es mit einem stän­di­gen Blick ‚zurück‘ gelebt wer­den, denn Jesus Chri­stus ist gestern, heu­te und in Ewigkeit.“

„Das Kon­zil war eine Zeit der Gna­de, in der uns der Hei­li­ge Geist lehr­te, daß die Kir­che auf ihrem Weg durch die Geschich­te, immer zum zeit­ge­nös­si­schen Men­schen spre­chen muß. Das kann aber nur durch die Kraft jener gesche­hen, die tie­fe Wur­zeln in Gott haben, die sich von Ihm füh­ren las­sen und die in Rein­heit ihren Glau­ben leben. Es kommt nicht von jenen, die sich dem flüch­ti­gen Moment anpas­sen oder den bequem­sten Weg wäh­len“, so Papst Bene­dikt XVI.

Text: Giu­sep­pe Nardi
Bild: Poste Italiane

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3 Kommentare

  1. Man muss aller­dings wis­sen, dass das Kon­zil eine neue Kir­che her­vor­ge­bracht hat.
    Auch wenn Johan­nes Paul II. dies­be­züg­lich offe­ner gespro­chen hat als Bene­dikt, indem er vom neu­en Pfing­sten, von der Kir­che des neu­en Advent sprach, so ist Bene­dikt nur eben vorsichtiger.
    Es gilt nach­wie­vor: Alle Kon­zils­be­für­wor­ter sind sich dar­in einig nichts mehr mit der vor­kon­zi­lia­ren Kir­che zu tun haben zu wol­len. Dies bestä­tigt klar, dass es mit den Kon­zil zur Grün­dung einer neu­en Kir­che kam.
    Wer von Kon­ti­nui­tät spricht wie der Papst, macht sich etwas vor.

  2. Die nie­der­län­di­schen, deut­schen, fran­zö­si­schen Kar­di­nä­le, die wich­ti­gen Kon­zils­be­ra­ter Rah­ner, Con­gar, Schil­le­be­eckz, Küng u.a. haben sich weit­ge­hend auf dem Kon­zil durch­ge­setzt, sie haben auch die nach­kon­zi­lia­re Ent­wick­lung weit­ge­hend beein­flusst. Der omi­nö­se Geist des Kon­zils ist die Ent­fal­tung, die Fort­set­zung einer Ent­wick­lung, die wäh­rend des Kon­zils begann. Inso­fern ist der Geist des Kon­zils nicht vom Kon­zil zu trennen.
    Am Ende des Kon­zils tri­um­phier­te Hans Küng, dass auf dem Kon­zil mehr erreicht wur­de, als er vor­her zu hof­fen gewagt habe. Das ist nur ein Bei­spiel. Es war aller­dings noch nicht genug . Ein­ge­streu­te Zwei­deu­tig­kei­ten in den Kon­zils­tex­ten soll­ten hel­fen, das Kon­zil als Basis für eine „anders­for­mi­ge Kir­che“ (Con­gar) zu benut­zen. Es ist weit­ge­hend gelun­gen. „Vor­kon­zi­li­ar“ wur­de zum aus­gren­zen­den Schimpfwort.
    Die vor­kon­zi­lia­re und die nach­kon­zi­ia­re Kir­che haben noch eine gemein­sa­me Fas­sa­de, obwohl die bröckelt. Inhalt­lich ist die Tren­nung fast vollzogen.

  3. Hat sich die Katho­li­sche Kir­che ins Nir­wa­na ver­flüch­tigt? Oder wo sonst soll sie sein?
    Sie ist da und sie lebt, zwar mit diver­sen Gebre­chen und Weh­we­chen, aber eben auch mit einer uner­schüt­ter­ten Schar Prie­ster und Gläubiger.

    Wer die Kir­che infra­ge stellt, der muß sich fra­gen, wo er selbst steht. Das Lehr­amt ist in Rom und nicht in unse­ren Köpfen.

    Dar­an ändert auch die Pre­digt in der „Katho­li­sche Mor­gen­fei­er“ auf BR I heu­te früh nichts, in der der Refe­rent als Zeit­geist­li­cher wirk­te. Da wur­de nur eines nicht ganz klar, ob er den „Geist des Kon­zils“ mit dem Hei­li­gen Geist iden­tisch stellt.

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