(Moskau) Die russische Frauenband Pussy Riot füllt die Titelseiten der Presse. Ein internationaler Aufschrei der Empörung rauscht durch den Blätterwald und berieselt aus den Nachrichtensendungen. Die Band eignet sich vorzüglich: Junge Frauen liefern begehrtes Bildmaterial für männliche Fotografen und Leser. Die mediengerechte Selbstinszenierung der Bandmitglieder mit Unschuldsmiene und „No pasarán“-T-Shirt kommt da wie gerufen. Das Ganze präsentiert sich aufgeblasen als Teil des ewigen Kampfes zwischen Gut und Böse. Die Rollenverteilung im aktuellen Drama lautet: Die guten schwachen Frauen von Pussy Riot kämpfen gegen die bösen starken Männer im Kreml Putin und Medwedew. Die perfekte Story gutmenschlichen Zuschnitts, doch in Wirklichkeit ein schäbiges Märchen, um das Wort Lüge nicht zu strapazieren. Der politische antirussische Hintergrund liefert das Bühnenbild zum Stück. Man braucht nicht weit zurückzublicken, um eine andere Szene desselben Stücks in Erinnerung zu rufen. Im Frühjahr fanden Präsidentschaftswahlen statt. Vor allem wen die westlichen Medien im Kreml nicht mehr sehen wollten, war unüberhörbar. Naiv, wer meint, es ginge dabei wirklich darum, die Demokratie gegen Formen moderner Autokratie zu verteidigen.
Pussy Riot stammen aus linksextremistischem Milieu
Pussy Riot sind die scheinbare Soft-Ausgabe desselben Anti-Putin-Kampfes. So schreiben sich westliche Kommentatoren die Finger wund für diese unschuldigen Mädchen, die von einem Tyrannen, welch Unrecht, in den Kerker geworfen wurden. Doch sind die Mädchen wirklich so unschuldig, wie sie uns viele Medien präsentieren? Sind sie wirklich zu Unrecht zu einer Gefängnisstrafe verurteilt worden? Geht es bei dem Protest wirklich um Putin und heiligt ein politischer Kampf alle Mittel?
Wer eine Kirche entweiht und ein Kreuz umsägt, führt einen Kampf gegen das Christentum
Die Fragen sind mit einem dreifachen entschiedenen Nein zu beantworten. Pussy Riot haben die Chance für einen zvilen Protest leichtfertig verworfen, weil sie Gefangene ihrer radikalen Ideen sind. Welche Unterstützung oder idolhafte Verzeichnung verdienen Frauen, die mit einer Motorsäge ein Kreuz umschneiden? Wer von den Journalisten erwähnt das linksextreme Milieu, dem die Band entstammt? Jenem Milieu, das nostalgisch von der Oktoberrevolution bis Stalin alles feiert, was rot ist, einen fünfzackigen Stern und Sichel und Hammer zeigt? Pussy Riot praktizieren Christenhaß in Reinform. Die westlichen Medien verschweigen in ihrem Feldzug für die Band daher den entscheidenden Prolog: die Entweihung der Christus-Erlöser-Kathedrale in Moskau, um nur eine antichristliche Haßaktion zu erwähnen. Oder noch schlimmer, sie begrüßen sie sogar. Was ist schon die Entweihung eines Gotteshauses für eine postchristliche Medienlandschaft? Für einen Teil der Presse offensichtlich Nichts. Wer eine solche Tat begeht, soll vor der Strenge des Gesetzes geschützt werden, die Rußland zum Schutz der Religion, Gott sei Dank, noch kennt? Entscheidend sei, so wollen uns die Journalisten auch deutschen Landes weismachen, daß Pussy Riot gegen Putin sind, ihre Taten daher Teil eines politischen Kampfes gegen den angeblichen Tyrannen seien. Die Beschimpfung des russisch-orthodoxen Patriarchen als, je nach Übersetzung, „Hund“ oder „Hure“ ist mehr als nur geschmacklos. Die Aufforderung an die „Jungfrau Maria“ Feministin zu werden erst recht. Der Refrain stellt eine gezielte Anspielung auf die orthodoxe Liturgie dar mit der dreifachen Anrufung Gottes, worauf der Soziologe und Jurist Massimo Introvigne aufmerksam machte, nur werden im „Punk-Gebet“ der LGBT-Aktivistinnen Worte gebraucht, die an dieser Stelle nicht wiederholt werden sollen.
Christus-Erlöser-Kirche von Kommunisten gesprengt: Pussy Riot wollte christlichen Sieg über den Atheismus rückgängig machen
Der historische Zusammenhang muß in Erinnerung gerufen werden, um die Dimension der Tat und der noch schändlicheren medialen Verteidigung im Westen zu begreifen. Die 1883 erbaute Christus-Erlöser-Kathedrale von Moskau hat für die Russisch-Orthodoxen Kirche in etwa die symbolische Bedeutung des Petersdoms für die Katholische Christenheit. Als sichtbares Zeichen, das Christentum im bolschewistischen Arbeiterparadies auslöschen zu wollen, wurde die Kathedrale 1931 gesprengt. Eine Orgie der Zerstörung, die von blindem Haß auf Gott und die Religion bestimmt war und den Triumph des Atheismus zelebrieren sollte. Ein Schock für die orthodoxen Christen, der bis heute tiefsitzend nachwirkt. Unter den nichtkommunistischen Staatspräsidenten Boris Jelzin und Wladimir Putin wurde es möglich, die Kathedrale originalgetreu wiederaufzubauen und 2000 zu weihen. Der Wiederaufbau ist nicht nur für Rußland der symbolische Sieg des Christentums über den Kommunismus, des christlichen Rußlands über eine menschenverachtende Ideologie, sondern der Sieg über den Atheismus. Die Christus-Erlöser-Kathedrale ist gewissermaßen das sichtbare Herz der russischen Kirche, das durch das Blut der Märtyrer, der Millionen vom Kommunismus geschundenen und ermordeten Menschen ist. Die Sprengung der Kathedrale wurde von den triumphierenden Bolschewiken gefilmt. Es scheint notwendig, sich die Bilder von 1931 in Erinnerung zu rufen.
In diesen Kontext des antichristlichen Kampfes gehört auch die Solidaritätsaktion der Gruppe Femen. Die Feministinnen sägten in Kiew mit der Motorsäge ein großes Holzkreuz um. Das Kruzifix wurde von den Gender-Aktivistinnen mit triumphierenden antichristlichen Rufen bewußt so gefällt, daß Christus mit dem Gesicht in den Staub fiel. Das von Katholiken errichtete Kreuz erinnerte an die Millionen Opfer des Stalinismus. Die Auswahl der Symbole in Moskau wie in Kiew darf nicht als Zufall angenommen werden. „No pasarán“ war der Schlachtruf der kirchenfeindlichen Volksfront im Spanischen Bürgerkrieg. Er stammt von der Vorsitzenden der Kommunistischen Partei Spaniens, Dolores Ibárruri. Die Blutspur ermordeter Priester und Ordensfrauen und die Schändung unzähliger Kirchen durch die spanischen Volksfrontmilizen schließen den linksextremen und christenfeindlichen Kreis von Pussy Riot.
Mehr als 65.000 Gläubige nahmen an einer Sühneprozession teil, als Patriarch Kyrill I. die liturgischen Handlungen zur Wiedergutmachung der Schändung durchführte.
Demokratie deckt nicht antichristlichen Haß
Proteste gegen Putin, ob berechtigt oder nicht, sind durch die Demokratie gedeckt. Die blasphemische Beleidigung und der Mißbrauch des sakralen Raumes ist es nicht.
Pussy Riot wurden nicht wegen Beleidigung des Staatspräsidenten verurteilt, sondern wegen der entsetzlichen Schändung einer Kirche und christlicher Symbole. Wenn dies auch westliche Ohren offensichtlich nicht gerne hören wollen und selbst katholische Medien das anti-christliche Sakrileg als Anti-Putin-Aktion schönzureden versuchen, um aus einer Anklage eine Gegenanklage formulieren zu können. Für Letztere stellt sich die Frage danach, was Christen noch heilig ist, wenn sie selbst über die brutale Entweihung einer Kirche lächelnd hinwegsehen und den Blick nur auf einen politischen Konflikt zu richten vermögen, nicht aber auf den Dreifaltigen Gott und die Gottesmutter Maria.
Text: Giuseppe Nardi
Bild: Wikicommons