(Mumbai) Die Tötung und Verarbeitung einer Kuh wird im indischen Bundesstaat Madhya Pradesh künftig mit bis zu sieben Jahren Gefängnis bestraft. Das Parlament des Bundesstaates verabschiedete eine entsprechende Änderung eines Staatsgesetzes von 2004, das Strafen bis zu drei Jahren vorsah. Für den Hinduismus, die Mehrheitsreligion in Madhya Pradesh, sind Kühe heilig. Gemäß der Gau-Vansh Vadh Pratishedh (Sanshodhan) Bill von 2010 gilt auch der Verzehr, die Lagerung und der Transport von Rindfleisch als Straftat. Mit dem neuen Gesetz hat die Polizei das Recht, jeglichen Ort, auch Geschäfts- und Privaträume, zu kontrollieren, „wenn der Verdacht besteht, daß dort das Verbrechen stattgefunden hat oder stattfinden könnte.“
Seit 2008 wird der Bundesstaat Madhya Pradesh von der hindunationalistischen indischen Volkspartei Bharatiya Janata Party (BJP) regiert, die für ihre engen Verbindungen mit dem hinduistischen Extremismus des Sangh Parivar bekannt ist. Diese Organisation und andere wie Vishwu Hindu Parishad, Rashtriya Swayamsevak Sangh und Bajrang Dal sind die Hauptverantwortlichen für zahlreiche Gewalttaten und Pogrome gegen religiöse Minderheiten, vor allem gegen Christen.
Msgr. Leo Cornelius, der katholische Erzbischof von Bhopal und Vorsitzender der Bischofskonferenz des Bundesstaates erklärte zur Gesetzesänderung: „Die Regierungsmehrheit beschließt Gesetze, um die Gesellschaft zu spalten und die Hindu-Mehrheit zu begünstigen. Wenn wir auch die religiösen Gefühle der Hindus respektieren, die in der Kuh ein heiliges Tier sehen, ist es nicht richtig, die eigene Ideologie anderen Gemeinschaften aufzuzwingen. Schließlich sind in Indien Staat und Religion getrennt.“
Der Erzbischof fürchtet, „daß eine solche Gesetzgebung interreligiöse Spannungen schafft und die Minderheiten einer noch größeren Gefährdung aussetzt. Das Verbot richtet sich gegen die Ernährungsgewohnheiten ganzer Gruppen, für die Rindfleisch ein selbstverständliches Nahrungsmittel mit hohem Proteingehalt ist. Mit diesem Gesetz sollen die brahmanische Mentalität aufgezwungen und die unteren Kasten unterdrückt werden“, so der Erzbischof Cornelius.
Text: Asianews/Giuseppe Nardi
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