(Rom/Lima) Der Vatikan zog einen Schlußstrich unter einen mehrmonatigen Streit. Die katholische Päpstliche Universität von Peru (PUCP) darf sich künftig weder „päpstlich“ noch „katholisch“ nennen. Die 1917 gegründete Pontificia Universidad Católica del Perú, war von ihrem Gründer Pater Jorge Dintilhac SS.CC bewußt als katholische Universität gedacht worden. Träger der Hochschuleinrichtung ist seither die Erzdiözese Lima. Seit 1942 hatte die Einrichtung das Recht, sich als „Päpstliche Universität“ zu bezeichnen.
Um die katholische Identität der Universität, die über zehn Fakultäten mit mehr als 22.000 Studenten verfügt, kam es in jüngerer Zeit jedoch zum Streit. Die Päpstliche Universität von Peru und ihre Aktivitäten waren nicht mehr von einer nicht-katholischen Universität zu entscheiden. Die vatikanische Bildungskongregation forderte darauf von der PUCP, ihre Statuten der Hochschulkonstitution Ex corde Ecclesiae von 1990 anzupassen und die kirchliche Autorität anzuerkennen.
Die Universität unter ihrem Rektor Marcial Rubio Correa stellte sich jedoch taub. Die Universitätsversammlung lehnte im September 2011 die geforderte Anpassung der Statuten ab und erklärte Rom, daß sich die Universität ausschließlich nach der Verfassung und den Gesetzen Perus und der eigenen Statuten richte. Der Vatikan stellte der Universität schließlich ein Ultimatum, das man in Lima unbeachtet verstreichen ließ.
Als Reaktion zog der Vatikan einen Schlußstrich und entzog der katholischen Päpstlichen Universität von Peru, fünf Jahre vor ihrem 100. Gründungsjubiläum das Recht, sich „katholisch“ und „päpstlich“ zu nennen. Die Entscheidung ist aufsehenerregend. Es gibt keinen vergleichbaren Präzedenzfall. Wie es in Rom heißt, habe es nach „Jahren der Rebellion“ keinen anderen Weg mehr gegeben. Eine Einrichtung, die „nicht mehr auf die Kirche hört und die kirchliche Autorität nicht mehr anerkennt“, habe kein Recht mehr, sich „katholisch“ oder gar „päpstlich“ zu nennen. Alles andere käme einem „Etikettenschwindel“ gleich.
Das kirchliche Aberkennungsdekret wird am 21. Juli gemeinsam mit einem Begleitschreiben an Rektor Marcial Rubio bekannt gegeben. Mit diesen beiden Texten entzieht der Heilige Stuhl der peruanischen Universität jede Anerkennung. Der kurzgefaßte Grund dafür lautet: weil sie nicht mehr ihre ursprüngliche Gründungsmission erfüllt.
Gleichzeitig gibt der Heilige Stuhl bekannt, daß seine Rechte an der Universität unverändert beibehalten werden. Die katholische Kirche denkt nicht daran, das Feld kampflos zu räumen. Die PUCP war von einem katholischen Ordenspriester als katholische Bildungseinrichtung gegründet worden. Die katholische Kirche verfügt über festgeschriebene Rechte. So ist der jeweilige Erzbischof von Lima, derzeit Juan Luis Kardinal Cipriani Thorne Großkanzler der Universität.
Der Konflikt um die katholische Identität der Universität schwelt seit Jahren und ist offensichtlich Ausdruck der Zeit. 1968 hatte der damalige Rektor, der Jesuit Felipe Mac Gregor versichert, die Universität werde „immer“ katholisch sein. Doch in den Jahrzehnten seither wurde sie zum Gegenteil. Verwickelt in die innenpolitischen Konflikte Perus, lange Zeit ein Zentrum einer marxistischen Befreiungstheologie und immer stärker von laizistischen Ideen durchtränkt, wurde die PUCP zu einer von der katholischen Kirche faktisch losgelösten Bildungseinrichtung, an der im Namen der Freiheit Lehren im Widerspruch zur Kirche verbreitet werden.
Zwischen den Universitätsgremien und der Erzdiözese von Lima kam es zu immer schärferen Konflikten, da sich die Universität uneinsichtig zeigte. Die Universitätsgremien maßten sich Zuständigkeiten der kirchlichen Stellen an. Die PUCP unterlag in mehreren vor Gericht ausgetragenen Rechtsstreiten, die vor allem das intellektuelle Erbe von José de la Riva Agüero y Osma betrafen. Einer der Hauptstreitpunkte ist die Weigerung der Universitätsgremien, die Autorität und Zuständigkeiten des Erzbischofs von Lima als Großkanzler anzuerkennen. Entsprechende Aufforderungen Roms verhallten ebenso ungehört wie die Forderungen nach Umsetzung der Apostolischen Konstitution Ex Corde Ecclesiae von Papst Johannes Paul II.
2011 griff die Bildungskongregation ein und schließlich auch das Staatssekretariat des Heiligen Stuhls. Peter Kardinal Erdö bemühte sich vergebens um eine Einigung. Als Rom der Geduldsfaden zu reißen begann, stellte der Heilige Stuhl der Universität mit dem 8. April ein Ultimatum. Die Rebellion endete nun mit der schwerwiegenden Entscheidung, in dem erstmals in der Geschichte einer päpstlichen Universität dieser Titel und selbst das Recht sich „katholisch“ zu nennen, aberkannt wurde.
Rechtlich gesehen befindet sich die Universität im Besitz des Heiligen Stuhls, weshalb ihm das Recht zu dieser drastischen Maßnahme zusteht. Sowohl das Kirchenrecht als auch das peruanische Recht erkennen diese Tatsache an. Sollte sich die PUCP weigern, die Entscheidung umsetzen, ist man in Rom bereit, über die Nuntiatur bei der peruanischen Regierung darauf zu drängen, daß sie für die Umsetzung sorgt, falls Peru keinen diplomatischen Zwischenfall riskieren möchte
Sollte es nicht doch noch ein Einlenken der Universitätsgremien geben, wird die Entscheidung auch Auswirkungen für die Studenten haben. Die Kirche könnte die Ausstellung von akademischen Graden mit dem bisherigen Namen verbieten lassen, womit deren Anerkennung in Frage gestellt wäre. Die Erzdiözese Lima wird inzwischen eine neue Universität gründen mit einer klaren katholischen Identität.
Der Rechtsstreit um die bisherige Päpstliche Universität von Peru geht weiter, da die Kirche als Eigentümerin ihren Rechtsanspruch auf die Universität einfordert.
Text: Giuseppe Nardi
Bild: Vatican Insider
Was ich gerade für eine mir bekannte Katholikin geschrieben habe, trifft hier ebenso zu:
Im geistigen Bereich entsteht Streit immer durch Infragestellen der Wahrheit und, falls sich die Lüge schon durchgesetzt hatte, daß man die „neue Wahrheit“ in Zweifel zieht.
Der „Vater der Lüge“ ist unentwegt aktiv.