Die Einigung zwischen Rom und Piusbruderschaft scheint besiegelt – Vertrauliches Schreiben


(Vatikan/​Menzingen) Seit Sams­tag, den 14. April wird jeden Augen­blick die Bekannt­ga­be der erfolg­ten Eini­gung zwi­schen dem Hei­li­gen Stuhl und der Prie­ster­bru­der­schaft St. Pius X. erwar­tet. Eine offi­zi­el­le Erklä­rung wird vom Vati­kan kom­men, mit der der Hei­li­ge Stuhl sei­ne end­gül­ti­ge Ent­schei­dung und wohl auch bereits einen Zeit­plan für die kano­ni­sche Ein­glie­de­rung der Pius­bru­der­schaft in die Kir­che bekannt­ge­ben wird.

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Die­se Ver­laut­ba­rung ist noch nicht erfolgt, wird aber bis spä­te­stens dem Jah­res­tag der Wahl Bene­dikts XVI., den 19. April, erwar­tet. Seit dem Grün­don­ners­tag häu­fen sich die Signa­le in die­se Rich­tung sowohl von Sei­ten der Pius­bru­der­schaft als auch des Vati­kans. Msgr. Ber­nard Fel­lay habe dem­nach eine modi­fi­zier­te „Dok­tri­nel­le Prä­am­bel“ unterzeichnet.

Nach Jahr­zehn­ten eines schwie­ri­gen Neben­ein­an­ders und nach mehr­jäh­ri­gen Gesprä­chen scheint die Ver­söh­nung geglückt. In den Leser­kom­men­ta­ren von tra­di­ti­ons­ver­bun­de­nen Blogs heißt es seit Tagen, daß die Pius­bru­der­schaft dem Papst damit das „schön­ste Geburts­tags­ge­schenk“ mache.

Der Gene­ral­obe­re der Pius­bru­der­schaft Msgr. Ber­nard Fel­lay über­mit­tel­te am 14. April die von ihm unter­zeich­ne­te modi­fi­zier­te „Prä­am­bel“. Am Abend des­sel­ben Tages ver­faß­te er ein ver­trau­li­ches Schrei­ben an die ande­ren drei Bischö­fe und alle Prie­ster der Bru­der­schaft. Dar­in erklär­te er, so der Vati­ka­nist Andrea Tor­ni­el­li, daß man nun auf die Ver­laut­ba­rung Roms war­te. Gleich­zei­tig wie­der­hol­te er wie bereits am Grün­don­ners­tag die bei­den Grund­sät­zen, nach denen die kano­ni­sche Ein­glie­de­rung der Bru­der­schaft in die katho­li­sche Kir­che erfol­gen werde:

  1. daß von der Pius­bru­der­schaft kei­ner­lei Abstri­che im Glau­ben und dem, was sich davon her­lei­tet ver­langt wer­den (in Lit­ur­gie, Sakra­men­ten, Moral und Disziplin).
  2. daß der Bru­der­schaft wirk­li­che Hand­lungs­frei­heit gewährt wird, die ihr eine Ent­wick­lung ermöglicht.

Punkt 2 bekräf­tigt die Stim­men, wonach eine Eini­gung zwi­schen Rom und der Bru­der­schaft unmit­tel­bar bevor­steht. Dar­in geht es bereits kon­kret um die Fra­ge, wel­cher kano­ni­sche Sta­tus für die Pius­bru­der­schaft und deren spe­zi­fi­schen Not­wen­dig­kei­ten beson­ders geeig­net ist.

Auch Tor­ni­el­li inter­pre­tiert das Schrei­ben als Zei­chen für eine Eini­gung, weil sie Msgr. Fel­lay aus­drück­lich nicht aus­schließt und sie wahr­schein­lich unter größ­ter Dis­kre­ti­on bereits in Details ver­ein­bart wor­den ist. Das Schrei­ben scheint vor allem an jene Min­der­heit inner­halb der Bru­der­schaft gerich­tet zu sein, deren Ableh­nung einer Eini­gung mit Rom bekannt ist. Sie wird noch auf bis zu ein Vier­tel der Bru­der­schaft geschätzt. Der Gene­ral­obe­re scheint bemüht, auch die­se Grup­pe noch von der Rich­tig­keit einer Eini­gung zu über­zeu­gen, indem er deren Beden­ken zer­streut und betont, daß die Eini­gung auf kla­ren Grund­sät­zen beru­hen werde.

Die Kri­ti­ker einer Eini­gung set­zen sich aus ver­schie­de­nen Rich­tun­gen und Ansät­zen zusam­men, deren radi­kal­ste sich nahe am Sedis­va­kan­tis­mus bewegt. Es ist daher noch nicht klar, wie­vie­le von die­ser Min­der­heit sich noch über­zeu­gen las­sen und die Eini­gung mit­tra­gen und wie­vie­le den Weg in ein tat­säch­li­ches Schis­ma gehen wer­den. Die vier Bischö­fe der Bru­der­schaft neh­men unter­schied­lich nuan­cier­te Posi­tio­nen ein. Am wei­te­sten von jener des Gene­ral­obe­ren ent­fernt ist jene des Eng­län­ders Msgr. Richard Williamson.

Msgr. Fel­lay wür­de eine Per­so­nal­prä­la­tur bevor­zu­gen, wie sie bis­her nur dem Opus Dei gewährt wur­de. Die­se ist unmit­tel­bar dem Papst unter­stellt, ter­ri­to­ri­al unge­bun­den und erstreckt sich auf den gan­zen Erd­kreis. Einer Per­so­nal­prä­la­tur gehö­ren Welt­prie­ster an und an der Spit­ze der Per­so­nal­prä­la­tur des Opus Dei steht seit 1990 ein Prä­lat mit Rang und Wei­he eines Bischofs. Das wür­de der beson­de­ren Situa­ti­on und den Bedürf­nis­sen der Pius­bru­der­schaft ent­ge­gen­kom­men. An der römi­schen Kurie gibt es aller­dings eini­gen Wider­stand gegen eine so star­ke inner­kirch­li­che Posi­ti­on für die „Tra­di­tio­na­li­sten“.

Text: Giu­sep­pe Nardi
Bild: Sacri Palazzi

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3 Kommentare

  1. Eine groß­ar­ti­ge Nach­richt. Ein guter Tag für die Kir­che. Ein wun­der­ba­res Geschenk für unse­ren Hei­li­gen Vater.

  2. Für mich waren die Pius­brü­der bis­her „luthe­risch“ ungehorsam.
    Wer sich jetzt noch ver­wei­gert, ist „luthe­risch“ stur.

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