Minderjähriger Christ wegen „Beleidigung des Islam“ zu drei Jahren Haft verurteilt


(Kai­ro) Ein ägyp­ti­sches Jugend­ge­richt ver­ur­teil­te am 4. April den 17jährigen Chri­sten Gam­al Abdou Massoud zu drei Jah­ren Gefäng­nis, weil er im Dezem­ber 2011 auf sei­ner Face­book-Sei­te den Islam und des­sen „Pro­phe­ten“ belei­digt habe. Der jun­ge Kop­te habe, so der Gerichts­hof ‚Kari­ka­tu­ren über den Islam ver­öf­fent­licht und ande­ren Jugend­li­chen zugäng­lich gemacht. Gam­al Abdou Massoud bestrei­tet alle Vor­wür­fe entschieden.

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Als die Anschul­di­gun­gen bekannt wur­den, brann­ten auf­ge­brach­te Mos­lems das Haus der Fami­lie Massoud in Assu­it nie­der. Bei den Unru­hen wur­den von den Isla­mi­sten auch wei­te­re fünf Häu­ser christ­li­cher Fami­li­en nie­der­ge­brannt. Die Fami­lie von Gam­al Abdou Massoud muß­te aus Sicher­heits­grün­den Assu­it verlassen.

Gegen den jun­gen Kop­ten wur­de die im Jugend­straf­recht vor­ge­se­he­ne Höchst­stra­fe ver­hängt. Com­pass Direct News spricht von „Dop­pel­mo­ral“. Das Urteil wider­spre­che der All­ge­mei­nen Erklä­rung der Men­schen­rech­te. Es zei­ge aber auch, so Com­pass Direct News, daß die Rech­te der christ­li­chen Min­der­heit in Ägyp­ten nur dann Gel­tung haben, wenn die „Emp­find­lich­kei­ten“ der Mos­lems nicht berührt wer­den. Von einer recht­li­che Gleich­stel­lung von Chri­sten und Mos­lems kön­nen in Ägyp­ten kei­ne Rede sein.

Das Gericht mach­te Massoud wegen „Auf­het­zung“ auch für die anti­christ­li­chen Unru­hen in Assu­it ver­ant­wort­lich, wäh­rend die mos­le­mi­schen Angrei­fer nicht zur Rechen­schaft gezo­gen wurden.

Von einer „Dop­pel­mo­ral“ spricht auch Samia Sid­hom, Chef­re­dak­teur bei kop­ti­schen Tages­zei­tung Wata­ni in Kai­ro. „Wenn Mos­lems das Chri­sten­tum belei­di­gen, geschieht nichts. Wenn Chri­sten angeb­lich den Islam belei­di­gen, wer­den sie mit Höchst­stra­fen bestraft.“ Sid­hom äußert Zwei­fel an den Vor­wür­fen gegen den jun­gen Chri­sten. Ein Repor­ter sei­ner Zei­tung habe kei­ne Bewei­se gefun­den, daß Massoud über­haupt eine Face­book-Sei­te besaß. Der 17-Jäh­ri­ge sei gera­de­zu ein „Com­pu­ter-Analpha­bet“, so Sidhom.

Es han­delt sich um den drit­ten gro­ßen Fall von „Belei­di­gung des Islams“, der inner­halb eines Monats von ägyp­ti­schen Gerich­ten gegen Kop­ten ver­han­delt wur­den. Am 3. März 2012 wies ein Gericht in Kai­ro ein Ver­fah­ren gegen Naguib Sawa­ris, Christ und Unter­neh­mer im Tele­kom­mu­ni­ka­ti­ons­be­reich ab. Sawa­ris war ange­klagt, mit einer Kari­ka­tur den Islam belei­digt zu haben. Er hat­te auf sei­ner Face­book-Sei­te Micky Maus und Min­ni Maus beklei­det und ver­schlei­ert, wie es sich Isla­mi­sten wün­schen, dar­ge­stellt, um zu zei­gen, wie Ägyp­ten nach einem Wahl­sieg der Isla­mi­sten aus­se­hen würde.

Am 16. März blockier­te eine Grup­pe mos­le­mi­scher Juri­sten den Gerichts­saal, wo der kop­ti­sche Christ Makram Diab die Auf­he­bung eines Urteils zu sechs Jah­ren Haft wegen Belei­di­gung des Islams anstreb­te. Ein Sala­fist hat­te den Chri­sten ange­zeigt, nach­dem sie einen Streit mit­ein­an­der hat­ten. Bereits sechs Tage nach sei­ner Ver­haf­tung wur­de Diab ohne jeden Rechts­bei­stand ver­ur­teilt. Seit­her kämpft er um sein Recht.

Text: Paix Liturgique/​Giuseppe Nardi
Bild: chri​stia​no​pho​bie​.fr

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