Generalkapitel der Piusbruderschaft tagt – Msgr. Di Noia ruft Dominikanerorden zum Gebet für Versöhnung auf


(Vati­kan) Heu­te beginnt das Gene­ral­ka­pi­tel der Prie­ster­bru­der­schaft St. Pius X., bei dem es um den Stand der Gesprä­che mit Rom geht. Ein Kapi­tel mit vie­len Unbe­kann­ten. Gleich­zei­tig rief der neue Vize-Prä­si­dent der Päpst­li­chen Kom­mis­si­on Eccle­sia Dei, Kuri­en­erz­bi­schof Augu­sti­ne Di Noia OP die Domi­ni­ka­ner und Domi­ni­ka­ne­rin­nen in einem inter­nen Schrei­ben auf, für die Ver­söh­nung der Pius­bru­der­schaft mit dem Hei­li­gen Stuhl zu beten. Di Noia hat­te den Orden, dem er selbst ange­hört, bereits 2009 als es um die Angli­ka­ner ging, die in die vol­le Ein­heit mit Rom zurück­keh­ren woll­ten, gebe­ten, die Lita­nei ihres Ordens­grün­ders, des hei­li­gen Domi­ni­kus für einen posi­ti­ven Aus­gang zu beten.

Wie wird Generalkapitel entscheiden? – Dominikanerorden betet weltweit Litanei für Versöhnung mit Piusbruderschaft

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Das Gene­ral­ka­pi­tel der Pius­bru­der­schaft hat ein zen­tra­les und eben­so heik­les The­ma zu behan­deln: Die Ver­söh­nung mit dem Hei­li­gen Stuhl. Es ist noch nicht genau abseh­bar, wel­che Rich­tung die Obe­ren der Bru­der­schaft unter der Füh­rung ihres Gene­ral­obe­ren Msgr. Ber­nard Fel­lay ein­schla­gen wer­den. Fest steht nur, daß einer der vier Bischö­fe der Bru­der­schaft, Msgr. Richard Wil­liam­son nicht am Gene­ral­ka­pi­tel teil­neh­men darf. Er wur­de vom Gene­ral­obe­ren wegen anhal­ten­dem Unge­hor­sam davon aus­ge­schlos­sen. Laut fran­zö­si­schen Medi­en­be­rich­ten, in pri­mis La Croix, Tages­zei­tung der fran­zö­si­schen Bischofs­kon­fe­renz, sol­len die bei­den Bischö­fe Tis­sier de Mal­ler­ais und de Galar­re­ta als Anfüh­rer der Oppo­si­ti­on gegen die Ver­söh­nung mit Rom und den Gene­ral­obe­ren, Msgr. Fel­lay, einen Putsch ver­su­chen. Msgr. Fel­lay wur­de 2006 als Gene­ral­obe­rer bestä­tigt. Sei­ne Amts­zeit dau­ert bis 2018. Wie Ripo­ste catho­li­que schreibt, dürf­te sich die Akti­on als „Bume­rang“ aus­wir­ken, wie bereits zuletzt die von der Oppo­si­ti­on gegen Msgr. Fel­lay an die Öffent­lich­keit gespiel­ten inter­nen Doku­men­te. Das Gene­ral­ka­pi­tel wird jeden­falls eine wich­ti­ge Etap­pe in der inter­nen Klä­rung der Posi­tio­nen darstellen.

Zunächst gilt es, den Ist-Zustand der Ver­hand­lun­gen fest­zu­stel­len und wei­te­re Ent­schei­dun­gen zu tref­fen. Zuletzt hat­te der Gene­ral­obe­re der Bru­der­schaft Msgr. Ber­nard Fel­lay und des­sen Sekre­tär in einem durch Indis­kre­ti­on bekannt gewor­de­nen inter­nen Schrei­ben vom 25. Juni erklärt, daß die Ver­hand­lun­gen an einem „toten Punkt“ ange­kom­men sei­en. Grund dafür war das letz­te Tref­fen des Gene­ral­obe­ren mit dem damals noch amtie­ren­den Prä­fek­ten der Glau­bens­kon­gre­ga­ti­on Wil­liam Kar­di­nal Leva­da am 13. Juni. Dabei teil­te Kar­di­nal Leva­da dem Gene­ral­obe­ren mit, was der Hei­li­ge Stuhl zur Ant­wort der Prie­ster­bru­der­schaft vom April meint.

Ist neue „Präambel“ „nicht exakt“ jene der Piusbruderschaft oder wieder Urfassung von September 2011?

Der Pres­se­spre­cher des Hei­li­gen Stuhls, Pater Feder­i­co Lom­bar­di erklär­te nach dem Tref­fen der Pres­se, daß die von Kar­di­nal Leva­da über­ge­be­ne neue „Dok­tri­nel­le Prä­am­bel“, die von der Bru­der­schaft ange­nom­men und unter­schrie­ben wer­den soll­te, „nicht exakt“ der Ant­wort ent­spre­che, die von der Bru­der­schaft am 17. April dem Vati­kan über­ge­ben wor­den war. Die Rede war von „Anmer­kun­gen und Ergän­zun­gen“, die der Hei­li­ge Stuhl wün­sche und die von Papst Bene­dikt XVI. geneh­migt wor­den sei­en. Ganz anders dage­gen die Reak­ti­on der Pius­bru­der­schaft. Dort spricht man davon, daß Msgr. Fel­lay im Juni fak­tisch wie­der die ursprüng­li­che „Präm­bel“ in der Erst­fas­sung vom 14. Sep­tem­ber 2011 über­ge­ben wor­den sei, so als habe das mona­te­lan­ge Rin­gen seit­her nicht statt­ge­fun­den. Der Gene­ral­obe­re der Pius­bru­der­schaft mein­te, daß man damit wie­der am „Aus­gangs­punkt“ ange­langt sei und somit die Gesprä­che wie­der von vor­ne begin­nen müßten.

Die bei­den Dar­stel­lun­gen sind deut­lich von­ein­an­der abwei­chend. Wo dazwi­schen die Wahr­heit genau ver­or­tet ist, läßt sich der­zeit nicht sagen. Eine genaue Rekon­struk­ti­on der Ver­söh­nungs­ge­sprä­che wird erst in der Zukunft mög­lich sein.

Berufung von Kurienerzbischof Di Noia ausreichendes Signal für Piusbruderschaft?

Wie bekannt kam es nach die­sem Still­stand der Gesprä­che zu weit­rei­chen­den Umbe­set­zun­gen an der Römi­schen Kurie, die wesent­lich die Gesprä­che betref­fen. Papst Bene­dikt XVI. schuf eine neue Posi­ti­on in der Päpst­li­chen Kom­mis­si­on Eccle­sia Dei und ernann­te am 26. Juni den ame­ri­ka­ni­schen Kuri­en­erz­bi­schof Augu­sti­ne Di Noia zu derem Vize-Prä­si­den­ten mit dem Auf­ga­ben­be­reich Pius­bru­der­schaft. Vor einer Woche wur­de der Rück­tritt von Wil­liam Kar­di­nal Leva­da und die Ernen­nung des Bischofs von Regens­burg, Ger­hard Lud­wig Mül­ler zum neu­en Prä­fek­ten der Glau­bens­kon­gre­ga­ti­on und damit gleich­zei­tig auch der Päpst­li­chen Kom­mis­si­on Eccle­sia Dei bekanntgegeben.

Klima zwischen Piusbruderschaft und neuem Präfekt der Glaubenskongregation schlecht

Die Pius­bru­der­schaft begrüß­te die Ernen­nung Di Noi­as, wäh­rend sie auf die Beru­fung Mül­lers aus­ge­spro­chen kri­tisch, ja ableh­nend reagier­te. Die Reak­tio­nen der bei­den auf ihre Ernen­nung fiel eben­so unter­schied­lich aus. Kuri­en­erz­bi­schof Di Noia zeig­te sich in sei­nem ersten Inter­view gegen­über CNS, der Pres­se­agen­tur der ame­ri­ka­ni­schen Bischofs­kon­fe­renz, zuver­sicht­lich, daß die Ver­söh­nung statt­fin­den wer­de. Wört­lich sag­te er: „Eini­gung ist nahe, es braucht nur den letz­ten Anstoß.“ Es gibt Anzei­chen, daß Kuri­en­erz­bi­schof Di Noia umge­hend aktiv wur­de, um jene „letz­ten Hür­den“, von denen er im CNS-Inter­view sprach, aus dem Weg zu räu­men, offen­sicht­lich mit Blick auf das Gene­ral­ka­pi­tel der Piusbruderschaft.

Der neue Prä­fekt der Glau­bens­kon­gre­ga­ti­on äußer­te sich bis­her nicht zu den Gesprä­chen mit der Pius­bru­der­schaft, reagier­te aber pikiert auf die Kri­tik aus tra­di­tio­na­li­sti­schen Krei­sen, die zum Teil soweit gehen, ihm Häre­sie durch Leug­nung von Glau­bens­dog­men vor­zu­wer­fen. Kurz­um, das Kli­ma zwi­schen der Pius­bru­der­schaft und dem neu­en Prä­fek­ten ist gehö­rig ver­gif­tet, noch ehe man sich ein erstes Mal getrof­fen hat. Das zwi­schen­mensch­li­che Kli­ma kann sich schnell bes­sern. Wer wird einen ersten Schritt in die­se Rich­tung tun?

Dominikaner wurden von Di Noia bereits bei Anglikanern zum Gebet mobilisiert

Kuri­en­erz­bi­schof Di Noia rief inzwi­schen, pünkt­lich zum Beginn des Gene­ral­ka­pi­tels der Pius­bru­der­schaft, in einer inter­nen Mit­tei­lung die Domi­ni­ka­ner und Domi­ni­ka­ne­rin­nen, den Orden, dem Di Noia ange­hört, auf, die Lita­nei der hei­li­gen und seli­gen Domi­ni­ka­ner für die Ver­söh­nung mit der Pius­bru­der­schaft zu beten, wie die ame­ri­ka­ni­sche Pro­vinz der Domi­ni­ka­ner bekannt­gab.

Bereits am 21. Febru­ar 2009 war eine sol­che Auf­for­de­rung von Di Noia an den Domi­ni­ka­ner­or­den ergan­gen. Der Kuri­en­erz­bi­schof war damals Unter­se­kre­tär der Glau­bens­kon­gre­ga­ti­on. Er bat damals alle Brü­der und Schwe­stern des Ordens vom 22. Febru­ar bis zum 25. März die Lita­nei des hei­li­gen Ordens­grün­ders zu beten. Das Anlie­gen blieb zunächst geheim. Spä­ter folg­te dann eine Mit­tei­lung von Di Noia, inzwi­schen Sekre­tär der Got­tes­dienst­kon­gre­ga­ti­on, in der er dem Orden offi­zi­ell bekannt­gab, daß das Anlie­gen die Angli­ka­ner waren, die in die vol­le Ein­heit mit Rom zurück­keh­ren woll­ten. Die Gesprä­che um die Errich­tung eige­ner Per­so­nal­or­di­na­ria­te für die Angli­ka­ner befan­den sich damals in ihrer inten­si­ven Pha­se. Di Noia schrieb den domi­ni­ka­ni­schen Ordens­obe­ren am Tag, als in Rom und Lon­don die Errich­tung von Per­so­nal­or­di­na­ria­ten für die zurück­keh­ren­den Angli­ka­ner bekannt­ge­ge­ben wur­de: „Unser Gebet damals fand eine Ant­wort, der Vor­schlag wur­de Wirklichkeit.“

Text: Giu­sep­pe Nardi
Bild: ordo​prae​di​ca​torum​.org

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