(Prag) Die tschechische Zisterzienserabtei Vyšší Brod – Hohenfurth ist zu einer altirtuellen Gemeinschaft geworden. Die Heilige Messe wird für die Gläubigen sowohl in der ordentlichen wie in der außerordentlichen Form des Römischen Ritus zelebriert. Die Klostergemeinschaft selbst kehrte im Herbst 2011 zum traditionellen Chor- und Stundengebet der Zisterzienser zurück und feiert in der klassischen Form des Römischen Ritus. Bei der Wiederbelebung des überlieferten Offiziums wurde sie von der bundesdeutschen Trappistenabtei Mariawald unterstützt. Das Leben der Mönchsgemeinschaft beginnt um 4.15 Uhr mit dem Aufstehen und endet um 19.15 Uhr (im Sommer 19.45) mit dem Vorlesen der Benediktsregel, den Collationes, der Komplet und dem Salve Regina. Danach herrscht „Strenges Nachtschweigen“.
Teile des prachtvoll renovierten Klosters können besichtigt werden, neben der Stiftskirche gilt dies vor allem für die beeindruckende Bibliothek und das Refektorium. „Für die Teilnahme an der Führung ist eine dezente, dem Ort entsprechende Kleidung nötig“, heißt es auf der Internetseite des Klosters.
750 Jahre zisterzienisches Ora et Labora im südböhmischen Hohenfurt
Die Zisterzienserabtei Hohenfurth wurde 1259 im damals schon deutschbesiedelten Südböhmen gestiftet. Der Stifter war Wok von Rosenberg aus dem Haus der mächtigen Witigonen, denen Adalbert Stifter, der aus dem nahen, ebenfalls deutschböhmischen Oberplan stammte, ein literarisches Denkmal setzte. Besiedelt wurde das neue Kloster mit Mönchen aus dem Stift Wilhering bei Linz an der Donau.
Das Zentrum der errichteten Klosterherrschaft bildete die Marktgemeinde Hohenfurt zusammen mit rund 100 Höfen des Umlandes. Während der Hussitenkriege und des Dreißigjährigen Krieges wurde die Abtei in Mitleidenschaft gezogen, übernahm jedoch im Rahmen der gegenreformatorischen, katholischen Erneuerung die Seelsorge in zahlreichen Pfarreien der Umgebung. Durch Beteiligung am Bildungswesen entging das Kloster sogar dem Josephinischen Klostersturm am Ende des 18. Jahrhunderts.
„Feindseligkeiten“ des 20. Jahrhunderts
Anfang des 20. Jahrhunderts zählte der Marktflecken Hohenfurt 1.599 deutsche und elf tschechische Einwohner (Volkszählung von 1910). Dennoch wurde die Gegend von Hohenfurt samt dem gleichnamigen Kloster (zur Unterscheidung aber mit einem Schluß‑H geschrieben) nach dem Ersten Weltkrieg von den Siegermächten der im Herbst 1918 ausgerufenen tschechoslowakischen Republik zugesprochen. Der neue Staat stand den Zisterziensern mit „einer feindseligen Gesinnung“ gegenüber, wie es in der Klosterchronik heißt. Die Feindseligkeit war sowohl ideologisch als auch ethnisch motiviert. Im Zuge der Bodenreform wurde fast der gesamte Klosterbesitz von mehr als 5.500 Hektar Wald- und Ackerland enteignete. Der Abtei blieben nur mehr 250 Hektar.
Die Wahl des 43. und vorerst letzten Abtes gestaltete sich 1925 schwierig. Die tschechischen Behörden teilten mit, einen ihnen nicht genehmen, sprich „zu deutschen“ Kandidaten nicht anzuerkennen. Dabei hatte die ethnische Frage im Kloster nie eine Rolle gespielt. Der Konvent von Hohenfurth war seit seiner Gründung deutsch gewesen. Daran hatte sich auch jetzt nichts geändert. Geändert hatte sich jedoch der Staat, der nun nationaltschechisch bestimmt war.
Abt Tezelin Jaksch (1885–1954)
Die Mönche suchten daher einen tüchtigen Kandidaten, der das Kloster einerseits führen konnte und andererseits den Behörden nicht „negativ aufgefallen“ war. Die Wahl fiel auf den aus Hackelhöf bei Budweis (tschechisch Haklovy Dvory) stammenden Pater Tezelin Jaksch (1885–1954), der damals Pfarrer in Payerschau (Boršov nad Vltavou) war. Hackelhöf war Teil der damals schon stark geschrumpften deutschen Budweiser Sprachinsel. Gewählt wurde er „wegen seines vornehmen Wesens und seiner vollkommenen Beherrschung der tschechischen Sprache“, wie die Klosterchronik berichtet.
Abt Tezelin gelang es nach längeren Verhandlungen drei Viertel des ursprünglichen Klosterbesitzes zurückzuerlangen, zumindest zu pachten, weil der Staat keinen Käufer dafür gefunden hatte. Damit konnte die wirtschaftliche Grundlage des Klosters, wenn auch mit Abstrichen, erhalten bleiben. Das war auch notwendig, denn die Abtei erlebte trotz der politischen Veränderungen eine große Blüte mit zahlreichen Berufungen.
1938 kam die Abtei, die mit 70 Mönchen gerade den Höchststand ihrer Geschichte erreicht hatte, gemeinsam mit dem Sudetenland zum nationalsozialistisch beherrschten Deutschen Reich. Die tschechischen Mönche mußten das Stift verlassen, Abt Tezelin wurde unter einem Vorwand verhaftet und 1939 in das Protektorat Böhmen und Mähren abgeschoben, zu dem sein Geburtsort nun gehörte.
1941 Aufhebung durch die Nationalsozialisten, 1950 durch die Kommunisten
Mit Pater Dominik Kaindl wählte der Konvent in dieser Situation einen Abtkoadjutor. 1941 wurde das Kloster schließlich von den Nationalsozialisten nach fast 700jährigem Bestehen aufgehoben. Pater Engelbert Blochl starb im KZ Dachau, 21 Mönche wurden zum Kriegsdienst in der Wehrmacht eingezogen, von denen zehn an der Front fielen und ein weiterer in der Kriegsgefangenschaft starb. Während des Krieges hatte die Wehrmacht im Kloster ein Lazarett eingerichtet. Die amerikanischen Truppen, die bei Kriegsende bis Südböhmen gelangt waren, machten daraus ein Militärlager.
Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges bemühte sich Abt Tezelin Jaksch um die Wiedererrichtung des Klosters, was formalrechtlich zwar gelang, jedoch von der tschechischen Regierung ad absurdum geführt wurde. Die deutschen Mönche, und damit fast der gesamte Konvent, wurden im Zuge der von den Tschechen durchgeführten ethnischen Säuberung mit der übrigen deutschen Bevölkerung vertrieben. Die Behörden beschlagnahmten den gesamten Besitz und erklärten, daß „die Zisterzienser von Hohenfurth Verräter und Feinde der Tschechoslowakischen Republik“ seien. Zurückbleiben durften nur die wenigen tschechischen Mönche und mit großer Mühe der Abt, weil ihn die Nationalsozialisten verbannt hatten.
Mit der kommunistischen Machtübernahme 1948 wurde dann aber nahtlos an die nationalsozialistische Verfolgung angeknüpft. Abt Jaksch mußte Kloster Hohenfurth noch im selben Jahr verlassen und wurde als letzter deutscher Mönch vertrieben. Er ging nach Österreich. Das abgewürgte Kloster wurde 1950 erneut aufgehoben, diesmal von den Kommunisten. Die beiden letzten noch anwesenden tschechischen Mönche wurden interniert und das Kloster in eine Kaserne der tschechoslowakischen Armee umgewandelt.
Die vertriebenen Hohenfurther Mönche fanden in österreichischen und bayerischen Zisterzienserklöstern Zuflucht, vor allem im Stift Rein in der Steiermark, das ab 1959 – anläßlich des 700. Stiftungsfestes von Hohenfurth – die Bezeichnung Stift Rein-Hohenfurth annahm.
Die Rückkehr 1990
Nach dem Zusammenbruch der kommunistischen Diktatur kehrten 1990 zwei noch in Rein lebende Hohenfurther Zisterzienser nach Böhmen zurück und begannen mit der Neubesiedlung des Klosters. Insgesamt lebten damals noch sechs Hohenfurther Mönche verstreut in verschiedenen Klöstern Österreichs und Bayerns, doch waren die anderen vier bereits zu alt und zu gebrechlich für eine Rückkehr.
Die Wiedergründung gestaltete sich schwierig, da der bis 1994 tschechoslowakische Staat, seit 1994 Tschechien, kein Interesse am Wiederaufbau des katholischen Ordenswesens zeigte. Die Rückgabe des vom Staat geraubten Klosterbesitzes erweist sich deshalb als zäh und langwierig. Für den Neubeginn kam wirtschaftliche Hilfe vom Zisterzienserstift Heiligenkreuz bei Wien. 1992 konnten die ersten vier Novizen in das Kloster aufgenommen werden. Seither bemüht sich das Priorat Hohenfurth – Vyšší Brod, das seit 2007 von Prior Justinus Berka geleitet wird, um die Wiederbelebung des Klosterlebens und nach dem atheistischen Kahlschlag um die Reevangelisierung Böhmens.
Der in Oberösterreich ansässige Verein zur Förderung des Zisterzienserstiftes Hohenfurth/Vyšší Brod unterstützt die Mönchsgemeinschaft: Mittelpromenade 7, 4048 Puchenau, Österreich
Tel und Fax.: +43 732/221559
www.klastervyssibrod.cz
Text: Giuseppe Nardi
Bild: Kloster Vyssi Brod (Hohenfurth)
In Heilligenkreuz istman darüber nicht begeistert höre ich grade privat
Warum nur!? Manchmal hat man den Eindruck, die sogenannten „Neokonservativen“ sind blindwütigere Konzilsbetonierer, als die sogenannten „Altliberalen“. „Duc in altum..“, kann man ihnen allen nur zurufen. „Die Zeichen der Zeit erkennen..“, das ist doch eine beliebte Phrase der Konziliaren, warum halten sie sich nicht jetzt selbst daran, wo sich die Unzulänglichkeit der Beschlüsse des Konzils für das Glaubensleben und die Identität der Kirche immer deutlicher offenbart?! Hindert niemand, zum Glauben zu kommen!
Na, das ist ja mal eine Nachricht. Wenn das Datum „kehrte im Herbst 2011“ zum traditionellen Ritus zurück … stimmt und es wird erst ein Jahr später bekannt, dann bin ich erfreut, dass da offensichtlich der geistliche Inhalt und nicht die Kirchenpolitik im Vordergrund stand. Dann finde ich es um so glaubwürdiger. Möglicherweise können sich dann ja Mariawald und Hohenfurt stützen, denn beide Klöster finden ja in ihren Gemeinschaften nicht gerade enthusiastische Unterstützung. Aber Vorsicht! Nicht dass man sich hier selbst entwurzelt. Ich halte die Einbindung in die Gesamtheit der Zisterzienser und Trappisten für höchst wichtig. Schon in der Geschichte hat sich das für die Zisterzienser als überlebenswichtig erwiesen. Die Verantwortlichen sollten mit diesem Schatz nicht leichtfertig umgehen. Was echte Tradition ist geht weit über das persönliche Wissen und Empfinden des Einzelnen hinaus.