Islamisten-Führer fordern Verurteilung der Christin Rimsha Masih – Entscheidung am 1. September


(Islam­abad) Die Ent­schei­dung über eine mög­li­che Haft­ent­las­sung der min­der­jäh­ri­gen, behin­der­ten Chri­stin Rim­s­ha Masih, die in Paki­stan der Blas­phe­mie gegen den Islam beschul­digt wird, wur­de auf den 1. Sep­tem­ber ver­scho­ben. Die Ver­schie­bung der Haft­prü­fung erfolg­te durch star­ken isla­mi­schen Druck. Isla­mi­sche Rechts­ge­lehr­te kri­ti­sier­ten vor Gericht den ärzt­li­chen Bericht. Sie behar­ren dar­auf, daß das Mäd­chen Blas­phe­mi­ke­rin sei und ver­ur­teilt wer­den müs­se. Wäh­rend es Sor­ge um die Sicher­heit des Mäd­chens gibt, pro­te­stie­ren die Chri­sten gegen die anti­christ­li­che Rich­tung des gan­zes Falles.

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Rim­s­ha wird vor­ge­wor­fen, am 17. August in Uma­ra Jaf­fa einen Koran ver­brannt zu haben. Laut dem berüch­tig­ten Arti­kel 295‑B des paki­sta­ni­schen Straf­ge­setz­bu­ches, gemäß dem berüch­tig­ten Anti-Blas­phe­mie­ge­setz, droht ihr des­halb bis zu lebens­lan­ger Haft. Die Ver­tei­di­ger sagen, das behin­der­te Mäd­chen hat Müll auf­ge­le­sen und dabei auch einen ver­brann­ten Koran. Da das Mäd­chen weder schrei­ben noch lesen kann, habe sie gar nicht erken­nen kön­nen, daß es sich bei dem Buch um einen Koran han­delt. Das Mäd­chen wur­de vor ihrer Fest­nah­me bei­na­he von einer fana­ti­sier­ten Men­ge gelyncht. Seit­her befin­det sie sich im Gefäng­nis von Rawalpin­di. Es ist der erste bekann­te Fall, bei dem der Anti-Blas­phe­mie­pa­ra­graph gegen eine Min­der­jäh­ri­ge zur Anwen­dung gelangt. Als Rache­akt grif­fen radi­ka­le Mos­lems nach der Fest­nah­me des Mäd­chens die christ­li­che Gemein­schaft von Uma­ra Jaf­fa an. Seit­her befin­den sich mehr als 300 christ­li­che Fami­li­en auf der Flucht.

Die isla­mi­sti­sche Front schal­te­te sich in das Ver­fah­ren ein und kri­ti­sier­te die Unter­su­chungs­er­geb­nis­se der Ärz­te­kom­mis­si­on scharf, die dem Mäd­chen eine gei­sti­ge Behin­de­rung atte­stiert hat­te. Laut Anga­ben der Fami­lie ist Rim­s­ha 11 Jah­re alt. Die gericht­lich bestell­te Ärz­te­kom­mis­si­on kam zum Schluß, daß sie zwi­schen 13 und 14, jeden­falls jün­ger als 14 sein dürf­te. Die isla­mi­sti­scher Front behaup­tet hin­ge­gen, die Chri­stin sei bereits16 Jah­re alt, und lei­de auch nicht an gei­sti­gen Stö­run­gen. Sie müs­se daher für ihr Ver­bre­chen zur Rechen­schaft gezo­gen wer­den. Die Huma­ni­tä­re Orga­ni­sa­ti­on World Visi­on in Pro­gress stell­te einen Kau­ti­ons­an­trag für Rim­s­ha, über den das Gericht ursprüng­lich am 28. August ent­schei­den hät­te sol­len. Der isla­mi­sti­sche Druck ließ die Rich­ter den Ter­min verschieben.

Beob­ach­ter rech­nen damit, daß der Gerichts­saal am 1. Sep­tem­ber mit einem star­ken Sicher­heits­auf­ge­bot geschützt wird. Die Stim­mung heizt sich immer mehr auf. Die Straf­pro­zeß­ord­nung sieht die Anwe­sen­heit der Beschul­dig­ten bei der Ver­hand­lung vor dem Unte­ruschungs­rich­ter vor. Christ­li­che Krei­se und Men­schen­rechts­or­ga­ni­sa­tio­nen fürch­ten, daß Fana­ti­ker oder extre­mi­sti­sche Grup­pen ver­su­chen könn­ten, Rim­s­ha zu ermorden.

Radi­ka­le isla­mi­sche Grup­pen haben in der Ver­gan­gen­heit mehr­fach „Selbst­ju­stiz“ geübt und Per­so­nen, Chri­sten wie Mos­lems, die der Blas­phe­mie beschul­digt waren, hingerichtet.

Die Rich­ter müs­sen dar­über befin­den, ob Rim­s­ha nach dem ärzt­li­chen Gut­ach­ten, das vom Gericht ange­ord­net wor­den war, wegen Unzu­rech­nungs­fä­hig­keit und weil sie jün­ger als 14 Jah­re alt ist, zu ent­haf­ten ist. Vor dem Gericht demon­strier­ten Chri­sten und Men­schen­rechts­ak­ti­vi­sten, dar­un­ter Life for All für die Frei­las­sung von Rims­ha­Ma­sih, die wie Asia Bibi zu einer Sym­bol­fi­gur für den Kampf gegen die Dis­kri­mi­nie­rung der Chri­sten und für die Men­schen­rech­te in Paki­stan gewor­den ist. Die Chri­stin Asia Bibi sitzt seit Juni 2009 im Gefäng­nis und wur­de am 8. Novem­ber 2010 als erste Frau in Paki­stan seit Ein­füh­rung des Anti-Blas­phe­mie­ge­set­zes zum Tode ver­ur­teilt. Der fünf­fa­chen Mut­ter wird vor­ge­wor­fen, in einem Streit­ge­spräch mit Mus­li­min­nen Moham­med belei­digt zu haben. Weil sie sich für die Frei­las­sung der Frau und die Abschaf­fung oder zumin­dest Abschwä­chung des Anti-Blas­phe­mie­ge­set­zes ein­ge­setzt hat­ten, wur­den der katho­li­sche Mini­ster für die Min­der­hei­ten, Shah­baz Bhat­ti, und der mos­le­mi­sche Gou­ver­neur des Pun­jab, Sal­man Taseer von fana­ti­schen Mos­lems ermordet.

Text: Asianews/​Giuseppe Nardi
Bild: Asianews

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