(Vatikan) Am vergangenen 13. Mai verstarb der Doyen des katholischen Bischofsstandes. Im Alter von 106 Jahren verstarb der vietnamesische Bischof Antoine Nguyàªn Van Thien. Damit ist der 102 Jahre alte französische Bischof Gery Leuliet nun ältester Bischof der Welt. Msgr. Leuliet war von 1963 bis 1985 Diözesanbischof von Amiens in Frankreich. Im Alter von 53 Jahren wurde der Priester der Diözese Arras von Papst Johannes XXIII. zum Bischof ernannt.
Allerdings ist nicht gesichert, daß Msgr. Leuliet tatsächlich der älteste lebende Bischof der Welt ist. In den kirchlichen Annalen scheint offiziell der Koreaner Msgr. Francis Hong Yong-Ho als ältester lebender Bischof der Welt auf. Doch vom Diözesanbischof von Pjöngjang fehlt jede Spur.
Msgr. Hong Yong-Ho wurde am 12. Oktober 1906 in Heijo geboren. 1933 empfing er in Pjöngjang die Priesterweihe und wurde 1944 von Papst Pius XII. zum Apostolischen Vikar von Heijo mit Pjöngjang ernannt und im selben Jahr zum Bischof geweiht. Zum Bischof weihte ihn der deutsche Benediktiner Bonifatius Sauer, der als Apostolischer Vikar von Wonsan und später als Abt des Klosters Tokugen im nördlichen Korea wirkte.
1962 erhob Papst Johannes XXIII. das Apostolische Vikariat von Heijo zur Diözese Pjöngjang. Seither scheint Msgr. Hong Yong-Ho zwar als Diözesanbischof dieser Diözese auf, doch niemand weiß, ob er damals überhaupt noch am Leben war oder auch nur einen Tag sein Amt ausüben konnte. Soweit die offizielle Chronik. Doch von dem katholischen Bischof fehlt seit Jahrzehnten jede Spur. Das kommunistische Regime Nordkoreas gab seinen Tod nie bekannt. Niemand weiß jedoch, ob er noch lebt, wann er verstorben ist oder ermordet wurde.
1948 übernahm die Kommunistische Partei im nördlichen Korea die Macht und installierte das noch heute herrschende System. Mit der Machtübernahme begann umgehend eine brutale Verfolgung der katholischen Kirche. 1949 wurde auch Bischof Hong Yong-Ho verhaftet. Seither gilt er als verschollen. Über sein Schicksal gibt es keinerlei Angaben.
Die katholische Kirche führt ihn seit 63 Jahren im Päpstlichen Jahrbuch als „verschwunden“. Die Kirche tut dies, weil es keine Todesmeldung gibt. Sie will damit aber auch auf das dramatische Schicksal der verfolgten Kirche im kommunistischen Korea aufmerksam machen. Der verschwundene Bischof Hong Yong-Ho „ist“ seit Jahrzehnten der einzige Bischof Nordkoreas. Seit der kommunistischen Machtübernahme wird vom Regime jeder Ernennung von Bischöfen grundsätzlich verhindert.
Text: Giuseppe Nardi
Bild: servaltar-belem