(London) Das Geschäft ist mit rund 300 Millionen Euro enorm: Kürbisse, Hexenhüte, Vampirgebisse und tausend andere „Teufeleien“. Die bare Münze erklärt bereits einen Gutteil der Beweggründe, die vor wenigen Jahren zum geschäftstüchtigen Import von „Halloween“ in Kontinentaleuropa führte. Die inszenierte Erfindung und Etablierung eines kommerziellen Phänomens innerhalb kürzester Zeit ist ausdrucksstarkes Signal für die inhaltslose Konsumorientiertheit westlicher Gesellschaften. Der Hebel dazu wurde nicht zufällig bei den Kindern angesetzt.
Läßt sich damit schon alles erklären? Kaum. Es ist nicht der kommerzielle Aspekt, der zum Nachdenken Anlaß geben sollte, sondern das Zwiespältige an diesem „Fest“. Es sind religiöse, vielmehr „diabolische“ Aspekte, über die die Millionen von Kindern, Jugendlichen und vor allem Erwachsenen nachdenken sollten, die weltweit sich in „spaßige“ Stimmung versetzen.
In bester Absicht öffnen Kindergärten, Schulen, Jugendgruppen und sogar Pfarreien dem Spektakel ihre Tore, das sie für ein zwar etwas verfrühtes, doch harmloses Karnevalstreiben halten. Das Ereignis bezeichnet nicht nur den Beginn des alten keltischen Jahres, sondern auch das wichtigste „Fest“ satanistischer Sekten. So schrieb es Anton Lavey (1930–1997), der Gründer der Satanskirche, der auch klarstellte, daß es keinen Unterschied zwischen „weißer“ und „schwarzer“ Magie gebe, außer dem einer „scheinheiligen Überheblichkeit und eines Selbstbetrugs“, dem jene unterliegen, die die „weiße“ Magie praktizieren. (Anton Lavey: The Satanic Bible, New York 1969, S. 110)
Laut einer Erhebung der italienischen „Anti-Betrugs-Hotline“ erklären rund 40 Prozent der Jugendlichen, die „Nacht der Hexen“ mit Sympathien für die Welt der Magie und des Obskuren zu feiern. Bibliotheken verzeichnen vor Halloween einen auffälligen Anstieg von ausgeliehenen Büchern über Magie, Hexerei, Satanismus und Sekten.
„Skeptiker werden über Bedenken lächeln, doch die Gefahr ist real“, erklärte dazu eine Sektenbeauftragte der Gemeinschaft Papst Johannes XXIII. „16 Prozent der Personen, die in die Esoterik verstrickt sind, und damit einem Vorhof des Satanismus, kamen erstmals durch Halloween damit in Kontakt. Ich denke, das will etwas sagen.“
Doreen Irvine, eine ehemalige Prostituierte, die sich jahrelang im Satanismus herumtrieb, bevor sie sich zum Christentum bekehrte, findet eindeutige Worte zu Halloween: „Wenn die Eltern wüßten, was dieses Fest bedeutet, würden sie es vor ihren Kindern nicht einmal erwähnen.“
Es ist bekannt, daß der 31. Oktober bei den Kelten als Neujahr begangen wurde. Er symbolisiert im Gegensatz zum Beginn der anderen Jahreszeiten die “Niederlage“ der Sonne, den Beginn des Winters und damit „Hunger und Tod“. Die Kelten begingen die Nacht von Samhaim, (alt-irisch Samain, „Herr des Todes“, „Fürst der Finsternis“), in der Überzeugung, daß sich in dieser Nacht die Pforten annwn (zum Reich der Geister) und sidhe (zum Reich der Feen) öffnen. Geblieben ist das „Neujahrsfest“ der Hexer. Daher rührt auch der besondere Aktivismus der Satanisten in dieser Nacht, die in Kirchen eindringen, geweihte Hostien aus dem Tabernakel stehlen und Rosenkränze verbrennen. Vorfälle, wie sie sich jedes Jahr zutragen.
So geschehen vor einem Jahr in der kleinen Kirche von San Lorenzo a Tempio auf der Mittelmeerinsel Sardinien. Kurz vor Sonnenaufgang des 1. November, dem Fest Allerheiligen, verbrannte eine Gruppe von Satanisten die Darstellungen Christi, der Gottesmutter Maria und von Heiligen. Die Feuerwehr fand sie später gemeinsam mit dem Ortspfarrer Don Gianni Sini, der – wahrscheinlich nicht zufällig – Exorzist seiner Diözese ist.
In der „Hexennacht“ geht es, wie bekanntlich auch in der Walpurgisnacht den Katzen an den Kragen, die häufig Opfer schrecklicher Opferrituale werden. Im Vorjahr gelang es Tierschützern kurz vor Halloween in verschiedenen Gebieten Nord- und Mittelitaliens 71 schwarze Katzen zu befreien, die wahrscheinlich für Schwarze Messen bestimmt waren.
Man kann immer alles verharmlosen, bestimmt. Ob es den Jugendlichen hilft, die sich auf dünnes Eis begeben, ist sehr fraglich. Mit einem klaren Nein, antwortet die Sektenbeauftragte der Gemeinschaft Papst Johannes XXIII. „Die Jugendlichen befinden sich in einer heiklen Umbruchphase, angetrieben von Neugierde und Auflehnung wollen sie Gefahren ausloten, ohne sie richtig einschätzen zu können. Das macht sie sehr verwundbar. Davor sind sie zu schützen.“
Da die Christen um die Gefahren wissen, sollten sie solche Phänomene wie Halloween besonders aufmerksam beobachten. „Die Welt relativiert unter dem Deckmantel des Konsums so gut wie alles. Es sind also die Christen, die warnen müssen, wo Gefahr im Verzug ist, denn es heißt bei Jesaja 5,20: „Weh denen, die das Böse gut und das Gute böse nennen, / die die Finsternis zum Licht und das Licht zur Finsternis machen, / die das Bittere süß und das Süße bitter machen.“
Im radikalen Gegensatz zum „dämonischen Kratzen an der Pforte“ von Halloween steht das christliche Fest Allerheiligen, das das Vorbild der Heiligen in den Mittelpunkt stellt und daran erinnert, daß alle Menschen, die Eingang in das Paradies finden, heilig sind, weshalb das Gedenken an die lieben Verstorbenen und das Fest aller Heiligen so eng beeinander liegen. Die Idee zu diesem Fest geht auf den sächsischen Mönch Alkuin von York zurück. Er wollte im Zeichen der Heiligkeit und der Gemeinschaft der Heiligen das genannte keltische Fest Samhaim überwinden und christianisieren. Eine theologische Intuition, die auf Wunsch Papst Gregors IV. von Kaiser Ludwig dem Frommen aufgegriffen wurde. Erst Jahrhunderte später sollte das Allerheiligenfest 1475 durch Papst Sixtus IV. allerdings für die ganze Kirche zum gebotenen Festtag werden.
Der Unterschied zwischen einem viele Jahrhunderte alten kirchlichen Fest Allerheiligen mit bedeutendem theologischem Inhalt und Halloween, einem Fest des Kommerzes, wenn man es „locker“ nehmen will und der Satanisten, wenn sich den „Inhalte“ zu Gemüte führt, wird erkennbar, wenn man in den großen Enzyklopädien nachschlägt. Während alle ausführlich das Kirchenfest beschreiben, war Halloween bis „gestern“ faktisch unbekannt.
Heute kennen alle das Fest, aber wenige wissen etwas von den Hintergründen. In der Welt der Animateure und der permanenten Unterhaltung spielen diese angeblich ja auch keine Rolle.
Text: BQ/Giuseppe Nardi
Bild: Wikimedia