(Vatikan/Wien) Die Glaubenskongregation, die sich am Mittwoch mit der Versöhnung zwischen dem Heiligen Stuhl und der Piusbruderschaft befaßt, könnte sich demnächst auch mit einer umstrittenen Entscheidung des Wiener Erzbischofs Christoph Kardinal Schönborn beschäftigen.
Der Kardinal, selbst Mitglied der Glaubenskongregation, hatte im März nach den Pfarrgemeinderatswahlen in einer Pfarrei seiner Erzdiözese den bekennenden Homosexuellen Florian Stangl als Pfarrgemeinderat bestätigt, obwohl der Ortspfarrer sich aus objektiven Gründen unter Verweis auf die katholische Morallehre und das Kirchenrecht dagegen ausgesprochen hatte.
Die Glaubenskongregation forderte laut Berichten der österreichischen Tageszeitung Der Standard den Erzbischof von Wien auf, zur Entscheidung Stellung zu nehmen. In der Erzdiözese bemüht man sich um Schadensbegrenzung. Der Sprecher des Erzbistums, Michael Prüller, erklärte, „nichts von einem möglichen Druck“ aus Rom zu wissen. Der Kardinal habe die Entscheidung „persönlich“ getroffen und dies aufgrund „verschiedener pastoraler Überlegungen“.
Die Aufforderung der Glaubenskongregation zu einer „persönlichen“ Entscheidung Stellung zu nehmen, bedeutet in der kirchlichen Praxis eine erhebliche Ramponierung von Ansehen und Vertrauen für den Erzbischof und Kardinal.
Text: Giuseppe Nardi
Bild: Messa in latino