Apostolischer Nuntius über Piusbruderschaft und Exkommunikation


(Kiew) Mit einem bemer­kens­wer­ten Blog-Ein­trag nahm der Apo­sto­li­sche Nun­ti­us in der Ukrai­ne, Erz­bi­schof Tho­mas Edward Gullick­son gegen sich in man­chen Krei­sen meh­ren­den Stim­men Stel­lung, die eine gene­rel­le Exkom­mu­ni­ka­ti­on der gesam­ten Pius­bru­der­schaft und deren Anhän­ger aus der katho­li­schen Kir­che for­dern, soll­ten die Ver­söh­nungs­ge­sprä­che scheitern.

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Der 1950 in den USA gebo­re­ne Msgr. Gullick­son, 1976 für die Diö­ze­se Sioux Falls zum Prie­ster geweiht, gehört dem Diplo­ma­ti­schen Corps des Hei­li­gen Stuhls an. 2004 zum Erz­bi­schof geweiht, war er Nun­ti­us in ver­schie­de­nen Kari­bik­staa­ten. Seit Mai 2011 ver­tritt er den Hei­li­gen Stuhl in Kiew. Er betreibt den Blog Deo Volen­te Ex Ani­mo, auf dem er am 21. Sep­tem­ber sei­nen Ein­spruch gegen die Exkom­mu­ni­ka­ti­ons­keu­le veröffentlichte.

Erz­bi­schof Gullick­son nimmt Bezug auf das von der Pius­bru­der­schaft am 18. Sep­tem­ber ver­öf­fent­li­che Video-Inter­view mit Pater Franz Schmid­ber­ger, dem Distrikt­obe­ren des deut­schen Distrikt der Bru­der­schaft. In dem Inter­view nimmt Pater Schmid­ber­ger zum aktu­el­len Stand der Ver­söh­nungs­ge­sprä­che mit dem Hei­li­gen Stuhl Stel­lung und betont, daß die Prä­am­bel, wie sie der Bru­der­schaft am 12. Juni über­ge­ben wur­de, von ihr nicht akzep­tiert und unter­schrie­ben wer­den könne.

Der ukrai­ni­sche Nun­ti­us äußert gro­ße Wert­schät­zung für Pater Schmid­ber­ger, der von 1982 bis 1994 Gene­ral­obe­rer der Pius­bru­der­schaft war: „Mit wirk­lich auf­rich­ti­ger Begei­ste­rung, möch­te ich mich bei Rora­te Cae­li dafür bedan­ken, dass es das You­tube Video-Inter­view mit P. Schmid­ber­ger ver­öf­fent­licht hat. Die­ser Prie­ster hat sich immer durch sei­ne kla­ren und eigen­stän­di­gen Mei­nun­gen aus­ge­zeich­net, durch die noble und fun­dier­te Art sei­ner Ana­ly­sen. Die­ses Video stellt kei­ne Aus­nah­me dar.

So sehr es mich schmerzt, zu hören, dass er Abstand nimmt vom Weg der vol­len Gemein­schaft mit der einen, hei­li­gen, katho­li­schen und apo­sto­li­schen Kir­che, wo allein das Ubi Petrus Ibi Eccle­sia gefun­den wer­den kann, kann ich den­noch sei­ne Beson­nen­heit würdigen.“

Dann geht Erz­bi­schof Gullick­son auf die For­de­rung nach einer neu­er­li­chen und noch umfas­sen­de­ren Exkom­mu­ni­ka­ti­on ein, die zu ver­hän­gen sei, soll­te die Pius­bru­der­schaft „die aus­ge­streck­te Hand des Pap­stes aus­schla­gen“. Eine For­de­rung, die der Nun­ti­us zurück­weist, da die „Exkom­mu­ni­ka­ti­on in ihrer Inten­ti­on und ihrer Wir­kung heil­brin­gend sein soll­te. Eine Exkom­mu­ni­ka­ti­on soll­te für die Kir­che heu­te arbei­ten, wie sie es in den Wor­ten des hl. Pau­lus tat: Ich über­ge­be den Mann (der mit der Frau sei­nes Vaters zusam­men­lebt) dem Satan in der Hoff­nung, dass sei­ne See­le geret­tet wer­de, und um in der Zwi­schen­zeit die Ursa­che für einen gro­ßen Skan­dal im Kör­per der Kir­che zu besei­ti­gen. Nach so vie­len Jah­ren fern von uns, braucht es Argu­men­te, um mich zu über­zeu­gen, daß eine erneu­er­te oder aus­ge­dehn­te Exkom­mu­ni­ka­ti­on die Bru­der­schaft auf die Knie zwin­gen und heim zu Petrus brin­gen wür­de“ oder dass die fort­dau­ern­de Tren­nung der Pius­bru­der­schaft ein sol­cher „Skan­dal“ wäre, daß durch sie das ewi­ge See­len­heil von Gläu­bi­gen gefähr­det sein könn­te. Schließ­lich gehe es bei der Pius­bru­der­schaft nicht um irgend­ei­ne Häresie.

Msgr. Gullick­son äußert dann grund­sätz­li­che Zwei­fel, „ob die Stra­fe des Kir­chen­banns heu­te wirk­sam ein­ge­setzt wer­den kann“ als Mit­tel, „um irgend­je­man­den zurück­zu­füh­ren“, der sich noch nicht in der vol­len Gemein­schaft mit uns befindet.

Die Fra­ge wür­de sich aller­dings neu stel­len, soll­te die Bru­der­schaft irgend­wann gül­ti­ge aber unrecht­mä­ßi­ge Bischofs­wei­hen vor­neh­men. Der Nun­ti­us stellt dann die Fra­ge in den Raum, war­um sich die Pius­bru­der­schaft nicht einer bereits bestehen­den tra­di­ti­ons­ver­bun­de­nen Gemein­schaft ihrer Wahl anschließt, die sich in der vol­len Ein­heit mit Rom befin­det und kano­nisch aner­kannt ist.

In die­sem Zusam­men­hang äußert der Nun­ti­us auch eine gewis­se Kri­tik an Papst Bene­dikt XVI., obwohl er eine sol­che Absicht von sich weißt, wenn er meint, durch das Ange­bot einer Per­so­nal­prä­la­tur für die Pius­bru­der­schaft sei der Papst sehr „groß­zü­gig“ gewe­sen. In der Ver­gan­gen­heit habe man sich weni­ger groß­zü­gig gegen­über ande­ren tra­di­ti­ons­ver­bun­de­nen Grup­pen gezeigt, die sich nie von Rom getrennt hatten.

„Die Fra­ge für mich und ich den­ke auch für Pater Schmid­ber­ger ist immer die­sel­be: Was geschieht, wenn die­se klar den­ken­de Eli­te, von der er [Schmid­ber­ger] das her­aus­ra­gen­de Bei­spiel ist, von der Bild­flä­che ver­schwin­det? Wer wird den Kurs bestimmen?“

Erz­bi­schof Gullick­son ruft am Ende sei­ner Über­le­gun­gen dazu auf, „unse­re Gebe­te für die Ein­heit der Kir­che Chri­sti mit und unter Petrus zu verdoppeln“.

Text: Giu­sep­pe Nardi
Bild: Ukrai­ni­sche Katho­li­sche Universität

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