Kreuzerhöhung – Der doppelte Aspekt von Christi Passion: Erniedrigung und Verherrlichung


Lie­be Brü­der und Schwestern!

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Das Fest Kreuz­erhö­hung, das wir heu­te fei­ern, ist ein geeig­ne­ter Anlaß, über den Psalm 22 zu spre­chen, ein Gebet, das uns auf das Kreu­zes­lei­den Chri­sti hin­weist und den dop­pel­ten Aspekt sei­ner Pas­si­on – Ernied­ri­gung und Ver­herr­li­chung, Tod und Leben – zum Aus­druck bringt. Der Psalm stellt uns die Gestalt eines unschul­dig Ver­folg­ten vor Augen, den sei­ne Bedrän­ger töten wol­len. Er aber nimmt in sei­ner schmerz­er­füll­ten Kla­ge Zuflucht zu Gott. In sei­nem Gebet wech­seln sich die bedrän­gen­de Wirk­lich­keit der Gegen­wart und die tröst­li­che Erin­ne­rung über die Hil­fe Got­tes in der Ver­gan­gen­heit ab. Im tief­sten Leid ange­sichts sei­ner ver­zwei­fel­ten Situa­ti­on, ange­sichts von Got­tes schein­ba­rer Abwe­sen­heit und sei­nem Schwei­gen ruft er aus: »Mein Gott, mein Gott, war­um hast du mich ver­las­sen?« Er fühlt sich ver­las­sen. Gott ant­wor­tet nicht. Und doch nennt er den Herrn »Mein Gott«; er bleibt sein Gott, er gibt die Hoff­nung nicht auf, daß Gott ihn hört und erhört. In die­ser Gewiß­heit des Glau­bens öff­net sich sein Beten zum gro­ßen Lob­preis Got­tes. Er weiß, daß die gro­ßen Taten Got­tes nicht nur Ver­gan­gen­heit sind, son­dern auch Gegen­wart und Zukunft, daß mit­ten im Schwei­gen und in der Abwe­sen­heit Got­tes sei­ne Gegen­wart da ist und sich auf­tun wird auf eine Wei­se, die er sel­ber noch nicht sehen kann. Die­sen Psalm hat sich Chri­stus am Kreuz zu eigen gemacht, indem er sei­ne Anfangs­wor­te geru­fen und damit den gan­zen Abgrund sei­nes Lei­dens vor Gott und vor uns hin­ge­stellt hat. Aber in den Anfangs­wor­ten zu dem schwei­gen­den Gott ist doch auch der gan­ze Psalm mit sei­ner Gewiß­heit der gro­ßen Erhö­rung, der Auf­er­ste­hung, der Bekeh­rung der Hei­den schon anwe­send. So ist dar­in ent­hal­ten einer­seits die gan­ze Pas­si­on Jesu Chri­sti, die die Pas­si­on der Mensch­heit vor dem schwei­gen­den Gott auf sich nimmt, und die gan­ze Herr­lich­keit Chri­sti, der in der Welt mit­ten im Lei­den der Mar­ty­rer immer wie­der siegt und immer wie­der Got­tes Herr­lich­keit und Güte zeigt. Leid und Tod sind nicht das Ende, und Got­tes Schwei­gen ist nicht das letz­te, Gott schenkt Leben und zeigt sich uns. Dem­ge­mäß sagt Jesus spä­ter zu den Emma­us­jün­gern: »Muß­te nicht der Mes­si­as all die­ses lei­den, um so in sei­ne Herr­lich­keit ein­zu­ge­hen?« (Lk 24,26) und weist uns damit hin auf den für uns oft schwer faß­ba­ren und doch wesent­li­chen Zusam­men­hang von Leid, Abwe­sen­heit Got­tes und neu­er Herr­lich­keit des Herrn. Wir wol­len dar­um bit­ten, daß wir im Schwei­gen Got­tes nicht ver­za­gen. Wir wol­len ihn bit­ten, daß er sich uns hör­bar macht, daß wir mit­ten in den Nöten die­ser Zeit auch sei­ne Herr­lich­keit und Güte erken­nen dürfen.

Ganz herz­lich grü­ße ich die deutsch­spra­chi­gen Pil­ger und Besu­cher. Gott ver­läßt uns nicht. Des­halb ist es wich­tig, daß wir nicht auf­hö­ren, im Gebet bei ihm anzu­klop­fen, ja zu ihm hin zu schrei­en, wie der Herr es getan hat. Er wird auch in uns das Licht der Auf­er­ste­hung anzün­den. Gott beglei­te Euch alle! Herz­li­chen Dank.

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