Der „Dialogprozeß“ in der deutschen Kirche ist angelaufen. Selbst bei Anwesenheit des Allerheiligsten wird in Kirchen „diskutiert“. Die Veranstaltungen scheinen für eine „progressive“ Klientel gedacht und werden von dieser erwartungsgemäß genützt.
Wie dialogbereit „dialogbegeisterte“ Kirchenkritiker sind, zeigt der Bericht einer jungen Katholikin über die „Dialog“-Veranstaltung von Gelsenkirchen. Warum bieten die Bischöfe „kirchenkritischen“ und kirchenzersetzenden Kräften ein institutionalisiertes Forum, das mit viel inhaltsschwachem Aufwand dem relativistischen Zeitgeist folgend als „ergebnisoffen“ deklariert wird?
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Am 13. August wollen die Bischöfe Papst Benedikt XVI. über den deutschen „Dialogprozeß“ informieren. Ob sie ihn auch darüber iinformieren werden, wie beispielsweise die „Dialog“-Veranstaltungen von Gelsenkirchen und Essen abgelaufen sind?
Lesen Sie heute den Bericht von Marlene Frölich über die Dialogveranstaltung von Gelsenkirchen (in Essen lief das Ganze fast identisch ab, allerdings nicht vor dem Allerheiligsten): Am 19. Juni 2011 ließ Bischof Franz-Josef Overbeck in allen Kirchen des Bistums Essen ein zum Dialog mit „möglichst vielen Menschen“ aufforderndes Hirtenwort verlesen.
Der vom Ruhrbischof angekündigte „Prozeß der gemeinsamen Suche und des Dialogs über die Situation und den künftigen Weg unserer Kirche“ basiert auf einer von der deutschen Bischofskonferenz im Herbst 2010 beschlossenen Initiative.
Wie in anderen Städten des Bistums fand am 18. Juli 2011 auch in Gelsenkirchen eine Dialog-Veranstaltung statt, allerdings im Gegensatz zu den bisherigen innerhalb der katholischen Kirche St. Joseph. Eingeladen hatte der Stadtkatholikenrat sowie laut dessen Angaben die Gelsenkirchener Pfarrer, von denen einige anwesend waren, sich jedoch nicht aktiv am Dialog beteiligten.
Rund 300 Personen waren dem Aufruf gefolgt, viele waren verbandlich engagierte oder hauptberufliche Laien, und fast alle waren im Rentenalter. Zu Beginn und zum Ende der rund zweistündigen Versammlung leitete der örtliche Pfarrer Hans-Thomas Patek jeweils ein kurzes Gebet, inhaltlich äußerte er sich nicht zum Dialog.
Er betonte, dass man sich bewusst für ein Gotteshaus als Treffpunkt entschieden habe. In der Kirche befand sich zwar das Allerheiligste im Tabernakel hinter dem Altar, wurde jedoch durch Flipcharts und eine Videoleinwand verdeckt und auch im weiteren Verlauf des Abends nicht beachtet.
In zwei Runden wurden die Teilnehmer von drei moderierenden Ratsmitgliedern aufgefordert sich in Kleingruppen zu besprechen und anschließend Kärtchen mit Ergebnissen zu den Fragen „Was empört mich an der Kirche?“ und „Die katholische Kirche hat im Bistum Essen nur Zukunft, wenn…“ aufzuschreiben. Diese wurden dann auf den Altarstufen laut vorgestellt.
Neben vielen persönlichen Enttäuschungen über die Zusammenlegung von Gemeinden in den letzten Jahren und einem vagen, aber aggressiven „Unmut gegen Hierarchien“ kamen von der großen Mehrheit erwartungsgemäß mehr oder weniger direkt formulierte Forderungen nach Frauenordination, Abschaffung des Zölibats, Anerkennung von Homosexualität und Ehebruch sowie mehr Ökumene. Nur ein Beitrag bezog sich auf den sog. Missbrauchsskandal des Jahres 2010.
Die ca. 35 anwesenden unter 30-jährigen Gelsenkirchener Dialogteilnehmer sprachen dagegen fast alle dezidiert katholische Positionen an. So wünschten sich einige mehr Katechese, Rosenkranz und Anbetung.
Andere regten die faktische Gleichberechtigung von Gläubigen an, die die heilige Kommunion aus Priesterhand und in den Mund empfangen wollen. Auch wurde auf die oft mangelhafte Einhaltung des Kirchenrechts (etwa im Bereich der Priesterkleidung) oder die Tabuisierung des schlimmen Unrechts der Abtreibung unter deutschen Priestern hingewiesen. Viele Jugendliche verdeutlichten ihre klare Haltung zum Heiligen Vater und forderten mehr Papsttreue und regelmäßiges Verlesen seiner Worte durch die Pfarrer. Während alle anderen Forderungen mit mehr oder weniger Applaus quittiert wurden, regte sich bei diesen Bitten großer Widerstand: Das Publikum buhte die jungen Gläubigen bei jeder Wortmeldung aus, einige lachten, viele beschimpften sie als „rückwärtsgewandt“, „kadavergehorsam“ etc.
Obwohl sich einige ältere Anwesende für eine Verbesserung der Jugendarbeit aussprachen, mussten sich die jungen Katholiken zum Teil durchsetzen, um überhaupt ausreden zu können.
Bereits bei der Dialogveranstaltung in der Stadt Essen am 13. Juli 2011 waren junge Gläubige mit römisch-katholischem Profil diffamiert und ausgebuht und nachträglich sogar mit einem in der Lokalzeitung abgedruckten Foto als „rückwärtsgewandt“ dargestellt und somit öffentlich vorgeführt worden.
Ein anderer junger Gläubiger kritisierte gegen Ende der Veranstaltung, dass man überhaupt nicht miteinander ins Gespräch gekommen sei. Eine weitere Dame schlug vor solche Versammlungen künftig in geeigneteren Räumen als Kirchen abzuhalten. Trotz des kontroversen Abends, der die sehr unterschiedlichen Vorstellungen von Katholizismus unter den Anwesenden klar herausstellte, formulierte Moderator Klaus Hermandung (Katholikenratsvorsitzender und Bürgermeister von Gelsenkirchen) als Dialogziel: „Die Kirche hat im Bistum Essen nur Zukunft, wenn dieser Dialogprozess Früchte trägt.“ Anne Cebulla rief alle Anwesenden zum Abschluss explizit dazu auf sich bei Meinungsverschiedenheiten eindeutig gegen ihre Priester zu stellen und ihre persönlichen Ansichten auch gegen dessen etwaigen Widerstand schlicht durchzusetzen.
Diese Ergebnisse will der Diözesanrat des Bistums Essen in den kommenden Wochen „auswerten und dem Bischof präsentieren“.
Text: Marlene Frölich
Bild: DBK
Wir werden über die weiteren Dialogveranstaltungen informieren und ersuchen teilnehmende gläubige Katholiken um ihre Berichte.